Kann man jemanden ein Geruch "einreden"?

Ich hätte da mal meiner Meinung nach eine Anfängerfrage - folgendes Beispiel: ich war fasziniert vom Tom Ford - Ombre Leather Geruch. Für mich riecht der irgendwie elegant. Mein Arbeitskollege meint "boah das riecht nach einem alten abgetragenen Lederschuh ausm Stall". So, jetzt denke ich immer an das wenn ich den Duft an mir wahrnehme und siehe da, irgendwie finde ich ihn dann eklig.. Das gleiche wie zB beim La Yuqawam pour Homme - ich selbst nahm kein Himbeer Geruch wahr, als ich aber in der Bewertung gelesen habe dass auch Himbeere mit drinnen ist, rieche ich aufeinmal auch einen Hauch süße Himbeere. Wie geht ihr damit um? 

Offenbar ist es in der Tat leider so, dass eher negative Assoziationen (Schweiss, Urin, Dung etc.), die von anderen berichtet werden, bei einem selbst ähnliches auslösen können ("jetzt, wo ich das lese...ja stimmt!"). Mir auch schon passiert. Bekommt man leider nur schwer wieder aus dem Kopf...

Ja, unter Umständen absolut. Geht mir leider mit Maroussia so. Hab ihn mal auf einem Teststreifen getestet und gar nicht so schlecht gefunden. Mein Mann haut plötzlich raus:'Boah, das riecht wie *hier schlimme Assoziation einfügen*" und hat es mir damit echt verdorben, weil OH NEIN, ich roch es plötzlich auch. 😂

Andererseits findet er auch "Oud Stars - Alexandria II (Parfum) | XerJoff" schrecklich und riecht wie Arzt-Praxis für ihn, aber ich finde ihn trotzdem ganz wunderbar und rieche nicht unbedingt das Gleiche, zumindest nicht im negativen Sinn.

Geruchsassoziationen sind schon ein ganz kompliziertes Thema. 😁

Lass Dich davon nicht beeinträchtigen. Menschen haben nun einmal unterschiedliche Wahrnehmungen und Empfindungen im Zusammenhang mit Gerüchen. Manches Mal sind es nur kleine Nuancen, die dazu führen, dass man einen Duft mag oder ablehnt. Du wirst es daher auch nie allen Recht machen können, egal welchen Duft Du trägst

Ja, ich kenne das. Da kommentiert jemand etwas am Duft und obwohl man das vorher nicht gerochen hatte, kann man danach nichts anderes mehr riechen. Da hilft nur Duftpause - einfach mal in die Ecke legen, andere Düfte nutzen und irgendwann kommst du wieder drauf zurück und dann gefällt er dir wieder.  

Ich denke nicht, dass das Wort "einreden" es richtig trifft. Dann würde man sich so beeinflussen lassen, dass man etwas riecht, was nicht da ist.

Meine Erfahrung ist eher, dass ich von alleine nicht darauf gekommen bin, was ich rieche und dann etwas in einem Kommentar oder Statement lese, von dem ich denke: "Ja genau, stimmt". 

Und ich glaube an das Phänomen, dass man das besser riecht, was man auch benennen kann. So dass ein Lederduft zuerst nur ein Lederduft sein kann. Wenn man dann "Himbeere" liest, fokussiert man sich beim nächsten Mal darauf, ob man auch Himbeere riecht oder eben nicht.

Das hatte ich vor einiger Zeit auch- mit Idôle L'Intense. Ich war ganz begeistert von ihm und mein Mann meinte, dass er ihn an Tod und Mäusekot erinnert. 

An den Tod, weil er rosendominant ist und in der Türkei die Toten vor ihrer Bestattung mit Rosenwasser parfümiert werden. 

Mäusekot wohl, weil der Duft für ihn durch Patchouli etwas muffig wird. Zumindest mochte er hier kein Patchouli. Duftet ja in jedem Parfum anders. Er selber verliebte sich nämlich gerade in "Patchouli | Réminiscence". 

Nun ja- half halt nichts. Meine Flasche Idôle L'Intense musste wieder ausziehen. 

Ich dachte aber auch, dass mich Statements irgend wie beeinflussen könnten. Aber- ich wurde eines besseren belehrt. Wo andere z.B Kokos rochen (ohne, dass Kokos gelistet ist), nahm ich keine wahr. Kommt also am Ende immer auf das eigene Duftempfinden an.

Fakt ist jedoch, dass ich wie Du, immer wieder daran denken muss und auch überprüfe, ob ich nicht auch riechen kann, was andere da riechen. 

Ich hab das leider manchmal auch. Muss da echt aufpassen. Als ich hier zu Silver Musk Extrait de Parfum las, er rieche nach Ata-Scheuermittel, hab ich das zeitweise selbst gerochen. Total schräg. Legte sich glücklicherweise wieder. Da ich den Duft sehr liebe ist das vorteilhaft.  

Das ist ganz normal.

Wenn jemand überhaupt nichts von Marke, Duftpyramide, Name des Dufts, bisherige Reviews etc. weiß, dann wird er dir ganz unvoreingenommen sagen, nach was für ihn ein Duft riecht.

