Numero Uno 2007

Numero Uno von Carthusia
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7.5 / 10 144 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Carthusia für Herren, erschienen im Jahr 2007. Der Duft ist würzig-zitrisch. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Würzig
Zitrus
Frisch
Grün
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
EukalyptusEukalyptus BergamotteBergamotte LavendelLavendel OrangeOrange
Herznote Herznote
BeifußBeifuß Litsea cubebaLitsea cubeba RosmarinRosmarin VeilchenVeilchen PatchouliPatchouli Ylang-YlangYlang-Ylang
Basisnote Basisnote
BaummoosBaummoos MyrrheMyrrhe VetiverVetiver ZistroseZistrose weißer Moschusweißer Moschus

Parfümeur

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Duft
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Haltbarkeit
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Preis-Leistungs-Verhältnis
7.625 Bewertungen
Eingetragen von Lissy, letzte Aktualisierung am 20.03.2024.

Rezensionen

12 ausführliche Duftbeschreibungen
8
Duft
Naaase

109 Rezensionen
Naaase
Naaase
Top Rezension 25  
Wann ist ein Italienischer Mann ?
Wann ist ein Italienischer Mann ?

"Männer nehmen in den Arm
Männer geben Geborgenheit
Männer weinen heimlich
Männer brauchen viel Zärtlichkeit
Männer sind so verletzlich
Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich
Männer kaufen Frauen
Männer stehn ständig unter Strom
Männer baggern wie blöde
Männer lügen am Telefon
Männer sind allzeit bereit
Männer bestechen durch ihr Geld und ihre Lässigkeit
Männer haben's schwer, nehmen's leicht
Außen hart und innen ganz weich
Werden als Kind schon auf Mann geeicht
Wann ist ein Mann ein Mann
Männer haben Muskeln
Männer sind furchtbar stark
Männer können alles
Männer kriegen 'n Herzinfarkt
Männer sind einsame Streiter
Müssen durch jede Wand, müssen immer weiter
Männer
Männer führen Kriege
Männer sind schon als Baby blau
Männer rauchen Pfeife
Männer sind furchtbar schlau
Männer bauen Raketen
Männer machen alles ganz genau
Männer kriegen keine Kinder
Männer kriegen dünnes Haar
Männer sind auch Menschen
Männer sind etwas sonderbar
Männer sind so verletzlich
Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich"

Wer kennt es nicht ? Dieses Lied, mit dem uns 1991 Herbert Grönemeyer erfreute und auf diese Art und Weise Ursachenforschung im Hinblick auf diese uns Männer täglich bewegende Frage betrieb. Doch die endgültige Antwort musste wohl auch dieser Song schuldig bleiben. Erst recht die Auflösung des Rätsels, wann den ein Mann ein Italienischer Mann sei. Auf den ersten Blick ist diese Frage für uns leidgeprüfte (deutsche) Fußball-Fans leicht zu beantworten: Ein Mann ist dann ein Italienischer Mann, wenn er ein blaues Trikot anhat und uns spätestens in der Verlängerung des Halbfinale eines großen Turniers aus Selbigen schießt. Nun, das ist etwas zu kurz gedacht. Denn: In den nächsten Wochen soll ja alles besser werden . Doch, wie pflegte da stets unser insoweit von mir oftmals zitierte "Kaiser" zu sagen: "Na guuut, jetzt schau'n mer mal...". Auch unsere frommen Mönche von Carthusia haben möglicherweise nicht 22 verschwitzte Männer, hinter nur einem einzigen Ball herlaufend, und schon gar nicht unseren fernsehtechnisch derzeit wieder omnipräsenten Franz Beckenbauer im Sinn gehabt, als sie im Jahre 2007 den Duft "Numero Uno" kreierten. Das erscheint auch einleuchtend: Denn jedes Kind weiß, dass Beckenbauer als Libero stets mit der Rückennummer "5" aufzulaufen pflegte. Die "1" ist nunmal seit jeher den Torleuten vorbehalten. Jedenfalls ergab meine akribische Internet-Recherche keinen Hinweis darauf, dass dieser Duft ausgerechnet den torjubel-verhindernden Goalkeepern gewidmet sei.

