29.06.2025 - 10:36 Uhr

Mourant
10 Rezensionen

Mourant
12
Ich war im Schimmelhimmel...
Ich habe diesen Duft zum ersten Mal getestet, als mir mit dem Flakonroller etwas auf einen Teststreifen gestrichen wurde. Wochenlang lag dieser auf meinem Küchentisch und strömte das himmlischste, gruftigste Kellerpatchouli aus, das ich jemals gerochen habe. Absoluter Beute-Alarm also, er hatte sich definitiv in meinem Kopf festgefressen und ich flatterte um den Streifen wie die Motto zum Licht, bis diese Kerze verlosch, was wie gesagt recht lange dauerte.
Etwa ein Jahr später hatte ich die Chance, hier eine Abfüllung zu erstehen. Es handelte sich zweifelslos um den gleichen Duft, mein Eindruck war aber nun, auf Haut als auch Papier, dauerhaft leider ein etwas anderer:
Dunkel-ätherisch, wie „Erkältungs-Salbe“. Irgendwie "chemisch", aber noch auf ungiftige Art, lässt sich aushalten. Holzig-scharf schimmerndes Grün, das in der Dunkelheit leuchtet. Balsamisch-dicht, fast cremig, dennoch klar, streng. In der Basis pudriger, erdiger, frischer Vetivermoder, leicht rauchig, holzig, ledrig. Das trotz der Herbheit auf eine eher "sanfte" Art (gemessen an der Ausrichtung).
Ich finde, dass die Noten hier stark verblendet sind, somit einen eigenständigen Duft erzeugen und kann nichts bzw. nicht viel einzeln herausriechen außer wie gesagt Patchouli und Vetiver. Dass hier in der Pyramide Vetiver, Patchouli und Hölzer hervorgehoben stehen, halte ich also für nachvollziehbar.
Der einzige Vergleich, der mir käme, wäre Humus aufgrund der strengen, natürlichen, ätherischen, grünen, erdigen, eher kühlen Ausrichtung, wobei beim Sorcinelli Kiefer keine Rolle spielt.
Wenn man dem Marketing in die Hände spielen wollte, könnte man zumindest im Auftakt auch noch eine gewisse Nähe zu Poppers herstellen, aber derartige Forcierungen mit Vorsicht genießen, vor allem da Sorcinelli für die "X SÉ"-Reihe, der vorliegender Duft entstammt, mit popper-pop eigens einen Poppersduft kreiert hat, den ich zwar noch nicht gerochen habe, der dem Thema aber sicherlich näher kommt als cruising-area.
Apropos Cruising. "Cruising-Gebiet" ist recht unspezifisch, meist handelt es sich um Wäldchen. Was der gute Mann für eine Vorstellung von Cruising-Gebieten hat oder ob/wo er cruisen geht, weiß ich natürlich nicht. Kann mir allerdings schwer vorstellen, dass es Cruising auf dem Friedhof oder in schimmligen Kellergewölben gibt. Aber wer weiß, wie mann das so in Italien handhabt. Wie dem auch sei, den Namen finde ich dementsprechend etwas weit hergeholt. Passt für mich nicht wirklich zum Duft.
Im Werbetext liest man unter anderem etwas von versteckten, unterirdischen Orten mit dunklen Passagen, schimmligen Wänden voller flüchtiger Lüste, wo persönlicher Ruhm vergessen ist, um Raum für die eigenen Nacktheit zu lassen. ("It is that hidden, underground space, with inaccessible and dark passages, with moldy walls and full of ephemeral pleasure, where personal stardom is abandoned to leave room for one’s own nakedness without ever questioning who one really is." von https://filipposorcinelli.com/en/products/cruising-area). Nun, ich würde sagen, die erste Hälfte des Konzepts ist erfolgreich umgesetzt. Den menschelnden, lüsternen Teil kann ich weniger nachvollziehen, der Duft riecht für mich eher unmenschlich, unmenschelnd, stattdessen atmosphärisch.
