Tabac Nomad ist ein außergewöhnlicher Duft - faszinierend, süchtig machend und sehr potent.
Er ist aber auch ein Drahtseilakt - seine Opulenz ist nahezu überbordend, so anziehend er ist, so fordernd kann er auch sein und er ist so stark, dass er wohl dosiert aufgetragen werden muss.
In meinen Augen gelingt diese Gratwanderung.
Für mich ist es der beste Tabak-Duft, den ich kenne.
So ist die DNA ist zwar nicht neu -
Side Effect etwa verbindet ebenso Tabak mit Safran, Vanille und beschwippsten Früchten.
Tabac Nomad setzt auf diese olfaktorische Verführung aber etwas drauf - es ist eben nicht nur diese ins fast gourmandige gehende, süßliche Anziehung, die von ihm ausgeht, sondern er hat durch das warme Leder auch eine Verruchtheit, durch seine dunkle Würze eine Maskulinität und durch seine Rose einen klassischen Touch, die ihn so viel komplexer und insbesondere erwachsener machen. Insofern passt er dann auch zum Hause Houbigant, obwohl er für dieses ein durchaus ungewöhnlich modernes Release ist und auch mit seinem Sexappeal eigentlich nicht recht in das ansonsten weitestgehend klassisch-cleane Portfolio gehört.
Der oben beschriebene Duft-Spagat macht ihn auch generationsübergreifend attraktiv - in der komplexen Melange finden junge (Frucht, Süße) und ältere Nasen (Tabak, Rose) etwas, das ihnen gefallen wird. Er macht den Duft aber auch wenig universal tragbar - die fruchtige Beschwippstheit beißt sich mit dem konzentrierten Büro-Alltag, die dunkle Würze mit dem fröhlichen Familien-Tagesausflug: Es ist ein Duft für lange Abende in der Bar, für eine gesellige Herrenrunde oder auch für besondere Anlässe wie den Besuch der Oper, eine Geburtstagsfeier ein romantisches Date oder ähnliches. Aber der Duft ist sicherlich nichts für jeden Tag.
Noch etwas zur Tabak-Note: Es ist kein aschig-rauchiger Zigaretten-Tabak. Es ist mehr das getrocknete, nicht angezündete Tabak-Blatt. Dieses wurde aromatisiert, fast wie bei einem Pfeifen-Tabak in der Blechdose, über den man genußvoll die Nase hält, auch wenn man die Pfeife an Ende vielleicht gar nicht rauchen wird.
Abschließend und als Ergänzung muss dazu natürlich noch erwähnt werden, dass die Mutter dieser Duftrichtung ursprünglich
Tobacco Vanille Eau de Parfum war und dieser kreativen Novität, die die Niche weit voranbrachte, muss Respekt gezollt werden. Tabac Nomad ist im Vergleich zu diesem aber einerseits verträglicher, da weniger süß, und gleichzeitig facettenreicher und auch natürlicher - mithin für mich in der Gesamtschau einfach hochwertiger.