26.02.2017 - 13:30 Uhr
Cravache
64 Rezensionen
Cravache
Top Rezension
Wenn die Nase zu und der Hosenstall offen ist - Ein Frühlings-Aoud
Wenn die Nase zu ist und man mit offenem Hosenstall durch die Welt geht, dann ist wieder Frühjahr (österreichische Redensart). Auch an diesen Tagen sucht der jagende Aoud-Liebhaber nach Befriedigung. Und findet sie.
Chabaud ist eine französische Nischenduftmarke aus Montpellier, Stadt der leichtgeschürzten Reue und Heimat Petrarcas zugleich. Chabaud stellt nicht nur Parfums her, sondern auch Raumdüfte und Duftkerzen. Die Düfte sollen an die Kindheit, die Leichtigkeit des kindlichen Seins, die empfundene Geborgenheit und das damals gefühlte Glück erinnern. Und die meisten Düfte, insbesondere die quietschig-kuscheligen und gourmanden „Laits“, tun dies auch.
Eigentlich sind Aouddüfte ideal im Frühjahr und Sommer zu tragen. Denn die Duftnote Aoud ist in Gebieten zuhause, in denen es das ganze Jahr Hochsommer ist. Der olfaktorischen Duckmäuserei wird in unserer Zeit leider nur zu oft vorauseilender Gehorsam geleistet. Kraftvolle Düfte verschwinden aus dem Sortiment oder werden zu Eunuchen verstümmelt.
In unseren Breitengraden werden würzige und aoudige Düfte ganz zu Unrecht bloß als schwere Herbst- und Winterdüfte empfunden. Nein, ich plädiere dafür, im Sommer erst recht diese olfaktorischen Wuchtbrummen zu zelebrieren. Dennoch gibt es viele Parfumliebhaber, die mit Blick auf ihre sozialen Kontakte das Bedürfnis haben, im Frühjahr und Sommer frischere und leichtere Düfte zu tragen.
Andererseits ist vielen Parfumliebhabern Aoud als Duftnote oft zu schmutzig (Al Kimiya) und erdig (Illuminum), zu medizinisch (Montale, Mancera), zu bestialisch (XerJoff, Hind al Oud) oder schlicht zu maskulin (M7, LM). Denn die gängigen Aouddüfte sind oftmals laut brüllende Alphatiere, die selbst auf Twitter keifende Präsidenten mit lausigem Frauengeschmack in den Schatten stellen.
Gerade Einsteiger in die Welt der Nischendüfte tun sich nicht leicht mit Aouddüften, soll Aoud nicht bloß in minimalen Nuancen riechbar sein (was ohnehin schade ist, denn Aoud verdient, wie ein voller Busen, einen prominenten Platz).
Beiden Gruppen dürfte Mysterious Oud entgegenkommen und sogar sehr zusagen. Zum einen ist Mysterious Oud holzig frisch, zum anderen durchaus als Aoudduft (oder vielleicht eher als „Duft mit wahrnehmbarer Aoud-Note“) wahrnehmbar.
Mysterious Oud ist am nächsten mit Royal Oud von Creed verwandt, wenngleich Mysterious Oud frischer und zugleich aoudiger und auch gehaltvoller ist. Kein blasser Schönling, sondern ein Kerl mit einigen Brusthaaren. Wer Creeds Royal Oud mag und einen Duft möchte, der noch eine aoudigere Facette aufweist, dürfte Mysterious Aoud lieben. Auch angesichts des moderaten Preises.
Mysterious Oud eröffnet mit Zeder, holzig frisch und harzig süßlich. Aber nicht klebrig, dafür mit einer leichten grünen Piniennadelnote. Aoud spielt in der Kopfnote noch eine (durchaus attraktive) Nebenrolle. Das Aoud ist ätherischen, frischen und harzigen Charakters, was den frischen und holzigen Charakter der Kopfnote herausstreicht.
