Chnokfir
Verbale Interaktion chnokfir mit Parfum
vor 11 Jahren - 21.03.2013
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Zusammenleben mit einem Parfummuffel - Teil 1

Zusammenleben mit einem Parfummuffel - Teil 1

Aller Anfang ist schwer

Trennungen sind ja fast nie wirklich einfach und deshalb habe ich mir auch einige Zeit gelassen, bis ich die nächste Misses Right so richtig habe an mich herankommen lassen. Mit 40 ist man ja auch nicht mehr so Hau-Ruck wie noch mit 20 ...

Irgendwann nach einigen Treffen auf mehr oder minder neutralem Boden musste ich SIE dann auch zu mir nach Hause einladen. Es war klar, auf einer inneren Checkliste wird SIE einen Soll-Ist-Vergleich machen, alle meine bisherigen Aussagen über mich mit dem Ist-Zustand abgleichen. Man darf es sich jetzt nicht wie beim Spindappell bei der Bundeswehr vorstellen, der Einfachheit halber habe ich es etwas struktieriert, was SIE vorfand ... und wie SIE darauf reagierte:

 

6 gerahmte Tour-Plakate von Depeche Mode im Gang - irritierter Blick.

10 Paar Adidas Samba im Flur - die meisten kannte sie schon - Schmunzeln.

200 Duft-Miniature in einer Vitrine im Flur - Nichts, sie hat es beim ersten Vorbeigehen nicht wahrgenommen

300 CDs - die Zusammenstellung wird später unter die Lupe genommen - Lächeln.

60 DVDs - auf den ersten Blick zu viel Thriller und SF - Schnuteziehen.

1.300 Bücher im Wohnzimmer - sie ist Dipl.Bibliothekarin - freudestrahlende Augen.

6 verschiedene Curry-Pasten im Kühlschrank - Naserümpfen (sie isst nicht scharf)

80 Tour-Shirts von allen möglichen Konzerten, Festivals - Schmunzeln (sie erkannte es als unendliches Reservoir an Sleep-Shirts)

3 Paar weisse Socken neben 30 Paar schwarzer Socken - erleichtertes Aufatmen.

40 kleinkarierte Hemden neben 10 Uni-Hemde - ja, ich bin Buchhalter - Kopfschütteln.

30 Düfte auf der Waschmaschine im Bad - Reservoir für den tägl. Gebrauch -  unsicheres "Was ist das?"

250 Düfte im Keller - Depot und Bestand an nicht mehr erhältlichen Düften und Raritäten - verzweifeltes "Das ist nicht dein Ernst, oder?"

 

Ich muss dazu sagen, SIE besitzt nur ein einziges Parfum und das auch schon ohne Abwechslung seit knappen 15 Jahren. Es gefällt ihr, SIE weiss, woran SIE damit ist und braucht auch keine Abwechslung.

Und jetzt komme ich um die Ecke, stelle mein halbes Bad mit Düften voll und tausche zwei mal im Jahr Sommer- gegen Winter-Düfte aus. Und jeden Morgen, wenn ich zu einem bestimmten Duft meiner Wahl greife dann IHRE Frage, "Und wieso ausgerechnet heute diesen Duft?" Genau aus dem selben Grund wieso SIE ausgerechnet zu einem bestimmten Top, Schuh oder Handtaschen greift. Die Analogie sieht SIE jedoch nicht.

Mittlerweile wohnen wir ein Jahr zusammen. Meine Düfte wurden allesamt aus dem Bad ins dunkle Gästezimmer verbandt.  Und ich habe inzwischen Büro-Düfte und Freizeit-Düfte, also Düfte die SIE nicht mag und ich dann nutzen darf, wenn ich im Büro bin und solche, die SIE an mir riechen mag. Glücklicherweise habe ich deutlich mehr Düfte, die SIE mag als umgekehrt.

Wenn wir Besuch von ihren Freunden oder Verwandten bekommen, fragen schon einige nach, ob sie mal meine Duft-Sammlung sehen düften. Ich weiss nicht, ob SIE rumerzählt, hier sähe es aus wie bei Douglas, aber irgendwie habe ich das Gefühl, meine Parfum-Leidenschaft wird tendenziell als exotischer angesehen als das Sammeln von Briefmarken, Playboy-Heften aus aller Herrenländer oder diesen hübschen kleinen Brauerei-Sattelzügen, die man in Getränkemärkten nachgeworfen bekommt.

Na, wenigstens schnauft SIE nicht, wenn ich mal wieder mit einer kleinen Tüte aus dem Duty-Free nach Hause komme oder fragt nach, was denn in einem Paket ist, dass ich bei eBay ersteigert habe ...

 

To be continued ...

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