Ganz neue Dufterfahrungen.
Wusstet ihr eigentlich, wie gut man Gerüche wahrnimmt, wenn man selber keinen Duft trägt? In dieser Woche habe ich damit erste Erfahrungen gemacht, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal eine Olive isst, nachdem es sich jahrelang dagegen gesträubt hatte.
Aber von vorne:
Da ich die neuesten Diskussionen sehr wichtig finde, darüber, was wir Parfumixe zum Umweltschutz beitragen können, hatte ich einen Feldversuch gestartet: Kann man Taschenzerstäuber mit Hilfe von Alkohol und Essig, wieder komplett duftneutral machen und somit wiederverwenden? (Siehe Forum) Ich also einen alten Glas-Taschenzerstäuber (Inhalt: APOM pour Homme) sowie einen alten Plastik-Taschenzerstäuber (Inhalt: Chanel Allure Homme Edition Blanche) nach allen Regeln der Kunst mit Alkohol gereinigt und in Essig eingelegt.
Die erste Reinigung von Sprayer und Fläschchen mit Alkohol erfolgte über der Küchenspüle und in besagte Spüle floss dann auch die alkoholische Flüssigkeit. Das war ein Fehler. Seitdem duftet es aus dem Abfluss meiner Spüle nach einer kruden, unangenehmen Mischung diverser Duftbestandteile. Besonders dann, wenn in diese Spüle heißes Wasser gegossen wird. Es ist ein Grauen und besonders Edition Blanche nervt sehr. Dessen Basisnote finde ich in dieser Darreichungsform unerträglich.
Am einem der nächsten Abende stand ein Workshop an: „Frankfurt Green City“. Eine Veranstaltung, die sich großem Interesse erfreute. Somit war der Veranstaltungssaal prall gefüllt. Bevor ich dorthin loszog, nahm ich noch eine erfrischende Dusche (es war heiß draußen) und normalerweise hätte ich danach ein paar Sprüher eines unaufdringlichen Sommerduftes genommen, wahrscheinlich Original Vetiver. Aber auf Grund der geruchlichen Belästigungen aus meiner Küchenspüle war mir, zum ersten Mal seit Jahrzehnten, nicht nach Beduftung zumute. Nur das bewährte Weleda Sanddorn-Deo erhielt Landeerlaubnis.
Eine Stunde später nahm ich meinen Platz inmitten anderer Zuhörer ein und staunte nicht schlecht, welche vielfältigen geruchlichen Eindrücke mich erreichten. Eindrücke, die ich so intensiv sonst nicht wahrnehme. Kein Wunder: Normalerweise bin ich so beseelt von meinem eigenen Duft, dass höchstens eine übermäßige Anzahl Sprüher One Million, Chanel No. 5 und Konsorten von mir wahrgenommen werden. Na ja, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber es ist schon ein großer Unterschied spürbar.
Nun saß ich also da, neben mir zwei junge Hipster, die gewiss mit ihrem Rennrad vorgefahren waren, auf der anderen Seite zwei alternativ angehauchte Damen, die Dinkel-Butterbrot mit Tomaten und duftenden Kräutern verspeisten. Hinter mit hatte ein Herr seinen Schweiß nicht im Griff. Irgendwo in der Nähe hat jemand zweimal während des Vortrages dezent einen fahren lassen. Der Hipster neben mir trug Grey Vetiver (unangenehm bei der Hitze) und zwei, drei Sitze weiter saß eine angemessene Dosierung Sauvage. Gar nicht so schlecht. Die Dame schräg vor mir duftete sehr gut: Zitrisch mit leicht blumigen Anklängen und vor Allem unaufdringlich. Ihr gebührt der Duftpokal des Abends.
Zwei Dinge möchte ich also loswerden:
1. Schütte niemals Parfumreste in die Küchenspüle.
2. Gehe doch mal unbeduftet unter die Leute. Du wirst staunen ...