Das Open-Source-Dilemma: Ein genauer Blick auf „Perfumer Archive“
Die kürzlich gestartete Website perfumerarchive.com hat die Bühne der Parfümwelt still und heimlich betreten. Das Projekt, das sich selbst als "Open-Source-Plattform für die Parfümerie-Community" bezeichnet, steht wohl vor potenziellen rechtlichen Hürden, die ihre Ambitionen in Frage stellen könnten.
„Perfumer Archive“ preist seine Sammlung von Formeln, Akkorden und Basisnoten als einen Segen für die Parfümindustrie an. Dennoch kann man das große ethische Dilemma nicht übersehen, das mit der Verbreitung von im Wesentlichen geschütztem Wissen verbunden ist. Das Vorgehen wirft ähnliche Fragen auf wie die Verbreitung von urheberrechtlich geschützter Musik oder Literatur.

Die künstlerische Kernfrage
Wir glauben, dass Wissen frei geteilt werden sollte...
perfumerarchive.com
Die Macher von „Perfumer Archive“ haben sich zum Ziel gesetzt, die Kunst der Parfumherstellung zu
„demokratisieren“, indem sie freien Zugang zu Formeln und Akkorden bieten. Auch wenn dieser Ansatz gut gemeint erscheint, banalisiert er ein Handwerk, das eine strenge Ausbildung erfordert. Die vorgefertigten Formeln der Plattform reduzieren die Komplexität der Kunst auf eine Reihe von Anweisungen und untergraben die Kreativität und das Können, die in der traditionellen Parfümerie stecken.
Der Zustrom von Imitationen
Man könnte vermuten, dass die Weitergabe der Formeln den Dupe-Herstellern die Arbeit weiter erleichtern würde, da sie die Formeln nicht mehr selbst entschlüsseln müssten. Dies könnte die bereits bestehende Flut von Nachahmungen auf dem Markt sogar noch verstärken. So wäre es denkbar, dass der Markt noch übersättigter wird und der Wert der handwerklichen Düfte weiter verwässert. Für die Verbraucher und Verbraucherinnen könnte es dann immer komplizierter werden, zwischen authentischen Düften und ihren zahlreichen Kopien zu unterscheiden.
Der Open-Source-Ansatz ist fragwürdig
Die Demokratisierung von Wissen ist zwar ein bewundernswertes Ziel, aber die Besonderheiten der Parfumindustrie machen dies zu einem fragwürdigen Schritt. Parfums lebten schon immer von der Mystik einzigartiger Mischungen und geheimer Formeln. Durch die Enthüllung der Formeln könnte „Perfumer Archive“ zu einer Bedrohung für eine Branche werden, die auf Einzigartigkeit angewiesen ist.

Visionär oder Opportunist?
Ziad El-Desoki ist der Kopf hinter dem Projekt. Mit seiner Arbeit in verschiedenen Bereichen des Duftmarketings und der Duftkreation ist El-Desoki kein Fremder in der Welt der Düfte. Die Beweggründe für die Schaffung einer Open-Source-Plattform für Parfumformeln bleiben jedoch unklar. Ist es ein echter Versuch, das Wissen innerhalb der Branche zu demokratisieren oder gibt es ein anderes Ziel?
Ein Fragezeichen für die Branche
Ist „Perfumer Archive“ also eine bahnbrechende Neuerung oder läuft es Gefahr, das altehrwürdige Handwerk der Parfümerie zu gefährden? Auch wenn die Plattform behauptet, das Wissen über Parfümerie leichter zugänglich zu machen, muss man die Auswirkungen bedenken. Wird der Ansatz die Kunstform der Düfte bereichern oder könnte er zu einer Flut von weiteren Dupes führen?
Quelle: https://perfumerarchive.com


