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Lapidus pour Homme Sport 2016

6.9 / 10 42 Bewertungen
Ein Parfum von Ted Lapidus für Herren, erschienen im Jahr 2016. Der Duft ist frisch-zitrisch. Es wurde zuletzt von Groupe Bogart vermarktet.
Vergleich
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Duftrichtung

Frisch
Zitrus
Würzig
Blumig
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BergamotteBergamotte italienische Zitroneitalienische Zitrone RosmarinRosmarin BasilikumBasilikum
Herznote Herznote
maritime Notenmaritime Noten OrangenblüteOrangenblüte RosengeranieRosengeranie MuskatMuskat
Basisnote Basisnote
WeihrauchWeihrauch LederLeder ZedernholzZedernholz PatchouliPatchouli
Bewertungen
Duft
6.942 Bewertungen
Haltbarkeit
7.138 Bewertungen
Sillage
6.639 Bewertungen
Flakon
6.951 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.322 Bewertungen
Eingetragen von Michael, letzte Aktualisierung am 03.09.2025.

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Rezensionen

6 ausführliche Duftbeschreibungen
9Duft 9Haltbarkeit 8Sillage
Axiomatic

149 Rezensionen
Axiomatic
Axiomatic
Top Rezension 38  
Es durch die Blume sagen
Das Magische der Sprache ist, dass ein geschriebenes Wort sonderbaren Freiraum der Interpretation bei ausgelassenen Adjektiven, fehlendem Kontext und freier Aussprache - Sport / Sport… / Sport! / Sport? - zulässt.

Lange hat mich vorliegende geheime Formel des Jahres 2016 grübeln lassen.
Mein erster Kommentar im Forum galt diesem Dufträtsel.
Tja, gut Ding will Weile haben.

Zunächst möchte ich das Können jener Tüftlerseele loben.
Diese Zweideutigkeit des Duftes, die Ausweitung des Floralen, eine verkappte Ironie und das saubere Kodieren gewisser unreiner Gedanken bedarf schon einer geschulten Nase, welche leider nicht erwähnt wird.
Ich bitte daher der Groupe Bogart, den Schöpfer preiszugeben, welcher Applaus verdient.

In der Duftgeschichte gab es so manche Vertreter männlicher Blumen, die das Spielchen des „erhasche mich“ haarscharf an der Grenze des noch Tragbaren erkundeten.
Die Kunst besteht darin, stets selbstsicher, gefasst, nonchalant und spielerisch werbend diese Blüten wehen zu lassen.
Keine einfache Aufgabe, eine Geste zu viel und schon verpufft die Magie und bemitleidenswerter Pastiche sorgt dann für verdrehte Augen.

Der vorliegende Flakon evoziert die gestalterisch minimalistische Farbgestaltung der Zeitspanne 1980-1981, eine der spannendsten Weichenstellungen mutiger Aufbrüche der Popgeschichte.
Der Überdruss der Discozeit, das Verlangen nach Klarheit und der Durchbruch elektronischer Kühle spiegeln das Aufwachen nach einer übertriebenen Party analogen Ausmaßes wider.
Doch sollte dafür die hedonistische Feier nunmehr synthetischer und irgendwie fies eitel weiterlaufen.

Zum ersten Mal erlaubt Lapidus in das Innere des kultigen Flakons zu blicken.
1987 entworfen lässt man ihn nun etwa sieben Jahre rückwärts springen.
Wie ein Prequel zum Hauptfilm.
Farblos und glasklar der gerillte Korpus.
„Schließlich erweckst Du allein den Flaschengeist, mein Sportler. Keine falschen Tricks hier!“

Die Kanüle grundfarben-rot, so wie der Schriftzug, der Sprühkopf und die Rippen des sonst weißen Abschlusses.

Erinnerungen an enganliegende, gerade geschnittene Anzüge oder entsprechend puristische Sportbekleidung lassen hoffen, dass Zeitloses wieder Einzug hält.

Genial die Werbung.
Wieder der sportliche Rücken.
Nun aber eine Stange in den Händen, der Hochsprung über konventionelle Schranken.
Sonderbar der Lichteinfall und die Schattierung auf der Haut des Sportlers, sie geben die Grundessenz des Duftes wieder: kühl, vermeintlich hell mit schattigen Unklarheiten.

