25.03.2023 - 13:43 Uhr
Axiomatic
95 Rezensionen
Axiomatic
Top Rezension
48
Mon cher Sportsfreund
Mitunter polarisieren Düfte, Überzeugung und Ablehnung stehen sich unversöhnlich gegenüber.
Dass aber ein krautiger Lavendelduft nun völlig fehl beschrieben wird, spornt mich an, sportlich die Partie auszutragen.
Nicht, dass ich meinen Geschmack hier aufzwingen möchten, nein, es geht mir um eine Richtigstellung.
Denn mein bester Begleiter nach dem Sport hat es verdient, eine Lanze für ihn zu brechen.
Nun denn, Zeit für meinen Aufschlag.
Zisch!
Zunächst einmal begrüßt der Duft zitrisch und aquatisch. Er macht keinen Hehl über seine Richtung.
Aber alles der Reihe nach.
Die Frische vom Petitgrain wird durch die Bergamotte leicht bitter gefärbt. Der gelistete Pfeffer wird zwar sparsam dosiert, gibt aber eine subtile Schärfe ab.
Interessant ist, dass die Zitrone vom Fruchtfleisch aus zur Geltung kommt und auf die später folgende fruchtige Unternote des Duftes hinweist.
Eine helle und sonnendurchflutete Begrüßung schafft also die erwünschte Abkühlung an Hesperiden. Und das sehr ausdifferenziert.
Wenn ich hier die Richtung als aquatisch bezeichne, so auf eine nicht gängige Art.
Hier geht es um eine recht aromatische Aquatik, welche schlussendlich eine andere Facette des Fougère-Grundgerüsts präsentiert.
Und es passiert was Spannendes hier.
Zunächst färbt sich der Duft bläulich. Keine Frage, die üblichen Komponenten zitieren die 1990er. Es sind aber nur Zitate, ziemlich leicht und nicht erschlagend, obwohl Calone eingesetzt wird.
Jenes polarisierende Molekül kann extrem nerven, hier wird es aber nur zum Schraffieren benutzt. Den Duftverlauf wird es nie bestimmen.
Ich gebe zu, die übliche Melone gibt diese fruchtige Note ab. Aber hier ist es nicht irgendeine Melone.
Denn der tonangebende Lavendel wird wie ein Chamäleon die Farbe wechseln, dieses Mal zu krautig grün.
Ein äußerst markanter Salbei betritt nun den Centre-Court.
Dieser Salbei verdient auch seinen Namen. Kräftig, unglaublich aromatisch und tief grün.
Falls hier nach Assoziationen gesucht wird, einfach auf mein Profilbild klicken. Der abgebildete Salbeistrauch vermittelt hoffentlich den gewünschten Effekt.
Die flaumigen Blätter des Krauts geben beim Zerreiben eine breitgefächerte Explosion an aromatischen Eindrücken ab.
Für den Duft wählte man die herb grüne Note, niemals die sonst so bekannte medizinische Lutschbonbon-Variante.
Es riecht also nach dem Strauch unter der heißen Sonne.
Hier ein kleiner Exkurs.
Wenn die Blätter des Salbeis eine gewisse Reife erreichen, können sie im leichten Teigmantel in Olivenöl gebacken werden. Grobes Salz drauf und fertig ist der perfekte Begleiter für eine erfrischende Runde an Grauburgunder.
So, nach all den Bildern zum Salbei zurück zur oben erwähnten Melone.
Sie wird sich nie aufdrängen, da der Salbei mit dem Lavendel am Steuer hockt.
Ein passendes Bild wäre eine dünne Scheibe einer orangenen Cavaillon-Melone überdeckt von Salbeiblättern im Hochsommer.
Ein extrem eleganter Kühlungseffekt wird vom Moschus - vermutlich die weiße Unterart - erreicht.
Alles erfrischt herrlich, der Salbei bleibt dabei herb grün.
Zu keinem Zeitpunkt wirkt der Duft gewöhnlich oder gar laut wie seine sonstigen Artgenossen.
Das Patchouli wird nicht zu sehr von den erdigen Noten her, sondern grün balsamisch moduliert, hat dennoch eine Idee an Kakao zu bieten.
Zusammen mit dem Moos wird eine grüne Basis erreicht. So schafft man den gelungenen Kontrapunkt zur Frische.
Nach etwa einer knappen Stunde wird der Duftnebel hautnah, ist aber stets wahrnehmbar. Genau die richtige Entwicklung nach dem Sport. Kühl erfrischt kann man als Salbeiblättchen entspannt weitermachen.
Klar, dass jetzt der Geisteszustand der ollen axiomatischen Nase in Frage gestellt wird, wo die doch nicht gerade an negativer Kritik gegenüber brachialer Synthetik spart.
Schizophrenie?
Von Lanvin käuflich?
Mitnichten!
Es kommt nämlich auf die Art der Verwendung der Moleküle an.
