23.02.2015 - 20:38 Uhr
Buchmensch
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Nur, wo Nutella draufsteht …
Mit Spannung erwartete ich das Erscheinen von Quelque Notes d'Amour - dem ersten größeren neuen Duft von Yves Rocher, meinem lieben alten Onkel Yves, seit ich meine Leidenschaft für Parfum wiederentdeckt und Parfumo gefunden hatte! Die Komponenten klangen verlockend - für Rose bin ich immer zu haben, holzig find ich gut, Patchouli und Pfeffer sollten dem ganzen ein bisschen Tiefe und Pfiff verpassen … Das einzige, was mich davon abhielt, mir den Duft sofort nach Erscheinen zu bestellen, war, dass sich dann die Lieferung mit meinem Urlaub überschnitten hätte, und ich wollte nicht, dass da ein Päckchen vergeblich in Aachen auf mich wartet, während ich im Harz weile. Aber warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Ich schaute nach, wo von unserem Ferienort aus der nächste Yves-Rocher-Laden war: Dann konnte ich einen Städteausflug mit einer kleinen Parfumverkostung kombinieren und den Rest des Urlaubs über verführerisch nach holziger Pfefferrose duften.
Der nächste Laden, stellte sich heraus, war in Braunschweig. Da wollten wir sowieso hin, gab es dort doch auch das nächste indische Restaurant und genug alte Kirchen, die wir uns ansehen wollten. Mein Mann, der nicht für Parfümerien zu begeistern ist, weil die dominante Mischung verschiedenster Duft- und Trägerstoffe, die dort vorherrscht, bei ihm Asthma auslöst, willigte ein, mit mir zu Onkel Yves zu geben, als ich ihm versicherte, dass es ganz schnell gehen würde, ich wusste ja schon, was ich wollte. Aber als ich dann dachte, es ist mit "Reinmarschieren, kaufen, rausmarschieren" getan, hatte ich die Rechnung ohne Mann gemacht. Warum ich den Duft nicht mal vorher testen wollte? Über zwanzig Euro für ein unbekanntes Parfum? Ich versicherte, dass ich es bestimmt lieben würde, positive Kommentare, leckere Pyramide, blah blah blah, aber dann einigten wir uns, dass ich den Duft jetzt probesprühen würde, wir dann einen Kaffee trinken würden, ich abwarten, wie sich der Duft entwickelt, und danach kaufen - oder nicht kaufen.
Wir kauften nicht. Direkt nach dem Auftragen im Laden nahm ich nur ein belangloses Zuckerwasser wahr, mehr wie ein Avon-Duft denn etwas von Yves Rocher, und während ich noch versuchte, mich mit dem Duft anzufreunden und mein Empfinden meinen positiven Erwatungen anzupassen, wurde er immer nur nichtssagender und belangloser. Das französische Wort 'quelque' kann man auch mit 'irgendwelche' übersetzen, und genauso roch es auch: wie irgendwas. So oft ich auch an meinem Handgelenk schnuppern mochte, ich roch keine Rose, ich roch kein Holz, ich roch nur beiges Zuckerwasser. Schwer enttäuscht verließ ich den Shoppingcenter und ärgerte mich, dass Quelque Notes d'Amour ausgerechnet in Sachen Sillage und Haltbarkeit punktete, denn für den Rest des Tages wurde ich den Duft nicht mehr los. Lange war es her, dass Onkel Yves mich zuletzt derart versetzt hatte.
Aber ich bin ja nicht nachtragend. Sammelleidenschaft und der Zwang zu vervollständigen wogen schwerer als Enttäuschung, und ich habe schließlich auch genug andere Düfte in meiner Sammlung, die ich weniger liebe, und ausgerechnet einen Onkel Yves verpassen … Und so landete, ein gutes halbes Jahr nach dem enttäuschenden ersten Test, Quelque Notes d'Amour doch noch in meiner Sammlung, und weil ich mit versprochen hatte, jeden Duft, den ich mir kaufe, auch einmal zu tragen, um nicht das Gefühl zu bekommen, Geld zum Fenster hinausgeworfen zu haben. Heute war es dann soweit: Irgendwelche Noten der Liebe erleben ihren zweiten Feldversuch.
