16.01.2023 - 14:39 Uhr
Medusa00
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Medusa00
20
Unterm Birnbaum
Frau M. hat einen wunderschönen Garten, sogar ökologisch. Nicht etwa mit 3 cm kurz geschorenem Rasen. Nein, mit Wiese auf der blühende Kräuter vor sich hin duften und Wiesenblumen Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten anlocken. Rosen, Pfingstrosen und andere Blütenpflanzen säumen die Ränder. Ein Weiher glitzert in der Ferne in dem sich Seerosen und Enten wiegen. Eine Geburtshelferkröte zirpt ( die zirpen wirklich). Stolz ist sie auch auf ihre alten Obstbäume: Schwarze Knorpelkirschen, Äpfel und ihren Birnbaum – an die 100 Jahre alt – Clapps Liebling, den sie besonders liebt.
Ach, es könnte alles so schön sein, wenn Nachbar H. nicht wäre, der grade wieder mit boshafter Inbrunst sein Schuppendach teert. Er klotzt nicht nur, nein, er kleckert ,auch und das auf die heranreifenden Birnen von Frau M´s Birnbaum. Ganz nebenbei hat er neben dem Zaun einen Haufen vertrockneter Zedernholzäste und Zweige aufgestapelt und die mit alten Autoreifen angebrannt (obwohl das zu dieser Jahreszeit verboten ist und das Verbrennen von Autoreifen sowieso). Birnen fallen entsetzt in diesen Scheiterhaufen und brutzeln geteert, aber nicht gefedert vor sich hin.
Teeren und federn sollte man eigentlich Herrn H, der wieder gründlich mit Rum einen auf die Lampe gekippt hat. Ein Naturliebhaber ist er nicht. Sein Grundstück hat er betoniert und grün gestrichen. In alte Autoreifen hat er Erde rein gekippt, da wachsen ein paar Tagetes. Die sähen sich selber aus und riechen strohig vor sich hin. Gegossen werden sie nie.
Liebe Frau H. Mit „ Birne Helene“ wird es dieses Mal wohl nichts, denn diesen Teergestank kriegen Sie nicht abgewaschen. Nehmen Sie lieber einen Apfel.
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