Na dann, auf die Plätze, fertig…

Zisch!

Ein Wachrütteln.

Hier ist nichts, wie es scheint!

Zwar täuschen Hesperiden und grüner Basilikum die übliche Apertura vor, der mächtige Rosmarin überdeckt augenblicklich die naiv mediterrane Frische.
Gleichzeitig schwingt schon schüchtern Florales mit.

Welche Sportart ist denn hier gemeint?

Sogleich betritt die so typische Lapidus-Orangenblüte die Bühne. Extrem hell und lichtdurchflutet.
Salzige Ambra, ein großes Lob hier, würzt genau richtig. Kein plattes Ruinieren des Duftes mit brachialer Chemie.
Eine ausgeklügelte Partie, um die geforderte Frische sportlicher Düfte zu verbreiten.

Und schon wieder weit gefehlt!

Etwa Don Juan im erotischen Hürdenparcours?

Ein blumiges Potpourri mischt nun kräftig mit.
Nicht gelisteter, burschikoser Jasmin, äußerst helle, fast schon gefrorene Rose, abwehrende Rosengeranie mit grünen Blättern.
Etwas dumpf der florale Anteil eines mysteriösen Moschus, welcher immer körperlicher wird nach Art der 1970er.
Die Blicke im Sportstudio lassen die Reaktionen erahnen.
Dem langanhaltenden Rosmarin und der 1980er Muskatnuss sei Dank, es sind wohlgesinnte und zustimmende Blicke.
Diese bräunliche Würze unterstreicht die grünliche Seite der Herznote und gleicht prima das Liebliche der Blumen aus.

Und nun tritt etwas Großartiges ein, die schattige Seite des hellen Bouquets.

Leise und flüchtig der Weihrauch, welcher nicht besser hätte dosiert werden können.
Somit wirkt die Basis zwar holzig und erdig, bleibt aber nebelartig und verleiht der blumigen Grundtendenz des Duftes den nötigen Halt, um nicht völlig in der Blumenvase stecken zu bleiben.
Ein schöner Labdanum liefert noch den ledrigen Schubser, ein kleiner Kick mit Augenzwinkern.
Aber alles in allem bleibt das Florale tonangebend.

Gegen Ende macht sich das leicht Salzige der Ambra bemerkbar, je weiter sich die Blüten verabschieden.
Zusammen mit dem Labdanum verlassen die beiden Komponenten die Umkleide des Sportstudios.
Die blumige Mosch-Visitenkarte wird ganz diskret in Erinnerung bleiben.

Wow, sportlich, so einen Duft als „Sport“ zu betiteln!

Bisher konnte ich mich nicht beklagen beim Tragen dieser Herausforderung.
Der Duft begleitet mich sehr lebensfroh und sympathisch.
Und hat mir sogar nette Kommentare verschafft.

Ich kann diese hell grünliche Flüssigkeit bestens außerhalb des Sports tragen.
Selten habe ich so einen legeren Duft mit Charakter in letzter Zeit genießen können.
Vom Grundton her erinnert mich der Duft an Nino Cerruti pour Homme Eau de Toilette, welcher auch mit einer nicht ganz eindeutigen Blümelei spielte, dazu noch die Unartigkeit meines hoch geschätzten Kouros Eau de Toilette .

Streuner mit Blumenstrauß auf lieb?

Genau für dieses Verwischen der Intentionen bin ich Lapidus stets dankbar, mal mehr, mal weniger je nach Kreation.
Und hier ist es mehr als gelungen.

Zum Schluss noch etwas Historisches.

Hatte ich zunächst das jähe Ende der Discozeit mit der poppigen Disco Demolition Night im Comiskey Park von Chicago am 12 Juli 1979 als Kind fassungslos im Fernsehen verfolgt, wurde ich nur ein Jahr später mit dem Gegenangriff aus Spanien beglückt.
Mir ging es nicht in den Kopf, dass erwachsene Menschen, welche im freisten Land der Welt eine dumpfe Verachtung gegenüber einer tanzbaren Musikrichtung hegten, die so viele Menschen jeglicher Couleur friedlich und freiwillig vereint hatte, sich eines so gruseligen Vernichtungsmittels bedienen mussten, um ihrem Groll einen Ausdruck zu verleihen.
Warum nicht einfach diese Schallplatten ignorieren und im Laden Staub fangen lassen?
Nein, hier musste etwas in Brand gesteckt werden, was an den Grundfesten ihrer Welt rüttelte.