Letztlich eine interessante Erfahrung, aber für mich eher Schublade "Kunstduft". In der Öffentlichkeit würde/werde ich ihn nicht tragen. Was vielleicht widersprüchlich wirken mag, da mir Patchouli nicht gruftig genug sein kann. Schlussendlich ist mir die "erkältungssalbige" Facette hier aber zu dominant und überwiegend. Ich wünschte, mein erster Eindruck würde wiederkehren... Ich war im Schimmelhimmel!
Etwa ein Jahr später hatte ich die Chance, hier eine Abfüllung zu erstehen. Es handelte sich zweifelslos um den gleichen Duft, mein Eindruck war aber nun, auf Haut als auch Papier, dauerhaft leider ein etwas anderer:
Dunkel-ätherisch, wie „Erkältungs-Salbe“. Irgendwie "chemisch", aber noch auf ungiftige Art, lässt sich aushalten. Holzig-scharf schimmerndes Grün, das in der Dunkelheit leuchtet. Balsamisch-dicht, fast cremig, dennoch klar, streng. In der Basis pudriger, erdiger, frischer Vetivermoder, leicht rauchig, holzig, ledrig. Das trotz der Herbheit auf eine eher "sanfte" Art (gemessen an der Ausrichtung).
Ich finde, dass die Noten hier stark verblendet sind, somit einen eigenständigen Duft erzeugen und kann nichts bzw. nicht viel einzeln herausriechen außer wie gesagt Patchouli und Vetiver. Dass hier in der Pyramide Vetiver, Patchouli und Hölzer hervorgehoben stehen, halte ich also für nachvollziehbar.
Der einzige Vergleich, der mir käme, wäre Humus aufgrund der strengen, natürlichen, ätherischen, grünen, erdigen, eher kühlen Ausrichtung, wobei beim Sorcinelli Kiefer keine Rolle spielt.
Wenn man dem Marketing in die Hände spielen wollte, könnte man zumindest im Auftakt auch noch eine gewisse Nähe zu Poppers herstellen, aber derartige Forcierungen mit Vorsicht genießen, vor allem da Sorcinelli für die "X SÉ"-Reihe, der vorliegender Duft entstammt, mit popper-pop eigens einen Poppersduft kreiert hat, den ich zwar noch nicht gerochen habe, der dem Thema aber sicherlich näher kommt als cruising-area.
Apropos Cruising. "Cruising-Gebiet" ist recht unspezifisch, meist handelt es sich um Wäldchen. Was der gute Mann für eine Vorstellung von Cruising-Gebieten hat oder ob/wo er cruisen geht, weiß ich natürlich nicht. Kann mir allerdings schwer vorstellen, dass es Cruising auf dem Friedhof oder in schimmligen Kellergewölben gibt. Aber wer weiß, wie mann das so in Italien handhabt. Wie dem auch sei, den Namen finde ich dementsprechend etwas weit hergeholt. Passt für mich nicht wirklich zum Duft.
Im Werbetext liest man unter anderem etwas von versteckten, unterirdischen Orten mit dunklen Passagen, schimmligen Wänden voller flüchtiger Lüste, wo persönlicher Ruhm vergessen ist, um Raum für die eigenen Nacktheit zu lassen. ("It is that hidden, underground space, with inaccessible and dark passages, with moldy walls and full of ephemeral pleasure, where personal stardom is abandoned to leave room for one’s own nakedness without ever questioning who one really is." von https://filipposorcinelli.com/en/products/cruising-area). Nun, ich würde sagen, die erste Hälfte des Konzepts ist erfolgreich umgesetzt. Den menschelnden, lüsternen Teil kann ich weniger nachvollziehen, der Duft riecht für mich eher unmenschlich, unmenschelnd, stattdessen atmosphärisch.
Letztlich eine interessante Erfahrung, aber für mich eher Schublade "Kunstduft". In der Öffentlichkeit würde/werde ich ihn nicht tragen. Was vielleicht widersprüchlich wirken mag, da mir Patchouli nicht gruftig genug sein kann. Schlussendlich ist mir die "erkältungssalbige" Facette hier aber zu dominant und überwiegend. Ich wünschte, mein erster Eindruck würde wiederkehren... Ich war im Schimmelhimmel!
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