24.06.2018 - 13:50 Uhr
MaxKruse
1 Rezension
MaxKruse
Top Rezension
43
Modern Cologne - Der ideale Sommerbegleiter
Liebe Parfumo-Gemeinde
Seit ca. 1 1/2 Jahren bin ich mit im Parfüm-Business. Zunächst nur als passiver Mitleser und jetzt auch als aktiver Kommentator. Und während es durchaus andere - vielleicht spannendere - Düfte gibt, so möchte ich in meinem ersten Kommentar doch "nur" das Image des unbekannten, aber ungemein schönen Neroli Amara "gerade rücken". Dieses Ziel bezieht sich insbesondere auf die ungerechtfertigt niedrige Bewertung von 6.7 zum Zeitpunkt des Tests.
Der Duft selbst ist herrlich unkompliziert. Am ehesten verstehe ich ihn als sehr moderne Interpretation der klassischen Zitronen-Cologne. Der Duftverlauf ist tiefgelb und reicht von einem sehr spritzigen Zitronenauftakt hin zu einem cremig-frischen Orangenblütenausklang. Das selbst gesetzte Neroli-Thema wird konsequent, aber mit Leichtigkeit umgesetzt. Kein angestaubtes 4711-Image weit und breit. Prägnant herausriechen kann ich die Zitrone im Auftakt und die Orangenblüte in der Basis. Pfeffer und Zypresse rieche ich nicht, will aber nicht bezweifeln, dass sie da sind. Allerdings nur in leichter - den zitrischen Rücken stärkender - Variante.
Dabei erinnert der Duft streckenweise an Petit Matin von MFK. Allerdings fehlt ihm die leicht synthetische Note, für die das Ambroxan im Pariser Vertreter sorgt. Genauso wie Petit Matin schafft es aber auch Neroli Amara ein schönes Spannungsbild zwischen zitroniger Frische und orangiger Cremigkeit aufzubauen und erinnert damit an die Arbeitsstile von Francis Kurkdjian und Thierry Wasser (man vergleiche diesbezüglich auch Guerlains - Bergamote Calabria), ohne dass Quentin Bisch hier Eigenständigkeit vermissen lässt.
Ich war lange auf der Suche nach einem Sommer Begleiter. In der Vergangenheit bin ich dann öfter bei Chanels Eau de Cologne gelandet. Auch eine 100ml Flasche Neroli Portofino hat mich einen Sommer lang begleitet. Beides sehr schöne, sehr unterschiedliche Vertreter der klassischen Cologne-Reihe. Ersterem fehlt im Vergleich jedoch etwas die letzte Abrundung, letzterer kann die 4711-Gedanken nicht ganz abschütteln. Beide haben gemein, dass ihre Haltbarkeit sie mehr zu Kopfnoten-Helden, als zu austarierten Gesamtdüften werden lässt.
Zurück zu Neroli Amara und zurück zum anfangs ausgegebenen Auftrag, sein Image etwas gerade zu rücken.
Erstens: Als modernes Cologne der klassischen Spielart ist er unisex. Ich kann weder einen männlichen, noch einen weiblichen Touch herausriechen. Diesen Sortierungsfehler teilt er sich mit dem eben bereits erwähnten Eau de Cologne von Chanel.
Zweitens: 6.7/10 Punkte (zum Zeitpunkt der Bewertung) spiegeln den Duft meines Erachtens nach nicht ansatzweise wieder. Er ist frisch, ohne sich zu viel Synthetik zu bedienen. Er ist zitrisch, ohne auch nur einen Hauch von Kloreiniger-Charme. Er ist überraschend haftbar und ausdauernd für einen Duft, der sich (fast) ausschließlich frischer Noten bedient. Er ist ein Cologne, ohne altbacken zu wirken oder wirken zu wollen. Auch die Eau de Parfum Konzentration tut ihm sichtbar gut, da so der Rückgriff auf synthetische olfaktorische Potenzmacher ausbleiben kann.
Drittens: Und da muss ich mir auch an die eigene Nase packen. Van Cleef & Arpels...hä, davon kaufe ich doch keinen Duft. Gerade in Zeiten, in denen Markenidentifikation in der Parfümindustrie anfängt, die eigenen Kaufentscheidungen zu beeinflussen, ist es leicht diesen Duft von dieser (Schmuck?-)Marke im Wirrwarr einer gut sortierten Nieschenparfümerie zu übersehen. Ich hätte ihn selbst auch übersehen, wäre ich nicht von einer kundigen Nase draufgestoßen worden. Und gerade da hat sich gezeigt. Duftperlen muss man sich manchmal erarbeiten und sie stehen nicht automatisch einsortiert in der ersten Reihe. Bei mir hat es auch zwei Anläufe gebraucht, bis ich mich "getraut" habe. Und das war auch der Ausgangspunkt für diesen Kommentar. Der Duft hat die Aufmerksamkeit verdient.
Mich hat er so überzeugt, dass ich mir einen Flakon gekauft habe. Und auch das ist ein wichtiger Punkt, den ich allgemein gerade rücken möchte. Ich bin sehr dankbar, dass hier viele Leute Düfte auch dann bewerten, wenn sie sie nur als Proben/Abfüllungen gerochen haben. Ebenso dankbar bin ich allerdings, wenn sie dies auch in ihren Kommentaren angeben. Denn für mich ist es durchaus ein wichtiger Gradmesser, ob einem überschwänglichen Kommentar auch die tatsächliche Investition folgt oder nicht.
