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Top Rezension
Die Wucht der Erinnerungen
Marijke und ihre Eltern sind in das Nachbarhaus gezogen, als ich knapp 6 Jahre alt war. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und im Laufe der Jahre erwuchs daraus eine innige Freundschaft. Ihre Mutter ist Holländerin und ich mochte und mag diesen „niedlichen“ Akzent immer total gerne. Wir wurden gleichzeitig eingeschult, sogar in ein und dieselbe Klasse und gingen nach der Grundschule gemeinsam zum Gymnasium, so dass sich unsere Wege bis zum Abitur nicht trennten. Unsere Eltern hatten wechselseitig das Gefühl, eine Tochter bzw. einen Sohn dazubekommen zu haben. Nach dem Abitur wollte sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten und Ärztin werden. Mein Weg war ein anderer, gemeinsam hatten wir nur, dass wir beide die elterlichen und wohlbehüteten Nester verlassen haben, um unserer Wege zu gehen. Unser Kontakt blieb aber trotz unterschiedlicher und weit auseinander liegender Städte sehr intensiv. Zu der Zeit hatte ich von „Nischen-Düften“ natürlich noch keine Ahnung, fand das Douglas-Programm für mich aber super. Will sagen, ich war damals schon so etwas wie Duft-affin. Und bei Marijke musste ich immer an „frische Wäsche“ denken, denn sie bzw. ihre Kleidung roch immer total sauber und wie gerade frisch gewaschen. Dieser Geruch hat sich bei mir eingegraben und ist mir selbst heute noch sehr präsent. Marijke ist dann wie geplant Ärztin geworden, hat ihren Traum-Mann gefunden und ist mit ihm wieder in unsere Heimatstadt in ihr Elternhaus gezogen. Vor 10 Jahren sollte dann ein Kind all das krönen. Bei der Geburt ist es dann leider zu Komplikationen gekommen, so dass Marijke ihr kleines Mädchen nie gesehen hat….
Auch heute wohnen ihr Mann, die nicht mehr ganz so kleine Sophie und Marijke’s Eltern noch im Haus neben meinen Eltern. Fast immer, wenn ich bei meinen Eltern bin, treffe ich auf sie. Sophie ist eine Miniatur-Ausgabe von Marijke, ebenso blond und blauäugig und von ebenso graziler Statur. Und noch immer versetzt es mir einen kleinen Stich, wenn ich auf Sophie treffe und unvermittelt an meine verlorene Freundin erinnert werde.
********
Was hat diese sehr persönliche Geschichte mit traurigem Ausgang nun mit „Les Exceptions – Over the Musk“ von Thierry Mugler zu tun? Vordergründig für Außenstehende nichts, für mich allerdings alles.
Als ich die Probe des Dufts aufgetragen hatte, schoss mir sofort Marijke mit ihrem so typischen „frische-Wäsche-Duft“ in’s Gedächtnis, denn „Over the Musk“ entspricht haargenau diesem Duft aus der Vergangenheit. Mir war förmlich so, als sei sie zum Greifen nah, was ich als schaurig-schön empfunden habe.
Over the Musk ist für mich ein reiner Moschus-Duft, sehr weiß, sehr hell, sehr klar, sehr rein, ein klein wenig süßlich, dabei aber doch mit einer unterschwelligen Würze versehen. Und wenn ich mich nicht ganz täusche, blitzt hier und da auch etwas Sandelholz durch.
Ja, ich weiß, dass hier kein Moschus, sondern Ambrettesamen verwendet worden ist, der aber moschusähnlich riecht. Hätte ich blind tippen müssen, aus was der Duft besteht, hätte ich definitiv auf Moschus gesetzt.
Over the Musk ist sicherlich nicht die Neuerfindung des Rades, denn Moschus-Düfte gibt es wie Sand am Meer. Was ihn, neben der Erinnerung, für mich aber so besonders macht, ist diese fehlende Seifigkeit, da es gerade diese aldehydige Seifigkeit ist, die mich bei anderen Moschus-Düften oftmals stört.
Over the Musk legt sich wie eine zweite Haut um mich, ohne dabei etwas Störendes oder Erdrückendes zu haben. Der Duft gibt mir über Stunden ein positives, sauberes und strahlendes Gefühl ohne dabei laut oder marktschreierisch zu sein.
