05.06.2014 - 10:35 Uhr
Dobbs
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Dobbs
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26
Eau d´Étable à Vaches oder eine olfaktorische Nahtoderfahrung
Damit mein Flakon Khaltat al Khasa sich nicht allein auf den weiten Weg ins Ruhrgebiet machen musste, habe ich nach einem passenden Reisebegleiter gesucht und ihn mit Dhan al Oudh al Safwa gefunden. Zitronenhölzer (die Iparfumerie nennt Zitrusfrüchte, auch noch welche der saftigen Art), Rose, Oud, Amber und Moschus – das klingt doch fein, da kann doch kaum was schief gehen.
Was ich dann mit zitternden Fingern (Parfumblindbesteller werden die Symptome kennen) aus dem Paket riss, sah schon mal vielversprechend aus: ein riesiger, schneeweißer, mit Gold abgesetzter Karton, innen mit weißem seidenartigem Stoff üppig ausgeschlagen – so viel Chi-Chi hätte ich für knapp 25 € nicht erwartet. Darin ein recht schöner, weißlich irisierender Flakon aus eher billigem Pressglas – nun ja, man kann halt nicht alles haben.
Stöpsel abziehen, zweimal großzügig Pfftt auf den Handrücken und schon geht es los mit den Zitronenhölzern/-früchten … oder auch nicht. Was mir nämlich anstelle dessen mit voller Wucht ins Gesicht schlägt, ist der authentische, stechende Geruch eines schon länger nicht mehr ausgemisteten Stalles. Ob da nun Kühe, Kamele, Elefanten oder Büffel in diesem Stall wohnen, ist eher unerheblich. Fest steht: hier sollte dringend mal jemand die Mistgabel schwingen!
Was gewöhnungsbedürftige Kopfnoten oder häufig als stinkig empfundene Parfums angeht, zähle ich mich eigentlich nicht zu den Weicheiern. Ich kann in der harschen Kopfnote Shalimars regelrecht schwelgen, ich liebe das häufig als Eau de Bahnhofsklo geschmähte Kouros (die alte Version), Musc Kublai Khan empfinde ich als eher zahm und angenehm. Aber das, was mir da aus dem so unschuldig wirkenden weißen Flakon entgegenströmt, raubt mir den Atem und mir wird regelrecht schlecht. Ist es Oud, ob nun künstlich, natürlich oder handgeklöppelt, das diesen – ich kann es nicht anders bezeichnen – Gestank verursacht? Ich kenne mich da nicht aus. Stinken Zitronenhölzer so? Doch wohl eher nicht. Spielt meine Nase doof? Ich bin ratlos!
Da man einen Duft nicht vor der Basis verdammen soll, widerstehe ich dem fast übermächtigen Drang, der Quelle des Stallgeruches mit einer Wurzelbürste zu Leibe zu rücken und warte tapfer ab. Erst nach gut einer Stunde lässt die Fäkalnote endlich nach und ein zartes Röschen quält sich ans Tageslicht. Noch ganz geschwächt muss es sich direkt gegen das glücklicherweise nicht allzu dominant auftretende Oud behaupten, was ihm recht gut gelingt. Beim Oud handelt es sich jetzt um jene Note, die ich aus verschiedenen Düften wiedererkenne: leicht medizinisch anmutend, aber nicht stechend, sondern recht sanft und gut auf das kleine Röschen abgestimmt. Der Dung lungert noch ein wenig im Hintergrund rum und ist nach gut zwei Stunden endgültig verschwunden – wurde aber auch Zeit!
Was noch auf meiner Haut verbleibt, ist ein recht schwachbrüstiges, aber doch ganz angenehmes Rosen-Oud-Gemisch mit leichtem Ambereinschlag. Nicht schlecht, aber keinesfalls geeignet, mir das ausgiebige Vorspiel im Kuhstall, das sich leider bei jedem folgenden Test in ähnlicher Intensität zeigte, öfter anzutun. Auch die Kolleginnen und Kollegen, die diese Kreation heute blind verkosten mussten (auf einer Feder, ich bin da gnädig), haben mir mit sofortigem Freundschaftsverlust gedroht, sollte ich jemals wagen, diesen Odeur de Dung jemals in ihrer Gegenwart zu tragen … was mir auch ohne die Drohung nicht im Traum einfallen würde.
