27.10.2019 - 15:30 Uhr
Meggi
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34
Kommandantenhaft
Wer sich die Bilder der Kommandanten der „Gorch Fock“ von 1958 bis heute ansieht (http://esys.org/gofo/Kommandanten.html), mag meinen Verdacht teilen, dass etwa bis in die Neunzigerjahre - neben aller selbstredend unverzichtbaren fachlichen Qualifikation zur Führung eines Großseglers - stets auch optische Gesichtspunkte bei der Besetzung dieser Stelle eine gewichtige Rolle spielten. Die Herren ähnelten sich im Typus doch sehr.
Nun ließe sich argumentieren, dass es sich schließlich um eine sehr exponierte Position handele, die einfach ein gewisses „Gesamt-Paket“ erfordere. Was ja schon aus der Rang-Einordnung deutlich wird. Zu meiner Zeit dort war Immo von Schnurbein der einzige tatsächlich noch see-fahrende „Kapitän zur See“. Sämtliche seiner (wenigen) Dienstgrad-Genossen bepupten meines Wissens irgendwo an Land einen Kommandeurs- oder ähnlichen Sessel und überließen die Herumgurkerei den Chargen vom sogenannten „Fregattenkapitän“ abwärts.
Ich vermute allerdings eher, dass sich bei der Marine bis weit in die Bundesrepublik hinein eine Vorstellung vom Idealbild eines Marine-Offiziers gehalten hat, bei der in unappetitlicher Weise innere und äußere Merkmale verknüpft wurden.
Wie auch immo…äh…immer, Immo von Schnurbein jedenfalls passte da hundertpro rein. Knorrig, wortkarg, aufrecht und halt tadellos kommandantig. Gern kaute er auf einem Streichholz herum, welches gelegentlich durch eine Zigarette ersetzt wurde. Er rauchte übrigens weniger, als er selbst wohl glaubte – der Navigations-Obergefreite bediente sich während der einsamen Nachtwachen ebenfalls an der Schachtel.
Für sich allein betrachtet wirkt ein solcher Habitus, allemal auf einen jungen Matrosen, zunächst markig-individuell und erst bei einer Erweiterung des Blickwinkels zeigen sich Rolle oder Klischee. Und damit sind wir beim Duft: Für sich berochen kommt er kräftig, prägnant, meinetwegen männlich und überhaupt völlig untadelig daher. Dennoch haftet ihm in Anbetracht der vielen Ähnlichen seiner Art leider etwas Austauschbares an. Das tut der Qualität natürlich alles keinen Abbruch und es ist gut nachzuvollziehen, dass manche ‚Bayolea‘ im durchwachsenen Penhaligon’s-Sortiment goutieren.
Zitrus, Moos, Seife; in dieser Reihenfolge geht es los. Binnen Minuten wird es geradezu bitter, die Gewürze betonen definitiv ihre strenge Seite. Aber vor allem: Seife. Im Verlauf denke ich an florale Andeutungen, die als kleine Tupfer auf sicherem Grün agieren. Veilchen vielleicht? Bloß um Himmels willen keine Blümerei! Das wäre ja, als würde der Kommandant an der Ballettstange erwischt.
Sicherheitshalber biegt der Duft also auf halber Strecke erst in eine bittergrüne Krautigkeit à la Duc de Vervins ein, ehe er am Nachmittag einen interimsweisen Anflug von (Sandel)-Süße zulässt. Ansonsten werden im Fortgang vornehmlich typische Basis-Produkte gegeigt, die an ihrer kantigen Männlichkeit keinerlei Zweifel zu lassen wünschen. Nach kaum acht Stunden endet der Duft in einer moschusdominierten grün-seifigen Künstlich-Creme, nun wieder ohne jede Süße.
Creme. Creme?!? Wurde da der Kommandant bei der Hautpflege ertappt?
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
Nun ließe sich argumentieren, dass es sich schließlich um eine sehr exponierte Position handele, die einfach ein gewisses „Gesamt-Paket“ erfordere. Was ja schon aus der Rang-Einordnung deutlich wird. Zu meiner Zeit dort war Immo von Schnurbein der einzige tatsächlich noch see-fahrende „Kapitän zur See“. Sämtliche seiner (wenigen) Dienstgrad-Genossen bepupten meines Wissens irgendwo an Land einen Kommandeurs- oder ähnlichen Sessel und überließen die Herumgurkerei den Chargen vom sogenannten „Fregattenkapitän“ abwärts.
Ich vermute allerdings eher, dass sich bei der Marine bis weit in die Bundesrepublik hinein eine Vorstellung vom Idealbild eines Marine-Offiziers gehalten hat, bei der in unappetitlicher Weise innere und äußere Merkmale verknüpft wurden.
Wie auch immo…äh…immer, Immo von Schnurbein jedenfalls passte da hundertpro rein. Knorrig, wortkarg, aufrecht und halt tadellos kommandantig. Gern kaute er auf einem Streichholz herum, welches gelegentlich durch eine Zigarette ersetzt wurde. Er rauchte übrigens weniger, als er selbst wohl glaubte – der Navigations-Obergefreite bediente sich während der einsamen Nachtwachen ebenfalls an der Schachtel.
Für sich allein betrachtet wirkt ein solcher Habitus, allemal auf einen jungen Matrosen, zunächst markig-individuell und erst bei einer Erweiterung des Blickwinkels zeigen sich Rolle oder Klischee. Und damit sind wir beim Duft: Für sich berochen kommt er kräftig, prägnant, meinetwegen männlich und überhaupt völlig untadelig daher. Dennoch haftet ihm in Anbetracht der vielen Ähnlichen seiner Art leider etwas Austauschbares an. Das tut der Qualität natürlich alles keinen Abbruch und es ist gut nachzuvollziehen, dass manche ‚Bayolea‘ im durchwachsenen Penhaligon’s-Sortiment goutieren.
Zitrus, Moos, Seife; in dieser Reihenfolge geht es los. Binnen Minuten wird es geradezu bitter, die Gewürze betonen definitiv ihre strenge Seite. Aber vor allem: Seife. Im Verlauf denke ich an florale Andeutungen, die als kleine Tupfer auf sicherem Grün agieren. Veilchen vielleicht? Bloß um Himmels willen keine Blümerei! Das wäre ja, als würde der Kommandant an der Ballettstange erwischt.
Sicherheitshalber biegt der Duft also auf halber Strecke erst in eine bittergrüne Krautigkeit à la Duc de Vervins ein, ehe er am Nachmittag einen interimsweisen Anflug von (Sandel)-Süße zulässt. Ansonsten werden im Fortgang vornehmlich typische Basis-Produkte gegeigt, die an ihrer kantigen Männlichkeit keinerlei Zweifel zu lassen wünschen. Nach kaum acht Stunden endet der Duft in einer moschusdominierten grün-seifigen Künstlich-Creme, nun wieder ohne jede Süße.
Creme. Creme?!? Wurde da der Kommandant bei der Hautpflege ertappt?
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
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