01.11.2017 - 12:30 Uhr
Palonera
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Palonera
Top Rezension
31
olfaktorisches Kassenmodell?
Allzu viel hatte ich nicht erwartet, diesmal nicht.
Nicht nach all der Schelte mancher Nasen, deren Urteil ich sehr schätze.
Nasen, die ihre Enttäuschung äußerten über mainstreamige Beliebigkeit, über Langeweile und mangelnde Kante, über einen Byredo, der nicht wie Byredo roch.
Das klang nicht gut, das klang nicht nach Ben Gorham, nach dem Mann, der "Gypsy Water" und "Baudelaire" jene Seele gab, die mich wieder und immer wieder fasziniert.
Wir konnten gut miteinander, Ben Gorham und ich, jedenfalls bisher.
Sollte sich das diesmal wirklich ändern?
Konzentriert ist der Inhalt meiner Abfüllung, viel vom Alkohol hat sich verflüchtigt.
Geblieben ist fast nur das reine Öl.
So war ich vorsichtig im Test, behutsam die Dosierung, ein Sprüher war genug, verteilt auf Handgelenke, Haut und Haar.
Mehr hat es nicht gebraucht, um Ben Gorham zu begegnen in diesem Duft, der wohl kein Kassenschlager wurde, der nirgendwo im Sortiment ist, den ich in einem Shop nur fand – und der dabei doch ganz gewiß kein Kassenmodell ist, kein olfaktorisches Nasenfahrrad, wie ich es freiwillig niemals trüge.
Herbe dunkle Frucht eröffnet Tag um Tag auf meiner Haut, umfangen, unterlegt von Holz und Rauch – "Pulp" kommt mir in den Sinn, sofort und immer wieder, die vergoren-herbe Frucht, die manchen Anspruch an den Träger stellt.
Auf Johannisbeere würde ich auch diesmal tippen, authentisch sauer-herb mit Frucht und Grün und Braun, doch die ist nicht gelistet und Wacholder – nun ja, die herbe Holzigkeit kommt hin.
Anders als in "Pulp" ist hier jedoch nichts vergoren, sind die Früchte eingebettet in dunkles, hartes Holz an Rauch und Leder, was den Gedanken wiederum zu "Tuscan Leather" lenkt.
Das irritiert ein wenig, zugegeben, denn es fügt sich nicht ein in die Pyramide, paßt nicht zu den Texten, die es zu lesen gibt, und passiert vielleicht auch nur auf meiner Haut.
Sehr erwachsen wirkt "Oliver Peoples", dabei jedoch gar nicht streng noch düster – anders als in "Tuscan Leather" ist der Rauch hier transparent, dominiert er nicht die Frucht, sondern hebt sie noch hervor.
Irgendwann, mal eine halbe Stunde eher, manchmal später, tritt eine Ahnung Barbershop hinzu – Rasierschaum, frisch geplustert, vorbeigetragen quasi, nie präsent.
Überhaupt drängt sich nichts auf in "Oliver Peoples", ist nichts laut, lärmig, penetrant – man nimmt ihn wahr, den Duft, er dreht die Nasen nach dem Wind, er läßt den Mann an meiner Seite näherrücken, doch er flutet keinen Raum, umgibt mich nicht wie eine Wolke, trägt keine Banner und Fanfaren vor mir her.
Das macht ihn mir sehr angenehm, so würde ich ihn tragen weit über diesen Test hinaus – wenn ich ihn denn bekäme...
Ben Gorham bzw. Jérôme Epinette hat das Rad nicht neu erfunden, nicht das olfaktorische und nicht das auf meiner Nase.
Er hat sich selbst zitiert und gleichzeitig Tom Ford, was viele vor ihm taten und auch fortan noch tun werden.
Das ist ein wenig schade, geht es doch zu Lasten seiner Eigenständigkeit, doch einen wirklich schlechten Duft hat er mit "Oliver Peoples" nicht vorgelegt und "langweilig" wäre gewiß kein Adjektiv, das ich in diesem Fall verwenden würde.
