28.11.2015 - 09:34 Uhr
Gaukeleya
109 Rezensionen
Gaukeleya
Top Rezension
50
Ist er zu zart, bist Du zu hart
Meine erste Begegnung mit Mimose erlebte ich als Kind auf der Untersuchungsliege meines freundlichen, klugen, alten Kinderarztes, der sich - erstaunlich vor allem in damaligen Zeiten - überraschend wohltuend vom Gott-in-Weiss-Gehabe abhob.
Um mir kleiner Dauerpatientin seiner Praxis ein wenig meine von ihm diagnostizierte, allumfassend zartbesaitete Konstitution näher zu erklären, bediente er sich einer kleinen Geschichte über die Mimose. Dies fand ich hochinteressant, und meine Mutter kaufte danach auch eine Mimose fürs Fensterbrett, mit der ich für mich faszinierende Touchspiele machte ^^
Ob sie Blüten hatte, gar duftende, weiss ich nicht mehr sicher, ich tendiere aber eher zu nein.
Meine zweite Begegnung kam, als ich ca. 15 Jahre alt war. Ich fand in Omas Bücherschrank eine olle, ausgeblichene Romankamelle aus dem Jahre 1942 mit dem bezeichnenden Titel "Geliebte Feindin".
Dieser klischeebehaftete, politisch auch eher inkorrekte Roman war ausreichend romantisch-kitschig in seinem melancholischen Liebesplot, dass er mich damals fesselte: strammer Fremdenlegionär in einem afrikanischen Wüstenstaat (kriegerische Begegnungen mit undurchsichtigem, arabischem Reitersvolk inklusive) verliebt sich auf den ersten Blick bei einer eher unschönen Zufallsbegegnung in eine zarte, natürlich wunderschöne, emotional und erotisch ausgehungerte Gattin eines verknöcherten, kühlen, britischen Gentlemans.
Was ihm von der ersten Begegnung bleibt, ist ein Hauch ihres Parfums an seiner Hand. Nun macht er sich auf den Weg, um diesen Duft irgendwo wieder aufzutreiben, da er schon süchtig ist (nach Duft & Frau). Sein Gang führt ihn zum arabischen Händler seines Vertrauens, Ibrahim, ich zitiere den Dialog:
"Hast Du Mimosenparfüm, edler Scheich?"
"Ich habe."
"Dann hole es."
(...) Ibrahim kam aus der Dunkelheit mit einer Flasche hervor, die von Spinnenweben wie ein edler Wein bedeckt war und in der eine dunkelbernsteinfarbene Flüssigkeit schimmerte. "Mimosen vom Berge Karmel, Wüstenmimosen, ein Duft, wie ihn die himmlischen Huris verbreiten. Mit Gold nicht aufzuwiegen."
Ibrahim öffnete die Flasche und zog den Kork rasch an Browns Nase vorbei. Es war wundervoll. Aber lange nicht so wundervoll wie der Zauberduft, der Bilder einer jungen Frau mit zartem Gesicht und viel zu dunklen Augen unter einem weissen Hut heraufzubeschwören vermochte."
Hach...!
Sowas merkt merkt man sich, wenn das pubertäre Herz bereits weit offen für die Duftwelt ist!
Indes dauerte es erstaunlicherweise dann doch bis zu meiner Parfumozeit, dass ich "Mimosenparfüm" kennenlernte - Mimosa pour Moi ist mein Neuzugang nach den mir schon bekannten Mimosen von Yves Rocher und Annick Goutal.
_________________________________________________________________________
Artisans Mimosa eröffnet erstaunlich grün und "pflanzlich". Eine herbfruchtige Note (Johannisbeere?) mischt kräftig mit, bevor der Duft schnell an gelblicher Lieblichkeit gewinnt. Mimose selbst ist sofort da, Honigmelone macht sich rasant breit, und an mir bleiben diese beiden Noten den ganzen Duft über dominant.
Das von mir etwas gefürchtete Veilchenblatt hält sich bedeckt, zu keinem Zeitpunkt ist der Duft pudrig an mir oder gar kopfschmerzig. Er bleibt auf gewisse Weise delikat-fruchtig-strahlend, und ja, er ist zart. Von Duftschleppe kann nicht die Rede sein, aber wenn man anständig dosiert, ist der Duft jedenfalls für mich selbst angemessen wahrnehmbar. Dennoch ist er tatsächlich ein filigranes Duftgeschöpf und sicher kein Duft für LiebhaberInnen kraftvoller, vitaler, präsenter, opulenter Parfums.
Ein wenig süsslicher wird er noch, nie aber schwer. Es liegt etwas Sommerliches, Gelbes über ihm, das ganze Jahreszeitenspektrum von Frühlingsfrische bis warmer Ermattung im Spätsommer/September deckt er ab.
Dennoch ist dies gerade an diesen momentan trüben, kalten Tagen ein schöner Duft, der mir ein wenig Sonne schenkt, ein Lächeln, eine sanft positive Stimmung ohne Euphorie, eher still und zufrieden. Ich ertappte mich jedenfalls vorhin, dass ich trotz des vorweihnachtlichen Samstagstrubels unterwegs freundlich vor mich hin lächelte, und erstaunlich viele fremde Menschen lächelten zurück. Schön!
