23.08.2021 - 15:58 Uhr
Chizza
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21
Salbei und Amber auf ledernem Grund
Als Psychologe im Dienste der Polizei, besser gesagt einer speziellen Sondereinheit hatte ich es mit vielen schwierigen Charakteren zu tun, nicht immer nur einer pro Mensch. Mein letzter Fall respektive eher der Auftakt einer Epidemie blieb mir aber besonders im Gedächtnis und das ohne dass die erste Täterin - konnte man sie überhaupt so bezeichnen? - besonders grausam bei ihren Taten vorgegangen wäre. Nein, sie war lediglich die erste von einer Vielzahl identischer Fälle, was im Volksmund als Parfumheimer deklariert worden ist. Wirre Menschen, doch da musste mehr dahinterstecken denn sie vollführten irre Taten. So beauftragte man mich, die erste Infizierte in einer Anstalt aufzusuchen. Sie hatte drei Leben auf dem Gewissen nur um einen alten Flakon eines Duftes zu bekommen. Vorher sprühte ich mich mit meinem neuen Lieblingsduft ein, den ich erworben hatte. Black No 1 von House of Matriarch.
Der Auftakt gleicht Salbei-Festspielen. Diese würzigen Noten, dieses Changieren mit diesen Bitterstoffen auf ledernem Grund wirkt einerseits grün, andererseits harsch und ungezähmt. Nun kann Salbei an Nadelwälder erinnern und so unterstützen diese Noten perfekt, bieten einen starken Gegenpol zu dem Leder und punkten gerade durch den diametralen Ansatz. Den Seetang nehme ich nicht wahr, bemerke wohl aber eine dumpfe Note, die das große Ganze umhüllt. Das wirkt einerseits perfektionierend, ist dabei aber sehr fragil denn diese ganz eigene Note ist speziell.
So eingehüllt betrat ich den Raum, in welchem Patient 0 auf mich wartete. „Wie lautet Ihr Name?“, fragte ich. „Gandix aber Freunde nennen mich Mahatma Gandix.“
Offensichtlich litt die Frau an einer Störung. Ich hatte mich auch bereits schlau gemacht. Sie und andere nannten sich Parfumos. Gaben großzügig viele Euros für Samplekits aus nur um diese dann mit 0.5/10 zu bewerten. Kauften Flakons en masse und verkauften diese fast neu für die Hälfte zwei Monate später weiter. Dieses dubios anmutende Verhalten brachte einige hierher. Allesamt neue Straftäter. Mehr sagte sie nicht mit dem Verweis dass sie nun neue Bestellungen aufgeben müsse und so musste ich die erste Befragung abrupt beenden.
„Huhu!“, ein Insasse unterbrach meine Gedanken auf dem Rückweg von Mahatma. „Blumige Düfte sind gar nicht meins, ich teste sie dennoch ausschließlich“, rief der Glatzkopf mir zu. Merkwürdig, diese - ja: Epidemie. Nun kam ich an einem Patienten vorbei, den alle nur Dr. Leather nannten. Er trug eine lederne Maske aber nicht aus Gründen, seine Mitmenschen vor ihm zu schützen. Er schnupperte gerne Leder. Freak. Wie wild stob er revolvierend an sein Gitter und griff nach mir. Naja, er roch wohl das Leder bei meinem Duft. Die Wärter mussten ihn mit Elektroschockern für Rinder beruhigen.
Mittlerweile zog sich Black No 1 zurück. Schwach, leicht warm und süsslich duftete er nun. Das Amber wirkte leicht holzig und grünlich, interessant. Aber sehr leise, zu leise für meine Begriffe nach vielleicht ein bis zwei Stunden. Das Leder war nun bloß noch eine Silhouette, diente mehr als Basis für den Amber. Die Melange war gut, gelungen aber sehr blass. Dieser Umstand war durchaus überraschend denn eigentlich hatte ich ob der Ingredienzen geballte Animalik erwartet doch von Hyraceum und Ambra keine Spur. Was ich eigentlich so gelungener fand, drängte es das Leder doch komplett in eine andere Richtung, ließ mich phasenweise an Destrier in harziger erinnern.
Diese Wahrnehmung des Duftes, das merkte ich nach mehrmaligem Tragen, schwankte.
