03.01.2016 - 05:15 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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16
Der vertikale Ausdruck eines horizontalen Verlangens
sei es, wird über das Tanzen gesagt, meist unter Bezugnahme auf den Tango (der seinem Namen und weiten Teilen seines Charakters zum Trotz nicht zu den lateinamerikanischen, sondern zu den Standardtänzen zählt) oder - noch häufiger - auf die Rumba. Ursprünglich der kubanischen Musikkultur entstammend gehört sie heute zum festen Turniertanzrepertoire und ist wunderbar anzusehen (und zu tanzen) - wenngleich es im Wettbewerb ob der vermeintlich Leidenschaft ausdrückenden Grimassen in allzu beherzt gebronzten Gesichtern und unter allzu schwarz lackierten Betonfrisuren oftmals ein wenig albern aussieht.
'Sie drücken sie an sich, als sei die Haut ihrer Schenkel der Grund, weshalb sie atmen.' erklärt Jennifer Lopez Richard Gere in 'Shall we dance' das Wesen der Rumba. 'Sie lassen sie fort - und das Herz wird ihnen damit aus der Brust gerissen. (...) Und sie beenden es - so als wären sie an ihr zerbrochen!'. (Dass ich Jennifer Lopez zitiere, fasziniert und entsetzt mich gleichermaßen, aber sie beschreibt das hier einfach gut.) Die Rumba inszeniert also das Liebeswerben zwischen Mann und Frau. In abwechselnd provozierend langsamen und dann wieder fast explosiv anmutenden Passagen gibt sie diesem Werben eine Bühne, auf der von Verlangen und von Sinnlichkeit erzählt wird - und dann wieder vom Versuch, sich loszureißen, auszubrechen - und man vom anderen letztlich doch nicht lassen kann. Ganz oder gar nicht, ein bisschen Rumba geht nicht.
'Ganz oder gar nicht' mag sich auch Lorenzo Villoresi gedacht haben, als er mit Alamut ein wahres Geschwader unter den Orientalen schuf und alles hineingab, was ebenso in einen Liebestrank gehören könnte: kostbare und prachtvolle Blumen (Rose! Jasmin!), schwüle Harze und Hölzer und eine dunkle Moschusschwitzigkeit, die wunderbar ist, begegnet man ihr zur rechten Zeit und an der richtigen Person - und überall sonst schrecklich. Er hat das Fordernde der Rumba - ist wie sie unverhohlen körperlich und hochdramatisch - und ebenso wie sie gebietet er Distanz und Raum, ist Salonlöwe und Diva zugleich. Alamut ist ein Duft für Intimität in dunklen Stunden - beim engen Tanz Wange an Wange in einer fast leeren Bar, ist wie ein geflüstertes Versprechen zwischen feuchtwarmen Laken oder ein Augenblick zu zweit alleine auf einer nächtlichen Terrasse mit Blick auf die Lichter einer fernen Stadt, die in der Mitternachtsschwärze flimmern wie Juwelen.
Fazit: eigentlich bezeichnet 'Alamut' eine ehedem berühmte Bergfestung im nördlichen Iran, nahe dem Kaspischen Meer, was sich im orientalischen Wesen dieses Duftes findet, der so viel zu erzählen hat von Sieg und Niederlage, von Zurückweisung und von Triumph. Der olfaktorische Ausdruck eines horizontalen Verlangens. Rumba in a bottle.
'Sie drücken sie an sich, als sei die Haut ihrer Schenkel der Grund, weshalb sie atmen.' erklärt Jennifer Lopez Richard Gere in 'Shall we dance' das Wesen der Rumba. 'Sie lassen sie fort - und das Herz wird ihnen damit aus der Brust gerissen. (...) Und sie beenden es - so als wären sie an ihr zerbrochen!'. (Dass ich Jennifer Lopez zitiere, fasziniert und entsetzt mich gleichermaßen, aber sie beschreibt das hier einfach gut.) Die Rumba inszeniert also das Liebeswerben zwischen Mann und Frau. In abwechselnd provozierend langsamen und dann wieder fast explosiv anmutenden Passagen gibt sie diesem Werben eine Bühne, auf der von Verlangen und von Sinnlichkeit erzählt wird - und dann wieder vom Versuch, sich loszureißen, auszubrechen - und man vom anderen letztlich doch nicht lassen kann. Ganz oder gar nicht, ein bisschen Rumba geht nicht.
'Ganz oder gar nicht' mag sich auch Lorenzo Villoresi gedacht haben, als er mit Alamut ein wahres Geschwader unter den Orientalen schuf und alles hineingab, was ebenso in einen Liebestrank gehören könnte: kostbare und prachtvolle Blumen (Rose! Jasmin!), schwüle Harze und Hölzer und eine dunkle Moschusschwitzigkeit, die wunderbar ist, begegnet man ihr zur rechten Zeit und an der richtigen Person - und überall sonst schrecklich. Er hat das Fordernde der Rumba - ist wie sie unverhohlen körperlich und hochdramatisch - und ebenso wie sie gebietet er Distanz und Raum, ist Salonlöwe und Diva zugleich. Alamut ist ein Duft für Intimität in dunklen Stunden - beim engen Tanz Wange an Wange in einer fast leeren Bar, ist wie ein geflüstertes Versprechen zwischen feuchtwarmen Laken oder ein Augenblick zu zweit alleine auf einer nächtlichen Terrasse mit Blick auf die Lichter einer fernen Stadt, die in der Mitternachtsschwärze flimmern wie Juwelen.
Fazit: eigentlich bezeichnet 'Alamut' eine ehedem berühmte Bergfestung im nördlichen Iran, nahe dem Kaspischen Meer, was sich im orientalischen Wesen dieses Duftes findet, der so viel zu erzählen hat von Sieg und Niederlage, von Zurückweisung und von Triumph. Der olfaktorische Ausdruck eines horizontalen Verlangens. Rumba in a bottle.
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