13.01.2015 - 14:30 Uhr
Apicius
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Apicius
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27
Wie betäubend ist Narcotico?
Ein vielversprechender Name, beliebte Duftnoten – das neueste Parfum aus dem Hause Meo Fusciuni ist jeden Blick wert. Wir lesen: auf die kühlen Stufen einer Kirche in Palermo sei der erste Funken Inspiration gefallen – ein schönes, passendes Bild, doch davon gleich mehr .
Ein Parfum, das den Namen Narcotico trägt, kann nur eines sein: ein kräftiger Orientale, der einen Platz zwischen Opium und Black Afgano beansprucht. Patchouli bildet in diesem Fall das Rückgrat, und es scheint um die Frage zu gehen, wie man Patchouli in zeitgemäßer Weise ins beste Licht rückt.
Auf einen spektakulären Auftakt mag Guiseppe Imprezzabile nicht verzichten: sofort nehmen wir die typische Erdigkeit wahr, zusammen mit einem von mir als floral empfundenen Akkord. Ist es Nelke? Ist da gar etwas Fruchtiges? Für einen kurzen Moment scheint der „grüne“ Aspekt von Patchouli auf, der an frische Bettwäsche und kühle Landluft erinnert. Bevor die Opulenz dieses Auftakts zu dominierend werden kann, verwandelt sich Narcotico. Alles wird strenger: das Patchouli erhält einen fast krautigen Rahmen, etwas alkoholisch zunächst und ganz kurz an Hustensaft erinnernd. Woher kommt die Kühle? Ist hier Minze beteiligt?
Doch das alles ist nur Vorspiel, die Mittelnote ist schnell erreicht. Die Erdigkeit des Patchoulis tritt zur Seite. Eingerahmt wird sie von einer Strenge und Nüchternheit, wie sie das Bild des kalten Steins der Stufen vor einer Kirche gut ausdrückt. Patchouli ist für mich etwas Weiches, Nachgiebiges, das immer ein wenig zu zerfließen droht. Dagegen ist Weihrauch hart, geradlinig, nüchtern, bringt Tiefe und Struktur.
Narcotico auf einen bloßen Zweiklang Patchouli-Weihrauch reduzieren zu wollen, trifft es aber bei weitem nicht. Harzige Aspekte treten hinzu, und ab einem bestimmten Punkt entwickelt Narcotico eine sehr körpernahe, fast schon intime Aussage, wird auch wieder weicher. Hier werden wohl Moschusnoten beteiligt sein. Dafür spricht auch eine leichte Pudrigkeit, die nach etwa einer halben Stunde mit auftritt.
So lässt sich die Beschreibung fortsetzen, ohne Narcotico ganz erfassen zu können. Nach mehrmaligem Testen entdecke ich immer wieder neue Facetten. Wie narkotisierend ist Narcotico also? Sprühstoß linker Handrücken: Kopfnote, wie beschrieben. Dann der Übergang ins Herz. Nach einer halben Stunde Sprühstoß rechter Handrücken – und ich rieche auf einmal Holz (Oud) und Rauch, ein komplett anderes Parfum!
So sehr sich Narcotico einer Bestimmung entzieht, so sehr geht es auf den Träger zu und dient sich ihm an. Narcotico ist kein defininierter Duft, den man vor sich her trägt, sondern einer, der mit dem Körpergeruch des Trägers ebenso arbeitet wie mit dem Geruchssinn in seiner je unterschiedlichen Verfassung. Das macht Narcotico lebendig und interessant. Schon immer ist es ein Glücksfall, wenn einem Parfümeur ein Duft gelingt, der von und an unterschiedlichen Menschen je anders wirkt oder wahrgenommen wird.
Soweit zu den objektive Qualitäten. Für mich bleibt noch eines anzufügen: Ich mag es sehr, wenn ein Parfum die Körperlichkeit – und auch die Attraktivität – eines Trägers so in Szene setzt wie Narcotico. Das will ich riechen, an anderen, aber auch selber möchte ich mich mit dieser Aura umgeben. Die erotische Ausstrahlung Narcoticos sehe ich persönlich auf der maskulinen Seite.