Da muss man schon bißchen aufpassen, ich würde mich davon aber gar nicht nicht beinflussen lassen, wenn ich danach die Wahrnehmung der anderen Person nicht nachvollziehen kann.

P.S.
Umgekehrt gibt es das übrigens auch: man trägt einen Duft und denkt sich nix dabei und bekommt plötzlich auffallend viele Komplimente.

Ja, dem kann ich ebenfalls zustimmen. Ich muss da immerzu an Ouris Parfum Nektar Extrait denken, den ich eigentlich als harmlos eingeschätzt hatte. Der hatte so eine Wirkung, mit der ich nicht rechnete. Seither trage ich den nur noch im privaten Rahmen.

Ja. Und deshalb hab ich's ganz gern, wenn mir ein Nicht-Parfumo sagt, wie er den Duft empfindet.

Der hat keine Zutaten-Liste gelesen; der weiß nicht, was er riechen soll; der macht sich nicht die Mühe, den Duft zu verstehen - der sagt einfach, wie der Duft bei ihm ankommt.

Bei mir ist es umgekehrt aber auch so, dass ich sehr dankbar bin, wenn ich eine schräge Assoziation zu einem Duft habe und hier bestätigt bekomme, dass ich nicht die Einzige bin, die das so wahrnimmt. Mir so passiert mit "Rose Goldea" von Bvlgari. Für mich schwingt da ein leider sehr deutlicher Zwiebel-Geruch mit und ich krieg den nicht aus der Nase... 

Ich find das insgesamt total spannend, weil ich mir vorstelle: ich trage "Rose Goldea" beispielsweise, bemerke nur die volle süße Rose und andere fragen mich, ob es heute Lauch-Suppe gegeben hat... 

Über Düfte scheint es die geringste Einigkeit zu geben (im Vergleich zu allen anderen Sinneseindrücken).

Die Assoziationsbehaftung von Düften ist so individuell und vielfältig wie die keiner anderen Sinnesreize. Und sie ist auch gut programmierbar/sugesstionsanfällig.

Das Phänomen kommt bei Blindtesten zb sehr gut zum tragen.

Ich testete mal einen Duft aus einem karg beschrifteten TZ, den ich hier nicht finden konnte. Ich ging also von einer gebannten Marke aus und fand einen Duft dieses Namens bei einem recht preiswerten Duftanbieter. Las die Bescheibubg, roch an dem Duft, fand, er röche billig und plastikhaft.

Weg damit. Vor einer Woche kam mir erneut eine AF ins Haus, diesmal mit mehr Infos auf dem Etikett. Es war der selbe Duft, doch nun wusste ich, das es sich um ein teures  hier sehr beliebtes Duftkunstwerk handelte und ich fand ihn ehrlich beeindruckend und einnehmend. 

Priming: sag/zeige einem Menschen, was er zu erwarten hat, er wird es erwarten. Überzeuge ihn, was er wahrnehmen soll, er wird es vermutlich tun. Funktioniert in alle Richtungen, auch bei sich selbst. Je nach Selbstvertrauen und dem Bewusstsein über die Ugebung in unterschiedlicher Ausprägung.

Stark negative/positive Assoziationen sind am wirkungsvollsten. Sagt jemand dir, du riechst nach Rose obwohl du keinen Rosenduft trägst, wirst du wenig darüber nachdenken uns auch nicht unbedingt selbst nach der vermeintlichen Rose im Duft suchen. Du denkst vermutlicj: aha. Gut.

Aussagen wie: Katzenpisse, alter ranziger Schuh, tote Maus oder Kuhstall sind hingegen starke Schläge, die man nicht vergisst und einem einen Duft verleiden können. "Ich könnte dich heute aufessen, du durftest himmlisch, nach Urlaub, Liebe, Mama, warmem Vanillekuchen" lassen einen den Duft evtl gleich zur signatur erklären, je nachdem, von wem sie kommen, selbst wenn der Duft bis zu diesen Kommentaren vielleicht nur ein "langweiliger nichtssagender Immergeher" war.

Moss-Nerd out

Mein Mann kommt ja oft mit sehr lustigen Vergleichen um die Ecke. Bei Baiser de Florence beispielsweise meinte er: "das duftet wie eine Knetmasse, mit der ich als Kind gern gespielt habe."

Ob das ein Kompliment ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ihm gefällt der Duft an mir und ich rieche definitv keine Knetmasse raus. Passt also für beide Seiten. 😅

Ist doch aber logisch - nur weil ich kein Katzenklo rieche, muss es ja nicht sein, dass ein anderer das auch nicht riecht.

Und wenn ich dann gefragt werde, ob die Katze evtl. meine Jacke mit ihrem Katzenklo verwechselt hat, rieche ich natürlich deutlich skeptischer.

Schließlich will ich ja nicht, dass auch andere solche Assoziationen haben, wenn ich in ihre Nähe komme.

(Das bedeutet nicht, dass ich meine Düfte nur für andere trage, aber ich achte schon drauf, dass ich mit meinen Düften nicht unangenehm auffalle.)

