23.12.2016 - 03:59 Uhr
Yatagan
395 Rezensionen
Yatagan
Top Rezension
61
Was trägt der Gentleman an Heilig Abend?
Unkommentierte Düfte No. 90
Du hältst das für eine reizvolle Frage - und gar nicht so leicht zu beantworten? Dann versuchen wir uns mal mit einer unbeholfenen Antwort. An alle Gentlemen, Möchtegern-Gentlemen, Tweed-Sakkoträger, Harris-Tweed-Liebhaber, Whisky-Connaisseure und Anglophile: Denkt mit!
Ist Penhaligon's die Antwort? Hat die Marke in den letzten Jahren nicht viel zu viel Oberflächliches produziert, snobistisch statt distinguiert: verlorene Werte, vergessene Tradition? Wo bleiben die wirklichen Nachfolger für die großartigen Hammam Bouquet und Blenheim Bouquet? Warum gibt es kein neues Lords resp. Douro? Fast scheint mir so, als wäre Floris inzwischen die solidere Marke, auch wenn deren Preispolitik fast unanständig wurde - oder sollte man sagen: aristokratisch? Mit der neuen Serie, die wegen der aufgetakelten (wenn auch bestechend schönen) Flakons Schlimmes ahnen lässt, wurde nach längerer Zeit offenbar und überraschenderweise wieder ein Schritt in die richtige Richtung getan.
Während "The Tragedy of Lord George" sehr schön, aber weniger spektakulär und gerade deshalb vielleicht auch sehr gut ist (die Zeit wird es zeigen), hat man sich bei Britanniens Stolz mit "Much Ado About The Duke" einen echten Kracher geleistet. Selten waren angegebene Inhaltsstoffe zunächst so leicht zu erkennen wie hier: Die pfeffrige Kopfnote leitet schnell über in eine beschwipste Wolke von Gin (resp. Wacholderbeeren; wie auch immer diese Duftnote so authentisch erzeugt wurde, sicherlich synthetisch, aber klug) und kommt in einer holzigen Basis zur Ruhe. Von Leder weiß ich nichts. Deutlich erkennbar ist aber mit ein wenig Geduld die Rose, die wunderschön erblüht und dem Duft nichts von seiner maskulinen Aura raubt. Zwar kann der Duft sicher auch von Frauen getragen werden (vielleicht ist das sogar besonders reizvoll); konzipiert wurde er aber als prägnanter, aromatischer Herrenduft.
Wie mir scheint, lassen sich Parallelen zu Terre d'Hermes erkennen, das zwar (ganz) anders riecht, aber einem ähnlichen Muster folgt: Pfeffriger Auftakt, fruchtig-würziges Herz und markant holzige Basis, dabei gleichfalls sehr aromatisch. Wäre Much Ado About The Duke preiswerter, ihm könnte ein ähnlicher Erfolg beschieden sein.
In erster Begeisterung steigt wohl bei vielen der Drang auf, den Duft mit Höchstnoten zu adeln. Ich plädiere aber für ein vorsichtiges proletarisches Bremsen: Wie ich meine, ist der Duke trotz seiner (allzu) cleveren Konzeption, trotz seiner strahlend-kantigen Schönheit (die Rose im versoffenen Gin-Bett muss man mal gerochen haben) ein wenig zu plakativ geraten. Und diese Annahme führt mich zu meiner letzten These: Much Ado About The Duke wäre sicherlich eine gute Wahl für Heilig Abend, aber nicht die perfekte, denn...
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft für Silvester!
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft für deinen Geburtstag, vor allem deinen nächsten runden!
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft für die Weihnachtsfeiertage, wenn deine nervige Verwandtschaft um den Kamin (falls Du einen hast) rumlungert und Du dich in dem wohligen Gefühl wärmen kannst, dass Du hier den besten Duft trägst!
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft für das Gespräch mit deinen Mitarbeitern, falls DU der Chef bist!
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft für das Mitarbeitergespräch, wenn Du nícht der Chef bist, ihn aber gehörig provozieren willst!
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft, wenn DU der Duke bist!
Much Ado About The Duke könnte für viele gute Gelegenheiten der richtIge Duft sein, ABER...
...an Heilig Abend empfehle ich allen Anglophilen zum Harris Tweed Jackett lieber einen echten englischen Klassiker alter Schule und das könnte z.B.
Arlington (alte Formel) von D.R. Harris,
Eucris von Geo F. Trumper oder
Astor von Geo F. Trumper sein.
