03.04.2019 - 01:49 Uhr
Fabistinkt
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Fabistinkt
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17
Aggressive Eleganz
Madame Rochas ist als Blindtausch zu mir gewandert. Als ein Produkt der frühen 60er Jahre mit einer sehr vertrauten Pyramide schien sie mir schon ungerochen sympathisch, bin ich doch ein großer Fan von Calèche, das ganz ähnlich gestrickt ist. Eine sehr liebe Münchnerin bot Madame schließlich im Souk an und ich schlug zu. Zwei Überraschungen folgten.
Die gute: Großzügigerweise hatte die Parfuma gleich einen ganzen Flakon Rochas Femme beigelegt, die schon länger auf meiner Wunschliste stand.
Die weniger gute: Madame und ich hatten Startschwierigkeiten. Der erste Eindruck war noch positiv und fiel genauso aus wie erwartet: Helle Aldehyde, wie sie in den 60er und 70er Jahren in Mode waren (Calèche, Rive Gauche, Calandre, Van Cleef & Arpels First etc.). Seifig-cremiger als noch in der Generation vorher, die wahre Rauchbomben sein konnten und mit einer großen Strahlkraft. Die Kombination aus diesen Aldehyden und den sonnigen Orangenblüten, mit denen sie verwoben sind, ist enorm gefällig.
Nun zum weniger guten Teil: Auf den zweiten Riecher kommt das Fundament zum Vorschein, auf dem Aldehyde und Orangenblüten tanzen. Es ist eine klassische Chyprebasis, was per se weder gut noch schlecht ist. Allerdings gehört das enthaltene Eichenmoos zur kratzig-trockenen Sorte. Eichenmoos kann wunderschön sein und im richtigen Maß einen perfekten herben Gegenpart für Blumen oder ähnliches darstellen. Oder es kann einem den Atem nehmen. So schlimm ist es bei Madame natürlich nicht, doch mir kommt es vor, als würde es darin unnötig gepusht. So entsteht insgesamt ein sehr eleganter Duft, der eine große Energie, Schärfe und Strahlkraft besitzt. Ich würde es als beinah aggressive Eleganz beschreiben. Etwas, was vielleicht Anna Wintour frühmorgens vor der Arbeit aufsprüht, um dann bis spät in die Nacht ihre Assistentinnen durch die Redaktion der Vogue zu scheuchen.
Madame und ich werden wohl nicht mehr so recht warm miteinander. Ersatz ist schon auf dem Weg, die jüngere Schwester aus dem Hause Rabanne mit dem glänzenden Kühlergrill.
Wem Madame aber eindeutig zusagen sollte, sind all diejenigen, die Reformulierungen alter Klassiker betrauern. Diese Madame scheint mir kräftig und ausdrucksstark wie eh und je zu sein, weit entfernt von verwässert und totreformuliert.
EDIT: Diesen Kommentar habe ich ursprünglich zur Version von 1989 gepostet, da ich meinte, dass es sich um diese handelt (Flakon sieht aus wie der dort abgebildete). Es ist aber wohl die aktuelle Variante, die nur nicht so aussieht wie hier auf dem Foto. Danke für den Hinweis, J.!
Die gute: Großzügigerweise hatte die Parfuma gleich einen ganzen Flakon Rochas Femme beigelegt, die schon länger auf meiner Wunschliste stand.
Die weniger gute: Madame und ich hatten Startschwierigkeiten. Der erste Eindruck war noch positiv und fiel genauso aus wie erwartet: Helle Aldehyde, wie sie in den 60er und 70er Jahren in Mode waren (Calèche, Rive Gauche, Calandre, Van Cleef & Arpels First etc.). Seifig-cremiger als noch in der Generation vorher, die wahre Rauchbomben sein konnten und mit einer großen Strahlkraft. Die Kombination aus diesen Aldehyden und den sonnigen Orangenblüten, mit denen sie verwoben sind, ist enorm gefällig.
Nun zum weniger guten Teil: Auf den zweiten Riecher kommt das Fundament zum Vorschein, auf dem Aldehyde und Orangenblüten tanzen. Es ist eine klassische Chyprebasis, was per se weder gut noch schlecht ist. Allerdings gehört das enthaltene Eichenmoos zur kratzig-trockenen Sorte. Eichenmoos kann wunderschön sein und im richtigen Maß einen perfekten herben Gegenpart für Blumen oder ähnliches darstellen. Oder es kann einem den Atem nehmen. So schlimm ist es bei Madame natürlich nicht, doch mir kommt es vor, als würde es darin unnötig gepusht. So entsteht insgesamt ein sehr eleganter Duft, der eine große Energie, Schärfe und Strahlkraft besitzt. Ich würde es als beinah aggressive Eleganz beschreiben. Etwas, was vielleicht Anna Wintour frühmorgens vor der Arbeit aufsprüht, um dann bis spät in die Nacht ihre Assistentinnen durch die Redaktion der Vogue zu scheuchen.
Madame und ich werden wohl nicht mehr so recht warm miteinander. Ersatz ist schon auf dem Weg, die jüngere Schwester aus dem Hause Rabanne mit dem glänzenden Kühlergrill.
Wem Madame aber eindeutig zusagen sollte, sind all diejenigen, die Reformulierungen alter Klassiker betrauern. Diese Madame scheint mir kräftig und ausdrucksstark wie eh und je zu sein, weit entfernt von verwässert und totreformuliert.
EDIT: Diesen Kommentar habe ich ursprünglich zur Version von 1989 gepostet, da ich meinte, dass es sich um diese handelt (Flakon sieht aus wie der dort abgebildete). Es ist aber wohl die aktuelle Variante, die nur nicht so aussieht wie hier auf dem Foto. Danke für den Hinweis, J.!
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