Die Hits der analogen Disco-Richtung stürzten danach in den Charts in den Keller.

Doch wer zuletzt lacht, lacht am besten…

1980 knallte ein noch junger Pedro Marín aus Barcelona mit seinem gleichnamigen Album dieser üblen Bande ein „bis hier und nicht weiter“ entgegen.
Disco wurde nun kühler, synthetischer, poppiger, bekam neue Bezeichnungen. Aber es blieb das, was es schon immer war, eine lockere Tanzrichtung für etliche. Nichts Hochtrabendes, eben konsumfertiger Spaß für ein paar Momente.

Wie das alles zum vorliegenden Duft passt?

Nun, das eine Video zum Lied „Aire“ hat als Kulisse eine Bühnendekoration, die wie angegossen zum Flakon passt.
Weisse und rote Streifen, dazu Pedros Garderobe - weiße Hose samt Hemd, rote Krawatte.
Und im Hintergrund tanzen Aerobics-Sportlerinnen.

Über die Ambiguität des Sängers scheiden sich bis heute die Geister.

Aber das dürfte ihm, einem nun respektablen Künstler toller Bilder, ziemlich schnuppe sein.

Und genau diese Haltung verlangt Lapidus pour Homme Sport von einem.

Bist du stark genug, es mit dem Blumen aufzunehmen?

Ich zumindest habe die Herausforderung gemeistert.

Sollen sich doch andere den Kopf über blumige Unschärfe zerbrechen!

63 Antworten
Intersport

113 Rezensionen
Intersport
Intersport
Top Rezension 23  
my kind of sport…?!
Neben Corticchiato's Coumarin Geranien Fougère No Sport (2013) und Kurkdjian's Kouros Cologne Sport (2003) ist Ted Lapidus pour Homme Sport mein dritter Duft mit diesem recht beliebigen wie hartnäckigen Titelzusatz. Explizite 'Sport'-Düfte sind mir meist dubios – doch dieser hier ist für eine Veröffentlichung von 2016 hochsympathisch unzeitgemäß.

Auch wenn das bricolage-artig klingt, Ted Lapidus pour Homme Sport verbindet erstaunlich kohärent

1. leicht animalische Nuancen der frühen 80er, samt Spurenelementen von Zibet, Moschus & Haarspray Aldehyd;
2. die aseptisch, frischen und so unnatürlichen Dihydromyrcenol Aspekte der späten 80er;
3. eine ordentliche Dosis 90er Jahre Transparenz und Aquatik sowie:
4. üppige, im Vergleich eher aus der Zeit gefallene Orangenblüten.

Letztere kennt man in dieser Konstellation höchstens noch von den Urinal-WC-Steinen, deren „prime time“ ebenfalls in früheren Dekaden lag. Und, nochmal, das alles – 2016!

Kürzer gesagt: dezente Aquatik und ebenso dezente Animalik – in einer Dosierung, bei der die hartgesottenen Animalik-Fans vielleicht die Nase rümpfen und sich fragen, was hier den ungestörten Genuss 'ihrer' Note ruiniert. Umgekehrt werden alle, die mit der so künstlich wirkenden Frische der 90er-Jahre etwas anfangen können, monieren: was müffelt hier dermassen gestrig?

Allzu viele Düfte, die in diese Richtung gehen – eine Linie, die sich letztlich bis zu den 'schmutzigen Zitrusdüften' wie Yves Saint Laurent's großartigem maskulinen Erstling Pour Homme (1971) zurückverfolgen lässt – kenne ich nicht. Sang Bleu (2016) hatte in der ersten Version ebenfalls einen dezenten aquatischen Touch, der es so besonders machte – und den Le Galion dann wohl aus populistischen Gründen wieder herausnahm. Konzeptuell aber scheint die Vorlage für Ted Lapidus pour Homme Sport jene Linie gewesen zu sein, die mit Kouros Eau de Sport (1986) begann, mit Kouros Cologne Sport (2003) ihren Höhepunkt fand und über die verschiedenen Versionen der Kouros Eau d’Été (2002–2006) wieder abflachte.

