22.04.2023 - 07:09 Uhr
Axiomatic
100 Rezensionen
Axiomatic
Top Rezension
32
Ehrliches Wässerchen
Leise kam es, schleichend ging es.
Ungewöhnlich markant in seiner Komposition, schaffte es einen gewissen Brückenschlag in die 2020er.
Estragon und Eukalyptus so gut harmonierend. Und am Ende doch nicht schillernd genug für den süßlichen Geschmack der zweiten Dekade des Jahrtausends.
Hier ist Potential vorhanden!
Luxess GmbH in Ratingen firmiert verantwortlich für die Herstellung dieses Fougère.
Abgefüllt in einem zwölfeckigen brauen Flakon mit markanter Einkerbung für das Namensschild in mattem Kunstoff mit Metalloptik präsentiert sich der Duft recht eigenwillig. Hier komme ich nicht umhin, eine Symbiose von 1970er/1980er Flakons (warmes rot-braunes Glas) und 1990er Schlichtheit (matte silberne Metalloptik der Kappe und des Namensschildes) auszumachen.
Ganz im Sinne der Komposition.
Zisch!
Ein sehr verhaltener Start an Hesperiden braucht etwas, um sich bemerkbar zu machen, leicht alkoholisch.
Bitterorange und vielleicht Zitrone werden recht grünlich gefärbt, also eher unreif.
Sehr leise, fast schon schüchtern.
Lange hält die Kopfnote nicht an, sie verfliegt recht schnell, um Platz für die kommenden Kräuter zu schaffen.
Und hier wäre auch das Herz des Fougère. Lavendel paart sich wie gewohnt mit Rosengeranie und wird in dieser Inszenierung grün würzig ausgestattet. Als da wären Estragon, eine äußerst starke Komponente, und Eukalyptus, erfrischend und fast aquatisch.
Dieser Hauptakkord bleibt ab hier bestimmend im Duftverlauf.
Die Dufteindrücke wären kraftiges, dunkles Grün durchzogen von silbrigen Blättern des Eukalyptus.
Von der Basis bekommt man etwas moosbewachsene Zeder, aber nie in einer hohen Konzentration. Seifig mit Sicherheit, aber nie ein erstickender Rasierschaum. Was eindeutig dominiert, das sind die Kräuter.
Erst im endgültigen Drydown wechseln sich ein klitzekleines Bisschen an Sandelholz mit leicht mineralischem Moschus und schüchtern dampfendes Patchouli ab. Von der Tonkabohne merkt man recht wenig, wenn überhaupt interagiert sie mit der Rosengeranie der Herznote und rundet die spektrale Heunote ab, Coumarin ist auch hier vorhanden.
Alles in allem ein recht solides Fougère, die Haltbarkeit ist etwas besser als die schwache Sillage, welche schnell körpernah wird.
Was mir sofort auffiel, waren die Bezüge und Zitate vergangener Jahrzehnte.
Estragon war äußert beliebt in Kompositionen dieser Art in den 1980ern.
Eukalyptus hingegen begann erst in den 1990ern richtig an Fahrt zu gewinnen. Und hier zitiert der Duft Eau de Grey Flannel Eau de Toilette , eine Verwandtschaft ist nicht zu leugnen.
Ein brachialer Vertreter seiner Richtung ist der Duft nicht.
Weder Animalik, noch rauchendes Vetiver oder gar Leder sind ihm eigen.
Nein, er bleibt angenehm verhalten und dennoch bestimmend.
Ein schönes aromatisches Fougère, welches man lässig und ohne langes Überlegen tragen kann.
Es sind Düfte wie dieser, welche den Bezug zum Namen verdienen, hier riecht man tatsächlich die „wahren Werte“.
Eine recht natürliche Aura, störende Synthetik sucht man hier vergebens. Dazu noch ein griffiger Flakon und eine ehrliche Preisgestaltung.
Und nicht zuletzt die Möglichkeit, durch dieses gewisse Understatement ziemlich lässig sexy rüberzukommen.
Letztere, werter Professor Yatagan, war nicht Teil der Hausaufgabe in Ihrer Rezension, ich weiß.
Aber ich bestehe halt aus Fleisch und Blut, da darf ich mir doch einen kleinen Exkurs leisten.
Meinen Sie nicht?
