Nuit Tatami von Kenzo ist ein Duft, der zum Träumen einlädt. Egal ob zum Tagträumen oder für eine Nacht umgeben von einem raffinierten, leicht hypnotisierenden (Hypnos = der Schlaf) und betörenden Duft, der einen in das Reich der Träume entführt.
Er eröffnet mit einem Nebel aus dampfigen Reisstroh, der von rosa Pfeffer flankiert wird, was ihm das gewisse Etwas und eine feine leicht süssliche und würzige Schärfe verleiht. Rasch kommt dazu eine Note, die ich nicht genau definieren kann aber den Duft irgendwie plastisch wirken lässt.
Vielleicht regnet es draussen…wahrscheinlich nieselt es bloss ein wenig und etwas feuchte Luft zieht durch das leicht geöffnete Fenster zu mir herein. Ich liege im Schermen auf einer gepolsterten Tatami-Matte mit wolken-weissen Kissen und einer feinen, seidigen schleierhaften Decke, die meine Haut angenehm umhüllt. Wie in einem Kokon wickle ich mich darin ein.
Rund um mich herum meine ich in meinem leicht benebelten halbwachen, halb schlafenden Zustand einen zartrosa Duftschleier wahrzunehmen.
Im Raum in dem ich fast schon zu schweben scheine sind einige japanische Papier-Lampions in verschiedenen feinen Pastellfarben aufgehängt. Einer ist blassblau, genau wie die Flüssigkeit aus dem chicen schlanken durchsichtigen Handschmeichler-Flacon, die mich in diesen Traumzustand versetzt hat, mich reisen lässt. Ein anderer Lampion leuchtet in einem feinen hellblümeligen Lila, ein weiterer wie eine zartrosa Zuckerwatte und noch ein anderer im bleichen Hellgelb einer Vanille-Creme. Die Farben…meine geliebten Farb-Nuancen…ich versinke fast in ihnen, wie eine Biene, die den süsslichen Nektar aus den verschieden farbigen Blumen auf einer Frühsommerwiese trinken will. Dazu sammele ich auf meinem Flug den puderigen Blütenstaub auf.
Sie soll nicht aufhören, diese heitere von Leichtigkeit geprägte und immerzu aufblühende Entdeckungsreise…
Da leuchtet es wieder in „Zumthor #E1EBFF“, dort in „Titan White #F8F7FF“, und da in „Peach Cream #FFEDE1“, oh..und da noch in grünlichem „Snow Flurry #E5FFCF“ und noch viele mehr…Es sind schier unendlich viele Abstufungen. Sie gestalten meine Umgebung so, dass
immer wenn ich meine Augen wieder öffne, und es sich so anfühlt, als würde ein kleines feengleiches Wunderwesen sie, nachdem sie mir sanft zugefallen sind, wieder wach küssen, es mir doch klar direkt den geraden Weg zu meiner nächsten Farb-Lampen-Blumen-Puderquaste weist. Der Weg wohin es geht ist also klar. Das war er trotz all der Träumerei in dieser wonnig-wohligen Nacht von Anfang an.
Der sich zwischen all den Pastelltönen verwandelnde Zauber-Duftnebel, den ich aus einer speziellen, langen und weissen Papierlampe im Eck des Raumes in dem ich ja noch auf meiner Tatami-Wolke liege, wie aus einem Luftbefeuchter aufsteigen sehe, hat sich seit dem Beginn nur marginal verändert.
Ich fühle mich geborgen und der magische Vapor trägt mich noch eine recht lange Zeit, bis zur Dämmerung und auch noch bis in den nächsten Tag hinein, bevor es Zeit wird, wieder langsam ganz zu sich zu kommen und aufzuwachen. Es ist etwa die selbe Tageszeit am Folgetag, als ich sanft wieder auf meiner Reisstroh-Matte lande, wo immer noch alles puder-pudelwohl und weich ist.
Meine ganze Aura fühlt sich wie von einer ätherischen zart duftenden Vanille-Creme auf Ambrettebasis umgeben an.
Schön war dieser luzide Traum. Ich werde es wieder tun. ;)
EDIT: 1.12.2024
An manchen Tagen hat der Duft für mich auch etwas Puppenartiges.
Da ich nicht weiss wie sich eine Geisha parfümiert, und mich auch nie darauf hinauswagen wollte, sehe ich jetzt mal ganz von der Japan-Assoziation in meiner Rezension da oben ab.
Also manchmal erinnert mich der
Nuit Tatami tatsächlich an meine frühen Kindheitstage, ab Mitte gegen Ende der Achziger. Wenn ich wieder so eine - für mich (und meinen Bruder :D ) eher doofe und langweilige - auf echtes Baby gemachte und sehr intensiv plastik-puderig, fast schon nach Marzipanschweinchen riechende Puppe auspacken durfte, stieg mir ein durchaus ähnlicher Duft in meine seit jeher empfindliche Nase.
Ich meine mich zu erinnern, mir nie eine gewünscht zu haben. Anders war es dann ein, zwei Jahre lang und kurze Zeit später mit Barbie. Auch ich ging durch diese Rosa-Phase, wenn auch nicht meiner Idee entspungen.
Aber diese klobigen oft auch noch batteriegeladenen „Ich kann auch Pippi“-Nervtöter wurden dann auch dem entsprechend von uns frechen und wilden Kindern behandelt…nun, lassen wir das an dieser Stelle lieber… ;) Uff..
Es ging dabei aber immer nur um diese sperrigen und für uns einfach nutzlosen künstlich bedufteten Kunst-Föten (wahrscheinlich mit heute kaum mehr zugelassenen Giftstoffen drin, sowohl Weichmachern als auch besagten Duftstoffen ;)).
Nun will ich zusehen, dass ich diese Erinnerung entweder ruhen lassen kann, oder ich wieder noch neue Facetten an diesem doch sehr feinen und süsslich-puderigen Duft entdecke. Ansonsten werde ich wohl jedesmal wieder unbewusst zum Kind. Nein, Spass beiseite.
Ich weiss nun aber, dass dieser Rosa-Pfeffer-Twist wahrscheinlich zu dieser „Plastik“- oder plastischen Note beiträgt, im Gesamtduftbild.
So, das musste ich einfach festhalten hier. Immerhin sagt man, und es ist auch zur Genüge erforscht, dass unser Riechsinn, die tiefsten, eventuell auch frühsten Erinnerungen wieder zugänglich machen kann.
Danke allen fürs Lesen.