Ich trug diese Düfte damals gern, obwohl man mich mit dem Original-Kouros in jenen Jahren noch hätte jagen können. Doch gerade Cologne Sport (Rivegauche's Text dazu ist toll!) und die ersten Eau d’Été Flanker faszinierten mich als Mischung aus Vertrautem und Andersartigem. Wer Kouros Cologne Sport mochte, dürfte auch mit Ted Lapidus pour Homme Sport gut zurechtkommen – letzteres ist dabei eigenständig genug. Es ist vor allem die Stimmung und die Gewichtung in der Verblendung von Aquatik, Animalik und floral-aromatischem Unterbau, die beide Düfte verbindet.

Vielleicht etwas weit gegriffen, aber auch im Flakon Design sehe ich Parallelen – vor allem in der quasi architektonischen Transparenz, die den Leichtbau-Charakter der jeweiligen Düfte unterstreicht, gerade im Vergleich zu den opaken, 'massiven' Flaschen der Originale. Der Lapidus Flakon könnte fast als Ableger von Richard Sapper's frühen Entwürfen für die IBM ThinkPad© Personal-Computer durchgehen. Da sitzt einfach alles.

Für ein genaueres Porträt des Dufts empfehle ich Varanis Ridaris' Rezension auf Basenotes bzw. auf seinem eigenen blog The Scented Devil. Auch Axiomatic’s Text hier – aufgrund dessen ich den Duft letztlich probiert habe – bietet einen sehr guten kontextuellen Einblick. Auf Axiomatic’s Frage „Welche Sportart ist denn hier gemeint?“ hat Varanis Ridaris auch eine Antwort parat: „walking into a gym with this on will make people look at you like you're more interested in getting sweaty in the locker room than on the gym equipment itself, if you catch my drift.“ …

Auch wenn sich das von den animalischen Aspekten nicht sauber trennen lässt, gefallen mir die Putzmittel-artigen Facetten sehr – leichte Chlor-Vibes, völlig transparente hesperidische Noten, die noch nie eine echte Zitrusfrucht gesehen haben, vermutlich dem Dihydromyrcenol geschuldet. Bemerkenswert ist, dass dieses hier einmal nicht in der sonst so populären Kombination mit Salbei- und Lavendel Note erscheint. Geranien stützen die Orangenblüte und verleihen dem Ganzen einen zusätzlichen floralen Touch. Am Ende verschwimmt alles in einem (vielleicht etwas zu üppigen und nebulösen) Moschusrauschen mit Zedernholz-Unterbau, der ebenso gut aus den 2000er Jahren stammen könnte.

Ted Lapidus pour Homme Sport trägt sich dafür ausgesprochen leicht – und bietet einen angenehmen Kontrast zur aktuellen, scheinbar unstoppbaren Tendenz zu aufdringlich 'performenden' Düften. Ob es offiziell noch erhältlich ist, weiß ich nicht; sehr günstige Angebote, um die 20 EUR pro Flasche, tauchen jedoch immer wieder auf. Recommended.
14 Antworten
8Duft 7Haltbarkeit 6Sillage
3lbows