Ich bin auf jeden Fall froh, mir das Anschauungsmaterial dank des Hinweises meines Kommilitonen Kreisquadrat besorgt zu haben.
Ungewöhnlich markant in seiner Komposition, schaffte es einen gewissen Brückenschlag in die 2020er.
Estragon und Eukalyptus so gut harmonierend. Und am Ende doch nicht schillernd genug für den süßlichen Geschmack der zweiten Dekade des Jahrtausends.
Hier ist Potential vorhanden!
Luxess GmbH in Ratingen firmiert verantwortlich für die Herstellung dieses Fougère.
Abgefüllt in einem zwölfeckigen brauen Flakon mit markanter Einkerbung für das Namensschild in mattem Kunstoff mit Metalloptik präsentiert sich der Duft recht eigenwillig. Hier komme ich nicht umhin, eine Symbiose von 1970er/1980er Flakons (warmes rot-braunes Glas) und 1990er Schlichtheit (matte silberne Metalloptik der Kappe und des Namensschildes) auszumachen.
Ganz im Sinne der Komposition.
Zisch!
Ein sehr verhaltener Start an Hesperiden braucht etwas, um sich bemerkbar zu machen, leicht alkoholisch.
Bitterorange und vielleicht Zitrone werden recht grünlich gefärbt, also eher unreif.
Sehr leise, fast schon schüchtern.
Lange hält die Kopfnote nicht an, sie verfliegt recht schnell, um Platz für die kommenden Kräuter zu schaffen.
Und hier wäre auch das Herz des Fougère. Lavendel paart sich wie gewohnt mit Rosengeranie und wird in dieser Inszenierung grün würzig ausgestattet. Als da wären Estragon, eine äußerst starke Komponente, und Eukalyptus, erfrischend und fast aquatisch.
Dieser Hauptakkord bleibt ab hier bestimmend im Duftverlauf.
Die Dufteindrücke wären kraftiges, dunkles Grün durchzogen von silbrigen Blättern des Eukalyptus.
Von der Basis bekommt man etwas moosbewachsene Zeder, aber nie in einer hohen Konzentration. Seifig mit Sicherheit, aber nie ein erstickender Rasierschaum. Was eindeutig dominiert, das sind die Kräuter.
Erst im endgültigen Drydown wechseln sich ein klitzekleines Bisschen an Sandelholz mit leicht mineralischem Moschus und schüchtern dampfendes Patchouli ab. Von der Tonkabohne merkt man recht wenig, wenn überhaupt interagiert sie mit der Rosengeranie der Herznote und rundet die spektrale Heunote ab, Coumarin ist auch hier vorhanden.
Alles in allem ein recht solides Fougère, die Haltbarkeit ist etwas besser als die schwache Sillage, welche schnell körpernah wird.
Was mir sofort auffiel, waren die Bezüge und Zitate vergangener Jahrzehnte.
Estragon war äußert beliebt in Kompositionen dieser Art in den 1980ern.
Eukalyptus hingegen begann erst in den 1990ern richtig an Fahrt zu gewinnen. Und hier zitiert der Duft Eau de Grey Flannel Eau de Toilette , eine Verwandtschaft ist nicht zu leugnen.
Ein brachialer Vertreter seiner Richtung ist der Duft nicht.
Weder Animalik, noch rauchendes Vetiver oder gar Leder sind ihm eigen.
Nein, er bleibt angenehm verhalten und dennoch bestimmend.
Ein schönes aromatisches Fougère, welches man lässig und ohne langes Überlegen tragen kann.
Es sind Düfte wie dieser, welche den Bezug zum Namen verdienen, hier riecht man tatsächlich die „wahren Werte“.
Eine recht natürliche Aura, störende Synthetik sucht man hier vergebens. Dazu noch ein griffiger Flakon und eine ehrliche Preisgestaltung.
Und nicht zuletzt die Möglichkeit, durch dieses gewisse Understatement ziemlich lässig sexy rüberzukommen.
Letztere, werter Professor Yatagan, war nicht Teil der Hausaufgabe in Ihrer Rezension, ich weiß.
Aber ich bestehe halt aus Fleisch und Blut, da darf ich mir doch einen kleinen Exkurs leisten.
Meinen Sie nicht?
Ich bin auf jeden Fall froh, mir das Anschauungsmaterial dank des Hinweises meines Kommilitonen Kreisquadrat besorgt zu haben.
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