Carpintero
4
Frisch geteerte Waldstrasse nach dem Duschbad
Aventus.
Ein Duft, der die Gemüter spaltet. Ein Stoff, aus dem hitzige Diskussionen gemacht sind. Batch-Codes, Reformulierungen, natürliche Inhaltsstoffe — you name it.
Ich besitze lediglich eine Probe des oben genannten Duftes. Es gibt für mich schönere, ja, sogar wertigere Düfte aus dem Hause Creed. Royal Oud zum Beispiel.
Aber weder um den Duft noch um diese Marke geht es hier.
Nein, es geht um Poseidon‘s Elixir 11Z.
Den habe ich mir vor einigen Tagen „blind“ bestellt. Aventus kenne und mag ich. Nein, Liebe ist es nicht unbedingt. Aber ein ganz platonisches Mögen ist es. Da sich meine Probe aber nun zu Ende neigt, musste entweder ein Flakon Aventus her - bei dem ich allerdings aufgrund der allgegenwärtigen Diskussionen bezüglich Haltbarkeit und Inhaltsstoffe doch grössere Bedenken hatte, zumal der Duft ja auch einen sehr stolzen Preis trägt - oder ich würde es mit DUA‘s Poseidon‘s Elixir 11Z versuchen, der ja angeblich sehr nah am Aventus dran sein soll und im Bezug auf Haltbarkeit dem Original sogar um Welten voraus sein dürfte - zumindest sofern man den Bewertungen auf der DUA Seite Glauben schenkt.
Gestern kam er also an, mein 11Z. Getestet, geschnuppert und für gut befunden:
Ja, ganz deutlich und klar: Das ist ein Aventus-Klon. Aber schon was für einer!
Der Auftakt ist wie bei fast allen DUA-Düften eine ölige Note, die nach einigen wenigen Sekunden sofort verschwindet und die Mange für das eigentliche Parfum frei gibt. Hier startet der Duft mit einem gewaltigen Frischekick. Wie ein unglaublich frisches Männerduschgel nach einer eiskalten Dusche an einem knallheissen Sommertag.
Diese Frische wird begleitet von einer fast bitteren Bergamotte und frisch gepressten Früchten. Apfel, ja. Ananas, ja, aber nur dezent, ganz leicht im Hintergrund.
Zu diesem Moment setzt auch schon gleich eine gewisse Rauchigkeit ein, die sich aber gekonnt zurückhält und im Auftakt vor allem den frischen Noten den wohlverdienten Vortritt lässt.
Kurze Zeit nach dem Auftakt setzt die Birke ein und das mit einer richtig schönen Wucht. Und dennoch bleibt es ausgeglichen, frisch, grün und zugleich holzig. Wie wenn man an einem warmen Frühsommertag durch einen Birkenwald fährt. Die Scheiben des alten Diesels ganz unten, Klimaanlage gibt es nicht. Man schwitzt ein wenig. Aber nur ganz wenig. Im Auto Rockmusik, den Bass voll aufgedreht. Man nimmt den Diesel wahr, aber nur ganz dezent. Dominiert wird das Szenario nun vom grünen, blühenden Birkenwald. Begleitet wird das olfaktorische Erlebnis vom frischen Männerduschgel und dem Aftershave meiner Kumpels, die bei mir im Auto sitzen.
Ich muss bremsen. Eine Baustelle mitten im Wald.
„Alter, da hättest du auch gleich auf der Autobahn bleiben können!“ raunt mein Kumpel, der neben mir sitzt und noch nach etwas Rose und Jasmin vom Parfüm seiner Freundin riecht.
Die Waldstrasse wird wohl wieder frisch geteert. Wurde auch Zeit.
Die Bauarbeiter geben uns grünes Licht, wird können die Strasse langsam passieren. Ich rieche immer noch den Birkenwald, nun aber gesellt sich der Schweiss der Arbeiter und die frisch geteerte Strasse dazu. Im ersten Moment des Geschehens doch sehr stark und penetrant, einen Moment später wird es weniger und duftet einfach atemberaubend gut.
Mit all diesen Duftnoten im Auto fahren wir in die nächste Stadt. Ich setze meine Kumpels ab und hole meine Freundin von der Arbeit.
Als sie einsteigt sagt sie „Gott, hier drin riecht es aber geil, was ist das?“.
Ich grinse nur, fahre an und lass die Scheiben hoch, um den Geruch noch für einen Moment einzufangen.
„Komm jetzt sag schon, was ist das?“, fragt sie erneut, dieses mal etwas penetranter.
Ich grinse weiter, fahre mit meinem nagelneuen SUV auf die Autobahn und antworte ihr:
„Poseidon‘s Elixir 11Z“.
Als sie mich fragend ansieht, schiebe ich hinterher: „Du weisst schon... DUA!“.