Que sais-je? 1925

Que sais-je? von Jean Patou
Flakondesign Louis Sue
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8.0 / 10 12 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Jean Patou für Damen, erschienen im Jahr 1925. Der Duft ist chypreartig-fruchtig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Die Produktion wurde offenbar eingestellt.
Aussprache
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Duftrichtung

Chypre
Fruchtig
Holzig
Harzig
Blumig

Duftnoten

HonigHonig HaselnussHaselnuss PfirsichPfirsich

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.012 Bewertungen
Haltbarkeit
8.37 Bewertungen
Sillage
7.510 Bewertungen
Flakon
8.219 Bewertungen
Eingetragen von Lilau, letzte Aktualisierung am 03.11.2023.

Rezensionen

1 ausführliche Duftbeschreibung
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
MonsieurTest

39 Rezensionen
MonsieurTest
MonsieurTest
Top Rezension 42  
Don't know much about History... Sentimentale Reise zum fruchtigen Samtklassiker samt Honignelke
Ein samtener Parfumumhang. Ein dunkler, herber Kokon mit Duft und Textur eines blütenpollensatten Honigs nebst Aprikosenpfirsich Touch. Mit Nelkenhauch auf balsamisch ambriertem Eichenmoos.
Schön, seidig schimmernd, warm, wie nicht aus dieser Zeit oder dieser Welt, so steigt einem dieser dichte, mittelwuchtige Patou-Duft der bald 100 Jahre alt wird, in die Nase.

Dies ist kein Kracher wie Guerlains Shalimar aus dem selben Jahr. Patou ist gemäßigter, gedämpfter. Man möchte, bei allem Respekt für Guerlain, sagen: das wirkt eleganter, gesetzter, etablierter als der ikonische Orientale aus dem hundert Jahre älteren Duftklassiker-Haus. Würzige, dezent orientalische Einschläge liefern hier zart harzige Weihrauchnoten. Doch statt der rauchigen Guerlain‘schen Wuchtvanille führt bei Patou ein tiefdunkler, mildwürziger Honig den Taktstock des Begehrens.

Dieser feine Duft zählte - drei Jahre nach Coco Chanels Einstieg ins Duftgeschäft mit ihrem großen Wurf No. 5 - zu den ersten drei Düften des damals ebenso erfolgreichen und berühmten Modemachers Jean Patou. Der sportlich moderne Damenmoden entwarf. Es sind dies also gewissermaßen mit die ersten Designer-Düfte, denen wir hier begegnen.

Als Sprachliebhaber hab ich mich wohl, bevor mich diese dichten und für heutige Nasen nicht unkomplizierten Duftauren fesselten, zuallererst in die philosophisch resonanzreichen, tiefgründigen Duftnamen der frühen Patous verliebt. Statt orientalischem, floralem oder sonstigem Wortgebimmel tauften Henri Alméras und Jean Patou ihre ersten Düfte : Que sais-je; Amour Amour und Adieu Sagesse.

Es zirkulieren zwei Narrative, was diese Namen anzeigen sollten. Die eine Dekodierung meldet, es handele sich bei dem Auftakttrio der New Parfumkids on the Block um einen Duft für Blonde, einen für Braunhaarige (eben dieser Que sais-je?), einen für Rothaarige.
Viel besser gefällt mir hingegen die andere Mythe, mit den drei Düften des Lebemans Patou würden die Stadien des Verliebens aufgerufen: Die kribbelnde verstörende Unsicherheit der aufwallenden Gefühle in Que sais-je; die folgende Kristallisation (so Stendhal in De l’amour) des deutlichen Verliebens in Amour Amour; und die rückhalts- oder kopflose Hingabe in Adieu Sagesse.

Die Zutaten-Pyramide diese auf angereicherten Chypre Basen ruhenden Fruityflorals der frühen Jahre (kein Vergleich zu heutigen Kunst- und Blassblumen oder Süssfrüchtchen; Patou machte für mich, damals und bis zum Schluss, die schönsten Blütendüfte!) ist gewiss viel umfassender als die hier bei Parfumo angezeigte.
Alméras und Kerléo sind nicht Ellena; statt Minimalismus wurde mit reichlich feinen Zutaten gemixt!

