14.01.2020 - 10:09 Uhr

FvSpee
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FvSpee
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40
Abschied
Harry Lehmanns Fougère ist ein wunderbarer Duft. Es macht wirklich traurig, von ihm Abschied nehmen zu müssen.
Dieser Duft ist schrecklich altmodisch, aber nicht in der Weise wie ein Handy von vor vier Jahren, sondern so wie ein perfekt gearbeitetes Bakelit-Telefon mit einem von Hand mit Stoff umwickelten Stromkabel und einer Mechanik, die so belastbar ist wie eine Flugzeugtragfläche. Und es hängt dran, jedenfalls als Gedanke, das Fräulein vom Amt und die ganze wundersam-geheimnisvolle, geräuschlos-effiziente Organisation des preußischen Fernmeldewesens mit seinen Beamtenscharen.
Fougère ist so trocken, dass es staubt, und so holzig, dass man im Sommer einen Feuerlöscher in der Nähe haben muss. Seine Akkorde sind so hart, als ob sie gespielt wären auf bis zum Zerreißen gespannten Saiten. Grün ist er auf eigentümliche Weise. Und Lavendel hat er sicher, Eukalyptus wahrscheinlich, aber beides so besonders, dass es bestimmt anders riecht, als ihr jetzt denkt.
Wenn ich nur zwei Düfte haben dürfte, dann wären es vielleicht dieser hier und sein Chypre-Bruder "Russisch Juchten" aus demselben Hause. Beide wunderbar komplex, beide wunderbar männlich. Einer so markant wie der andere. Beide halten sie durch von Freitagabend bis Montagmorgen, gleich, womit man diese Zeit verbringt, und beide halten sie dich in dieser ganzen Zeitspanne auch ohne Koks und Energy-Drinks wach, wie Riechsalz vielleicht, weil sie vor Energie vibrieren. Beide sind wohl noch aus der Vorkriegszeit, und beide gibt - oder gab - es zu Vorkriegspreisen. Und beide sind - oder waren -, weil regional und nachhaltig zum Wiederbefüllen, wieder ganz modern.
Wenn ihr genauer wissen wollt, was das für ein Duft ist, dann lest zuerst den Kommentar von Apicius aus der Frühzeit von Parfumo, und dann den 10-Punkte-Kommentar des Friseursalons Korianke a.k.a. Fittleworth (der anscheinend auch Abschied von Parfumo genommen hat, was mich ebenfalls traurig macht), denn schöner als er kann ich das auch nicht sagen: Das ist kein Duft für Notkonfirmanden, sondern für gestandene, selbstsichere Männer mit gutem Schuhwerk. Harzig und knarzig, aber nicht opahaft.
Es heißt, dass Fougère schon mal reformuliert werden musste und dass in der letzten Version nur noch ein Bruchteil des ursprünglichen Eichenmoos-Anteils gewesen ist. Wenn das stimmt, dann hat man sicher bei der Ur-Version sofort nach dem Aufsprühen einen Moosbesatz am Hals bekommen. Jedenfalls ist nun auch diese wahrlich noch immer imposante Fassung in Ungnade gefallen. Eichenmoos soll in Düften nicht mal mehr in Spuren enthalten sein dürfen, und die schönen Fixative, die für den Wochenend-Effekt sorgten, gelten auch nicht mehr als koscher. Eichenmoos & Co scheinen die schlimmsten Umweltprobleme zu sein, die diesen Planeten plagen. Eine weitere Reformulierung war nicht mehr möglich, sodass der Duft eingestellt wurde und ausverkauft ist. Und ich habe nur noch 7 ml.
Also bist du jetzt ein Auslaufmodell, altes Haus, bald bist du vergessen. Da geht's dir ja nicht anders als uns allen hier. Wir müssen ja alle irgendwann mal Platz machen für Neues. Mach's gut, Fougère, da im Parfümhimmel!
Dieser Duft ist schrecklich altmodisch, aber nicht in der Weise wie ein Handy von vor vier Jahren, sondern so wie ein perfekt gearbeitetes Bakelit-Telefon mit einem von Hand mit Stoff umwickelten Stromkabel und einer Mechanik, die so belastbar ist wie eine Flugzeugtragfläche. Und es hängt dran, jedenfalls als Gedanke, das Fräulein vom Amt und die ganze wundersam-geheimnisvolle, geräuschlos-effiziente Organisation des preußischen Fernmeldewesens mit seinen Beamtenscharen.
Fougère ist so trocken, dass es staubt, und so holzig, dass man im Sommer einen Feuerlöscher in der Nähe haben muss. Seine Akkorde sind so hart, als ob sie gespielt wären auf bis zum Zerreißen gespannten Saiten. Grün ist er auf eigentümliche Weise. Und Lavendel hat er sicher, Eukalyptus wahrscheinlich, aber beides so besonders, dass es bestimmt anders riecht, als ihr jetzt denkt.
Wenn ich nur zwei Düfte haben dürfte, dann wären es vielleicht dieser hier und sein Chypre-Bruder "Russisch Juchten" aus demselben Hause. Beide wunderbar komplex, beide wunderbar männlich. Einer so markant wie der andere. Beide halten sie durch von Freitagabend bis Montagmorgen, gleich, womit man diese Zeit verbringt, und beide halten sie dich in dieser ganzen Zeitspanne auch ohne Koks und Energy-Drinks wach, wie Riechsalz vielleicht, weil sie vor Energie vibrieren. Beide sind wohl noch aus der Vorkriegszeit, und beide gibt - oder gab - es zu Vorkriegspreisen. Und beide sind - oder waren -, weil regional und nachhaltig zum Wiederbefüllen, wieder ganz modern.
Wenn ihr genauer wissen wollt, was das für ein Duft ist, dann lest zuerst den Kommentar von Apicius aus der Frühzeit von Parfumo, und dann den 10-Punkte-Kommentar des Friseursalons Korianke a.k.a. Fittleworth (der anscheinend auch Abschied von Parfumo genommen hat, was mich ebenfalls traurig macht), denn schöner als er kann ich das auch nicht sagen: Das ist kein Duft für Notkonfirmanden, sondern für gestandene, selbstsichere Männer mit gutem Schuhwerk. Harzig und knarzig, aber nicht opahaft.
Es heißt, dass Fougère schon mal reformuliert werden musste und dass in der letzten Version nur noch ein Bruchteil des ursprünglichen Eichenmoos-Anteils gewesen ist. Wenn das stimmt, dann hat man sicher bei der Ur-Version sofort nach dem Aufsprühen einen Moosbesatz am Hals bekommen. Jedenfalls ist nun auch diese wahrlich noch immer imposante Fassung in Ungnade gefallen. Eichenmoos soll in Düften nicht mal mehr in Spuren enthalten sein dürfen, und die schönen Fixative, die für den Wochenend-Effekt sorgten, gelten auch nicht mehr als koscher. Eichenmoos & Co scheinen die schlimmsten Umweltprobleme zu sein, die diesen Planeten plagen. Eine weitere Reformulierung war nicht mehr möglich, sodass der Duft eingestellt wurde und ausverkauft ist. Und ich habe nur noch 7 ml.
Also bist du jetzt ein Auslaufmodell, altes Haus, bald bist du vergessen. Da geht's dir ja nicht anders als uns allen hier. Wir müssen ja alle irgendwann mal Platz machen für Neues. Mach's gut, Fougère, da im Parfümhimmel!
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