66 Rezensionen
3lbows
3lbows
Sehr hilfreiche Rezension 15  
Hart aber Herzlich.
Für alternde Machos aus der Ära Tom Selleck, die der Zahn der Zeit zu gesellschaftsverträglicherem (und dem Alter angemessenerem) Auftreten nötigt, aber auch für diejenigen, die aus ihrer in den 80ern verlebten Kindheit nicht ganz ausbrechen können oder wollen, für die findet sich bei Ted Lapidus ein richtiges Duft-Kleinod.
Lapidus pour Homme Sport startet streng zitrisch-würzig, fast schon hemmungslos verwegen und auch ein klein wenig verrucht – ein Headbutt ins Antlitz der allgegenwärtigen Light-blue-intense-Wässerchen, die steril und sich hippen Retro-Trends anbiedernd die eben ihren roten Bomberwesten und zu kurzen, hautengen Jeans entwachsenen, adrett bebarteten Millenial-Alphas nach dem Workout ins Büro begleiten.
Nein, Lapidus pour Homme Sport ist ein ehrlicher, ganz Einfacher, ohne Hintergedanken aus einer Zeit, in der Zibet, Eichenmoos und diffus-Florales über dezent-holziger Zurückhaltung und zuckersüßem Naschwerk standen. Er ist eine Ode an späte 80er Gemütlichkeit, an Colt Seavers, Ford Capri, SID-Musik, Familienurlaub am Balaton und Brusthaare ohne Fitnessstudio.
Damals duftete mann nicht nach Bäckerei, sondern nach Badreiniger und schlecht geputzter Toilette oder nach Tankstelle. Das war, ist heute aber nur mehr bedingt – gut so. Die Klostein-Keule ist ja ein beliebtes Totschlagargument in vielen Rezensionen und Statements zu Düften hier, und so muss man als Parfumeur schon über Augenmaß und ein wohl dosierendes Händchen verfügen, will man auf dem schmalen Grad schmutzig erotisierter, hormongesteuerter Duftassoziationen wandeln. Allzuschnell wird´s zu viel oder eben gar nicht wahrnehmbar.
Ted Lapidus greift das Thema 2015 erstaunlich unbefangen aber dennoch ausreichend feinfühlig auf, und kolportiert es in eine Zeit, in der Grooming-Foren wie Pilze aus dem Boden sprießen, und Kosmetikproduzenten den Mann und/oder dessen Bart als gewinnträchtiges Zielpublikum entdeckt haben. Pflegeprodukte für Herren haben Hochkonjunktur, und zu verhindern, dass das eigene Produkt unter den Heerschaaren von Stylingbloggern und Youtubern nicht als hoffnungslos einfältig, ewig gestrig oder gar abstoßend verrissen wird, ist schon ein schwieriges Unterfangen, welches der Bogart Gruppe, die ich an sich nicht mit filigranen Kniffen assoziiere, erstaunlich gut gelungen ist. Dass das Wässerchen IFRA-konform um jegliche potentiell anstößige Überkonzentration vieler damals üblicher Grundstoffe beschnitten ist, kommt der durchaus sinnvollen Zähmung des Dufteindrucks entgegen. So steht eine würzig-florale Fruchtigkeit im Vordergrund, die aber gleichzeitig die Animalik eines Kouros Fraicheur nicht vollends vermissen lässt. Wie dieser Eindruck erzeugt wird, ist mir allerdings schleierhaft – die Duftpyramide lässt zumindest keine Rückschlüsse auf Zibet, Bibergeil oder ähnlich wirkende Ersatzstoffe zu. Wie dem auch sei – dem Duft verleiht dies Charakter. Nähme man diese wohl dosierte, wenngleich synthetische Animalik weg, so erhielt man ein Odeur, welches eine frappierende Ähnlichkeit mit – und jetzt festhalten – Mandarino di Amalfi Eau de Parfum hat. Der fruchtig-florale Kern ist beiden gemein, wobei der TF tiefer und raffinierter komponiert ist, und natürlich gänzlich auf Pipi-Allüren und Brusthaare verzichtet. Mich jedenfalls hat Lapidus pour Homme Sport beim ersten Aufsprühen nach dem Blindbuy sofort an die Amalfi-Küste verzogen, was ja nichts Schlechtes ist.
Der zweite Kniff, ein 80er Powerhouse - Gott, was für eine Worthülse - 2022 tragbar zu machen liegt wohl im Verzicht auf einen allzu überfrachteten Dufteindruck. Bei "Pour Homme (Eau de Toilette) | Van Cleef & Arpels" zum Beispiel liest sich die Pyramide wie das Telefonbuch einer Kleinstadt. Bei allem Respekt – damals schien aber einfach alles rein zu müssen, was irgendwie riecht. Die Reduktion aber spart Geld und reduziert den All-out-Notenattack vieler Genrekollegen auf ein erträgliches Maß. Obendrein gibt diese Konzentration dem Duft mehr Richtung und macht ihn vielseitiger weil unauffälliger. Die Komplexität leidet allerdings darunter und Duftverlauf fällt eher linear aus. Wurscht, mir persönlch gefällt dieses Streamlining.
Und weil Lapidus pour Homme Sport damit den Spagat zwischen Old-School und Moderne mit Bravur meistert, kann man ihn auch heute noch bedenkenlos auflegen. Er ist zwar bestimmt kein Komplimentmagnet, nicht zuletzt da er nur mäßig projiziert, keinesfalls aber aus der Zeit gefallen. Man kommuniziert mit ihm immer noch eindeutig, für welche Epoche sein Herz schlägt. Daher passt der Duft auch nicht unbedingt zur eingangs erwähnten Generation. Ein paar Lenze sollte man schon auf dem Buckel haben. Dann aber kann man Lapidus pour Homme Sport praktisch ganzjährig ausführen – auch ins Büro. Nur für die ganz heißen Tage und den Weihnachtsmarkt steht mir der Gusto nach etwas anderem.