Die Zuckerwasser-Note, die mich im Herbst so gestört hatte, zeigt sich diesmal sehr viel zurückhaltender. Es macht vielleicht einfach einen Unterschied, ob man im kontrollierten Umfeld des eigenen Hauses testet oder mitten in einem belebten Shoppingcenter, wo man schlecht unterscheiden kann, was nun das Testparfum ist und was vielleicht die Dame vom Nebentisch. Jedenfalls erscheint mir der Duft im zweiten Test deutlich angenehmer, weniger penetrant und auch weniger belanglos. Die Rose kämpft sich weiterhin eher erfolglos an die Oberfläche, aber die Hölzer sind da - vor allem aber empfinde ich den Duft als nussig. Richtig nuss-nougat-nussig. Wie Nutella, die ein bisschen über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus ist: noch ein paar Tage länger, dann wird es ranzig, aber noch kommt die Nuss schön rüber, währdend die Schokonote schon ins Hintertreffen geraten ist. Und über allem schwebt sanft eine Zedernnote, die für die Dauer des Tragens auf jeden Fall die Kleidermotten von mir fernhalten wird.
Immer mehr erinnert mich der Duft an meine Jugend, ohne dass ich den Finger drauflegen kann, aber während ich noch überlege, sehe ich es auch schon in der Liste der ähnlich duftenden Parfums: Voice, von Betty Barclay. Diesen Duft hatte ich von meiner Schwester zum Geburtstag bekommen, cirka 1996, aber mich nie wirklich damit anfreuden können. Ich wollte ihn mögen, weil er schließlich ein Geschenk war, aber er passte nicht recht zu mir, um so besser zu meiner besten Freundin, so dass ich ihn endlich schweren Herzens weiterverschenkte (was ich heute nicht mehr tun würde). Quelque Notes d'Amour ist auch so. Er ist kein schlechter Duft, und auch deutlich charakteristischer, als er sich mir bei seinem ersten Test gezeigt hatte. Aber er ist kein Duft für mich, jedenfalls nicht im Winter. Ich mag Düfte, die eine gewisse Schwere haben, bei denen auch eine Rose ordentlich Wumms mitbringt.
Dafür ist Quelque Notes d'Amour einfach zu leicht. Und dass ich eine Nussallergie habe, macht es nicht besser. Ich reagiere nicht allergisch auf das Parfum, aber meine Nase ist so drauf geschult, Nussnoten zu erschnuppern, bevor ich in Kuchen oder Kekse beiße, damit es eben nicht zu einer Reaktion kommt, und damit ist alles Nussige dann für mich tendenziell negativ belegt. Ich gebe Quelque Notes d'Amour gerne noch eine dritte Chance, diesmal im Frühling, wenn es selbst bei mir etwas leichter sein darf, und hoffe, dass dann vielleicht auch das Röschen vorstellig wird. Aber bis dahin lasse ich die Flasche ruhen. Und warte gespannt darauf, mit was für neuen Duftkreationen Onkel Yves mich in diesem Jahr erfreuen wird - oder enttäuschen. Und ich werde wieder genauso bereit sein, sie mit blind zu kaufen. Markentreue, einmal antrainiert, wird man so schnell nicht wieder los.
Der nächste Laden, stellte sich heraus, war in Braunschweig. Da wollten wir sowieso hin, gab es dort doch auch das nächste indische Restaurant und genug alte Kirchen, die wir uns ansehen wollten. Mein Mann, der nicht für Parfümerien zu begeistern ist, weil die dominante Mischung verschiedenster Duft- und Trägerstoffe, die dort vorherrscht, bei ihm Asthma auslöst, willigte ein, mit mir zu Onkel Yves zu geben, als ich ihm versicherte, dass es ganz schnell gehen würde, ich wusste ja schon, was ich wollte. Aber als ich dann dachte, es ist mit "Reinmarschieren, kaufen, rausmarschieren" getan, hatte ich die Rechnung ohne Mann gemacht. Warum ich den Duft nicht mal vorher testen wollte? Über zwanzig Euro für ein unbekanntes Parfum? Ich versicherte, dass ich es bestimmt lieben würde, positive Kommentare, leckere Pyramide, blah blah blah, aber dann einigten wir uns, dass ich den Duft jetzt probesprühen würde, wir dann einen Kaffee trinken würden, ich abwarten, wie sich der Duft entwickelt, und danach kaufen - oder nicht kaufen.