Ich glaube, ich entscheide mich für letzteren, meine Lieben.
Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!
Yatagan
Du hältst das für eine reizvolle Frage - und gar nicht so leicht zu beantworten? Dann versuchen wir uns mal mit einer unbeholfenen Antwort. An alle Gentlemen, Möchtegern-Gentlemen, Tweed-Sakkoträger, Harris-Tweed-Liebhaber, Whisky-Connaisseure und Anglophile: Denkt mit!
Ist Penhaligon's die Antwort? Hat die Marke in den letzten Jahren nicht viel zu viel Oberflächliches produziert, snobistisch statt distinguiert: verlorene Werte, vergessene Tradition? Wo bleiben die wirklichen Nachfolger für die großartigen Hammam Bouquet und Blenheim Bouquet? Warum gibt es kein neues Lords resp. Douro? Fast scheint mir so, als wäre Floris inzwischen die solidere Marke, auch wenn deren Preispolitik fast unanständig wurde - oder sollte man sagen: aristokratisch? Mit der neuen Serie, die wegen der aufgetakelten (wenn auch bestechend schönen) Flakons Schlimmes ahnen lässt, wurde nach längerer Zeit offenbar und überraschenderweise wieder ein Schritt in die richtige Richtung getan.
Während "The Tragedy of Lord George" sehr schön, aber weniger spektakulär und gerade deshalb vielleicht auch sehr gut ist (die Zeit wird es zeigen), hat man sich bei Britanniens Stolz mit "Much Ado About The Duke" einen echten Kracher geleistet. Selten waren angegebene Inhaltsstoffe zunächst so leicht zu erkennen wie hier: Die pfeffrige Kopfnote leitet schnell über in eine beschwipste Wolke von Gin (resp. Wacholderbeeren; wie auch immer diese Duftnote so authentisch erzeugt wurde, sicherlich synthetisch, aber klug) und kommt in einer holzigen Basis zur Ruhe. Von Leder weiß ich nichts. Deutlich erkennbar ist aber mit ein wenig Geduld die Rose, die wunderschön erblüht und dem Duft nichts von seiner maskulinen Aura raubt. Zwar kann der Duft sicher auch von Frauen getragen werden (vielleicht ist das sogar besonders reizvoll); konzipiert wurde er aber als prägnanter, aromatischer Herrenduft.
Wie mir scheint, lassen sich Parallelen zu Terre d'Hermes erkennen, das zwar (ganz) anders riecht, aber einem ähnlichen Muster folgt: Pfeffriger Auftakt, fruchtig-würziges Herz und markant holzige Basis, dabei gleichfalls sehr aromatisch. Wäre Much Ado About The Duke preiswerter, ihm könnte ein ähnlicher Erfolg beschieden sein.
In erster Begeisterung steigt wohl bei vielen der Drang auf, den Duft mit Höchstnoten zu adeln. Ich plädiere aber für ein vorsichtiges proletarisches Bremsen: Wie ich meine, ist der Duke trotz seiner (allzu) cleveren Konzeption, trotz seiner strahlend-kantigen Schönheit (die Rose im versoffenen Gin-Bett muss man mal gerochen haben) ein wenig zu plakativ geraten. Und diese Annahme führt mich zu meiner letzten These: Much Ado About The Duke wäre sicherlich eine gute Wahl für Heilig Abend, aber nicht die perfekte, denn...
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft für Silvester!
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft für deinen Geburtstag, vor allem deinen nächsten runden!
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft für die Weihnachtsfeiertage, wenn deine nervige Verwandtschaft um den Kamin (falls Du einen hast) rumlungert und Du dich in dem wohligen Gefühl wärmen kannst, dass Du hier den besten Duft trägst!
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft für das Gespräch mit deinen Mitarbeitern, falls DU der Chef bist!
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft für das Mitarbeitergespräch, wenn Du nícht der Chef bist, ihn aber gehörig provozieren willst!
Much Ado About The Duke ist der richtige Duft, wenn DU der Duke bist!
Much Ado About The Duke könnte für viele gute Gelegenheiten der richtIge Duft sein, ABER...
...an Heilig Abend empfehle ich allen Anglophilen zum Harris Tweed Jackett lieber einen echten englischen Klassiker alter Schule und das könnte z.B.
Arlington (alte Formel) von D.R. Harris,
Eucris von Geo F. Trumper oder
Astor von Geo F. Trumper sein.
Ich glaube, ich entscheide mich für letzteren, meine Lieben.
Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!
Yatagan
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