15.10.2013 - 14:40 Uhr
Palonera
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Palonera
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27
von Traumen und Träumen
Colognes sind neben Chypres jene Duftfamilie, an die ich mich am längsten heranarbeiten, die ich am ausdauerndsten umkreisen mußte, bevor ich sie endlich erschließen und mich für sie begeistern konnte.
Das liegt natürlich an Oma.
Genauer: An Oma und ihrer Vorliebe für Kölnisch Wasser, für jenes Schüttfläschchen, das allüberall ihr ständiger Begleiter war, abgesehen von ganz besonderen Gelegenheiten, zu denen es ein "richtiges" Parfum sein mußte.
Nun hatte ich meine Oma von Herzen lieb, doch so riechen wie sie wollte ich nicht, lange Zeit nicht – nicht nach wadenlangen Röcken an Gesundheitsschuhen, nicht nach mausgrauem Dutt und hochsauerländischer Dorfidylle, Nachbarschaftsgetuschel und sonntäglichem Zwangskirchgang.
Das waren viele Jahre lang meine Assoziationen, wenn das Stichwort "Cologne" fiel – so lange, bis Herr Mugler sein bemerkenswertes Cologne herausbrachte und den Knoten langsam aufzudröseln begann.
Seither ist ein Dutzend Jahre vergangen, in denen ich nach und nach die Kölnischen Wässer diverser Häuser kennen und schätzen lernte und schließlich gar meinen Frieden mit 4711 schloß.
Omas grüngoldenes Fläschchen findet sich zwar noch immer nicht in meiner Sammlung, aber ich bin sicher, sie würde dort den einen oder anderen Kandidaten finden, der ihrem Liebling hätte Konkurrenz machen können, auch wenn sie das natürlich nie zugegeben hätte, die treue Seele.
Ein besonders scharfer potentieller Konkurrent dürfte "Castile" sein, das vielleicht schönste und zugleich kraftvollste Cologne, das mir bisher unter die Nase gekommen ist.
Zündet "Castile" im Augenblick des Aufsprühens noch das obligatorische Nerolibömbchen, das für einige Sekunden hell und klar die gesamte Umgebung verstrahlt, erblüht doch noch im Widerschein des Verblassens eine traumschöne, wässrig-helle Rose, zart und fein und edel, wie man sie wohl nur in klassischen englischen Düften vorfindet.
Nichts ist hier dornig, stachlig, aufmüpfig – britisches Understatement paart sich mit unschuldiger Eleganz und verleiht dem Duft einen geradezu unwiderstehlichen Reiz, der noch verstärkt wird durch weichen, weißen, skinnigen Moschus, der, nach einigen Stunden erst den Duft abrundend, ihm einen weichzeichnerisch-sinnlichen Charakter einhaucht, den ich in dieser Form noch in keinem Cologne kennenlernen durfte.
Die sonst auf meiner Haut durch diese Moschusart oft hervorgerufene Haarspraynote bleibt aus zugunsten eines seidig-pudrigen Schleiers, der die noch immer junge Rose umhüllt und "Castile" bei aller spürbaren Traditionalität einen modernen Anstrich gibt.
Während ich mich noch frage, ob sich für dieses Werk wohl auch die Queen begeistern würde, kehren Bergamotte und Neroli auf die Bühne zurück und erinnern daran, daß wir es trotz mancher Lustwandlungen mit einem sehr klassischen Cologne zu tun haben, das freilich im Gegensatz zu vielen anderen dergestalt betitelten Wässern über ein enormes Durchhaltevermögen verfügt und mir auch am folgenden Morgen noch verschlafen auf dem Kopfkissen entgegenblinzelt.
Oma hätte es schwer gehabt, ihm zu widerstehen.
Das liegt natürlich an Oma.
Genauer: An Oma und ihrer Vorliebe für Kölnisch Wasser, für jenes Schüttfläschchen, das allüberall ihr ständiger Begleiter war, abgesehen von ganz besonderen Gelegenheiten, zu denen es ein "richtiges" Parfum sein mußte.
Nun hatte ich meine Oma von Herzen lieb, doch so riechen wie sie wollte ich nicht, lange Zeit nicht – nicht nach wadenlangen Röcken an Gesundheitsschuhen, nicht nach mausgrauem Dutt und hochsauerländischer Dorfidylle, Nachbarschaftsgetuschel und sonntäglichem Zwangskirchgang.
Das waren viele Jahre lang meine Assoziationen, wenn das Stichwort "Cologne" fiel – so lange, bis Herr Mugler sein bemerkenswertes Cologne herausbrachte und den Knoten langsam aufzudröseln begann.
Seither ist ein Dutzend Jahre vergangen, in denen ich nach und nach die Kölnischen Wässer diverser Häuser kennen und schätzen lernte und schließlich gar meinen Frieden mit 4711 schloß.
Omas grüngoldenes Fläschchen findet sich zwar noch immer nicht in meiner Sammlung, aber ich bin sicher, sie würde dort den einen oder anderen Kandidaten finden, der ihrem Liebling hätte Konkurrenz machen können, auch wenn sie das natürlich nie zugegeben hätte, die treue Seele.
Ein besonders scharfer potentieller Konkurrent dürfte "Castile" sein, das vielleicht schönste und zugleich kraftvollste Cologne, das mir bisher unter die Nase gekommen ist.
Zündet "Castile" im Augenblick des Aufsprühens noch das obligatorische Nerolibömbchen, das für einige Sekunden hell und klar die gesamte Umgebung verstrahlt, erblüht doch noch im Widerschein des Verblassens eine traumschöne, wässrig-helle Rose, zart und fein und edel, wie man sie wohl nur in klassischen englischen Düften vorfindet.
Nichts ist hier dornig, stachlig, aufmüpfig – britisches Understatement paart sich mit unschuldiger Eleganz und verleiht dem Duft einen geradezu unwiderstehlichen Reiz, der noch verstärkt wird durch weichen, weißen, skinnigen Moschus, der, nach einigen Stunden erst den Duft abrundend, ihm einen weichzeichnerisch-sinnlichen Charakter einhaucht, den ich in dieser Form noch in keinem Cologne kennenlernen durfte.
Die sonst auf meiner Haut durch diese Moschusart oft hervorgerufene Haarspraynote bleibt aus zugunsten eines seidig-pudrigen Schleiers, der die noch immer junge Rose umhüllt und "Castile" bei aller spürbaren Traditionalität einen modernen Anstrich gibt.
Während ich mich noch frage, ob sich für dieses Werk wohl auch die Queen begeistern würde, kehren Bergamotte und Neroli auf die Bühne zurück und erinnern daran, daß wir es trotz mancher Lustwandlungen mit einem sehr klassischen Cologne zu tun haben, das freilich im Gegensatz zu vielen anderen dergestalt betitelten Wässern über ein enormes Durchhaltevermögen verfügt und mir auch am folgenden Morgen noch verschlafen auf dem Kopfkissen entgegenblinzelt.
Oma hätte es schwer gehabt, ihm zu widerstehen.
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