Basenotes listet für die Kopfnote Aldehyde, Pfirsich, Bergamotten und Petitgrain. In der würzigen Herznote werden Haselnuss, Honig, Mandeln, Gardenia, Nelken, Jasmin, Orangenblüten und bulgarische Rosen aufgeführt. In der weichen und reichen Basis Patchouli, Eichenmoos, Amber, Styrax, Opoponax und Vetiver.

Dieserart aufgefächert klingt der dichtgewebte, tiefflorige Que-sais-je-Teppich pyramidal schon viel pausibler. Auch wenn man von den Blumen kaum alle, am ehesten aber Nelke herausriecht und von den Gewürzen eine sämig gesättigte, nicht-zuckrige Honignote mit Weihrauchtouch. Hier herrscht weitgehend das 'Je ne sais quoi', jenes Unbestimmbare, das 'gewisse Etwas', welches schon in klassischen Ästhetiken als kaum analysierbares Faszinosum des Schönen ausgerufen wurde.

Nach meinen bisherigen Testläufen zählt Que sais-je noch nicht zu meinen Patou Favoriten – dafür ist mir dieser Umhang dann doch etwas zu schwer, zu oldfashioned, zu retro. Obwohl gerade das ja auch der Reiz fast aller Patou Kreationen ist: die perfekte, klassisch moderne Komposition dichter Düfte… Freilich zählen eigentlich fast alle Patous mittlerweile zu meinen Favoriten – aber manch andere wirken etwas frischer oder spritziger, seidiger statt dichtsamtig wie Que sais-je?

Nachdem der sportliche Modepionier Jean Patou 1936 früh verstorben war, wurden die Düfte unter dem 1925 etablierten Haus seines Namens weiter von Henri Alméras kreiert. Während für das von Patous Schwester und Schwager weitergeführte Modehaus junge Kreateure wie Karl Lagerfeld, Jean-Paul Gaultier und Christian Lacroix Entwürfe beisteuerten, bis sie anderswo und unter eigenem Namen sehr viel berühmter wurden.

Es war ein großer Glücksfall für die Marke Patou, dass als Alméras Nachfolger Jean Kerléo berufen wurde, der als wohl bedeutendster Klassizist der Parfumerie des 20. Jahrhunderts gelten kann.
Als Restaurator und Rekonstrukteur des klassischen Erbes von Patou bracht Kerléo 1985 eine Kassette mit Neuauflagen von 12 wichtigen Patou-Düften der Jahre 1925-1964 heraus. Gelegentlich finden sich diese Schatzkisten noch in der Bucht (selten billig aber für Aficionados doch preiswert...).
In Fortsetzung dieser bewahrenden Tätigkeit wurde Kerléo zum Gründungsdirektor der Osmothèque in Versailles, die Duftformeln auch anderer großer Parfumkreateure archiviert und die (oftmals eingestellten) Parfums seither nicht-kommerziell für Ausbildungszwecke und für Geschichtsfreunde rekonstruiert.

Eigentlich finde ich die jüngsten – leider nun ja auch durch LVMH in den Orkus eingesteller Düfte geschickten – Reformulierungen alter Patou Düfte durch Thomas Fontaine in deren 2014 aufgelegten Heritage Collection meist ziemlich gut. Sie vermitteln ein Gefühl der historischen Dichte und Feinwebkunst sowie der oft balsamisch tiefen Basen der klassischen Patou Düfte.

Doch im Falle von Que sais-je gefällt mir der fruchtige Auftakt im gut 30 Jahre alten Mini meiner Patou Collection der Parfums d’Epoque von 1985 doch noch besser als die irgendwie weniger strukturiert erscheinende Version von 2014. Bei Kerléo strahlten die zart bitteren Aprikosen-Pfirsiche sowie die Nelke in der Herznote präziser aus dem tiefdunklen, unsüssen Honigbasis-Brodeln heraus. Vielleicht hat er auch mehr strahlkräftige Aldehyde verbaut.

Jedenfalls bietet dieser leider nur noch sehr schwer erhältliche, dunkel samtige Frucht-Honig-Chypre von Patou eine wunderbare Zeitreise in die Belle-Epoque der klassisch modernen Parfumerie.
Eine Versuchung.
Je ne sais quoi.
Eine Sentimental Journey.
Was weiß ich...?
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