Im Regal zwischen He-Man Figuren und dem Rubikswürfel macht sich der Flakon übrigens hervorragend. Von Farbwahl und Formgebung, bis hin zum Material (Raumschiffplastik mit Kühlrippen) steht dieser retro-futuristische Tetrisklotz ausser Konkurrenz zu vielen seiner Mitbewerber. Der Sprühknopf hat die Kapazität eines Wasserwerfers. Nach 3 Sprühern ist man bereits versucht, die Nebelscheinwerfer anzuschalten – zumindest dagegen hat die IFRA keine Handhabe.

Kurz um: Lapidus pour Homme Sport ist das Stranger Things der Parfumwelt – Ein liebevoll modernisierter Ausflug in die Vergangenheit, ohne Pacingprobleme, veraltete Schnitttechnik und naive Dialogregie, allerdings, und hier höre ich die Puristen schon aufschreien, auch ohne richtig Eier. Aber das ist gut so. Zumindest für mich, denn so kann ich dat Dingens auflegen, in alten Zeiten schwelgen, mein 80er Heimweh nach außen tragen und gleichzeitig gepflegt riechen ohne allzusehr anzuecken, oder in meiener eigenen Dunstwolke zu ersticken. Uneingeschränkte Testempfehlung für dieses Juwel!
8 Antworten
9Duft 9Haltbarkeit 8Sillage
ThomC

30 Rezensionen
ThomC
ThomC
Sehr hilfreiche Rezension 13  
Schön, was nicht schön sein darf
Manchmal ist das mit den Düften so eine Sache - jene, die nach klassischen Maßstäben aller fortgeschnittener Parfümfans gar nicht wirklich fantastisch sein dürfen, weil sie allem nicht entsprechen, was allgemein goutiert wird; Zeitgeistigkeit, Komplexität, Kreativität, Individualität, hoher Preis. Ted Lapidus Pour Homme Sport ist so ein gegensätzlicher Fall. Da haben wir einen Duft vorliegen, der gerade mal 5 Jahre auf dem Buckel hat, aber so wirkt, als sei er per Fluxkompensator Mitte der 80er aus dem Hut gezaubert worden. Kantiger Flakon mit 8-Bit-Linien im Max-Headroom inspirierten RoboCop-Design, den grauen 87er-Flakon des Originals nur farblich dem Sportkonzept angepasst. Fertig! Und schon diese nervige Unart, leichte Versionen als Sport-Flanker auf den Markt zu werfen, erscheint mir beim Pour Homme Sport auch nicht einladend, mehr eintauchen zu wollen - Sportdüfte schrecken mich ja eher ab! Wobei ich mich frage, was dieser Sport-Flanker mit dem grauen 87er Original zu tun hat, da ich keinerlei Grund-DNA beim "Sport" erkennen kann. Für mich ist das ein völlig neu zusammengesetzter Duft, mit Flakon und Name als Gemeinsamkeit. That's all.
Nach solchen Maßstäben darf der "Sport" gar nicht gut sein. Und doch ist er es, kann überzeugen, erstaunlicherweise. Und nebenbei: Mit Kouros und den krassen Konsorten hat er nun gar nichts zu tun, noch nicht mal mit den maskulinen Düften er 70/80er. Dafür ist er zu sauber, erstaunlich zitrisch, frisch, hell und positiv - dabei wunderbar altbacken und schnörkellos blumig. Irgendeinen komplexeren Duftverlauf erkenne ich nicht, dafür aber eine überdurschnittiche Durchsetzungsfähigkeit, etwas, das sich umgehend in die Nase setzt. Ein bisschen wild, aber nicht zu viel, und das ziemlich lang anhaltend. Ein nicer Frühlings-und Sommerduft für eben mal eben Einkaufen gehen. Mir jedenfalls zaubert er jedes Mal ein Lächeln aufs Gesicht, sobald ich ihn einsauge. Es ist diese bodenständige einfache Art beim Sport, die mich überzeugt und mich daran erinnert, dass Düfte gar nicht komplex und teuer nischig sein müssen, um mein Herz zu erobern. Der "Sport" hat es jedenfalls, wenn er situativ angemessen ist. Manchmal können krosse Bratkartoffeln und Spiegelei eben ein richtiges Gourmetmahl sein, das Herz in Hirn gleichermaßen befriedigt. Alles easy.