Mir ging es so mit "Love In White (Eau de Parfum) | Creed"  - als ich ihn das erste Mal gerochen habe, dachte ich, dass ich den schönsten Duft der Welt gefunden hätte. Dann habe ich mich bei Parfumo angemeldet, die Bewertungen zum Duft gelesen und versucht, nachvollziehen zu können, was einige Nutzer bei dem Duft herausreichen („nasser Hund“, „Penetranter Blumen-Albtraum“, „Ententümpel“) und allmählich verschwand die große Begeisterung und er wanderte in den Souk. Neulich habe ich ihn dann wieder in der Parfümerie getestet und eigentlich ist es m.E. doch ein sehr schöner Duft, für den ich wahnsinnig viele Komplimente erhalten habe und der an mir auch noch super lange hielt. Am Ende ist er nun wieder auf meiner Wunschliste gelandet.
Ich glaube, dass wenn man sich mit einem Duft wohlfühlt oder sich mit ihm sogar identifizieren kann, dann wirkt er 1000x schöner an einem selbst. Und sich zu sehr von außen beeinflussen lassen sollte man sich bei Düften und im Leben ohnehin nicht

Meine Freundin hat mir so zahlreiche Düfte zerstört 😂😂😂 z.B. riecht Spirito Fiorentino  wirklich nach Sellerie... Ich dachte erst sie ist verrückt aber ja... Ich kann ihn nicht mehr riechen...

bei Alexandria 2 war es ähnlich aber da konnte mein Gehirn die negative Assoziation vergessen... Es ist also nicht unmöglich

Generell: Absolut! Um auf die Frage einzugehen. 

Allerdings denke ich auch, es ist von Person zu Person unterschiedlich und hängt mit der Persönlichkeit zusammen. Manche Menschen regieren stark auf die Vibes, die von anderen gesendet werden, positiv wie negativ. In diesem Fall negativ. Es hängt meines Erachtens viel mit diesem "Ich will anderen um jeden Preis gefallen" zusammen, nach dem der Mensch normalerweise strebt. Ist total natürlich. Redet dir jetzt jemand was schlecht, was du eigentlich immer total gern mochtest, verliert es plötzlich enorm an Wert, weils ja scheinbar nicht so gut ankommt wie du dachtest. Es löst ein schlechtes Gefühl aus und die negative Assoziation sitzt erstmal. 

Es gibt aber auch diejenigen, denen einfach alles am Popo vorbei geht, auf die hat das keinen Einfluss.

Knetmasse passt! Ich kenne Deinen Mann nicht und finde trotzdem, dass Piperonal/Heliotropin und Iris zumindest in Kombination mit Anisaldehyd an Knetmasse erinnert 😀 Ich mag das ...

Haha, er ist halt immer gnadenlos ehrlich und darüber bin ich auch dankbar. Kufi , den ich mir so gerne gekauft hätte, hat er mir verboten. Er rieche nach Herren-Pissoir. Nö, das muss dann nicht sein. Nachher denken meine männlichen Kunden dasselbe. Autsch!

Für mich duftete der einfach wunderschön nach Tee, Verbene und Moschus. *seufz*

Ich hatte diese Erfahrung mit Gelsorosa 🙈

Ich empfand den Duft immer als lecker pudrig orangig, bis eines schönen Tages ein Arbeitskollege gleich nach dem Aufsprühen ins Büro kam, und gemeint hat, was da so penetrant nach Mottenkugeln riecht 😂🙉😖

Jetzt muss ich ständig nachriechen, wenn ich den trage, ob da wirklich eine Mottenkugelnote ist.. .... und dann bildet man sich das wirklich schon ein 

Leider können andere Menschen einem tatsächlich mit ihren Assoziationen einen Duft madig reden. Alles letztendlich Kopfkino, aber es funktioniert. Ich hatte hier auch mal bei einer Rezension gelesen, dass Chloé Rose Tangerine angeblich nach Dillgurkenwasser riecht. Ich dachte noch, wie lächerlich!, aber dann habe ich es auch gerochen - einfach nur, weil ich dann diese Assoziation im Kopf hatte. Hmpf! Nichts persönliches gegen diese Dame, aber sie hat mir den Duft total vermiest. 😒

Stimmt leider nicht immer. Merkt man ja speziell an den Düften, die man haben will, weil die Zutaten auf der Liste super klingen.
Da schreiben alle, dass der Duft nach Vanille / Gewürzen / Leder etc. riecht und man selber riecht leider nur gelbe Blumen...

Mir wurde damals Florabotanica madig geredet!

Ich war ja so stolz, als ich diesen grünen, frischen Duft das erste Mal zur Arbeit trug. Der war so anders wie meine anderen Düfte!

Den ersten Dämpfer erhielt ich, als meine eine Arbeitskollegin meinte, ich hätte schon mal wesentlich besser gerochen! Den zweiten, als eine andere meinte, hier würd's nach frisch gemähtem Rasen und nach Gras riechen. 

So, das war dann ab jetzt immer in meinem Kopf, frisch gemähter Rasen, ich bekam das dann auch nicht mehr aus meiner Nase!😬