Ich bekam mit 10/11 einen Flakon Tabaluga welchen ich ganz sporadisch zu Geburtstagspartys von Freunden, Kinobesuchen, Ausflügen etc mal auflegte. Evtl erklärt das die Vorliebe welche ich im Alter für animalische Noten (Ambra,Bibergeil, Zibet etc.)entwickelt habe, haha.
Später, in der 5/6 Klasse begann dann das ernste Interesse an der Damenwelt, es wurde geflirtet und man wollte auf sich aufmerksam machen und für das andere Geschlecht angenehm duften. Reif wirken und im Trend sein. So zogen dann Jamaica Man Eau de ToiletteBruno Banani Man Eau de ToiletteJoop! Homme Eau de Toilette ein und wurden in der Schule, auf Veranstaltungen oder bei Dates getragen. Man kaufte von dem was „in“ war das was einem am meisten zusagte und in das Budget passte. Das zog sich über Jahre hinfort. Man probierte sich durch diverse Bruno Bananis, Playboys und günstige Designer wie Lacoste, eben das was der örtliche Rossmann so hergab. Parfums hatten einen gewissen Stempel bei mir im Kopf, „kleines Wässerchen zum Beduften um positiv beim Partner/angepeiltem Geschlecht wahrgenommen zu werden“. Die Schmerzgrenze lag bei 50€.
Mit 18/19, als ich zum ersten Mal etwas Geld verdiente, dachte ich mir „Komm Jung, heute gehst du los und gönnst dir mal etwas, unter anderem ein neues, anständiges, luxuriöses Parfum! (Nische kannte ich nicht, ich dachte an Dior, Chanel, Armani etc). Du wirst doch langsam erwachsen, oder willst du weiter riechen wie ein Bub?!“ Imaginär verdoppelte ich meine Schmerzgrenze auf 100€ und schlenderte gemächlich los in die Stadt zum Douglas und roch mich planlos durch die Regale, doch mich sprach außer Fahrenheit Eau de Toilette nichts an, (dieses Spiel aus warmen und kalten Noten war für mich völlig anders und sehr beeindruckend) zum Kauf konnte ich mich trotzdem irgendwie nicht durchringen. Dennoch dieser Duft blieb mir im Kopf, später sollte sich herausstellen wieso. Mein Vater trug ihn als er Jünger und ich klein war. Der Apfel fiel wohl nicht weit vom Stamm.
So richtig ins Rollen kam der Stein dann einige Zeit später, als ich ein Bild bei Facebook, im Profil von Xatar sah. Auf diesem sah man einen Tisch, auf diesem Tisch lag die CheckIn-Karte eines Luxushotels, eine Tom Ford Sonnenbrille und ein 100ml Flakon Tom Ford Tuscan Leather. Ich hielt den Flakon erst für eine hochwertige Spirituose, die Marke Tom Ford kannte ich nicht. Ich war mittlerweile um die 20. Ich googelte Tom Ford Tuscan Leather, sah das es ein Parfum war und war angefixt. Der unfassbar hohe Preis (295€/100ml), der Flakon, der Name, die Beschreibung zum Duft. Ich rannte also zu Douglas, mist! Standen dort nur 2-3 Blaue/Grüne Private Blend und die Signature Line im Regal. Ich also ran ans Regal, erster Griff Neroli Portofino und BAM! Ich war begeistert, so eine Frische, Lebhaftigkeit, Leichtigkeit, Natürlichkeit. Schön, ich bekam direkt gute Laune und Urlaubsvibes. Es war Frühling. Auch die anderen Tom Ford Privates gefielen mir, ganz im Gegensatz zu dem was ich bei meinem letzten Besuch bei den anderen Marken unter der Nase hatte, ganz anders, nicht so typisch parfümig. Dann das Preisschild 100€/30ml, ich schluckte, dass ist mir dann doch ein bisschen zu wenig Saft, zu dem Preis. Ich ging zur Signature und Orchid Kollektion über, welche im Regal daneben stand und ja auch diese haute mich völlig aus den Socken, diese Opulenz, Fülle, Vielzahl an Noten, Tiefe und Stärke waren enorm beeindruckend. So kaufte ich mir an diesem Tag Black Orchid Eau de Parfum oder Orchid Soleil Eau de Parfum , ich besaß beide, weiß allerdings nicht mehr welcher zuerst kam. Ich meine es war Orchid Soleil, der Flakon hatte es mir angetan. Es folgte noch Noir Extreme Eau de Parfum , alles im Zeitraum von wenigen Wochen, ich war am Hacken wie ein zappeliger Lachs. Im Kopf schwirrte mir dennoch immernoch der dunkel braune Tom Ford Flakon durch den Kopf, ihn wollte ich unbedingt riechen, alles an ihm zog mich an. Es vergingen einige Monate und dann stand ich plötzlich direkt vor ihm, dem Tom Ford Kosmetik Counter im De Bijenkorf in Amsterdam, inmitten des vorweihnachtlichen Getummels, herrlich! Eine unglaublich charmante Verkäuferin führte mich durch die Kollektion und ich war im siebten Himmel und roch sie alle…Tobacco Vanille, Neroli Portofino, meinen lang ersehnten Tuscan Leather und so weiter und so fort. 4 Düfte hatten mich aber so richtig umgehauen und