Tarot

Floyd
26.12.2023 - 09:39 Uhr
46
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Ein keltisches Kreuz aus Karten

In obskuren Lichttropfen aus warmem Harz legst Du Dir ein keltisches Kreuz. Schaust schwarzen Honig, der aus der Dunkelheit kommt. Dort glimmen Punkte aus braunem Zimt. Du spürst eine Frucht, die fern darin wohnt. Bald hast Du die Augen an das Dunkle gewöhnt. Dann siehst Du den boswellianischen Balsam wie winzige Körnchen im Schummerlicht tanzen, würzig-rote und süßbraune Perlen, die auf Safranrauchfäden und Kardamom wie warmer Staub durch die Kammer wehen. Durch die vergilbten Karten kannst die die Tischplatte sehen, die Harzlichttropfen, die sich darin spiegeln sowie modrig verquollene dunstige Stellen, die allmählich zu feuchter Erde zerfallen. Dorthin führt der Weg aller Fragenden.
***
Oleg Grabchuk, der kreative Kopf hinter G Parfums, lebt und arbeitet in Kiew. "Incense in an unusual sound. In this fragrance, I combined 5 types of incense, balsams and my favorite heard [resin] to get a warm, mysterious and non-trivial Tarot." beschreibt er "Tarot" selbst.
Tatsächlich ist dieser Weihrauchduft auf eine besondere Art vielschichtig und transparent sowie tiefgründig und dunkel zugleich. Er lebt von den Gegensätzen balsamischer Süße und herb-holzig-würziger Erdigkeit seiner Harze, Hölzer, Gewürze und Pflanzen. Kommen zu Beginn vor allem die dunklen, leicht fruchtigen Honigaromen des Labdanum und die zimtigen Perubalsamnoten zum Tragen, so sind es zunehmend die Weihrauchharze des Boswelliabaumes, die den Duft dominieren, wobei die süß-balsamischen Noten der afrikanischen Sorten vom Labdanum, die holzig-würzigen Facetten der indischen Art von Safran und Kardamom unterstützt werden. Feucht-erdig-bittere Patchoulinoten sowie eine dunkel-aromatische Zeder ziehen den Eindruck zunehmend ins Herbere.
Dieses "Tarot" ist ein "Tarock" im ganz ursprünglichen Sinn, ein "Trumpf" in Sachen Weihrauchduft, der moderat bis hautnah über etliche Stunden wahrnehmbar bleibt.

(Mit Dank an Gschpusi)
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