Die Musik zum Duft --> Beach Bunny - SPORTS (2018)
4 Antworten
4.5Duft 7Haltbarkeit 6Sillage
Ajlen

122 Rezensionen
Ajlen
Ajlen
5  
Furchtbar altbacken
Dieser Duft ist klassisch. Sehr klassisch. Zuerst wollte ich ihn in die Kategorie ‚oldschool‘ stecken. Aber oldschool finde ich eher positiv konnotiert. Altmodisch passt auch nicht so recht, da dies irgendwie voraussetzt, dass etwas irgendwann mal modisch war. Im Entstehungsjahr 2016 war er das garantiert nicht. Und so bleibe ich bei altbacken stehen. Das trifft es wohl am ehesten: ganz furchtbar altbacken.

Thematisch gehört Ted Lapidus pour Homme Sport zu den Kourosartigen. Das ist erstmal nicht schlecht. Zudem ist er heller abgestimmt und erinnerte mich zu Beginn entfernt an Kouros Fraîcheur, den meiner Meinung nach besten Vertreter der Reihe. Weniger Katze, mehr Frische.

Soweit so gut. Leider war’s das auch schon mit dem Positiven. Der Duft schafft es nicht die guten Anlagen zu nutzen. Nach kurzem, vielversprechend frischem Auftakt, dominieren sehr schnell die Kräuter. Diese sind leider eher dumpfer Natur und so dreht der Dufteindruck in eine unangenehm muffige Richtung, die er bis zum Schluss beibehält. Dass da gegen später auch noch Patchouli hinzukommt, passt zwar thematisch, verstärkt den Muff aber naturgemäß weiter. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist der Ted Lapidus pour Homme dann meilenweit von Sport entfernt.

Meinen Respekt dafür, dass man sich im Jahr 2016 traut „so etwas“ auf den Markt zu bringen. Aber wenn schon klassisch, dann doch bitte lieber als modernisierten Oldschooler und nicht so grauenhaft altbacken!
2 Antworten
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Statements

13 kurze Meinungen zum Parfum
24
16
Helle Zitrusfrüchte mit erträglicher Aquatik und dezent blumigen Noten. Die Frische wirkt auf mich etwas zu sauber. Erreicht mich nicht ganz
16 Antworten
22
22
Hier braucht es Akzeptanz für eine scharfe aquatische Note, die sich sehr dominant vor den alten Lapidus schiebt: eigenwillige Aura.
22 Antworten
18
30
Das Ur-Lapidus dümpelt im Hintergrund, Aquatik als leichte Störnote für mich, hell floral, wird mit der Basis weich und würzig. Geht so...
30 Antworten
11
6
In Anklängen verschafft er mir schöne Erinnerungen an Nino Cerruti pour Homme, um dann ein wenig kourosiger zu werden. Herrlich!
6 Antworten
10
7
Ledrig-animalische würzig-frische blumig-seifige Kouros Cologne/Eau d'Hermès-Alternative mit 80er Retro-Vibe
Aus der Zeit gefallen
Klasse!
7 Antworten
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