05.07.2022 - 01:28 Uhr
Serenissima
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Serenissima
Top Rezension
18
aus der Glockengasse in Köln: dem "König der Götter" gewidmet
Als junge Frau bestaunte ich diesen auffälligen Flacon und wunderte mich, dass das Unternehmen Ferdinand Mühlens, das für mich nur für „4711 – Echt Kölnisch Wasser“ stand, so etwas großartig Aussehendes auf den Markt brachte. Das passte für mich irgendwie gar nicht zusammen und deshalb ließ ich das Testen sein: Was sollte das schon sein?
Ich war eben jung und intolerant; Jugend neigt aus Unwissenheit zu Arroganz:
Wie peinlich ist mir das heute!
Und ich vergaß auf „Amun“, führten doch meine Duftwege in ganz andere Richtungen.
Bis ich bei der Wohnungsauflösung einer Nachbarin einige interessante Düfte vor dem Container rettete; die Schwester der Verstorbenen wusste nicht wohin und zögerte noch bei der Wahl des Containers: Glas?
Ja, Glas ist es auch, aber …
Als freundliches kleines Kerlchen bot ich ihr an, den Containerdeckel für sie zu öffnen; hatte sie doch einen schweren Karton in beiden Händen.
Und dann sah ich den Inhalt: mehrere Parfumflacons und leider stark angeschlagene oder sogar zerschlagene schön geschliffene Glasflacons. War ihr doch der Karton heruntergefallen und es hatte Scherben gegeben: Wie schade!
Ich rette einen Teil dieses Inhalts und bin heute noch überzeugt, dass die Frau mich für mehr als etwas sonderbar hielt, denn ihre Aussage „Wollen Sie das alte Zeug wirklich?“ sprach schließlich Bände.
Ich wollte "das Zeug" und war plötzlich in Besitz von Düften, die ich alle nicht kannte und deren Entdeckung schon deshalb ziemlich aufregend war.
So nebenbei lernte auch im Nachhinein noch viel über eine alten Dame, die ich nur als sehr zurückhaltend aus der Kirchengemeinde kannte.
Ich hatte einen Teil ihres Lebens gerettet, der mir Geschichten erzählte.
So schrieb ich natürlich auch über meine Dufterlebnisse mit „Oestergaard“, „Charivari“, „Pavlova“, dem herrlichen „Emprise“ von Avon und das wunderbare „Ellipse“ von Jacques Fath.
Und nun also „Amun“ in der Parfum-Konzentration; lange bin ich herumgeschlichen; die richtigen Worte wollten nicht kommen.
Wahrhaft königlich kommt er daher; oder soll ich besser „göttlich-königlich“?
War Amun-Re doch der Hauptgott im Alten Ägypten und die ihm gewidmete Tempelanlage in Luxor ist noch heute äußerst beeindruckend (und von Nil-Kreuzfahrt-Touristen überlaufen).
Auch bei diesem Duft hat sich die restliche Flüssigkeit im inzwischen gereinigten Flacon (natürlich waren sie alle verstaubt, auch wenn sie ganz hinten im Kleiderschrank standen) unverändert erhalten.
Meine feine Nase findet nichts, das die Duftharmonie stört oder auf ein Kippen des Dufts hinweist.
Dafür aber einen Inhalt, der mir als junger Frau viel zu gewaltig gewesen wäre; er hätte mich Püppchen und Blumenwesen in meinen Rosenkleidchen wahrscheinlich erdrückt.
Sollte ich „Amun“ in eine Duftschublade stecken, dann wäre „Orientalischer Chypre“ passend.
Hat diese Duftkomposition doch alles, was man davon erwartet:
Einen durch Aldehyde strahlenden Auftakt aus gut gewürzenten Hesperiden: frisch, aber durch die Würze schon etwas dunkler als anfangs erwartet.
Kein strahlender „Sonnenschein“-Auftritt, sondern eher ein schon jetzt geheimnisvolles Leuchten.
Und da kommen sie auch schon, die Blütenschönheiten, die einfach nicht fehlen dürfen:
Rosen in schwerem samtigem Duft, reicher weißer Jasmin, Arm in Arm mit exotischem Ylang-Ylang.
Wie schön sind sie anzuschauen; ein Augenschmaus in jedem sommerlichen Blumengarten und zusammen mit geschickt gesetzten Dosen von kräftiger Gewürznelke und warmen-exotischem Zimt natürlich auch ein „Nasenschmaus“!
Dieses Zusammenspiel mit dem dunklen Leuchten des Entrées verläuft äußerst harmonisch.