Die Zeder wird zur Herznote hin holziger und grüner, auf angenehme Weise aromatischer und wärmer, ohne jedoch wuchtig oder explizit maskulin zu wirken. Das Aoud bleibt hell, entwickelt einen Anklang von wundervoller Muffigkeit, ist transparent und weist eine minimal ledrige Facette auf. Genau das gewisse Etwas, das Creeds Aoudduft fehlt. Daneben blüht Jasmin, leicht floral, süßlich und mit gewissen grünen Aspekten.
Zur Basis hin ziehen sich die aromatische Zeder und das Aoud langsam zurück. Der Duftcharakter wird dank Amber und Moschus anschmiegsam, warm und weich, unterstützt durch eine warme und süßlich cremige Sandelholznote.
Mysterious Aoud ist also vielmehr ein „Duft mit Aoud“ als ein „Aoudduft“ (etwa im Sinne der Parfums von XerJoff, Al Kimiya, Roja Dove etc.). Aoud bildet zusammen mit Zeder zwar den tragenden Balken des Duftes, die Aoudnote ist jedoch nicht dominant wie in anderen besagten Düften.
Die frische, leicht muffige und eher helle Aoudnote wird so manchem gefallen, der mit wuchtigen, animalischen, sehr dunklen, erdigen, schreiend lauten und ledrigen Rose-Aoud-Duftdiven nicht viel anfangen kann.
Mysterious Oud macht auf der Haut eine interessante Duftreise durch. Der Duft startet holzig frisch und grün, wird dann im Herz aromatisch holzig und leicht muffig aoudig, um anschmiegsam, ambratisch warm und moschusweich auszuklingen.
Mysterious Oud ist zwar nicht mysteriös oder geheimnisvoll. Das Parfum ist ein schöner holziger Allrounder. Vielleicht wie die Erinnerung an den ersten Familienurlaub im Winter auf den Kanarischen Inseln. Kein wirklich exklusiver Urlaub (und man war noch zu jung, um sich des vorübergehenden Verdrusses, der koketten Unruhe, der unbesonnenen Anmut und der leichtgeschürzten Reue zu laben), aber wunderbar entspannt und ewig frühlingshaft.
Chabaud ist eine französische Nischenduftmarke aus Montpellier, Stadt der leichtgeschürzten Reue und Heimat Petrarcas zugleich. Chabaud stellt nicht nur Parfums her, sondern auch Raumdüfte und Duftkerzen. Die Düfte sollen an die Kindheit, die Leichtigkeit des kindlichen Seins, die empfundene Geborgenheit und das damals gefühlte Glück erinnern. Und die meisten Düfte, insbesondere die quietschig-kuscheligen und gourmanden „Laits“, tun dies auch.
Eigentlich sind Aouddüfte ideal im Frühjahr und Sommer zu tragen. Denn die Duftnote Aoud ist in Gebieten zuhause, in denen es das ganze Jahr Hochsommer ist. Der olfaktorischen Duckmäuserei wird in unserer Zeit leider nur zu oft vorauseilender Gehorsam geleistet. Kraftvolle Düfte verschwinden aus dem Sortiment oder werden zu Eunuchen verstümmelt.
In unseren Breitengraden werden würzige und aoudige Düfte ganz zu Unrecht bloß als schwere Herbst- und Winterdüfte empfunden. Nein, ich plädiere dafür, im Sommer erst recht diese olfaktorischen Wuchtbrummen zu zelebrieren. Dennoch gibt es viele Parfumliebhaber, die mit Blick auf ihre sozialen Kontakte das Bedürfnis haben, im Frühjahr und Sommer frischere und leichtere Düfte zu tragen.