An alle die es bis hierhin durchgehalten haben. Vielen Dank fürs Lesen und bis bald!
Seit ca. 1 1/2 Jahren bin ich mit im Parfüm-Business. Zunächst nur als passiver Mitleser und jetzt auch als aktiver Kommentator. Und während es durchaus andere - vielleicht spannendere - Düfte gibt, so möchte ich in meinem ersten Kommentar doch "nur" das Image des unbekannten, aber ungemein schönen Neroli Amara "gerade rücken". Dieses Ziel bezieht sich insbesondere auf die ungerechtfertigt niedrige Bewertung von 6.7 zum Zeitpunkt des Tests.
Der Duft selbst ist herrlich unkompliziert. Am ehesten verstehe ich ihn als sehr moderne Interpretation der klassischen Zitronen-Cologne. Der Duftverlauf ist tiefgelb und reicht von einem sehr spritzigen Zitronenauftakt hin zu einem cremig-frischen Orangenblütenausklang. Das selbst gesetzte Neroli-Thema wird konsequent, aber mit Leichtigkeit umgesetzt. Kein angestaubtes 4711-Image weit und breit. Prägnant herausriechen kann ich die Zitrone im Auftakt und die Orangenblüte in der Basis. Pfeffer und Zypresse rieche ich nicht, will aber nicht bezweifeln, dass sie da sind. Allerdings nur in leichter - den zitrischen Rücken stärkender - Variante.
Dabei erinnert der Duft streckenweise an Petit Matin von MFK. Allerdings fehlt ihm die leicht synthetische Note, für die das Ambroxan im Pariser Vertreter sorgt. Genauso wie Petit Matin schafft es aber auch Neroli Amara ein schönes Spannungsbild zwischen zitroniger Frische und orangiger Cremigkeit aufzubauen und erinnert damit an die Arbeitsstile von Francis Kurkdjian und Thierry Wasser (man vergleiche diesbezüglich auch Guerlains - Bergamote Calabria), ohne dass Quentin Bisch hier Eigenständigkeit vermissen lässt.
Ich war lange auf der Suche nach einem Sommer Begleiter. In der Vergangenheit bin ich dann öfter bei Chanels Eau de Cologne gelandet. Auch eine 100ml Flasche Neroli Portofino hat mich einen Sommer lang begleitet. Beides sehr schöne, sehr unterschiedliche Vertreter der klassischen Cologne-Reihe. Ersterem fehlt im Vergleich jedoch etwas die letzte Abrundung, letzterer kann die 4711-Gedanken nicht ganz abschütteln. Beide haben gemein, dass ihre Haltbarkeit sie mehr zu Kopfnoten-Helden, als zu austarierten Gesamtdüften werden lässt.
Zurück zu Neroli Amara und zurück zum anfangs ausgegebenen Auftrag, sein Image etwas gerade zu rücken.
Erstens: Als modernes Cologne der klassischen Spielart ist er unisex. Ich kann weder einen männlichen, noch einen weiblichen Touch herausriechen. Diesen Sortierungsfehler teilt er sich mit dem eben bereits erwähnten Eau de Cologne von Chanel.
Zweitens: 6.7/10 Punkte (zum Zeitpunkt der Bewertung) spiegeln den Duft meines Erachtens nach nicht ansatzweise wieder. Er ist frisch, ohne sich zu viel Synthetik zu bedienen. Er ist zitrisch, ohne auch nur einen Hauch von Kloreiniger-Charme. Er ist überraschend haftbar und ausdauernd für einen Duft, der sich (fast) ausschließlich frischer Noten bedient. Er ist ein Cologne, ohne altbacken zu wirken oder wirken zu wollen. Auch die Eau de Parfum Konzentration tut ihm sichtbar gut, da so der Rückgriff auf synthetische olfaktorische Potenzmacher ausbleiben kann.
Drittens: Und da muss ich mir auch an die eigene Nase packen. Van Cleef & Arpels...hä, davon kaufe ich doch keinen Duft. Gerade in Zeiten, in denen Markenidentifikation in der Parfümindustrie anfängt, die eigenen Kaufentscheidungen zu beeinflussen, ist es leicht diesen Duft von dieser (Schmuck?-)Marke im Wirrwarr einer gut sortierten Nieschenparfümerie zu übersehen. Ich hätte ihn selbst auch übersehen, wäre ich nicht von einer kundigen Nase draufgestoßen worden. Und gerade da hat sich gezeigt. Duftperlen muss man sich manchmal erarbeiten und sie stehen nicht automatisch einsortiert in der ersten Reihe. Bei mir hat es auch zwei Anläufe gebraucht, bis ich mich "getraut" habe. Und das war auch der Ausgangspunkt für diesen Kommentar. Der Duft hat die Aufmerksamkeit verdient.
Mich hat er so überzeugt, dass ich mir einen Flakon gekauft habe. Und auch das ist ein wichtiger Punkt, den ich allgemein gerade rücken möchte. Ich bin sehr dankbar, dass hier viele Leute Düfte auch dann bewerten, wenn sie sie nur als Proben/Abfüllungen gerochen haben. Ebenso dankbar bin ich allerdings, wenn sie dies auch in ihren Kommentaren angeben. Denn für mich ist es durchaus ein wichtiger Gradmesser, ob einem überschwänglichen Kommentar auch die tatsächliche Investition folgt oder nicht.
An alle die es bis hierhin durchgehalten haben. Vielen Dank fürs Lesen und bis bald!
15 Antworten