09.06.2018 - 03:10 Uhr
FabianO
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FabianO
Kritik Top Rezension
31
Ein bisschen wie der Kräuterschnaps nach dem "Großen Fressen"
Meinen vier Jahre alten Kommi zu "Polo" habe ich gelöscht, ein damals recht herber Verriss, den ich angesichts einer Neuvorlage des Old-School-Duftes so nicht mehr unterschreiben mag.
Überhaupt - ich stelle seit gut einem 3/4-Jahr fest, dass sich meine Duftvorlieben stark fokussiert (und dabei etwas verschoben) haben. Den ganzen Winter 2017/18 über stand ich immer wieder morgens vor meinen zahlreichen gourmandigen und orientalischen Abfüllungen und konnte mich - auch bei von mir mit 9.0 oder 9.5 bewerteten Düften - nur selten dazu durchringen, sie auch zu benutzen. Zu schwer, zu opulent, zu raumgreifend.
"Polo" stellt sich in dieser Retrospektive als wohltuendes Gegengewicht dar, und ich höre im Hinterkopf den guten HaraldK, wie er mir ins Gewissen hineinmurmelt: "Siehste! Hab ich immer gesagt."
Nachdem ich jüngst - zum bestimmt 5.Mal - einen meiner Lieblingsfilme, "Das große Fressen", freudigst wiedersah, dazu ein schöner italienisch-französischer Käse-/Weintraubenteller und ein leckerer Côtes-du-Rhônes-Villages, wurde mir ein wenig bewusst, wie es wohl um mich dufttechnisch bestellt ist.
Ich habe mich im Laufe der intensiven Parfumo-Jahre wohl an vielen großen, schweren Orientalen und Gourmands sattgefressen, maßlos überfressen wie die alternden Herren im Film, denen selbst beim Pupen geholfen werden muss, indem beleibte Damen auf ihren Bäuchen herumreiten.
"Polo" - um mal wieder die Kurve zu kriegen - ist nun gänzlich ein erholsam grüner, klarer, leicht bitterer, etwas kräuteriger Duft alter Schule, den die Herren aus dem Film durchaus passend selbst als Geruchsgrundierung ihres (zumindest offiziell) gentlemanhaften Habitus genutzt haben könnten (wenngleich der Film schon 5 Jahre vor Erscheinen des Duftes herauskam).
Die ersten 5 Minuten bleiben nach wie vor etwas brachial - herbe, sehr kräuterwürzige Wucht, Estragon, viel Kümmel und Koriander, Pfeffer. Laute, etwas unwirsche Unruhestifter.
Dann aber pendelt "Polo" sich wirklich schön, durchaus behutsam kantig, in einem sauberen, klaren Spektrum ein, Kamille und Pinie verschieben in Richtung leicht waldiger, Kopf und Geist befreiender grüner Stilistik.
Feiner Tabak und leicht moosig zugewachsenes Leder bilden eine feine Basis, die eine Schnittstelle zwischen Holzfällerrustikalität und Anzugeignung erwischt.
Ein bisschen wie der wohltuende, aber durchaus kräftige Kräuterschnaps, den sich die Herren aus "Das große Fressen" nach ihren mit Sahne gefüllten Truthähnen und ihren zuckersüßen Wackelpudding-Brüsten gönnen müssen, um nicht zu zerplatzen.
Überhaupt - ich stelle seit gut einem 3/4-Jahr fest, dass sich meine Duftvorlieben stark fokussiert (und dabei etwas verschoben) haben. Den ganzen Winter 2017/18 über stand ich immer wieder morgens vor meinen zahlreichen gourmandigen und orientalischen Abfüllungen und konnte mich - auch bei von mir mit 9.0 oder 9.5 bewerteten Düften - nur selten dazu durchringen, sie auch zu benutzen. Zu schwer, zu opulent, zu raumgreifend.
"Polo" stellt sich in dieser Retrospektive als wohltuendes Gegengewicht dar, und ich höre im Hinterkopf den guten HaraldK, wie er mir ins Gewissen hineinmurmelt: "Siehste! Hab ich immer gesagt."
Nachdem ich jüngst - zum bestimmt 5.Mal - einen meiner Lieblingsfilme, "Das große Fressen", freudigst wiedersah, dazu ein schöner italienisch-französischer Käse-/Weintraubenteller und ein leckerer Côtes-du-Rhônes-Villages, wurde mir ein wenig bewusst, wie es wohl um mich dufttechnisch bestellt ist.
Ich habe mich im Laufe der intensiven Parfumo-Jahre wohl an vielen großen, schweren Orientalen und Gourmands sattgefressen, maßlos überfressen wie die alternden Herren im Film, denen selbst beim Pupen geholfen werden muss, indem beleibte Damen auf ihren Bäuchen herumreiten.
"Polo" - um mal wieder die Kurve zu kriegen - ist nun gänzlich ein erholsam grüner, klarer, leicht bitterer, etwas kräuteriger Duft alter Schule, den die Herren aus dem Film durchaus passend selbst als Geruchsgrundierung ihres (zumindest offiziell) gentlemanhaften Habitus genutzt haben könnten (wenngleich der Film schon 5 Jahre vor Erscheinen des Duftes herauskam).
Die ersten 5 Minuten bleiben nach wie vor etwas brachial - herbe, sehr kräuterwürzige Wucht, Estragon, viel Kümmel und Koriander, Pfeffer. Laute, etwas unwirsche Unruhestifter.
Dann aber pendelt "Polo" sich wirklich schön, durchaus behutsam kantig, in einem sauberen, klaren Spektrum ein, Kamille und Pinie verschieben in Richtung leicht waldiger, Kopf und Geist befreiender grüner Stilistik.
Feiner Tabak und leicht moosig zugewachsenes Leder bilden eine feine Basis, die eine Schnittstelle zwischen Holzfällerrustikalität und Anzugeignung erwischt.
Ein bisschen wie der wohltuende, aber durchaus kräftige Kräuterschnaps, den sich die Herren aus "Das große Fressen" nach ihren mit Sahne gefüllten Truthähnen und ihren zuckersüßen Wackelpudding-Brüsten gönnen müssen, um nicht zu zerplatzen.
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