25.07.2022 - 08:09 Uhr
Axiomatic
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Axiomatic
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21
Am Pool von Lanvin
Lanvin geht dieses Mal nicht durch Lavendelfelder, um eine sommerliche Erfrischung zu kredenzen. Eine ungewohnte Richtung schafft dennoch eine sehr französische Empfehlung für einen angenehm maliziösen Sommer.
Zur weiteren Besprechung des Duftes erwarte ich Sie am Pool zu einem Petit Rien und Suze auf Eis.
Ich lasse schonmal von Niagara „Pendant que les champs brûlent“ laufen - leider brennen die Felder in diesem trockenen Sommer in Frankreich.
Aber hoffen wir doch auf baldigen Regen!
Und nun auf zum Dufterlebnis!
Mme Constant scheint Lavendel fast zur Gänze aus ihren Schöpfungen verbannt zu haben, was sie natürlich unglaublich interessant macht. Gerade eines der wichtigsten Elemente in der Parfümkunst ins Exil zu treiben, bedarf schon des Mutes und Könnens.
Und hier beweist sie es für ein Haus, das sonst eher traditionell in der Herrensparte ausgerichtet ist.
Der Flakon ist gewohnt schlicht und elegant und wird von einem metallisch industriell wirkenden Deckel mit drei markanten, zackigen Streifen abgeschlossen. Ich vermisse leider die Insignien des Hauses, aber der lange Schriftzug des Duftnamens ließ wohl keinen weiteren Platz übrig. Den platzierte man sehr verhalten im unteren Bereich der durchsichtigen Acryl-Box, welche den Flakon wie ein Ausstellungsstück beschützt.
Also deutet alles auf eine ungewöhnliche Kreation hin: der Kontrast von Flakon und Deckel, das Verbergen von Lanvin, das komplette Fehlen von Lavendel. Lediglich die Farbe der Flüssigkeit ist mir vertraut, nur dieses Mal etwas heller.
Die Eröffnung des Duftes gleicht dem Sturm auf die Bastille und passt perfekt zum hochsommerlichen Juli. Eine Explosion aus Agrumen fegt alle Umgebungsgerüche weg.
Eine äußerst rebellische Mandarine ruft zum Umsturz auf. Süßlich kommt sie daher, man riecht das halbnackte Fruchtfleisch.
Diese Marianne gibt ihr Bestes gegen die konservativen Palastgarden, doch alleine wird sie es wohl nicht schaffen.
Noch ein kleines Scharmützel im Riechorgan und dann ab zur Attacke!
Verstärkung holt sie sich vom Veilchenblatt der Herznote. Dieses kommt auch prompt mit Hellebarde bewaffnet und macht kurzen Prozess mit den königlichen Riechgewohnheiten.
„Aux armes, citoyens,
Formez vos batallions,
Marchons, marchons!
Qu’une lavande impure
Abreuve nos sillons!“
Ja, so schnell ist auch eine gemächliche Lavendel-Ordnung im Hirn umgestürzt worden, ehe man sich versah.
Und die neuen jakobinischen Machthabern haben schon einen korsischen Rosmarin zum Primus inter Pares ausgerufen.
Herrje, wenn das nur gut geht!
Der kleine Korse betört das aufgebrachte Volk zunächst gewohnt grünlich und leicht würzig und reicht - dem einer Revolution geschuldeten Gütermangel folgend - knauserig etwas hedionischen Jasmin zum Besänftigen. Dennoch steht ein Regiment bewaffneter Veilchenblätter zur Ordnung mahnend stets zur Seite. Eine sonderbar grün-bläuliche Frische kühlt die Gemüter, schafft den vorläufig fragilen Frieden, um die neue Ordnung zu etablieren.
Das Volk ist entzückt, eine neue Eleganz inmitten des Sommers zieht es magisch an, alle Zweifel werden fallen gelassen.
Der Rat der Weisen empfiehlt dem Bürger Rosmarin hypnotisierende Klänge fürs Volk spielen zu lassen, Brot und Spiele hätten sich seit Ewigkeiten bestens zur Festigung neuer Verhältnisse bewährt.
„La piscine“ von Hypnolove aus dem Jahr 2016 erledigt im Handumdrehen den feierlichen Rahmen im neuen Staat. Alle tanzen ausgelassen zu den kühlen Klängen und begreifen den hinterhältigen Text nicht.
Alles riecht so neu und frisch hier. Wen wundert es, mit weißem Moschus getränkten Standarten schmücken die neuen Prachtstrassen. Hier und da werden verblaßte Portraits der heldenhaften Mandarine-Marianne aufgestellt.
Und so könnte auch das Märchen einer vollendeten Revolution enden, würde der kleine Korse nicht langsam aber sicher imperiale Gelüste verspüren und alle Macht an sich reißen!
Denn längst haben dunkle Mächte das glückstrunkene Volk infiltriert. Letzteres tanzt immer noch vergnügt und merkt nicht, dass die bürgerliche Veilchenblatt-Garde von zwielichtigen Ambroxan-Hölzern unterwandert wurde.
2015 wird als Schicksalsjahr in den Parfümannalen gehen, die Ambroxan-Unterwanderung ist geglückt. Widerstand zwecklos!
Dennoch schaffen aufrechte Komponenten hier den Ambroxan-Einfluß zu mildern und überreichen dem korsischen Rosmarin die Kaiserkrone.
Und von da an schmückt ein von Ambroxan-Kränzen geschmücktes „R“ alle Prachtbauten, offizielle Dokumente werden damit besiegelt.
Der elegant synthetische Glanz wird seinen Siegeszug eintreten.
Bis vielleicht eine neue Generation wieder zur Revolution ausruft, wie so oft jenseits des Rheins.