Dennoch zeigt uns schon ein verstohlener Blick auf die Duftpyramide, dass wir es hier wohl mit einem (italienisch geprägten) männlichen Chypre zu tun haben. Vielleicht bringt uns also ein Test bei der Frage nach der "Eigenschaft als Mann" weiter. Erwartungsgemäß beginnt dieser Duft zitrisch. Wie es sich für ein Chypre gehört. Die obligatorische -und ebenso wie Franz Beckenbauer- offensichtlich allgegenwärtige Bergamotte ist natürlich mit von der Partie. Ebenso wie unser Kaiser ist diese jedoch nicht mehr "grün hinter den Ohren". Sie ist vielmehr gereift und begrüßt uns schon mit dem einen oder anderen grauen Härchen. Steht ihr gut. Auch eine Orange ist mit dabei. Auch diese mit einer schönen natürlichen, nicht jedoch säuerlich geprägten, Frucht. Doch diese beiden "Früchtchen" sind nicht alleine gekommen. Denn bereits in der Kopfnote werden wir nicht nur von Zitrusfrüchten begrüßt, die ausreichend lange unter der warmen Sonne Italiens ausreifen durften. Nein, etwas Eukalyptus hat sich auch noch dazu gesellt. Nicht aufdringlich. Nur ein Hauch. Alles sehr natürlich. Alles sehr schön gemacht. In der Herznote wird's dann würzig-männlich: Thymian und Beifuß liefern die nötige Würze. Wie frisch der morgendlichen Erde entrissen stehen sie da, um unseren "Auftakt-Früchtchen" die nötige Tiefe zu verleihen. Noch ein kleines Veilchen im Knopfloch der obligatorischen Mönchskutte dazu, einmal umgerührt und fertig ist ein angenehm männlicher Erfrischungsduft, der uns verspricht, uns sogar bei schweißtreibenden Vorrunden-Spielen nicht im Stich zu lassen. Alles sehr modern gemacht. Nicht der "Staub von gestern", der bedauerlicher Weise so manch' Chypre anzuhängen scheint. Da können auch die jüngeren Männer zugreifen und nicht nur die, die den deutschen Weltmeistertitel von 1954 noch live vor den (damals noch in den Farben Schwarz und Weiß gehaltenen) Bildschirmen live mitverfolgen durften. Im weiteren Verlauf der Basis werden dann diese fruchtig-würzigen Elemente behutsam geerdet durch rauen Moschus und grasig-krautiges Vétiver. Eine leicht moosige Myrrhe betritt auch noch das Spielfeld, was dem Ganzen noch einen letzten "männlich-herben Pfiff" gibt. Apropos "Pfiff": Da sind wir auch schon bei dem einzigen Kritikpunkt. Ein schweißtreibendes Fußball-Spiel und die Vorrunde der nahenden Weltmeisterschaft hält dieser Duft problemlos durch. In der entscheidenden Finalrunde bei den so wichtigen KO-Spielen wird man wohl noch einmal nachlegen müssen. Aber das ist wohl den fraglos natürlichen Zutaten geschuldet. Dann klappt's auch diesmal mit dem Pokal.

Insgesamt ein sehr schön gemachter Duft. Bravo, Mönche: Ein modernes Chypre, das fraglos seine mediterrane, seine italienische Herkunft nicht verleugnen möchte. Ein Duft, der zwar fraglos männlich wirken will und das auch tut. Dem jedoch als Chypre keinesfalls ein verstaubter Muff anzuhängen droht. Das eine oder andere Bart- oder gar Brusthaar sollte man allerdings schon haben. Aber das ist ja bei Italienischen Männern nicht das Problem...
5 Antworten
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Flakon
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Haltbarkeit
7.5
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 17  
When there's no way out there's still a way through
Von den fünfzehn in seiner Pyramide gelisteten Ingredienzen (vierzehn davon mit albernen topographischen Bezeichnungen - und wo ist nun das Baummoos her?) lasse man sich nicht auf eine falsche Fährte locken - denn Numero Uno ist ein überaus geradliniger, nachgerade kompromisslos anmutender Duft. Er ist ernst, aber nicht griesgrämig, entschlossen, aber nicht starrköpfig, maskulin und furchtlos, aber seinem Wesen nach nicht kühn, geschweige denn verwegen. Numero Uno ist alles andere als kapriziös, ist kein Salonlöwe und kein Dramakönig.