wurden mir auf kleinen Kärtchen mitgegeben (ich habe sie bis heute, im Parfumschrank hinter den TF Flakons) es waren die 3 eben gennanten und dann jener welcher mich völligst aus dem Leben riss… Ich stand da und hatte feuchte Augen, ich war komplett weg, hin und weg, das erste mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl mich in einem Duft gefunden zu haben. Es war Oud Wood Eau de Parfum , noch im Braunen Flakon und seiner ganzen Pracht! Auf der Heimreise roch ich ununterbrochen an diesen Karten. Zuhause angekommen rannte ich zu Douglas, (leider, wieso leider erfahren wir gleich) mittlerweile weiteten sie das Tom Ford Sortiment aus und Oud Wood war der erste „Dunkle“ Duft der Private Blend in unserem Douglas und erstand meinen ersten Flakon Oud Wood, 30ml zu 100€, diese DNA dieser Flakon, das war es mir einfach wert. Ich bekam allerdings schon den grauen Flakon. Wenige Wochen später entdeckte ich das meine Heimatstadt mit einer wundervollen, wirklich wundervollen Nischen-Parfümerie gesegnet ist. Gemeinsam mit einem Kumpel schlenderten wir rein und da stand er wieder, der Braune Flakon Oud Wood, (ich könnte heulen im Nachhinein) wieder ließen wir ihn uns zeigen und wieder war ich den Tränen nahe. DAS ist er! Halt….Momentmal, irgendwas ist hier doch anders… Ich besaß Oud Wood ja nun schon einige Wochen und kannte den Duft. Und mein grauer war definitiv anders. Er berührte mich nicht so wie es der braune tat. Ich tat das ganze unter Hirngespinst ab (Parfumo/Reformulierungen waren mir zum dem Zeitpunkt noch völligst Fremd).
Die Damen welche uns an diesem Tag beriet hatte einen guten Riecher. Sie zeigte uns Royal Oud und ja was soll ich sagen…er versetzte mich sofort in eine Erinnerung, ich konnte die Situation regelrecht nochmal erleben. Eine sehr schöne Erinnerung, an den letzten gemeinsamen Sommerurlaub mit meinen Eltern in der Bretagne. Ich stand wirklich, mit den Tränen am Kämpfen, vor Freude und Rührung dort und konnte es kaum fassen was gerade passiert war. Ich war so dankbar das fühlen zu dürfen. Sofort kaufte ich den kleinen, damals noch 75ml Flakon für 170€. Einige Wochen/ wenige Monate später, bei Douglas, kaufte ich einen weiteren Flakon und man ahnt es rückblickend schon….dieser war anders, wieder keine Emotionen. Es stellte sich heraus das ich den 15er Batch kennen und lieben gelernt hatte und nun einen 16er hatte. Enttäuscht tauschte ich ihn um. Mit dem Geld ging in die Nischen-Parfümerie und wir suchten alle Flakons ab, rochen sogar an den ungesprühten Flakons, mist/oder zum Glück… hatte ich doch den letzten 15er erwischt. Es gab noch einen 16er welcher dem 15er fast identisch war, ich kaufte dann diesen. Diese beiden Flakons hüte ich bis heute wie mein Augenlicht. Sie schaffen es bis heute. Rieche an Ihnen bekomme ich vor Rührung und Freude feuchte Augen und bin mit meinen Eltern am Meer in der Bretagne. So auch jetzt 🥲
Schön was Düfte in einem auslösen können. Seitdem habe ich sowas nie wieder gefunden und suche es auch nicht. Ich habe meinen 10/10 Duft für mich, sehr früh, am Beginn meiner Reise gefunden und bin unglaublich dankbar diesen Schatz zu haben. Seitdem genieße ich eine wundervolle bunte Reise/Spielwiese und weiß das ich für mich meinen Duft oder beziehungsweise mich in einem Duft gefunden habe zu dem es immer wieder schön ist zurückzukehren. Ich trage Royal Oud auch nur an ganz besonderen Tagen. Er ist für mich eher ein Schlüssel zu einer anderen Welt/Erinnerung an der ich ab und an schnupper und eintauche. Meinen 10/10 Lieblingsgeruch zum Tragen habe ich im Oud Wood, Elysium Cologne und Aventus gefunden. Gelehrt haben mich diese Erlebnisse vor allem eines, wenn dir ein Duft gefällt, guck nach dem Batch und kauf direkt, zeitlich unmittelbar so viele Flakons von dem Batch wie für dich sinnvoll. So wie er einmal ist wird er später oft nicht mehr sein.
Irgendwo am Anfang dieser Reise, als ich Oud Wood ganz frisch gekauft hatte, bin ich ganz begeistert zu meinem kleinen Bruder gelaufen, habe ihn an mir schnuppern gelassen und gefragt was er von dem Duft hält. Er war zu dem Zeitpunkt 15/16 Jahre alt und hat bis heute null Interesse an Düften. Er schnuppert, schnuppert genau hin und sagt „hmm riecht eigentlich nur nach dir, ein wenig intensiver vielleicht“. Ein schöneres Kompliment für einen Duft habe ich bis heute nicht bekommen. Das Gute liegt doch oft so nah.