Coriolon
Sehr hilfreiche Rezension
9
Die Männlichkeit der 60iger Jahre
„Skylab“ sei Dank !
Dank für seine Initiative, die guten alten „Lanvin“- Düfte aus der Versenkung zu holen. In die selbige (die Versenkung) bin ich dann auch erst mal gestiegen, um alten Schätzen wieder das Sonnenlicht zu zeigen. Ich bilde mir ja ein, ein gutes Gedächtnis zu haben, aber wann ich mir diese kleine „Lanvin“-Sammlung zugelegt habe, weiß ich wirklich nicht mehr. Warum ist mir schon klar. Als Fan traditioneller französischer Parfum-Hersteller war der Fokus bereits in der Jugend gelegt worden und die „Lanvin Parfums“ hatten in den 80iger Jahren einen exzellenten Ruf. Im“ KaDeWe“ leistete man sich einen eigenen Counter, der Vertrieb wurde durch eine kleine, aber feine Firma in Stuttgart gesteuert und man begeisterte eben auch durch diese wunderbaren , hochwertigen Luxus-Glanz-Broschüren, die sich heute hinter manchen Internet-Auftritt nicht verstecken bräuchten. Der Erfolg von „Lanvin“ war (hier in Deutschland) sicherlich voll und ganz dem Damenduft „Arpège“ zu verdanken, aber auch bei den Herrendüften war das Haus nicht untätig. Leider gibt es heute keinen einzigen von den alten Herrendüften mehr im Handel.
Das hier zu beschreibende „Monsieur Lanvin“ passt perfekt in die 60iger Jahre. Er hat sein Licht 1964 erblickt und ich denke, dass zu dieser Zeit die Herren der Schöpfung keineswegs experimentierfreudig gewesen waren. Wenn neben der Benutzung von Kernseife mal ein Duft aufgetragen wurde, dann aber einer der herb, markant und extrem maskulin zu riechen hatte. „Monsieur Lanvin“ ist eine Antwort auf diese Anforderung. Er startet grün, farnig, juchtig, verlässt aber schnell seine erste Impression, um Gewürzen, aber auch Pflanzen und Hölzern (Geranium, Sandelholz aber auch Nelke) viel Platz einzuräumen. Der Auftritt dieser nicht geraden ‚leisen‘ Zutaten empfinde ich sehr dominant.
Wenn ich hier lese, dass die Basis geprägt ist durch Vanille, Tonkabohne und Moschuß, so kann ich nur behaupten, dass der Duft mit der Herznote stehen bleibt. Ein Guerlain-typischer Ausklang (gerade durch Vanille und Tonka) wird hier vermisst.
Aber egal, „Lanvin“ ist eben nicht „Guerlain“, soll es auch nicht sein und gerade deshalb finde ich den Vergleich schon recht spannend.
„Lanvin“ verwendete für seine Düfte die gleichen Flakons (zumindest ab den 60iger Jahren)mit einer kleinen Ausnahme bei „Arpège“. Der oben abgebildete Flakon diente allen Herren-Düften als Schüttflakon und in seiner klassischen, eckigen Form war er sehr gefällig. Die Zerstäuber (siehe unten)sind dagegen in meinen Augen eher hässlich, aber wohl dem damaligen Zeitgeschmack angepasst.
Umweltbewusste horchen jetzt sicherlich auf: Die Zerstäuber waren Atomiseure, sie funktionierten noch mit Treibgas. Bekanntermaßen wurde dieses ja verboten und „Lanvin“ überlegte, wie man eine gleichbleibende Zerstäubung ohne Gas darstellen konnte. Das Zauberwort hieß Effuseur. Die Form der Zerstäuber blieb, nur wurde Glas gegen Kunststoff gewechselt. Im Innern gab es eine Gummihülle, die den Duft unter Spannung ummantelte. Wurde der Sprühknopf betätigt, konnte durch den Druck des Gummis der Duft entweichen.
Diese Erfindung fand zwar Beachtung aber keine Nachahmung. Denn in der Praxis gab es zu viele Reklamationen (häufig war brüchiger Gummi verantwortlich für das Auslaufen des Duftes). Also gab sich „Lanvin“ dann auch den klassischen Zerstäubern hin.
Ich kann es nicht belegen, aber ich vermutete, dass man die Produktion von "Monsieur Lanvin" Anfang der 80iger Jahre eingestellt hat.
Das Duftsortiment hat sich mittlerweile komplett gewandelt, einzig „Arpège“ führt die Duftriege (sogar mit einem Extrait 7,5 ml) noch an. Aber das Haus bekennt sich zu seiner Vergangenheit und widmet sich auf der Internetseite sehr liebevoll mit einigen Werbeplakaten um alte bekannte Namen wie „My Sin“ oder „Scandal“. (Lanvin / Frangrances / 5th sens)
Eine Fortsetzung zu den Herren-Düften von „Lanvin“ dürfte alsbald folgen……