Um mir kleiner Dauerpatientin seiner Praxis ein wenig meine von ihm diagnostizierte, allumfassend zartbesaitete Konstitution näher zu erklären, bediente er sich einer kleinen Geschichte über die Mimose. Dies fand ich hochinteressant, und meine Mutter kaufte danach auch eine Mimose fürs Fensterbrett, mit der ich für mich faszinierende Touchspiele machte ^^
Ob sie Blüten hatte, gar duftende, weiss ich nicht mehr sicher, ich tendiere aber eher zu nein.
Meine zweite Begegnung kam, als ich ca. 15 Jahre alt war. Ich fand in Omas Bücherschrank eine olle, ausgeblichene Romankamelle aus dem Jahre 1942 mit dem bezeichnenden Titel "Geliebte Feindin".
Dieser klischeebehaftete, politisch auch eher inkorrekte Roman war ausreichend romantisch-kitschig in seinem melancholischen Liebesplot, dass er mich damals fesselte: strammer Fremdenlegionär in einem afrikanischen Wüstenstaat (kriegerische Begegnungen mit undurchsichtigem, arabischem Reitersvolk inklusive) verliebt sich auf den ersten Blick bei einer eher unschönen Zufallsbegegnung in eine zarte, natürlich wunderschöne, emotional und erotisch ausgehungerte Gattin eines verknöcherten, kühlen, britischen Gentlemans.
Was ihm von der ersten Begegnung bleibt, ist ein Hauch ihres Parfums an seiner Hand. Nun macht er sich auf den Weg, um diesen Duft irgendwo wieder aufzutreiben, da er schon süchtig ist (nach Duft & Frau). Sein Gang führt ihn zum arabischen Händler seines Vertrauens, Ibrahim, ich zitiere den Dialog:
"Hast Du Mimosenparfüm, edler Scheich?"
"Ich habe."
"Dann hole es."
(...) Ibrahim kam aus der Dunkelheit mit einer Flasche hervor, die von Spinnenweben wie ein edler Wein bedeckt war und in der eine dunkelbernsteinfarbene Flüssigkeit schimmerte. "Mimosen vom Berge Karmel, Wüstenmimosen, ein Duft, wie ihn die himmlischen Huris verbreiten. Mit Gold nicht aufzuwiegen."
Ibrahim öffnete die Flasche und zog den Kork rasch an Browns Nase vorbei. Es war wundervoll. Aber lange nicht so wundervoll wie der Zauberduft, der Bilder einer jungen Frau mit zartem Gesicht und viel zu dunklen Augen unter einem weissen Hut heraufzubeschwören vermochte."
Hach...!
Sowas merkt merkt man sich, wenn das pubertäre Herz bereits weit offen für die Duftwelt ist!
Indes dauerte es erstaunlicherweise dann doch bis zu meiner Parfumozeit, dass ich "Mimosenparfüm" kennenlernte - Mimosa pour Moi ist mein Neuzugang nach den mir schon bekannten Mimosen von Yves Rocher und Annick Goutal.
_________________________________________________________________________
Artisans Mimosa eröffnet erstaunlich grün und "pflanzlich". Eine herbfruchtige Note (Johannisbeere?) mischt kräftig mit, bevor der Duft schnell an gelblicher Lieblichkeit gewinnt. Mimose selbst ist sofort da, Honigmelone macht sich rasant breit, und an mir bleiben diese beiden Noten den ganzen Duft über dominant.
Das von mir etwas gefürchtete Veilchenblatt hält sich bedeckt, zu keinem Zeitpunkt ist der Duft pudrig an mir oder gar kopfschmerzig. Er bleibt auf gewisse Weise delikat-fruchtig-strahlend, und ja, er ist zart. Von Duftschleppe kann nicht die Rede sein, aber wenn man anständig dosiert, ist der Duft jedenfalls für mich selbst angemessen wahrnehmbar. Dennoch ist er tatsächlich ein filigranes Duftgeschöpf und sicher kein Duft für LiebhaberInnen kraftvoller, vitaler, präsenter, opulenter Parfums.
Ein wenig süsslicher wird er noch, nie aber schwer. Es liegt etwas Sommerliches, Gelbes über ihm, das ganze Jahreszeitenspektrum von Frühlingsfrische bis warmer Ermattung im Spätsommer/September deckt er ab.
Dennoch ist dies gerade an diesen momentan trüben, kalten Tagen ein schöner Duft, der mir ein wenig Sonne schenkt, ein Lächeln, eine sanft positive Stimmung ohne Euphorie, eher still und zufrieden. Ich ertappte mich jedenfalls vorhin, dass ich trotz des vorweihnachtlichen Samstagstrubels unterwegs freundlich vor mich hin lächelte, und erstaunlich viele fremde Menschen lächelten zurück. Schön!
21 Antworten