03.12.2020 - 08:23 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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Neukölln 15: Gastauftritt
An sich kommentiere ich nicht gerne schöne Düfte, die eingestellt wurden, weil das etwas Trauriges hat. Erst recht nicht in meiner Cologne-Serie, denn bei dieser stelle ich mir immer im Hinterkopf auch vor, dass jemand die wie ein Ratgeber-Buch komplett durchliest, um sich über Colognes zu orientieren. Und was hätte er von Informationen über eines, das es ohnehin nicht mehr gibt.
Für diesen Duft möchte ich (allerdings als Kurzkommentar) eine Ausnahme machen, weil er sehr bekannt und viel vermisst ist und weil ich denke, dass das Cologne-Universum ohne diesen Leuchtturm eben nicht komplett wäre. Glücklicherweise bin ich in den Besitz eines Pröbchens gekommen, wofür ich dem Spender herzlich danke.
Objektiv betrachtet ist das EdC von Hermès ein überladenes Cologne und insoweit ein echtes (Frühchen-) Kind der Achtziger. Das gilt für die Lektüre der Duftpyramide ebenso wie für den realen Dufteindruck.
Schält man das Gerüst aus den ganzen Noten frei, finden wir im Grunde ein klassisches Farina-Cologne mit Bergamotte, Lavendel, Rosmarin und Neroli (vom Fünfklang fehlt nur die Zitrone, und in der Tat ist dieses EdC im Cologne-Vergleich eher mild und weich und kaum säuerlich-spritzig und scharf).
Nur hat man an/unter/bei dieses/diesem Cologne:
a) eine dicke fette Powerhouse-Herrenbasis als Fundament druntergezogen, mit allem was das brusthaarbewachsene Herz begehrt von Eichenmoos über Hölzer bis Patschuli;
b) den grünen Rosmarineffekt durch das Basilikum gedoppelt;
c) die Bergamottenfrische in der Kopfnote durch eine Extradosis Minze enhanced;
d) um der größeren Komlexität willen und um ein Widerlager gegen den leichten Sommerduft zu bilden einen würzig-dreckigen Sparringpartner eingebaut, der sich vom Koriander bis zum Patch senkrecht durch den Duft zieht:
e) auch den orangigen Part getripelt, als ob es das portugiesischste Eau de Portugal der Welt wäre ("tun Sie zum Neroli doch bitte auch noch ein Netz Mandarinen und ein Büschel Orangen Blätter dazu") und
f) einen dicken, fetten Blumenstrauß ins Herz eingebaut (mit zweien meiner Lieblings-Florals, nämlich Geißblatt und Maiglöcken)
UUUUUUND (einen hab ich noch!)
g) ein Körbchen exotische Früchte (Mango + Papaya) in die Hand gedrückt.
Das ist zwar völlig übertrieben und kann daher unmöglich funktionieren, funktioniert aber trotzdem, und dass ist das Wunder an diesem Duft. Er bleibt sogar leicht dabei.
Ich besitze "Concentrée d'Orange Verte", den Flanker von "Eau d'Orange Verte", bei dem es sich um den Nachfolger des EdC handeln soll (auch optisch). Das Concentrée ist sehr gut; im Vergleich zu diesem hier ist es wesentlich dunkler und herber, vor allem ist es aber viel, viel weniger komplex als das alte EdC.
Diesem alten Klassiker werfe ich - etwas wehmütig - einen Strauß Maiglöckchen aufs Grab und verabschiede mich mit 8,5 Punkten, wobei ich niemals verraten werde, ob die Bewertung realistisch ist, oder ob ich zu einer frommen Lüge gegriffen habe, damit die werte Leserschaft, die den Duft nicht kennt, weniger traurig ist.
Für diesen Duft möchte ich (allerdings als Kurzkommentar) eine Ausnahme machen, weil er sehr bekannt und viel vermisst ist und weil ich denke, dass das Cologne-Universum ohne diesen Leuchtturm eben nicht komplett wäre. Glücklicherweise bin ich in den Besitz eines Pröbchens gekommen, wofür ich dem Spender herzlich danke.
Objektiv betrachtet ist das EdC von Hermès ein überladenes Cologne und insoweit ein echtes (Frühchen-) Kind der Achtziger. Das gilt für die Lektüre der Duftpyramide ebenso wie für den realen Dufteindruck.
Schält man das Gerüst aus den ganzen Noten frei, finden wir im Grunde ein klassisches Farina-Cologne mit Bergamotte, Lavendel, Rosmarin und Neroli (vom Fünfklang fehlt nur die Zitrone, und in der Tat ist dieses EdC im Cologne-Vergleich eher mild und weich und kaum säuerlich-spritzig und scharf).
Nur hat man an/unter/bei dieses/diesem Cologne:
a) eine dicke fette Powerhouse-Herrenbasis als Fundament druntergezogen, mit allem was das brusthaarbewachsene Herz begehrt von Eichenmoos über Hölzer bis Patschuli;
b) den grünen Rosmarineffekt durch das Basilikum gedoppelt;
c) die Bergamottenfrische in der Kopfnote durch eine Extradosis Minze enhanced;
d) um der größeren Komlexität willen und um ein Widerlager gegen den leichten Sommerduft zu bilden einen würzig-dreckigen Sparringpartner eingebaut, der sich vom Koriander bis zum Patch senkrecht durch den Duft zieht:
e) auch den orangigen Part getripelt, als ob es das portugiesischste Eau de Portugal der Welt wäre ("tun Sie zum Neroli doch bitte auch noch ein Netz Mandarinen und ein Büschel Orangen Blätter dazu") und
f) einen dicken, fetten Blumenstrauß ins Herz eingebaut (mit zweien meiner Lieblings-Florals, nämlich Geißblatt und Maiglöcken)
UUUUUUND (einen hab ich noch!)
g) ein Körbchen exotische Früchte (Mango + Papaya) in die Hand gedrückt.
Das ist zwar völlig übertrieben und kann daher unmöglich funktionieren, funktioniert aber trotzdem, und dass ist das Wunder an diesem Duft. Er bleibt sogar leicht dabei.
Ich besitze "Concentrée d'Orange Verte", den Flanker von "Eau d'Orange Verte", bei dem es sich um den Nachfolger des EdC handeln soll (auch optisch). Das Concentrée ist sehr gut; im Vergleich zu diesem hier ist es wesentlich dunkler und herber, vor allem ist es aber viel, viel weniger komplex als das alte EdC.
Diesem alten Klassiker werfe ich - etwas wehmütig - einen Strauß Maiglöckchen aufs Grab und verabschiede mich mit 8,5 Punkten, wobei ich niemals verraten werde, ob die Bewertung realistisch ist, oder ob ich zu einer frommen Lüge gegriffen habe, damit die werte Leserschaft, die den Duft nicht kennt, weniger traurig ist.
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