Aber dann öffnet sich das große Dufttor der Harze und balsamischen Essenzen: welch eine Pracht wird diesem göttlichen Namensgeber hier zu Füßen gelegt!
Harzig-rauchig begrüßt uns die eindrucksvolle große Kammer des Duft-Tempels, die wir jetzt betreten: Labdanum, das würzige, häufig etwas sperrige Harz der Zistrosen, vereint sich mit dem Aroma von Benzoe und herrlich duftendem Amber.
Reiche rauchige Wellen aus Duft schweben durch den Raum.
Herrliche Duftwolken umarmen die bisherigen Noten der Duft-Komposition; deren Vereinigung ist schon hohes Duftkunstwerk.
Sandelholz baut eine Duftbrücke zu erdig-goldbrauner Pracht des Patchouli, bereits im Tête-à-Tête mit Tolu-Balsam.
Jetzt gleicht diese reichhaltige Duftkreation einem schweren Umhang aus dunklem, anschmiegsamem Gewebe, auf dem sich eindrucksvolle Blüten und fruchtig duftendes Strahlen ein Stelldichein geben.
Warme, reiche und sinnliche Vanille setzt die letzten Duftpunkte: ein großartiges Duftgewebe wird hierdurch vollendet.
Nicht nur eines alt-ägyptischen Gottkönigs wert, sondern der Schönheit von Frauen gewidmet.
Welche Frau fühlt sich nicht ganz besonders, ist sie umhüllt von einem magisch-reichhaltigem Duftumhang wie „Amun“ ihn bietet?
Ein bisschen aus der Zeit gefallen scheint dieses Duft-Kunstwerk schon zu sein; aber stilvolle Frauen mit dem „gewissen Etwas“ werden sich immer noch in diesem opulenten Duft-Kleidungsstück wohlfühlen.
Haben sie doch die Gewissheit, eine Rarität im Duft zu tragen und dadurch noch einzigartiger aus der Masse hervorzustechen.
Mein Flacon „Amun" ist so gut wie leer; auch hat er starke Schäden erlitten, so dass er nicht einmal mehr in meine persönliche „Galerie der leeren Flacons“ einziehen kann.
Aber nachdem ich jetzt auch den letzten Duft aus diesem unerwarteten Nachlass beschrieben habe, freue ich mich doppelt, dass ich damals die mir doch fremde Frau ansprach und so zu herrlichen und unerwarteten Dufterlebnissen kam.
Diese Erlebnisreise in die Vergangenheit der Düfte hat sich für mich wahrlich gelohnt.
Ich war eben jung und intolerant; Jugend neigt aus Unwissenheit zu Arroganz:
Wie peinlich ist mir das heute!
Und ich vergaß auf „Amun“, führten doch meine Duftwege in ganz andere Richtungen.
Bis ich bei der Wohnungsauflösung einer Nachbarin einige interessante Düfte vor dem Container rettete; die Schwester der Verstorbenen wusste nicht wohin und zögerte noch bei der Wahl des Containers: Glas?
Ja, Glas ist es auch, aber …
Als freundliches kleines Kerlchen bot ich ihr an, den Containerdeckel für sie zu öffnen; hatte sie doch einen schweren Karton in beiden Händen.
Und dann sah ich den Inhalt: mehrere Parfumflacons und leider stark angeschlagene oder sogar zerschlagene schön geschliffene Glasflacons. War ihr doch der Karton heruntergefallen und es hatte Scherben gegeben: Wie schade!
Ich rette einen Teil dieses Inhalts und bin heute noch überzeugt, dass die Frau mich für mehr als etwas sonderbar hielt, denn ihre Aussage „Wollen Sie das alte Zeug wirklich?“ sprach schließlich Bände.
Ich wollte "das Zeug" und war plötzlich in Besitz von Düften, die ich alle nicht kannte und deren Entdeckung schon deshalb ziemlich aufregend war.
So nebenbei lernte auch im Nachhinein noch viel über eine alten Dame, die ich nur als sehr zurückhaltend aus der Kirchengemeinde kannte.
Ich hatte einen Teil ihres Lebens gerettet, der mir Geschichten erzählte.
So schrieb ich natürlich auch über meine Dufterlebnisse mit „Oestergaard“, „Charivari“, „Pavlova“, dem herrlichen „Emprise“ von Avon und das wunderbare „Ellipse“ von Jacques Fath.
Und nun also „Amun“ in der Parfum-Konzentration; lange bin ich herumgeschlichen; die richtigen Worte wollten nicht kommen.