Was fange ich nun mit dem Flakon an? Ihn als WC-Duft zu verwenden, wäre in diesem speziellen Fall eher kontraproduktiv, bezüglich eines erfolgreichen Weiterverkaufs habe ich mir mit diesem Kommentar selbst ins Knie geschossen. So werde ich ihn an den oder die erste Todesmutige(n) verschenken, die sich bei mir meldet. Allerdings ohne Karton, denn den werde ich als Mahnmal behalten für den Fall, dass mich wieder mal der Blindkaufzwang zu übermannen droht.
Was ich dann mit zitternden Fingern (Parfumblindbesteller werden die Symptome kennen) aus dem Paket riss, sah schon mal vielversprechend aus: ein riesiger, schneeweißer, mit Gold abgesetzter Karton, innen mit weißem seidenartigem Stoff üppig ausgeschlagen – so viel Chi-Chi hätte ich für knapp 25 € nicht erwartet. Darin ein recht schöner, weißlich irisierender Flakon aus eher billigem Pressglas – nun ja, man kann halt nicht alles haben.
Stöpsel abziehen, zweimal großzügig Pfftt auf den Handrücken und schon geht es los mit den Zitronenhölzern/-früchten … oder auch nicht. Was mir nämlich anstelle dessen mit voller Wucht ins Gesicht schlägt, ist der authentische, stechende Geruch eines schon länger nicht mehr ausgemisteten Stalles. Ob da nun Kühe, Kamele, Elefanten oder Büffel in diesem Stall wohnen, ist eher unerheblich. Fest steht: hier sollte dringend mal jemand die Mistgabel schwingen!
Was gewöhnungsbedürftige Kopfnoten oder häufig als stinkig empfundene Parfums angeht, zähle ich mich eigentlich nicht zu den Weicheiern. Ich kann in der harschen Kopfnote Shalimars regelrecht schwelgen, ich liebe das häufig als Eau de Bahnhofsklo geschmähte Kouros (die alte Version), Musc Kublai Khan empfinde ich als eher zahm und angenehm. Aber das, was mir da aus dem so unschuldig wirkenden weißen Flakon entgegenströmt, raubt mir den Atem und mir wird regelrecht schlecht. Ist es Oud, ob nun künstlich, natürlich oder handgeklöppelt, das diesen – ich kann es nicht anders bezeichnen – Gestank verursacht? Ich kenne mich da nicht aus. Stinken Zitronenhölzer so? Doch wohl eher nicht. Spielt meine Nase doof? Ich bin ratlos!
Da man einen Duft nicht vor der Basis verdammen soll, widerstehe ich dem fast übermächtigen Drang, der Quelle des Stallgeruches mit einer Wurzelbürste zu Leibe zu rücken und warte tapfer ab. Erst nach gut einer Stunde lässt die Fäkalnote endlich nach und ein zartes Röschen quält sich ans Tageslicht. Noch ganz geschwächt muss es sich direkt gegen das glücklicherweise nicht allzu dominant auftretende Oud behaupten, was ihm recht gut gelingt. Beim Oud handelt es sich jetzt um jene Note, die ich aus verschiedenen Düften wiedererkenne: leicht medizinisch anmutend, aber nicht stechend, sondern recht sanft und gut auf das kleine Röschen abgestimmt. Der Dung lungert noch ein wenig im Hintergrund rum und ist nach gut zwei Stunden endgültig verschwunden – wurde aber auch Zeit!
Was noch auf meiner Haut verbleibt, ist ein recht schwachbrüstiges, aber doch ganz angenehmes Rosen-Oud-Gemisch mit leichtem Ambereinschlag. Nicht schlecht, aber keinesfalls geeignet, mir das ausgiebige Vorspiel im Kuhstall, das sich leider bei jedem folgenden Test in ähnlicher Intensität zeigte, öfter anzutun. Auch die Kolleginnen und Kollegen, die diese Kreation heute blind verkosten mussten (auf einer Feder, ich bin da gnädig), haben mir mit sofortigem Freundschaftsverlust gedroht, sollte ich jemals wagen, diesen Odeur de Dung jemals in ihrer Gegenwart zu tragen … was mir auch ohne die Drohung nicht im Traum einfallen würde.
Was fange ich nun mit dem Flakon an? Ihn als WC-Duft zu verwenden, wäre in diesem speziellen Fall eher kontraproduktiv, bezüglich eines erfolgreichen Weiterverkaufs habe ich mir mit diesem Kommentar selbst ins Knie geschossen. So werde ich ihn an den oder die erste Todesmutige(n) verschenken, die sich bei mir meldet. Allerdings ohne Karton, denn den werde ich als Mahnmal behalten für den Fall, dass mich wieder mal der Blindkaufzwang zu übermannen droht.
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