Der initiale Eukalyptus hebt ihn bereits aus der Masse ab - Eukalyptus, dessen Duft so unverwechselbar ist und doch so flüchtig wie die Erinnerung. Ihm folgt eine mattdunkle (nicht finstere), getreidige Krautigkeit nach, in der jedoch auch feine Anklänge von südlich blumiger Süße zu finden ist - und eine vage Ahnung von Lieblichkeit, bevor er zum sanftbraunen Chypre wird. Numero Uno ist ein körperreicher Duft - nicht kalt und auch nicht warm, sondern fast wie die Mauer eines geheizten Hauses von außen sich an einem Abend im November anfühlen mag.

Überhaupt ist Numero Uno ein Duft für diese Jahreszeit, die ich sehr schätze. Weil es stille Tage der Einkehr sind, unaufgeregt und von feiner Melancholie durchzogen. Weil diese Zeit die matten Farben hat, die mir die liebsten sind - maulwurfsfarbene Wolken vor verwaschen indigoblauen Himmeln und nasses Laubwerk in Sepia und gebrannter Umbra in bleichgrauem Novemberregen. Weil es eine ebenso intime wie intensive Jahreszeit ist - so wie Numero Uno, der wunderbar im Sommer ist, aber ebenso gut als Soundtrack für die ganz kurzen Tage taugt.

Fazit: ein ruhiger, uneitler Duft mit guten, festen Knochen. And when there's no way out - there's still a way through.
2 Antworten
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Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
CaosCalmo

11 Rezensionen
CaosCalmo
CaosCalmo
Top Rezension 13  
Meine Nummer 1!
Welcher Duft eignet sich besser für einen ersten Kommentar als Numero Uno? Vor allem, wenn er derzeit meine Nummer 1 ist?

Ich stimme Chemist zu: Numero Uno ist krass. Er hat etwas Kompromissloses, Loderndes und besitzt auf meiner Haut fast unbegrenzte Haltbarkeit, Nächte und Duschbäder überdauernd. In einer Liga mit Antaeus. In der ersten Stunde nach dem Auftragen ist er so dominant, dass es beinahe schwierig wird, einen Espresso, einen Rotwein oder ein gutes Essen zu genießen, weil dieser Duft keine Konkurrenz duldet und die Aromen sich ins Gehege kommen.

Allerdings empfinde ich Numero Uno nicht als einseitig, sondern als wunderbar vielschichtig. Die verschiedenen Facetten sind hier bereits besser analysiert worden, als meine Nase das bislang nachvollziehen kann. Überhaupt bin ich noch skeptisch hinsichtlich der Differenzierungsfähigkeit meines Riechorgans. Immerhin aber bekomme ich mit, wie der Duft sich mit der Zeit wandelt. Dabei bleibt der mediterrane Machia-Eindruck durchweg erhalten. Stehende, schwere Luft über warmem Holz und dünstenden Blumen und Kräutern. Eine Bekannte, die bei uns zu Besuch war, meinte spontan - ca. drei Stunden nach dem Aufsprühen - in unserer Wohnung rieche es wie in ihrem Ferienhaus auf Sardinien. Thema getroffen!

Der Duft erweckt sommerliche Assoziationen, aber nicht im Sinne ungetrübten, harmlosen Vergnügens. Vielmehr hat er auch für mich etwas extrem "Gespanntes", wie 3rdear schön herausgearbeitet hat. Auch das macht ihn so speziell und interessant: ein Duft, der nicht einfach steht und vergeht, sondern über sich hinausweist auf den möglichen Gewitterknall, zu dem er das Potenzial in sich trägt..

Nachdem ich mittlerweile 20 Jahre regelmäßig Parfums benutze, war die Marke Carthusia mein Einstieg in eine etwas ernsthaftere Auseinandersetzung mit der Welt der Düfte. Numero Uno hat sich dabei mittlerweile als mein Lieblings-"Karthäuser" durchgesetzt und wäre nach dem momementanen Stand der Dinge sogar ein Nachkaufkandidat. Es ist jedes Mal wieder toll, ihn aufzusprühen; die Kopfnote kommt schon ungeheuer edel daher.. Aber bis zum Nachkauf ist es noch lange hin, weil Ihr einen ja immer wieder zu weiteren Käufen anfixt..