Wahrhaft königlich kommt er daher; oder soll ich besser „göttlich-königlich“?
War Amun-Re doch der Hauptgott im Alten Ägypten und die ihm gewidmete Tempelanlage in Luxor ist noch heute äußerst beeindruckend (und von Nil-Kreuzfahrt-Touristen überlaufen).
Auch bei diesem Duft hat sich die restliche Flüssigkeit im inzwischen gereinigten Flacon (natürlich waren sie alle verstaubt, auch wenn sie ganz hinten im Kleiderschrank standen) unverändert erhalten.
Meine feine Nase findet nichts, das die Duftharmonie stört oder auf ein Kippen des Dufts hinweist.
Dafür aber einen Inhalt, der mir als junger Frau viel zu gewaltig gewesen wäre; er hätte mich Püppchen und Blumenwesen in meinen Rosenkleidchen wahrscheinlich erdrückt.
Sollte ich „Amun“ in eine Duftschublade stecken, dann wäre „Orientalischer Chypre“ passend.
Hat diese Duftkomposition doch alles, was man davon erwartet:
Einen durch Aldehyde strahlenden Auftakt aus gut gewürzenten Hesperiden: frisch, aber durch die Würze schon etwas dunkler als anfangs erwartet.
Kein strahlender „Sonnenschein“-Auftritt, sondern eher ein schon jetzt geheimnisvolles Leuchten.
Und da kommen sie auch schon, die Blütenschönheiten, die einfach nicht fehlen dürfen:
Rosen in schwerem samtigem Duft, reicher weißer Jasmin, Arm in Arm mit exotischem Ylang-Ylang.
Wie schön sind sie anzuschauen; ein Augenschmaus in jedem sommerlichen Blumengarten und zusammen mit geschickt gesetzten Dosen von kräftiger Gewürznelke und warmen-exotischem Zimt natürlich auch ein „Nasenschmaus“!
Dieses Zusammenspiel mit dem dunklen Leuchten des Entrées verläuft äußerst harmonisch.
Aber dann öffnet sich das große Dufttor der Harze und balsamischen Essenzen: welch eine Pracht wird diesem göttlichen Namensgeber hier zu Füßen gelegt!
Harzig-rauchig begrüßt uns die eindrucksvolle große Kammer des Duft-Tempels, die wir jetzt betreten: Labdanum, das würzige, häufig etwas sperrige Harz der Zistrosen, vereint sich mit dem Aroma von Benzoe und herrlich duftendem Amber.
Reiche rauchige Wellen aus Duft schweben durch den Raum.
Herrliche Duftwolken umarmen die bisherigen Noten der Duft-Komposition; deren Vereinigung ist schon hohes Duftkunstwerk.
Sandelholz baut eine Duftbrücke zu erdig-goldbrauner Pracht des Patchouli, bereits im Tête-à-Tête mit Tolu-Balsam.
Jetzt gleicht diese reichhaltige Duftkreation einem schweren Umhang aus dunklem, anschmiegsamem Gewebe, auf dem sich eindrucksvolle Blüten und fruchtig duftendes Strahlen ein Stelldichein geben.
Warme, reiche und sinnliche Vanille setzt die letzten Duftpunkte: ein großartiges Duftgewebe wird hierdurch vollendet.
Nicht nur eines alt-ägyptischen Gottkönigs wert, sondern der Schönheit von Frauen gewidmet.
Welche Frau fühlt sich nicht ganz besonders, ist sie umhüllt von einem magisch-reichhaltigem Duftumhang wie „Amun“ ihn bietet?
Ein bisschen aus der Zeit gefallen scheint dieses Duft-Kunstwerk schon zu sein; aber stilvolle Frauen mit dem „gewissen Etwas“ werden sich immer noch in diesem opulenten Duft-Kleidungsstück wohlfühlen.
Haben sie doch die Gewissheit, eine Rarität im Duft zu tragen und dadurch noch einzigartiger aus der Masse hervorzustechen.
Mein Flacon „Amun" ist so gut wie leer; auch hat er starke Schäden erlitten, so dass er nicht einmal mehr in meine persönliche „Galerie der leeren Flacons“ einziehen kann.
Aber nachdem ich jetzt auch den letzten Duft aus diesem unerwarteten Nachlass beschrieben habe, freue ich mich doppelt, dass ich damals die mir doch fremde Frau ansprach und so zu herrlichen und unerwarteten Dufterlebnissen kam.
Diese Erlebnisreise in die Vergangenheit der Düfte hat sich für mich wahrlich gelohnt.
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