Andererseits ist vielen Parfumliebhabern Aoud als Duftnote oft zu schmutzig (Al Kimiya) und erdig (Illuminum), zu medizinisch (Montale, Mancera), zu bestialisch (XerJoff, Hind al Oud) oder schlicht zu maskulin (M7, LM). Denn die gängigen Aouddüfte sind oftmals laut brüllende Alphatiere, die selbst auf Twitter keifende Präsidenten mit lausigem Frauengeschmack in den Schatten stellen.
Gerade Einsteiger in die Welt der Nischendüfte tun sich nicht leicht mit Aouddüften, soll Aoud nicht bloß in minimalen Nuancen riechbar sein (was ohnehin schade ist, denn Aoud verdient, wie ein voller Busen, einen prominenten Platz).
Beiden Gruppen dürfte Mysterious Oud entgegenkommen und sogar sehr zusagen. Zum einen ist Mysterious Oud holzig frisch, zum anderen durchaus als Aoudduft (oder vielleicht eher als „Duft mit wahrnehmbarer Aoud-Note“) wahrnehmbar.
Mysterious Oud ist am nächsten mit Royal Oud von Creed verwandt, wenngleich Mysterious Oud frischer und zugleich aoudiger und auch gehaltvoller ist. Kein blasser Schönling, sondern ein Kerl mit einigen Brusthaaren. Wer Creeds Royal Oud mag und einen Duft möchte, der noch eine aoudigere Facette aufweist, dürfte Mysterious Aoud lieben. Auch angesichts des moderaten Preises.
Mysterious Oud eröffnet mit Zeder, holzig frisch und harzig süßlich. Aber nicht klebrig, dafür mit einer leichten grünen Piniennadelnote. Aoud spielt in der Kopfnote noch eine (durchaus attraktive) Nebenrolle. Das Aoud ist ätherischen, frischen und harzigen Charakters, was den frischen und holzigen Charakter der Kopfnote herausstreicht.
Die Zeder wird zur Herznote hin holziger und grüner, auf angenehme Weise aromatischer und wärmer, ohne jedoch wuchtig oder explizit maskulin zu wirken. Das Aoud bleibt hell, entwickelt einen Anklang von wundervoller Muffigkeit, ist transparent und weist eine minimal ledrige Facette auf. Genau das gewisse Etwas, das Creeds Aoudduft fehlt. Daneben blüht Jasmin, leicht floral, süßlich und mit gewissen grünen Aspekten.
Zur Basis hin ziehen sich die aromatische Zeder und das Aoud langsam zurück. Der Duftcharakter wird dank Amber und Moschus anschmiegsam, warm und weich, unterstützt durch eine warme und süßlich cremige Sandelholznote.
Mysterious Aoud ist also vielmehr ein „Duft mit Aoud“ als ein „Aoudduft“ (etwa im Sinne der Parfums von XerJoff, Al Kimiya, Roja Dove etc.). Aoud bildet zusammen mit Zeder zwar den tragenden Balken des Duftes, die Aoudnote ist jedoch nicht dominant wie in anderen besagten Düften.
Die frische, leicht muffige und eher helle Aoudnote wird so manchem gefallen, der mit wuchtigen, animalischen, sehr dunklen, erdigen, schreiend lauten und ledrigen Rose-Aoud-Duftdiven nicht viel anfangen kann.
Mysterious Oud macht auf der Haut eine interessante Duftreise durch. Der Duft startet holzig frisch und grün, wird dann im Herz aromatisch holzig und leicht muffig aoudig, um anschmiegsam, ambratisch warm und moschusweich auszuklingen.
Mysterious Oud ist zwar nicht mysteriös oder geheimnisvoll. Das Parfum ist ein schöner holziger Allrounder. Vielleicht wie die Erinnerung an den ersten Familienurlaub im Winter auf den Kanarischen Inseln. Kein wirklich exklusiver Urlaub (und man war noch zu jung, um sich des vorübergehenden Verdrusses, der koketten Unruhe, der unbesonnenen Anmut und der leichtgeschürzten Reue zu laben), aber wunderbar entspannt und ewig frühlingshaft.
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