Und das liegt, da bin ich sicher, nicht am Konzentrat allein.
PS: Puck1 - danke!
Nicht nach all der Schelte mancher Nasen, deren Urteil ich sehr schätze.
Nasen, die ihre Enttäuschung äußerten über mainstreamige Beliebigkeit, über Langeweile und mangelnde Kante, über einen Byredo, der nicht wie Byredo roch.
Das klang nicht gut, das klang nicht nach Ben Gorham, nach dem Mann, der "Gypsy Water" und "Baudelaire" jene Seele gab, die mich wieder und immer wieder fasziniert.
Wir konnten gut miteinander, Ben Gorham und ich, jedenfalls bisher.
Sollte sich das diesmal wirklich ändern?
Konzentriert ist der Inhalt meiner Abfüllung, viel vom Alkohol hat sich verflüchtigt.
Geblieben ist fast nur das reine Öl.
So war ich vorsichtig im Test, behutsam die Dosierung, ein Sprüher war genug, verteilt auf Handgelenke, Haut und Haar.
Mehr hat es nicht gebraucht, um Ben Gorham zu begegnen in diesem Duft, der wohl kein Kassenschlager wurde, der nirgendwo im Sortiment ist, den ich in einem Shop nur fand – und der dabei doch ganz gewiß kein Kassenmodell ist, kein olfaktorisches Nasenfahrrad, wie ich es freiwillig niemals trüge.
Herbe dunkle Frucht eröffnet Tag um Tag auf meiner Haut, umfangen, unterlegt von Holz und Rauch – "Pulp" kommt mir in den Sinn, sofort und immer wieder, die vergoren-herbe Frucht, die manchen Anspruch an den Träger stellt.
Auf Johannisbeere würde ich auch diesmal tippen, authentisch sauer-herb mit Frucht und Grün und Braun, doch die ist nicht gelistet und Wacholder – nun ja, die herbe Holzigkeit kommt hin.
Anders als in "Pulp" ist hier jedoch nichts vergoren, sind die Früchte eingebettet in dunkles, hartes Holz an Rauch und Leder, was den Gedanken wiederum zu "Tuscan Leather" lenkt.
Das irritiert ein wenig, zugegeben, denn es fügt sich nicht ein in die Pyramide, paßt nicht zu den Texten, die es zu lesen gibt, und passiert vielleicht auch nur auf meiner Haut.
Sehr erwachsen wirkt "Oliver Peoples", dabei jedoch gar nicht streng noch düster – anders als in "Tuscan Leather" ist der Rauch hier transparent, dominiert er nicht die Frucht, sondern hebt sie noch hervor.
Irgendwann, mal eine halbe Stunde eher, manchmal später, tritt eine Ahnung Barbershop hinzu – Rasierschaum, frisch geplustert, vorbeigetragen quasi, nie präsent.
Überhaupt drängt sich nichts auf in "Oliver Peoples", ist nichts laut, lärmig, penetrant – man nimmt ihn wahr, den Duft, er dreht die Nasen nach dem Wind, er läßt den Mann an meiner Seite näherrücken, doch er flutet keinen Raum, umgibt mich nicht wie eine Wolke, trägt keine Banner und Fanfaren vor mir her.
Das macht ihn mir sehr angenehm, so würde ich ihn tragen weit über diesen Test hinaus – wenn ich ihn denn bekäme...
Ben Gorham bzw. Jérôme Epinette hat das Rad nicht neu erfunden, nicht das olfaktorische und nicht das auf meiner Nase.
Er hat sich selbst zitiert und gleichzeitig Tom Ford, was viele vor ihm taten und auch fortan noch tun werden.
Das ist ein wenig schade, geht es doch zu Lasten seiner Eigenständigkeit, doch einen wirklich schlechten Duft hat er mit "Oliver Peoples" nicht vorgelegt und "langweilig" wäre gewiß kein Adjektiv, das ich in diesem Fall verwenden würde.
Und das liegt, da bin ich sicher, nicht am Konzentrat allein.
PS: Puck1 - danke!
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