Ich hoffe, dass der Suze auf Eis Ihnen nicht in den Kopf gestiegen ist.
Sollen wir eine Runde schwimmen?
Auf, knallen wir ins Wasser!
Zur weiteren Besprechung des Duftes erwarte ich Sie am Pool zu einem Petit Rien und Suze auf Eis.
Ich lasse schonmal von Niagara „Pendant que les champs brûlent“ laufen - leider brennen die Felder in diesem trockenen Sommer in Frankreich.
Aber hoffen wir doch auf baldigen Regen!
Und nun auf zum Dufterlebnis!
Mme Constant scheint Lavendel fast zur Gänze aus ihren Schöpfungen verbannt zu haben, was sie natürlich unglaublich interessant macht. Gerade eines der wichtigsten Elemente in der Parfümkunst ins Exil zu treiben, bedarf schon des Mutes und Könnens.
Und hier beweist sie es für ein Haus, das sonst eher traditionell in der Herrensparte ausgerichtet ist.
Der Flakon ist gewohnt schlicht und elegant und wird von einem metallisch industriell wirkenden Deckel mit drei markanten, zackigen Streifen abgeschlossen. Ich vermisse leider die Insignien des Hauses, aber der lange Schriftzug des Duftnamens ließ wohl keinen weiteren Platz übrig. Den platzierte man sehr verhalten im unteren Bereich der durchsichtigen Acryl-Box, welche den Flakon wie ein Ausstellungsstück beschützt.
Also deutet alles auf eine ungewöhnliche Kreation hin: der Kontrast von Flakon und Deckel, das Verbergen von Lanvin, das komplette Fehlen von Lavendel. Lediglich die Farbe der Flüssigkeit ist mir vertraut, nur dieses Mal etwas heller.
Die Eröffnung des Duftes gleicht dem Sturm auf die Bastille und passt perfekt zum hochsommerlichen Juli. Eine Explosion aus Agrumen fegt alle Umgebungsgerüche weg.
Eine äußerst rebellische Mandarine ruft zum Umsturz auf. Süßlich kommt sie daher, man riecht das halbnackte Fruchtfleisch.
Diese Marianne gibt ihr Bestes gegen die konservativen Palastgarden, doch alleine wird sie es wohl nicht schaffen.
Noch ein kleines Scharmützel im Riechorgan und dann ab zur Attacke!
Verstärkung holt sie sich vom Veilchenblatt der Herznote. Dieses kommt auch prompt mit Hellebarde bewaffnet und macht kurzen Prozess mit den königlichen Riechgewohnheiten.
„Aux armes, citoyens,
Formez vos batallions,
Marchons, marchons!
Qu’une lavande impure
Abreuve nos sillons!“
Ja, so schnell ist auch eine gemächliche Lavendel-Ordnung im Hirn umgestürzt worden, ehe man sich versah.
Und die neuen jakobinischen Machthabern haben schon einen korsischen Rosmarin zum Primus inter Pares ausgerufen.
Herrje, wenn das nur gut geht!
Der kleine Korse betört das aufgebrachte Volk zunächst gewohnt grünlich und leicht würzig und reicht - dem einer Revolution geschuldeten Gütermangel folgend - knauserig etwas hedionischen Jasmin zum Besänftigen. Dennoch steht ein Regiment bewaffneter Veilchenblätter zur Ordnung mahnend stets zur Seite. Eine sonderbar grün-bläuliche Frische kühlt die Gemüter, schafft den vorläufig fragilen Frieden, um die neue Ordnung zu etablieren.
Das Volk ist entzückt, eine neue Eleganz inmitten des Sommers zieht es magisch an, alle Zweifel werden fallen gelassen.
Der Rat der Weisen empfiehlt dem Bürger Rosmarin hypnotisierende Klänge fürs Volk spielen zu lassen, Brot und Spiele hätten sich seit Ewigkeiten bestens zur Festigung neuer Verhältnisse bewährt.
„La piscine“ von Hypnolove aus dem Jahr 2016 erledigt im Handumdrehen den feierlichen Rahmen im neuen Staat. Alle tanzen ausgelassen zu den kühlen Klängen und begreifen den hinterhältigen Text nicht.
Alles riecht so neu und frisch hier. Wen wundert es, mit weißem Moschus getränkten Standarten schmücken die neuen Prachtstrassen. Hier und da werden verblaßte Portraits der heldenhaften Mandarine-Marianne aufgestellt.
Und so könnte auch das Märchen einer vollendeten Revolution enden, würde der kleine Korse nicht langsam aber sicher imperiale Gelüste verspüren und alle Macht an sich reißen!
Denn längst haben dunkle Mächte das glückstrunkene Volk infiltriert. Letzteres tanzt immer noch vergnügt und merkt nicht, dass die bürgerliche Veilchenblatt-Garde von zwielichtigen Ambroxan-Hölzern unterwandert wurde.
2015 wird als Schicksalsjahr in den Parfümannalen gehen, die Ambroxan-Unterwanderung ist geglückt. Widerstand zwecklos!
Dennoch schaffen aufrechte Komponenten hier den Ambroxan-Einfluß zu mildern und überreichen dem korsischen Rosmarin die Kaiserkrone.
Und von da an schmückt ein von Ambroxan-Kränzen geschmücktes „R“ alle Prachtbauten, offizielle Dokumente werden damit besiegelt.
Der elegant synthetische Glanz wird seinen Siegeszug eintreten.
Bis vielleicht eine neue Generation wieder zur Revolution ausruft, wie so oft jenseits des Rheins.
Ich hoffe, dass der Suze auf Eis Ihnen nicht in den Kopf gestiegen ist.
Sollen wir eine Runde schwimmen?
Auf, knallen wir ins Wasser!
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