Regen zieht auf. Der Wind zerrt an meiner Jacke, die Luft riecht nach Salz und Algen. Wellen zerspringen an den Buhnen, nur um erneut nimmermüde Anlauf zu nehmen. Am Horizont zieht Regen auf. Eine Möve kackt mir kreischend auf die Schulter.
Das Meer.
Ich stehe gerne auf den Deichen und lasse meine Gedanken vom Wind wegtragen, je schroffer das Wetter, desto lieber ist es mir. Wind reinigt die Seele, hat mir eine sehr weise Frau einmal gesagt. Da ist was dran. Vielleicht bin ich da ja ein bisschen komisch, aber die Schönheit der Küsten erschließt sich mir nicht bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen. Aber wenn es stürmt, und mir die Natur warnend aufzeigt, zu was sie fähig sein kann, dann inhaliere ich alles um mich herum mit allen Sinnen.
Dieses Gefühl, diese Summe der Eindrücke, die in solchen Momenten auf mich einwirken - das wollte ich als Parfüm. Ein Duft der fähig ist, mich jederzeit wieder auf den Deich zu beamen. Der mich daran erinnert, dass die für ein Krabbenbrötchen mittlerweile söven Euro föfftig haben wollen. Geht's noch?
Doch kommen wir nun endlich zu meiner Überschrift, denn nach längerer Recherche haben es letztendlich 3 Düfte in die engere Auswahl geschafft:
Acqua di Sale Megamare und
Black Sea Gut, die Tatsache, dass dies eine Rezension des Black Sea ist spoilert jetzt ein bisschen das Ergebnis, aber ich möchte doch zumindest die Gründe dafür erörtern:
Grundsätzlich transportieren alle drei das Thema wirklich gut und authentisch, wie ich finde. Aber der Black Sea ist der harmonischste von den dreien. Megamare schreit jeden an, der auch nur in seine Nähe kommt. Und er hört nicht auf zu schreien. Man muss sich die Haut abschälen und die getragene Kleidung verbrennen, wenn man nicht mehr angeschrien werden möchte. Das ist einfach zu viel.
Der Acqua di Sale ist anfangs Top, doch im Laufe der Zeit verdrängt eine Note, ich denke das ist die Myrte, alle anderen Nuancen weitestgehend und bleibt dann, mit ebenfalls überdurchschnittlicher Haltbarkeit, bockig im Weg sitzen und lässt keinen mehr durch.
Und der Black Sea? Der geht das Thema viel sanfter und ausgeglichener an. Die Bergamotte in der Kopfnote haucht etwas frische ein, Orangenblüte und Ylang-Ylang nehmen die Schärfe, ohne dass der maritime Pfad verlassen wird, und schließlich rundet der weiße Moschus die erdige und moosige Basis sanft ab.
Meisterhaft. Das Zusammenspiel der Komponenten ist hier wirklich gut gelungen.
Ich nehme eine tiefe Nase voll, schließe meine Augen und stehe wieder auf dem Deich. In der Ferne tutet ein Frachtschiff und die Möve hat mir mein Krabbenbrötchen geklaut. Na toll.