So beschloss ich meinen ersten Tag in der Parfumo-Heilanstalt voll von diesen neumodischen Straftätern. Täglich wurden neue Menschen eingeliefert, vorhin erst ein Mensch im Fuchskostüm mit riesigen Ohren und jemand mit Schweizer Akzent und Reitpeitsche in der Hand sowie entsprechendem Outfit. Bloß ins Taxi, dachte ich. Dort nahm ich erleichtert Platz.
„Wo soll’s denn hingehen?“, fragte der Fahrer und drehte sich um. Verkleidet als Faun, waldig riechend mit Erdklumpen in der Nase und Tannenzapfen im wirren Haar.
„Ich….geh zu Fuß…“
Der Auftakt gleicht Salbei-Festspielen. Diese würzigen Noten, dieses Changieren mit diesen Bitterstoffen auf ledernem Grund wirkt einerseits grün, andererseits harsch und ungezähmt. Nun kann Salbei an Nadelwälder erinnern und so unterstützen diese Noten perfekt, bieten einen starken Gegenpol zu dem Leder und punkten gerade durch den diametralen Ansatz. Den Seetang nehme ich nicht wahr, bemerke wohl aber eine dumpfe Note, die das große Ganze umhüllt. Das wirkt einerseits perfektionierend, ist dabei aber sehr fragil denn diese ganz eigene Note ist speziell.
So eingehüllt betrat ich den Raum, in welchem Patient 0 auf mich wartete. „Wie lautet Ihr Name?“, fragte ich. „Gandix aber Freunde nennen mich Mahatma Gandix.“
Offensichtlich litt die Frau an einer Störung. Ich hatte mich auch bereits schlau gemacht. Sie und andere nannten sich Parfumos. Gaben großzügig viele Euros für Samplekits aus nur um diese dann mit 0.5/10 zu bewerten. Kauften Flakons en masse und verkauften diese fast neu für die Hälfte zwei Monate später weiter. Dieses dubios anmutende Verhalten brachte einige hierher. Allesamt neue Straftäter. Mehr sagte sie nicht mit dem Verweis dass sie nun neue Bestellungen aufgeben müsse und so musste ich die erste Befragung abrupt beenden.
„Huhu!“, ein Insasse unterbrach meine Gedanken auf dem Rückweg von Mahatma. „Blumige Düfte sind gar nicht meins, ich teste sie dennoch ausschließlich“, rief der Glatzkopf mir zu. Merkwürdig, diese - ja: Epidemie. Nun kam ich an einem Patienten vorbei, den alle nur Dr. Leather nannten. Er trug eine lederne Maske aber nicht aus Gründen, seine Mitmenschen vor ihm zu schützen. Er schnupperte gerne Leder. Freak. Wie wild stob er revolvierend an sein Gitter und griff nach mir. Naja, er roch wohl das Leder bei meinem Duft. Die Wärter mussten ihn mit Elektroschockern für Rinder beruhigen.
Mittlerweile zog sich Black No 1 zurück. Schwach, leicht warm und süsslich duftete er nun. Das Amber wirkte leicht holzig und grünlich, interessant. Aber sehr leise, zu leise für meine Begriffe nach vielleicht ein bis zwei Stunden. Das Leder war nun bloß noch eine Silhouette, diente mehr als Basis für den Amber. Die Melange war gut, gelungen aber sehr blass. Dieser Umstand war durchaus überraschend denn eigentlich hatte ich ob der Ingredienzen geballte Animalik erwartet doch von Hyraceum und Ambra keine Spur. Was ich eigentlich so gelungener fand, drängte es das Leder doch komplett in eine andere Richtung, ließ mich phasenweise an Destrier in harziger erinnern.
Diese Wahrnehmung des Duftes, das merkte ich nach mehrmaligem Tragen, schwankte.
So beschloss ich meinen ersten Tag in der Parfumo-Heilanstalt voll von diesen neumodischen Straftätern. Täglich wurden neue Menschen eingeliefert, vorhin erst ein Mensch im Fuchskostüm mit riesigen Ohren und jemand mit Schweizer Akzent und Reitpeitsche in der Hand sowie entsprechendem Outfit. Bloß ins Taxi, dachte ich. Dort nahm ich erleichtert Platz.
„Wo soll’s denn hingehen?“, fragte der Fahrer und drehte sich um. Verkleidet als Faun, waldig riechend mit Erdklumpen in der Nase und Tannenzapfen im wirren Haar.
„Ich….geh zu Fuß…“
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