06.12.2024 - 04:14 Uhr

Lullaby
5 Rezensionen

Lullaby
4
Duft-Liebesgeschichte mit Happy End
Wir schreiben Januar 2000, als ich im Alter von 15, von meiner Mutter, den Auftrag bekam noch ein zusätzliches Geburtstagsgeschenk für meinem Vater zu besorgen. Da die Wahl auf ein neues Parfum fiel und meine Mutti, aufgrund einer chronischen Erkrankung kaum etwas riechen konnte, wurde die Auswahl an mich deligiert. Obwohl ich, wie so viele im Teeniealter, dauernd genervt und streitsüchtig war, freute ich mich sehr über diese Aufgabe. Schließlich gab es mir die Möglichkeit, mein schon damals vorhandenes Interesse an Düften zu erweitern und womöglich eine Alternative zu meinen damaligen geliebten Culture by Tabac (1996) Eau de Toilette zu finden.
Also machte ich mich auf den Weg zur einzigen Parfümerie der Stadt, welche, um sich finanziell über Wasser zu halten, in ihren hinteren Räumen noch Sonnenbänke bereithielt.
Angekommen, schnupperte ich mich direkt durch das Sortiment. Dabei wurde ich durchgehen argwöhnisch von der Verkäuferin beobachtet. Nach einigen Minuten sprach sie mich an und fragte was ich den suchen würde. Ich teilte das Alter meines Vaters und das er eher so der sportliche Jeanstyp ist, ähnlich wie bei einer Partnervermittlung, mit und gab noch den Hinweis "Geschenk" sowie die Budgetvorstellungen meiner Mutter an. Mit der realen Chance etwas zu verkaufen und dabei ihre Fachkenntnisse anzuwenden, hellte sich das Gesicht der Verkäuferin sichtlich auf. Mit Worten wie: "Junger Mann, kommen sie mal mit! Ich hab da genau das richtige. Den haben wir gerade neu reingekommen. Was ganz besonderes!", wurde ich zu einen Werbeaufsteller von Ted Lapidus geführt. Die Dame nahm den Flakon, sprühte ihn auf einen Duftstreifen und gab mir diesen. Ich schnupperte eher skeptisch, schließlich hatte ich von Ted Lapidus noch nie im Leben gehört. Doch die Skepsis wich sofort einem Wow-Moment. "Alter, wie gut is das denn bitte?", waren höchstwahrscheinlich damals meine Gedanken. Der Duft roch ganz anders als die Düfte die ich bisher kannte. Eine würzige, leicht süße, Frische die irgendwie edel wirkte prickelte in meiner Nase und ließ mich nicht mehr los. Während die nette Fachkraft noch die einzelnen Duftnoten erklärte, war meine Entscheidung den Duft zu kaufen bereits gefallen. Das Geburtstagsgeschenk war gefunden.
Man muss sagen, dass mein Vater gerne Rasierwasser und Parfum benutzt, aber keine wirkliche Leidenschaft dafür entwickelt hat. Und so freute er sich auch sehr über sein Geschenk und benutze das Parfum regelmäßig. Gleichzeitig benutze ich es, wahrscheinlich im gleichen Maß, heimlich mit, bis es irgendwann alle war. Zu einen Nachkauf sollte es nicht kommen, da der Duft leider nicht den Weg vom Aufsteller ins Regal gefunden hatte. Für Papa war das ok, während ich jahrelang diesem, für mich so einzigartigen Parfum hinterher trauerte, bis es irgendwann in Vergessenheit geriet.
Fast 20 Jahre später erinnerte ich mich, dankt Parfumo, wieder und beschloss der alten Liebe noch einmal eine Chance zu geben. Dies stellte sich aber als garnicht so einfach heraus. Nicht nur das Ted nirgendwo auf den gängigen Seiten im Internet zu bekommen war, es gab kaum Treffer bei Google. Mitverantwortlich dafür ist wahrscheinlich die Namensähnlichkeit zu Lapidus pour Homme Eau de Toilette.
Als ich ihn irgendwann fand und das Paket aus Frankreich eintraft war ich aufgeregt wie ein Kind zu Weihnachten. Viele Fragen schossen mir durch den Kopf. Riecht er genauso wie früher? Wie roch er früher überhaupt? Was ist, wenn ich nicht mehr mag?
Als erstes nahm ich den Flakon in die Hand und begutachtete ihn. Puh, hier hatte sich schon mal nichts geändert! Es war der gleiche schwere hochwertige Flakon wie damals. Jetzt die silberne Kappe ab und Sprühen. Aufatmen, der Sprüher funktioniert. Ein ordentlicher Nebel legt sich über mein Handgelenk welches ich nach einigen Augenblicken zur Nase führte.
"Oh mein Gott, das ist er!" brach es aus mir heraus. Er roch genau wie in meiner Erinnerung.
Doch wie riecht er eigentlich? Der Duft ist schwierig zu fassen. Das was Apicius als chaotisch beschreibt trifft es schon irgendwie. Nach dem Aufsprühem tritt ein komplexer Mix aus frischen, zitischen und würzigen Noten, welche sich schwer identifizieren und aus dem Gesambild herauslösen lassen, zum Vorschein. Ich versuche es trotzdem mal. Zitrone? Na klar. Ingwer, Kümmel, Muskat? Das könnte sein. Zimt? Nicht einmal zu erahnen. Im Drydown bleiben dann Moschus und Amber zusammen mit einer leicht würzigen Restsüße zurück. Ted riecht für mich edel und elegant, opulent und gleichzeitig gediegen. Ich würde ihn irgendwie als "spritzig" oder "prickelnd" beschreiben. Er passt gefühlt irgendwie mehr ins Portfolio von Sisley als von Ted Lapidus.