Wie gesagt, mein erster Kommi.. Seid nicht zu streng!
5 Antworten
7.5
Flakon
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7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 14  
Wenn auf Capri die gold’nen Ähren im Winde weh’n…
Zu singen nach der allseits bekannten Rudi-Schuricke-Melodie; dazu später mehr. Erst einmal ist bereits der Auftakt umgekehrt spektakulär, gänzlich anders, als ich erwartet hatte. Gedämpft wirkt er, wie im Ansatz erstickt. Nur ganz kurz ist der Eukalyptus im Vordergrund. Danach folgt sofort eine Zitrus-Note, doch nicht mit kristallener Frische, sondern regelrecht dumpf und pelzig. Das fruchtbetont-abgerundete einer idealtypischen Orange fehlt mir völlig. Dieser Eindruck wird rasch noch weiter abgedimmt, bis hin zur Zurückhaltung, stattdessen bekommt der Duft etwas Herbes und beinahe Bitteres. Thymian? Ich tippe ebenfalls auf den botanisch allerdings verwandten Rosmarin und gehe in dem Punkt d’accord mit diversen Vor-Kommentatoren. So streng ist er, als wäre bei Rosmarinkartoffeln der Rosmarin leicht angekokelt.

[Einschub Rosmarinkartoffeln: 750 g kleine, geschälte Kartoffeln oder entsprechende Würfel aus mehlig kochenden Kartoffeln in 100 ml Olivenöl gut schwenken, bis sie rundum eingeölt sind. Alles auf ein Backblech schütten und gleichmäßig verteilen. Mit Rosmarin-Nadeln bestreuen. Bei 170 Grad (vorgeheizt) eine halbe Stunde backen, anschließend wenden und großzügig mit Meersalz bestreuen. Rund eine weitere halbe Stunde unter gelegentlicher Kokel-Kontrolle (ggf. nochmal dies oder jenes wenden) backen, bis die Kartoffeln knusprig angebräunt sind.]

Kartoffeln? Wie komme ich bloß auf Kartoffeln? Das muss dieses andere Stumpfe sein, das sich innerhalb der ersten Stunde in den Duft schiebt. Das ist nicht mehr auf die adstringierenden Zitrus-Bestandteile zurückzuführen. Mehlig gekochte Kartoffeln mit Zitrone (Örks, klingt jetzt fieser als es riecht…) war mein spontaner Gedanke. Besser jedoch der zweite, bestätigt durch Nach-Recherche der Pyramide: Korn; ein erhitztes Körnerkissen bietet einen ähnlichen Geruchs-Eindruck. Carthusia selbst jedenfalls führt in der Kopfnote „Spiga di Francia“ auf – „Kornähren aus Frankreich“, das wurde hier inzwischen ergänzt.

Ab der zweiten Stunde wird die florale Komponente stärker, insbesondere das Veilchen. Der Duft wird dennoch nicht blumig, er bleibt herb. Zudem machen sich bei mir Ausläufer der Basis bemerkbar: Vetiver und Moos. Sie bleiben gleichwohl stets Unterlage für die Herznote. Myrrhe und Harz mögen dann auch nicht die letzten sein und werden schon spürbar. Obschon sich die Zutaten eine Idee enger zusammengefügt und dadurch abgemildert haben, bleibt die Grundanlage mehrere Stunden lang durchgängig herb und kräftig und immer ist währenddessen die Ähren-Note leise, trotzdem präsent dabei.

Ab ungefähr der vierten Stunde wird der Duft zunehmend seifig-sauber, in der fünften Stunde erinnert er mich an eine floral beduftete Seife. Sehr intensiv, dieser Eindruck. Darunter eine herb-würzige Unterlage – es ist zweifellos eine Seife für den Herrn. Keine allzu stark aromatisierte, die den Atem vor lauter angeblicher Frühlings-oder-sonst-was-für-Frische verschlägt, sondern ein edles und teures Stück. Sachte sind dahinter weiterhin die hesperidischen und ährischen Reste spürbar.

Im Laufe des Nachmittags bleibt es bei dieser Ausrichtung; das Untergeschoss davon ist allerdings nun nicht mehr muffig-ährig, vielmehr kräftig herb-würzig sowie patchouli-erdig. Myrrhe scheint mir für den würzigen Part maßgeblich verantwortlich. Gleichzeitig durchweht fortwährend ein Lüftchen den Duft, eine gewisse Leichtigkeit. Im Laufe der achten und neunten Stunde verblasst der Duft langsam wie ein Ausatmen von mildem, sauberem Moschus und luftig-reinlichem Patchouli.

Riecht so Italien, Capri gar? Zu lange her, dass ich da mal war. Muss es überhaupt passen? Die Zutatenliste liest sich wie eine Weltreise, wenngleich sich Carthusia explizit von „der Insel“, also sicherlich Capri, inspirieren ließ. In dem Falle ist es jedoch kaum ein idealisiertes Italien der Touristen, eher eines der Einheimischen oder der Kenner, zu denen ich mich bedauerlicherweise nicht rechnen darf. Leben und Arbeit im Alltag statt – um einmal das nahe Festland zu bemühen – Funiculi-funicula-Seligkeit.