Wir kauften nicht. Direkt nach dem Auftragen im Laden nahm ich nur ein belangloses Zuckerwasser wahr, mehr wie ein Avon-Duft denn etwas von Yves Rocher, und während ich noch versuchte, mich mit dem Duft anzufreunden und mein Empfinden meinen positiven Erwatungen anzupassen, wurde er immer nur nichtssagender und belangloser. Das französische Wort 'quelque' kann man auch mit 'irgendwelche' übersetzen, und genauso roch es auch: wie irgendwas. So oft ich auch an meinem Handgelenk schnuppern mochte, ich roch keine Rose, ich roch kein Holz, ich roch nur beiges Zuckerwasser. Schwer enttäuscht verließ ich den Shoppingcenter und ärgerte mich, dass Quelque Notes d'Amour ausgerechnet in Sachen Sillage und Haltbarkeit punktete, denn für den Rest des Tages wurde ich den Duft nicht mehr los. Lange war es her, dass Onkel Yves mich zuletzt derart versetzt hatte.
Aber ich bin ja nicht nachtragend. Sammelleidenschaft und der Zwang zu vervollständigen wogen schwerer als Enttäuschung, und ich habe schließlich auch genug andere Düfte in meiner Sammlung, die ich weniger liebe, und ausgerechnet einen Onkel Yves verpassen … Und so landete, ein gutes halbes Jahr nach dem enttäuschenden ersten Test, Quelque Notes d'Amour doch noch in meiner Sammlung, und weil ich mit versprochen hatte, jeden Duft, den ich mir kaufe, auch einmal zu tragen, um nicht das Gefühl zu bekommen, Geld zum Fenster hinausgeworfen zu haben. Heute war es dann soweit: Irgendwelche Noten der Liebe erleben ihren zweiten Feldversuch.
Die Zuckerwasser-Note, die mich im Herbst so gestört hatte, zeigt sich diesmal sehr viel zurückhaltender. Es macht vielleicht einfach einen Unterschied, ob man im kontrollierten Umfeld des eigenen Hauses testet oder mitten in einem belebten Shoppingcenter, wo man schlecht unterscheiden kann, was nun das Testparfum ist und was vielleicht die Dame vom Nebentisch. Jedenfalls erscheint mir der Duft im zweiten Test deutlich angenehmer, weniger penetrant und auch weniger belanglos. Die Rose kämpft sich weiterhin eher erfolglos an die Oberfläche, aber die Hölzer sind da - vor allem aber empfinde ich den Duft als nussig. Richtig nuss-nougat-nussig. Wie Nutella, die ein bisschen über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus ist: noch ein paar Tage länger, dann wird es ranzig, aber noch kommt die Nuss schön rüber, währdend die Schokonote schon ins Hintertreffen geraten ist. Und über allem schwebt sanft eine Zedernnote, die für die Dauer des Tragens auf jeden Fall die Kleidermotten von mir fernhalten wird.
Immer mehr erinnert mich der Duft an meine Jugend, ohne dass ich den Finger drauflegen kann, aber während ich noch überlege, sehe ich es auch schon in der Liste der ähnlich duftenden Parfums: Voice, von Betty Barclay. Diesen Duft hatte ich von meiner Schwester zum Geburtstag bekommen, cirka 1996, aber mich nie wirklich damit anfreuden können. Ich wollte ihn mögen, weil er schließlich ein Geschenk war, aber er passte nicht recht zu mir, um so besser zu meiner besten Freundin, so dass ich ihn endlich schweren Herzens weiterverschenkte (was ich heute nicht mehr tun würde). Quelque Notes d'Amour ist auch so. Er ist kein schlechter Duft, und auch deutlich charakteristischer, als er sich mir bei seinem ersten Test gezeigt hatte. Aber er ist kein Duft für mich, jedenfalls nicht im Winter. Ich mag Düfte, die eine gewisse Schwere haben, bei denen auch eine Rose ordentlich Wumms mitbringt.
Dafür ist Quelque Notes d'Amour einfach zu leicht. Und dass ich eine Nussallergie habe, macht es nicht besser. Ich reagiere nicht allergisch auf das Parfum, aber meine Nase ist so drauf geschult, Nussnoten zu erschnuppern, bevor ich in Kuchen oder Kekse beiße, damit es eben nicht zu einer Reaktion kommt, und damit ist alles Nussige dann für mich tendenziell negativ belegt. Ich gebe Quelque Notes d'Amour gerne noch eine dritte Chance, diesmal im Frühling, wenn es selbst bei mir etwas leichter sein darf, und hoffe, dass dann vielleicht auch das Röschen vorstellig wird. Aber bis dahin lasse ich die Flasche ruhen. Und warte gespannt darauf, mit was für neuen Duftkreationen Onkel Yves mich in diesem Jahr erfreuen wird - oder enttäuschen. Und ich werde wieder genauso bereit sein, sie mit blind zu kaufen. Markentreue, einmal antrainiert, wird man so schnell nicht wieder los.
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