Ich bedanke mich bei Meo Fusciuni für die zugesandte Probe, ohne die ich das Parfum vielleicht nicht entdeckt hätte.
Ein Parfum, das den Namen Narcotico trägt, kann nur eines sein: ein kräftiger Orientale, der einen Platz zwischen Opium und Black Afgano beansprucht. Patchouli bildet in diesem Fall das Rückgrat, und es scheint um die Frage zu gehen, wie man Patchouli in zeitgemäßer Weise ins beste Licht rückt.
Auf einen spektakulären Auftakt mag Guiseppe Imprezzabile nicht verzichten: sofort nehmen wir die typische Erdigkeit wahr, zusammen mit einem von mir als floral empfundenen Akkord. Ist es Nelke? Ist da gar etwas Fruchtiges? Für einen kurzen Moment scheint der „grüne“ Aspekt von Patchouli auf, der an frische Bettwäsche und kühle Landluft erinnert. Bevor die Opulenz dieses Auftakts zu dominierend werden kann, verwandelt sich Narcotico. Alles wird strenger: das Patchouli erhält einen fast krautigen Rahmen, etwas alkoholisch zunächst und ganz kurz an Hustensaft erinnernd. Woher kommt die Kühle? Ist hier Minze beteiligt?
Doch das alles ist nur Vorspiel, die Mittelnote ist schnell erreicht. Die Erdigkeit des Patchoulis tritt zur Seite. Eingerahmt wird sie von einer Strenge und Nüchternheit, wie sie das Bild des kalten Steins der Stufen vor einer Kirche gut ausdrückt. Patchouli ist für mich etwas Weiches, Nachgiebiges, das immer ein wenig zu zerfließen droht. Dagegen ist Weihrauch hart, geradlinig, nüchtern, bringt Tiefe und Struktur.
Narcotico auf einen bloßen Zweiklang Patchouli-Weihrauch reduzieren zu wollen, trifft es aber bei weitem nicht. Harzige Aspekte treten hinzu, und ab einem bestimmten Punkt entwickelt Narcotico eine sehr körpernahe, fast schon intime Aussage, wird auch wieder weicher. Hier werden wohl Moschusnoten beteiligt sein. Dafür spricht auch eine leichte Pudrigkeit, die nach etwa einer halben Stunde mit auftritt.
So lässt sich die Beschreibung fortsetzen, ohne Narcotico ganz erfassen zu können. Nach mehrmaligem Testen entdecke ich immer wieder neue Facetten. Wie narkotisierend ist Narcotico also? Sprühstoß linker Handrücken: Kopfnote, wie beschrieben. Dann der Übergang ins Herz. Nach einer halben Stunde Sprühstoß rechter Handrücken – und ich rieche auf einmal Holz (Oud) und Rauch, ein komplett anderes Parfum!
So sehr sich Narcotico einer Bestimmung entzieht, so sehr geht es auf den Träger zu und dient sich ihm an. Narcotico ist kein defininierter Duft, den man vor sich her trägt, sondern einer, der mit dem Körpergeruch des Trägers ebenso arbeitet wie mit dem Geruchssinn in seiner je unterschiedlichen Verfassung. Das macht Narcotico lebendig und interessant. Schon immer ist es ein Glücksfall, wenn einem Parfümeur ein Duft gelingt, der von und an unterschiedlichen Menschen je anders wirkt oder wahrgenommen wird.
Soweit zu den objektive Qualitäten. Für mich bleibt noch eines anzufügen: Ich mag es sehr, wenn ein Parfum die Körperlichkeit – und auch die Attraktivität – eines Trägers so in Szene setzt wie Narcotico. Das will ich riechen, an anderen, aber auch selber möchte ich mich mit dieser Aura umgeben. Die erotische Ausstrahlung Narcoticos sehe ich persönlich auf der maskulinen Seite.
Ich bedanke mich bei Meo Fusciuni für die zugesandte Probe, ohne die ich das Parfum vielleicht nicht entdeckt hätte.
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