Fazit: Meine Premiere mit einem richtigen Chypre, wie’s scheint. Mich überfordert das noch ein wenig und ich bezweifle derzeit überdies, dass das einmal meine bevorzugte Duftrichtung werden könnte. Aber ich werde dranbleiben. Der Duft ist es wert – ebenso wie es fraglos viele andere seiner Gruppe sind. Das Sommerhalbjahr hat ja gerade erst begonnen. Bewertung daher mit Vorbehalt.
13 Antworten
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Flakon
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Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 14  
Mitsouko pour Homme
Laura Tonatto, die “Nase“ hinter diesem Duft, hat mit Numero Uno sehr schöne Arbeit geleistet: sie hat das von François Coty entwickelte, letztlich stilbildende Konzept des Chypre-Duftes von Zypern (frz. Chypre) auf die Insel Capri geholt, also vom östlichen Mittelmeer in den Golf von Neapel. Und hat Coty noch versucht den Duft Zyperns mit fruchtig-frischen Noten von Bergamotte und Neroli, sowie mit süß-harzigen wie Labdanum und einer kräftigen moosigen Basis einzufangen, so versucht Laura Tonatto das olfaktorische Gesicht Capris mit seinen vielen Orangen-Plantagen, dem wild wucherndem Rosmarin, dem aromatischem Thymian und krautigem Lavendel auf einer allen Mittelmeerinseln eigenen harzig-moosigen Basis wiederzugeben.
Sie übernimmt dabei Cotys Chypre-Gerüst und wendet es auf die Dufteigenheiten der Insel Capri an, einer Insel, die um einiges üppiger bewachsen ist als das eher karge Zypern. So ist der Name Numero Uno in gewisser Weise auch folgerichtig: mit den Flechten und Moosen, den auf ihnen gedeihenden Kräutern, mit den Zypressen und Orangen-Bäumen beginnt der Duft der Insel Capri. All die floralen Aspekte der Duft-Melange Capris hat die kleine und mittlerweile überaus bekannte Duft-Manufaktur ‚Carthusia’ in anderen Düften versucht wiederzugeben – z.B. in Caprissimo oder Fiori di Capri - aber mit Numero Uno fängt alles an.

Carthusia selbst gibt sich eine nette Legende, die bis in das Jahr 1380 zurückreichen soll, als der Prior des ansässigen Klosters St. Giacomo die Ankunft der Königin Giovanna D'Angiò erwartet haben soll, und ihr zu Ehren ein Blumenbouquet der schönsten Inselblüten zusammenstellte. Das Wasser in welchem diese Blumen gestanden haben sollen wurde drei Tage nicht gewechselt und als die Blumen schließlich auf dem Kompost landeten, soll der Prior einen dem Wasser entweichenden Wohlgeruch bemerkt haben, der ihm bis dato unbekannt gewesen sei. Er beauftragte den im Kloster ansässigen Alchimisten diesen Duft zu bewahren, und so entstand angeblich der erste, ‚Garofilium Silvestre Caprese’ genannte Duft Capris.
Wie gesagt, eine nette Legende, aber auch eine recht unglaubwürdige. Denn wer kennt nicht den Geruch des Blumenwassers kurz vor dessen Entsorgung in den Gulli, nachdem die Blütenpracht dahin: es riecht, nein: stinkt doch eher modrig bis faulig, und so gar nicht gut. Aber auch dass die alten Formeln angeblich 1948 wieder gefunden worden seien, dass der Papst die Lizenz erteilt habe sie erneut zu verwenden, und dass die Düfte der kleinen Manufaktur auch heute noch auf diesen Formeln fußten – all das kann getrost als Nonsens betrachtet werden, als hilflosen, dabei einigermaßen rührenden Versuch sich eine historische Legitimation zu geben. Doch diesen Unsinn beiseite gelassen, bleibt dennoch die Tatsache, dass die kleine Firma bemerkenswert gute Düfte produziert, was vor allem der bekannten italienischen Parfumeurin Laura Tonatto zu verdanken ist, aber auch dem Bemühen nur wirklich hochwertige Inhaltstoffe zu verwenden und diese schonend und nach alten traditionellen Verfahren zu verarbeiten. Und wirklich, diese Düfte vermitteln nicht nur den Eindruck handwerklicher Perfektion sondern auch ein ordentliches Maß an Inspiration, was sie in der immer unüberschaubareren Welt der Nischen-Düfte zu kleinen Juwelen unter Kieselsteinen macht.

