10.03.2025 - 16:36 Uhr

Medusa00
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Medusa00
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22
Ein bißchen meschugge ist ja auch ganz schön
Könnte Dali gesagt haben. Der Spruch ist aber von mir. Aber immerhin könnten uns ParfumliebhaberInnen Außenstehende, also weniger an Duftwelten interessierte Mitmenschen, schon als meschugge empfinden. Immerhin haben wir ein Hobby was (meistens) gut riecht und die Sinne beflügeln kann. Je nachdem welchen Duft oder Geruch man trägt.
Aber zu Dali. Salvador Dali 1904-1989.... eigentlich muß ich tief Luft holen um den Marqués de Dali de Púbol in nicht allzu ausufernden Sätzen zu beschreiben. Was eigentlich gar nicht möglich ist.
Voran stellen möchte ich, daß ich die Kunst von Dali mag, den Menschen Dali würde ich unangespitzt in den Boden rammen, würde er mir begegnen. Nichtsdestotrotz habe ich zwei Drucke von ihm an meiner Wohnzimmerwand. Na ja, ein bißchen meschugge...
Dali gehörte einem Surrealistenkreis an und war auch mit Pablo Picasso, Elsa Schiaparelli und Helena Rubinstein befreundet. Parfums der genannten Damen sind auch hier auf parfumo gelistet. Er verehrte außerdem Sigmund Freud, aber scheinbar hat die Psychoanalyse durch Freud an Salvador versagt. Er behauptete ja, für Dali gibt es nur Dali. Vielleicht ist es auch das Ich und Überich und Dali hat´s erfunden und nicht Sigmund Freud.
Bevor ich zum Duft von Dali 1995 komme hier noch 2 Zitate vom Marqués:
„Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist der, daß ich nicht verrückt bin!“
„Die Tatsache, daß ich selbst im Augenblick, wo ich male, die Bedeutung meiner Bilder nicht erkenne, will nicht heißen, daß sie keine Bedeutung hätten.“
Dali hat schon als junger Mann Cremes, Tinkturen und Düfte selber gemixt und auch bei den ersten Parfums die auf den Markt kamen ein absolutes Mitspracherecht. Die Lippenflakons hat er selber entworfen. Das sollte eigentlich Friedensreich Hundertwasser übernehmen, aber mit dem bekam er sich in die Haare.
Dali 1995 kam auf den Markt, da hat sich Salvador schon ein paar Jahre die Radieschen von unten beschnuppert. War im Surrealistenhimmel oder in irgendeiner Zwischenwelt. Vielleicht in seinem Bild :“ Die Metamorphose des Narziss“
Beim ersten Schnuff dachte ich: Oha ein würziger Orientale. Ein Mönch rennt mit brennenden Haaren durch´s Kloster. Aber Dali und Kloster? Nee! Das hätte der Ozelotliebhaber nicht geduldet. Ein frisch-fruchtiger Hauch läßt Dali den Bart zwirbeln. Das Parfum dreht ab in andere Gefilde.
Die Pyramide ist ein Witz. War hier Meister Morillas am Werk ? Hat er auf zerfließende Uhren geguckt? Die Zeit vergessen und verheimlicht was hier noch drin ist? Massen von Blüten. Rosen, Mimosen, Jasmin und die ganze Bagage: „Dream Passage“ (Bild von Dali). Boahhh. Nichts für schwache Nerven und Liebhaber körpernaher Düfte ohne nennenswerte Sillage.
Diese Wucht, dieser Rausch „Schwäne spiegeln Elefanten wider“ (Dali 1937).
Jetzt entpuppt er sich: Ein rasanter Chypre mit ordentlich Holz vor der Hütte. „Der halluzinogene Torero“ wedelt nicht mit dem roten Tuch und tötet keinen Stier. Er hat Moschus geraucht und ist feucht von Eichenmoos. Er erdet sich, neigt den Kopf, bläht die Nüsten und schnaubt patchouligleich die Erde auf.
Hach ja ein bißchen meschugge, aber ich liebe den Duft.
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