Für mich hat mit ihm eine Duft-Liebesgeschichte, nach vielen Jahren ein Happy End gefunden. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich das ich Ted zur Hochzeit trug. Aus Angst ihn wieder zu verlieren, habe ich ihn vorsichtshalber gebunkert.
Also machte ich mich auf den Weg zur einzigen Parfümerie der Stadt, welche, um sich finanziell über Wasser zu halten, in ihren hinteren Räumen noch Sonnenbänke bereithielt.
Angekommen, schnupperte ich mich direkt durch das Sortiment. Dabei wurde ich durchgehen argwöhnisch von der Verkäuferin beobachtet. Nach einigen Minuten sprach sie mich an und fragte was ich den suchen würde. Ich teilte das Alter meines Vaters und das er eher so der sportliche Jeanstyp ist, ähnlich wie bei einer Partnervermittlung, mit und gab noch den Hinweis "Geschenk" sowie die Budgetvorstellungen meiner Mutter an. Mit der realen Chance etwas zu verkaufen und dabei ihre Fachkenntnisse anzuwenden, hellte sich das Gesicht der Verkäuferin sichtlich auf. Mit Worten wie: "Junger Mann, kommen sie mal mit! Ich hab da genau das richtige. Den haben wir gerade neu reingekommen. Was ganz besonderes!", wurde ich zu einen Werbeaufsteller von Ted Lapidus geführt. Die Dame nahm den Flakon, sprühte ihn auf einen Duftstreifen und gab mir diesen. Ich schnupperte eher skeptisch, schließlich hatte ich von Ted Lapidus noch nie im Leben gehört. Doch die Skepsis wich sofort einem Wow-Moment. "Alter, wie gut is das denn bitte?", waren höchstwahrscheinlich damals meine Gedanken. Der Duft roch ganz anders als die Düfte die ich bisher kannte. Eine würzige, leicht süße, Frische die irgendwie edel wirkte prickelte in meiner Nase und ließ mich nicht mehr los. Während die nette Fachkraft noch die einzelnen Duftnoten erklärte, war meine Entscheidung den Duft zu kaufen bereits gefallen. Das Geburtstagsgeschenk war gefunden.
Man muss sagen, dass mein Vater gerne Rasierwasser und Parfum benutzt, aber keine wirkliche Leidenschaft dafür entwickelt hat. Und so freute er sich auch sehr über sein Geschenk und benutze das Parfum regelmäßig. Gleichzeitig benutze ich es, wahrscheinlich im gleichen Maß, heimlich mit, bis es irgendwann alle war. Zu einen Nachkauf sollte es nicht kommen, da der Duft leider nicht den Weg vom Aufsteller ins Regal gefunden hatte. Für Papa war das ok, während ich jahrelang diesem, für mich so einzigartigen Parfum hinterher trauerte, bis es irgendwann in Vergessenheit geriet.
Fast 20 Jahre später erinnerte ich mich, dankt Parfumo, wieder und beschloss der alten Liebe noch einmal eine Chance zu geben. Dies stellte sich aber als garnicht so einfach heraus. Nicht nur das Ted nirgendwo auf den gängigen Seiten im Internet zu bekommen war, es gab kaum Treffer bei Google. Mitverantwortlich dafür ist wahrscheinlich die Namensähnlichkeit zu Lapidus pour Homme Eau de Toilette.
Als ich ihn irgendwann fand und das Paket aus Frankreich eintraft war ich aufgeregt wie ein Kind zu Weihnachten. Viele Fragen schossen mir durch den Kopf. Riecht er genauso wie früher? Wie roch er früher überhaupt? Was ist, wenn ich nicht mehr mag?
Als erstes nahm ich den Flakon in die Hand und begutachtete ihn. Puh, hier hatte sich schon mal nichts geändert! Es war der gleiche schwere hochwertige Flakon wie damals. Jetzt die silberne Kappe ab und Sprühen. Aufatmen, der Sprüher funktioniert. Ein ordentlicher Nebel legt sich über mein Handgelenk welches ich nach einigen Augenblicken zur Nase führte.
"Oh mein Gott, das ist er!" brach es aus mir heraus. Er roch genau wie in meiner Erinnerung.
Doch wie riecht er eigentlich? Der Duft ist schwierig zu fassen. Das was Apicius als chaotisch beschreibt trifft es schon irgendwie. Nach dem Aufsprühem tritt ein komplexer Mix aus frischen, zitischen und würzigen Noten, welche sich schwer identifizieren und aus dem Gesambild herauslösen lassen, zum Vorschein. Ich versuche es trotzdem mal. Zitrone? Na klar. Ingwer, Kümmel, Muskat? Das könnte sein. Zimt? Nicht einmal zu erahnen. Im Drydown bleiben dann Moschus und Amber zusammen mit einer leicht würzigen Restsüße zurück. Ted riecht für mich edel und elegant, opulent und gleichzeitig gediegen. Ich würde ihn irgendwie als "spritzig" oder "prickelnd" beschreiben. Er passt gefühlt irgendwie mehr ins Portfolio von Sisley als von Ted Lapidus.
Für mich hat mit ihm eine Duft-Liebesgeschichte, nach vielen Jahren ein Happy End gefunden. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich das ich Ted zur Hochzeit trug. Aus Angst ihn wieder zu verlieren, habe ich ihn vorsichtshalber gebunkert.
3 Antworten