Da ich nun ahne, dass einige hier dennoch die Augen verdrehen werden bei der Lobpreisung dieser blauen Pulle, welche ziemlich schick ausschaut, möchte ich mal meine Erfahrung in der Umkleide schildern.
Müde und verschwitzt steuere ich die Duschen an. Dort begegnet mir der echte Duschgel-Duft etlicher gängiger Marken mit ambitionierten Namen. Synthetik für ein paar Groschen, welche natürlich ihre Berechtigung hat.
So weit, so konditioniert erträglich.
Nach der wiederbelebenden Dusche spaziert meine Nase entlang gewöhnungsbedürftiger Kreationen bis zu meinem Spind.
Ich rieche glasierte Kastanien an holziger Vanille, von Zuckerwatte umhüllte Rose an Safran, blaues Ambroxan in jeglichen Varianten, Dörrobst an Weihrauch oder Dosenananas mit Gummibärchen.
Schwere Kost also nach dem Sport und mit Sicherheit kein bisschen erfrischend.
Lanvin bietet mir aber ein ganz anderes Bild an. Es ist einer dieser schönen sonnigen Vormittage im Département Vaucluse mit etlichen Lavendelfeldern.
Der Markt in Cavaillon, südöstlich von Avignon gelegen, bietet mit seinen Platanen einen angenehmen Schatten.
Ein kühler Mistral-Wind weht vom Rhonetal in Richtung Süden runter am Mont Ventoux entlang und sorgt für eine wohltuende Erfrischung.
Von den Ständen dieser prächtigen Melonen weht der Duft dieser Früchte kühl rüber. Dabei mischen würziger Salbei und Lavendel kräftig mit und schaffen einen gelungenen Kontrapunkt zum Fruchtigen.
Die Basis an Moschus wird flankiert von den Hölzern und dem oben beschriebenen Patchouli, alles sehr leicht und recht sportlich elegant. Ganz zu schweigen vom Moos, welches nie erdrückt.
Das schöne Luberon-Gebirge ist also nicht weit entfernt und ich könnte mir jetzt in Oppède die schönen römischen Ruinen anschauen und anschließend nach Loumarin an einem schönen Platz den blauen Himmel genießen. Vielleicht blüht ja ein Lavendelstrauch in der Nähe neben dem Salbei.
Und so kann ich bestens gelaunt dem Tag ins Gesicht schauen.
Noch etwas, so blau wie seine Gattung vermuten läßt, ist er am Ende nicht, der sportliche Mann. Eher aromatisch mit blauer Untermalung.
Und er kann schöne Grüße aus dem Rhone-Delta ausrichten.
Dass aber ein krautiger Lavendelduft nun völlig fehl beschrieben wird, spornt mich an, sportlich die Partie auszutragen.
Nicht, dass ich meinen Geschmack hier aufzwingen möchten, nein, es geht mir um eine Richtigstellung.
Denn mein bester Begleiter nach dem Sport hat es verdient, eine Lanze für ihn zu brechen.
Nun denn, Zeit für meinen Aufschlag.
Zisch!
Zunächst einmal begrüßt der Duft zitrisch und aquatisch. Er macht keinen Hehl über seine Richtung.
Aber alles der Reihe nach.
Die Frische vom Petitgrain wird durch die Bergamotte leicht bitter gefärbt. Der gelistete Pfeffer wird zwar sparsam dosiert, gibt aber eine subtile Schärfe ab.
Interessant ist, dass die Zitrone vom Fruchtfleisch aus zur Geltung kommt und auf die später folgende fruchtige Unternote des Duftes hinweist.
Eine helle und sonnendurchflutete Begrüßung schafft also die erwünschte Abkühlung an Hesperiden. Und das sehr ausdifferenziert.
Wenn ich hier die Richtung als aquatisch bezeichne, so auf eine nicht gängige Art.
Hier geht es um eine recht aromatische Aquatik, welche schlussendlich eine andere Facette des Fougère-Grundgerüsts präsentiert.
Und es passiert was Spannendes hier.
Zunächst färbt sich der Duft bläulich. Keine Frage, die üblichen Komponenten zitieren die 1990er. Es sind aber nur Zitate, ziemlich leicht und nicht erschlagend, obwohl Calone eingesetzt wird.
Jenes polarisierende Molekül kann extrem nerven, hier wird es aber nur zum Schraffieren benutzt. Den Duftverlauf wird es nie bestimmen.
Ich gebe zu, die übliche Melone gibt diese fruchtige Note ab. Aber hier ist es nicht irgendeine Melone.
Denn der tonangebende Lavendel wird wie ein Chamäleon die Farbe wechseln, dieses Mal zu krautig grün.
Ein äußerst markanter Salbei betritt nun den Centre-Court.
Dieser Salbei verdient auch seinen Namen. Kräftig, unglaublich aromatisch und tief grün.