Over the Musk ist ein Duft für die Trägerin / den Träger und nicht unbedingt für die Umwelt. Trotzdem wird man mit dem Duft wahrgenommen, denn er wirkt und wirkt nach.
Wer also einen hochwertigen, edel komponierten und „weißen“ Duft mag und sucht, der wahrscheinlich besonders im Frühjahr und Sommer seinen besonderen Reiz entfaltet, dem sei ein Test wärmstens empfohlen.
Ich für meinen Teil kämpfe noch mit mir, ob sich die Schatten der Vergangenheit und das Tragen dieses Dufts vereinbaren lassen.
Vorsorglich schon mal sorry an alle, denen dieser Kommi zu gefühlsduselig war, aber in diesem Fall konnte ich nicht aus meiner Haut.
Auch heute wohnen ihr Mann, die nicht mehr ganz so kleine Sophie und Marijke’s Eltern noch im Haus neben meinen Eltern. Fast immer, wenn ich bei meinen Eltern bin, treffe ich auf sie. Sophie ist eine Miniatur-Ausgabe von Marijke, ebenso blond und blauäugig und von ebenso graziler Statur. Und noch immer versetzt es mir einen kleinen Stich, wenn ich auf Sophie treffe und unvermittelt an meine verlorene Freundin erinnert werde.
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Was hat diese sehr persönliche Geschichte mit traurigem Ausgang nun mit „Les Exceptions – Over the Musk“ von Thierry Mugler zu tun? Vordergründig für Außenstehende nichts, für mich allerdings alles.
Als ich die Probe des Dufts aufgetragen hatte, schoss mir sofort Marijke mit ihrem so typischen „frische-Wäsche-Duft“ in’s Gedächtnis, denn „Over the Musk“ entspricht haargenau diesem Duft aus der Vergangenheit. Mir war förmlich so, als sei sie zum Greifen nah, was ich als schaurig-schön empfunden habe.
Over the Musk ist für mich ein reiner Moschus-Duft, sehr weiß, sehr hell, sehr klar, sehr rein, ein klein wenig süßlich, dabei aber doch mit einer unterschwelligen Würze versehen. Und wenn ich mich nicht ganz täusche, blitzt hier und da auch etwas Sandelholz durch.
Ja, ich weiß, dass hier kein Moschus, sondern Ambrettesamen verwendet worden ist, der aber moschusähnlich riecht. Hätte ich blind tippen müssen, aus was der Duft besteht, hätte ich definitiv auf Moschus gesetzt.
Over the Musk ist sicherlich nicht die Neuerfindung des Rades, denn Moschus-Düfte gibt es wie Sand am Meer. Was ihn, neben der Erinnerung, für mich aber so besonders macht, ist diese fehlende Seifigkeit, da es gerade diese aldehydige Seifigkeit ist, die mich bei anderen Moschus-Düften oftmals stört.
Over the Musk legt sich wie eine zweite Haut um mich, ohne dabei etwas Störendes oder Erdrückendes zu haben. Der Duft gibt mir über Stunden ein positives, sauberes und strahlendes Gefühl ohne dabei laut oder marktschreierisch zu sein.
Over the Musk ist ein Duft für die Trägerin / den Träger und nicht unbedingt für die Umwelt. Trotzdem wird man mit dem Duft wahrgenommen, denn er wirkt und wirkt nach.
Wer also einen hochwertigen, edel komponierten und „weißen“ Duft mag und sucht, der wahrscheinlich besonders im Frühjahr und Sommer seinen besonderen Reiz entfaltet, dem sei ein Test wärmstens empfohlen.
Ich für meinen Teil kämpfe noch mit mir, ob sich die Schatten der Vergangenheit und das Tragen dieses Dufts vereinbaren lassen.
Vorsorglich schon mal sorry an alle, denen dieser Kommi zu gefühlsduselig war, aber in diesem Fall konnte ich nicht aus meiner Haut.
29 Antworten


Mir sind auf die Sekunde Tränen in die Augen geschossen!
dankeschön.........:)
Danke.
Sehr starker Kommentar!
Wenn ich könnte würde ich 10 Pokale geben!