Numero Uno ist mir persönlich der liebste unter den Düften Carthusias (aber auch Ligea La Sirena, Mediterraneo, Fiori di Capri und Caprissimo sind großartig!), was daran liegen mag, dass ich eine besondere Vorliebe für Chypre-Düfte habe: Guerlains Mitsouko, aber auch Chanels Pour Monsieur oder de Nicolaïs New York sind für mich unerreichte Meisterwerke, neben denen sich Numero Uno zwar ein wenig grobschlächtig und nicht ganz so raffiniert ausnimmt, aber es kommt zumindest in deren Nähe. Auch ist es nicht so fein poliert wie die drei genannten, weniger aristokratisch, dafür aber burschikoser, ursprünglicher – eben wie der etwas derbe, dabei umso fröhlichere und temperamentvollere Verwandte von der Insel Capri. Und das ist nun ein sehr typisches Merkmal dieses Duftes: Temperament. Seiner noblen Pariser Verwandtschaft mangelt es daran ein wenig, aber Numero Uno hat es beinahe im Übermaß: ein sanguinisches Temperament bei zugleich sonnigem Gemüt.

Vor allem der Duft von bitteren Orangenschalen gepaart mit kräftigen Rosmarin-Noten dominieren einen Gutteil dieses Duftes, der zwar auch Nuancen von Blüten erahnen lässt, sowie von anderen würzigen Komponenten, aber wie gesagt: der bitter-fruchtige Duft des Orangenschalenöles sowie des aromatischen Öls der Rosmarin-Nadeln auf einer kräftigen Chypre-Basis von Patchouli, Labdanum und Baummoos – sie prägen das Gesicht dieses fruchtig herben Duftes. Im Gegensatz zu seinen drei berühmten städtischen Verwandten ist er – wie schon erwähnt - zwar ein gutes Stück temperamentvoller aber zugleich auch auffallend weniger vielschichtig und wandlungsfähig. Er bleibt wer er ist, allein die Lautstärke mit der er unentwegt ‚che gioa!’ ruft: allein diese wird langsam leiser. Im weiteren Duftverlauf beginnt sich die überschäumende Freude allmählich zu legen – der Duft wird wärmer und harmonischer, aber nur etwas.

Ein insgesamt eher linearer Duft von großer Aus- bzw. Abstrahlung und guter Haltbarkeit. Es macht richtig Freude ihn zu tragen, und ich möchte den sehen, der sich nicht von seinem überaus heiter-sonnigen Gemüt anstecken ließe!

Übrigens: obwohl Numero Uno ein wenig herber (und derber) als Mitsouko daherkommt, kann der Duft ebenso gut von Frauen getragen werden wie Mitsouko von Männern - beide sind zwar dem jeweils anderen Geschlecht gewidmet, zeichnen sich aber nicht wirklich durch auffallende Männlichkeit bzw. Weiblichkeit aus.
3 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

23 kurze Meinungen zum Parfum
SchatzSucherSchatzSucher vor 3 Jahren
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Schöner zitrisch-grüner Duft, der mediterrane krautige Frische mit klassischen Chypreelementen vereint. Köstliche feinwürzige Moosbasis.
22 Antworten
StulleStulle vor 2 Monaten
8.5
Duft
Lavendelgrünling zitrisch, seifig, Patch, tiefe Blüten, Eichenmoos, Vetiver - klassisch und trotz Blumen männlich. Top!
25 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 4 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Herbfrischer Chyphre
mit Zitronengras und Eukalyptus
und ernsten Männerblumen
auf massig Moos
klassisch, ehrlich, unaufgeregt
100% pandafrei
12 Antworten
HeikesoHeikeso vor 11 Monaten
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Oh, der ist schön extravagant. Ich mag's wenn Männer so duften, nämlich nach klassischem Seifenchypre. Trocken-herb-grünkrautig-aromatisch.
9 Antworten
RivegaucheRivegauche vor 2 Jahren
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Fernwehbooster. Sonnenwarm getrocknete Mittelmeerkräuter, Zitrusluft & herbes Mitsoukomoos von vertrauter Moschuscreme umhüllt. Ich buche!
3 Antworten
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