Falls hier nach Assoziationen gesucht wird, einfach auf mein Profilbild klicken. Der abgebildete Salbeistrauch vermittelt hoffentlich den gewünschten Effekt.
Die flaumigen Blätter des Krauts geben beim Zerreiben eine breitgefächerte Explosion an aromatischen Eindrücken ab.
Für den Duft wählte man die herb grüne Note, niemals die sonst so bekannte medizinische Lutschbonbon-Variante.
Es riecht also nach dem Strauch unter der heißen Sonne.
Hier ein kleiner Exkurs.
Wenn die Blätter des Salbeis eine gewisse Reife erreichen, können sie im leichten Teigmantel in Olivenöl gebacken werden. Grobes Salz drauf und fertig ist der perfekte Begleiter für eine erfrischende Runde an Grauburgunder.
So, nach all den Bildern zum Salbei zurück zur oben erwähnten Melone.
Sie wird sich nie aufdrängen, da der Salbei mit dem Lavendel am Steuer hockt.
Ein passendes Bild wäre eine dünne Scheibe einer orangenen Cavaillon-Melone überdeckt von Salbeiblättern im Hochsommer.
Ein extrem eleganter Kühlungseffekt wird vom Moschus - vermutlich die weiße Unterart - erreicht.
Alles erfrischt herrlich, der Salbei bleibt dabei herb grün.
Zu keinem Zeitpunkt wirkt der Duft gewöhnlich oder gar laut wie seine sonstigen Artgenossen.
Das Patchouli wird nicht zu sehr von den erdigen Noten her, sondern grün balsamisch moduliert, hat dennoch eine Idee an Kakao zu bieten.
Zusammen mit dem Moos wird eine grüne Basis erreicht. So schafft man den gelungenen Kontrapunkt zur Frische.
Nach etwa einer knappen Stunde wird der Duftnebel hautnah, ist aber stets wahrnehmbar. Genau die richtige Entwicklung nach dem Sport. Kühl erfrischt kann man als Salbeiblättchen entspannt weitermachen.
Klar, dass jetzt der Geisteszustand der ollen axiomatischen Nase in Frage gestellt wird, wo die doch nicht gerade an negativer Kritik gegenüber brachialer Synthetik spart.
Schizophrenie?
Von Lanvin käuflich?
Mitnichten!
Es kommt nämlich auf die Art der Verwendung der Moleküle an.
Da ich nun ahne, dass einige hier dennoch die Augen verdrehen werden bei der Lobpreisung dieser blauen Pulle, welche ziemlich schick ausschaut, möchte ich mal meine Erfahrung in der Umkleide schildern.
Müde und verschwitzt steuere ich die Duschen an. Dort begegnet mir der echte Duschgel-Duft etlicher gängiger Marken mit ambitionierten Namen. Synthetik für ein paar Groschen, welche natürlich ihre Berechtigung hat.
So weit, so konditioniert erträglich.
Nach der wiederbelebenden Dusche spaziert meine Nase entlang gewöhnungsbedürftiger Kreationen bis zu meinem Spind.
Ich rieche glasierte Kastanien an holziger Vanille, von Zuckerwatte umhüllte Rose an Safran, blaues Ambroxan in jeglichen Varianten, Dörrobst an Weihrauch oder Dosenananas mit Gummibärchen.
Schwere Kost also nach dem Sport und mit Sicherheit kein bisschen erfrischend.
Lanvin bietet mir aber ein ganz anderes Bild an. Es ist einer dieser schönen sonnigen Vormittage im Département Vaucluse mit etlichen Lavendelfeldern.
Der Markt in Cavaillon, südöstlich von Avignon gelegen, bietet mit seinen Platanen einen angenehmen Schatten.
Ein kühler Mistral-Wind weht vom Rhonetal in Richtung Süden runter am Mont Ventoux entlang und sorgt für eine wohltuende Erfrischung.
Von den Ständen dieser prächtigen Melonen weht der Duft dieser Früchte kühl rüber. Dabei mischen würziger Salbei und Lavendel kräftig mit und schaffen einen gelungenen Kontrapunkt zum Fruchtigen.
Die Basis an Moschus wird flankiert von den Hölzern und dem oben beschriebenen Patchouli, alles sehr leicht und recht sportlich elegant. Ganz zu schweigen vom Moos, welches nie erdrückt.
Das schöne Luberon-Gebirge ist also nicht weit entfernt und ich könnte mir jetzt in Oppède die schönen römischen Ruinen anschauen und anschließend nach Loumarin an einem schönen Platz den blauen Himmel genießen. Vielleicht blüht ja ein Lavendelstrauch in der Nähe neben dem Salbei.
Und so kann ich bestens gelaunt dem Tag ins Gesicht schauen.
Noch etwas, so blau wie seine Gattung vermuten läßt, ist er am Ende nicht, der sportliche Mann. Eher aromatisch mit blauer Untermalung.
Und er kann schöne Grüße aus dem Rhone-Delta ausrichten.
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