13.09.2018 - 03:17 Uhr
Valrahmeh
24 Rezensionen
Valrahmeh
Top Rezension
20
Ich bin dann mal weg
Wein und Parfum haben ja vieles gemeinsam. Eine verschworene Klientel findet Geschmacks- und Duftrichtungen heraus, auf die ein normaler Mensch nie kommen würde und diese Klientel gibt auch noch eine Menge Geld für ein ephemeres Kunstwerk aus, das nur sie und ein paar Eingeweihte zu schätzen wissen. Und noch etwas haben Wein und Parfum gemeinsam: sie verleiten zu urlaubsbedingten Fehlkäufen.
Der eisgekühlte Rosé aus Ramatuelle, der auf der sonnendurchfluteten Terrasse in St. Tropez so zart und frisch geschmeckt hat, entpuppt sich auf dem Balkon in Hannover als flaches Gesöff, für das man keine 10 Euro pro Flasche ausgegeben hätte. So erging es mir mit Mediterraneo.
Auf meiner Italienrundreise, die sinnigerweise in Capri endete, konnte ich die Insel selbstverständlich nicht ohne eine Flasche aus dem Hause Carthusia verlassen. Das verlangt schon der Parfum-Anstand. Und so verfiel ich diesmal auf Mediterraneo, kein Wunder bei dem ständigen Zitronen-Reiz, dem man dort ausgesetzt ist: Zitronen bergeweise zum Frühstück, Zitronen im großen Marmorbrunnen im Spa, Zitronen in bunten Keramik-Schalen am Pool, Zitronen in Holzkisten in den Auslagen der Geschäfte.
Mediterraneo riecht genau so: wie aufgeschnittene, dicke, unregelmäßig gewachsene Zitronen mit knallgelber Elefantenhaut drumherum, die beim Aufschneiden so fest und schneeweiß ist, dass drinnen kaum noch Platz bleibt für allzuviel Saft. Dafür ein Saft, der aromatisch, frisch und noch nicht einmal wirklich sauer hervorquillt. Also Zitronen, die nichts zu tun haben mit den mickrigen, spanischen Industrie-Zitronen im gelben Netz im Supermarkt.
Die Dame bei Carthusia riet mit zur großen Flasche mit 100 ml, was sich als sehr nützlich erwies. Ich sprühte mich also kräftig mit Mediterraneo ein und war augenblicklich meine eigener Zitronenhain. Auch ein paar Minzestengel lagen im Zitronenhain herum. Als ich von mir selbst zitronig-minzig begeistert in Richtung Hotelterrasse zum Apéro einschwebte, dürfte ich noch ein paar Duftmarken auf der Treppe gesetzt haben, meine Familie roch hingegen - nichts. Oder nur sehr wenig. Nach einer Stunde gar nichts mehr. Bei mir entwickelt sich Mediterraneo überhaupt nicht, es ist da - und bald darauf schnell weg. Auf der Kleidung ist es nach zehn Minuten weg. Einfach aufgelöst, ausgepresst, weg.
Das ist sehr schade, da es ein wirklich unmittelbarer, frischer und echter Zitronenduft mit etwas Minze ist, der überhaupt nicht an Putz- oder Geschirrspülmittel erinnert (was Zitrus-Düfte ja manchmal so an sich haben).
Also eine Art Urlaubswein, der vor Ort großartig war und zu Hause nicht mehr viel Kraft aufbringt. Macht nichts, ich liebe Mediterraneo trotzdem, da es eine schöne Erinnerung ist und ich mir die Zitronen immer wieder gerne als Capri-Sehnsucht in die Hände und hintere die Ohren sprühe. Aber ohne diese persönliche Beziehung ist es wirklich nur ein nettes, sehr schnell verfliegendes capresisches Zitronenwässerchen.
Der eisgekühlte Rosé aus Ramatuelle, der auf der sonnendurchfluteten Terrasse in St. Tropez so zart und frisch geschmeckt hat, entpuppt sich auf dem Balkon in Hannover als flaches Gesöff, für das man keine 10 Euro pro Flasche ausgegeben hätte. So erging es mir mit Mediterraneo.
Auf meiner Italienrundreise, die sinnigerweise in Capri endete, konnte ich die Insel selbstverständlich nicht ohne eine Flasche aus dem Hause Carthusia verlassen. Das verlangt schon der Parfum-Anstand. Und so verfiel ich diesmal auf Mediterraneo, kein Wunder bei dem ständigen Zitronen-Reiz, dem man dort ausgesetzt ist: Zitronen bergeweise zum Frühstück, Zitronen im großen Marmorbrunnen im Spa, Zitronen in bunten Keramik-Schalen am Pool, Zitronen in Holzkisten in den Auslagen der Geschäfte.
Mediterraneo riecht genau so: wie aufgeschnittene, dicke, unregelmäßig gewachsene Zitronen mit knallgelber Elefantenhaut drumherum, die beim Aufschneiden so fest und schneeweiß ist, dass drinnen kaum noch Platz bleibt für allzuviel Saft. Dafür ein Saft, der aromatisch, frisch und noch nicht einmal wirklich sauer hervorquillt. Also Zitronen, die nichts zu tun haben mit den mickrigen, spanischen Industrie-Zitronen im gelben Netz im Supermarkt.
Die Dame bei Carthusia riet mit zur großen Flasche mit 100 ml, was sich als sehr nützlich erwies. Ich sprühte mich also kräftig mit Mediterraneo ein und war augenblicklich meine eigener Zitronenhain. Auch ein paar Minzestengel lagen im Zitronenhain herum. Als ich von mir selbst zitronig-minzig begeistert in Richtung Hotelterrasse zum Apéro einschwebte, dürfte ich noch ein paar Duftmarken auf der Treppe gesetzt haben, meine Familie roch hingegen - nichts. Oder nur sehr wenig. Nach einer Stunde gar nichts mehr. Bei mir entwickelt sich Mediterraneo überhaupt nicht, es ist da - und bald darauf schnell weg. Auf der Kleidung ist es nach zehn Minuten weg. Einfach aufgelöst, ausgepresst, weg.
Das ist sehr schade, da es ein wirklich unmittelbarer, frischer und echter Zitronenduft mit etwas Minze ist, der überhaupt nicht an Putz- oder Geschirrspülmittel erinnert (was Zitrus-Düfte ja manchmal so an sich haben).
Also eine Art Urlaubswein, der vor Ort großartig war und zu Hause nicht mehr viel Kraft aufbringt. Macht nichts, ich liebe Mediterraneo trotzdem, da es eine schöne Erinnerung ist und ich mir die Zitronen immer wieder gerne als Capri-Sehnsucht in die Hände und hintere die Ohren sprühe. Aber ohne diese persönliche Beziehung ist es wirklich nur ein nettes, sehr schnell verfliegendes capresisches Zitronenwässerchen.
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