DonVanVliet

Wollen sie uns als Heilsbringer klar machen, was wir wirklich zu glauben haben? Was steckt wirklich dahinter?. Uns sind in der Vergangenheit die diejenigen auf den Zwirn gegangen, die mit jeder Rezension uns eintrichtern wollten, welchen synthetischen Mist wir kaufen, lobhudeln, wie schlau sie doch sind, sie aber die Durchblicker + Heilsbringer für die Beurteilung von Parfüm seien. Also wir sind zu dumm, zu verstehen, so ungefähr. Infos + Quellen zu synth.-, chemischen Stoffen gibts genug. In jedem seriösen Parfümworkshop kann man lernen, wie man Parfüms macht, was natürlich und was synthetisch ist. Wir können doch nicht wollen, das die Natur für die Millionen Hektorliter Luxusgut Parfüm geplündert wird. Wir müssen uns mit synth. Stoffen arrangieren oder kein Parfüm konsumieren.
Biete mal im eBay etwas an: Das kostet richtig Schotter, vor allem, wenn Du noch schlechte Bewertungen hast.
Frag mich bitte nicht, von wem, wieviel und so weiter.
Weil mich das nicht interessiert. Aber auch das Einstellen von Websites kostet Geld.
Schon das abgenagte Stückchen von den verlangten Cookies bringt Geld. Auch wenn wir jetzt zustimmen müssen. Wenn nicht, bekommt man oft nicht alles so angezeigt, wie es vollständig wäre.
So hat mir mein Sohn, er ist Softwareentwickler, es erklärt.
Je bekannter man wird, desto weiter nach vorne kommt man z. B. im Google und da stehen unter Parfüm nun mal wir mit Parfumo.
Da habe ich mich vorhin wohl nicht richtig ausgedrückt.
Deshalb hält sich mein Grausen über die "Rezepte" in "Perfumer Archive" in Grenzen.
2) Aber: Wer weiß denn, ob die Rezepte stimmen? In Zeiten von ChatGPT glaube ich nur noch, was ich selber komponiert habe. Und ein erfolgreiches Rezept würde ich nie und nimmer preisgeben.
Oder Musik. Sollte man das theoretische Wissen nur einer kleinen Elite überlassen!? Nö.
Deswegen kann man noch lange nicht gut kochen, weil man (nur) Rezepte hat. Dazu gehört praktisches Lernen vom Wasserkochen, und Spiegelei braten, Nudeln kochen, Strukturieren: Planen, Beschaffen, Vorbereiten, Zubereiten...an. Das ist Erfahrung, Üben. Lernen und Intuition und Begabung zusätzlich. Und das gilt auch für gute Parfüms, Formeln und Rezepte allein reichen nicht. Egal ob synthetische Stoffe verwendet werden. Noch mehr gilt das für natürliche Grundprodukte.
Und mit Noten und einem Musikinstrument kann man ohne jahrelanges Lernen niemals gute Musik machen oder etwas davon verstehen, egal um welcher Richtung Musik es sich handelt.
Der Impact wird insgesamt minimal sein.
Was die Dupes betrifft: auch ohne die Website gibt es genug davon. Reicht, wenn man einmal durch die Großstadt schlendert, da riecht es überall nach Baccarat- Dupes. Es kann sich ja jeder vor dem Parfümkauf schlau machen, was er kauft.
Kenne die Webseite nicht, wollte hier nur eher auf den Ansatz des Beitrags Bezug nehmen.
Bestenfalls kannibalisieren die sich doch gegenseitig, schließlich stehen sie nur untereinander in Konkurrenz und kaum zum Original.
Oder sollte man wirklich glauben, dass niemand mehr den Imagination kauft, nur weil jetzt neben Zara auch noch H&M, Mango und der 1-Euro-Shop um die Ecke einen Abklatsch davon im Sortiment haben?
Verkauft Lacoste keine Shirts mehr, nur weil Kick auch T-Shirts verkauft? Wird LV seine Taschen nicht mehr los, weil beinahe identische Modelle in jeder drittklassigen Einkaufspassage zu bekommen sind?
Ehrlich gesagt kann ich mir sogar vorstellen, dass die Dupes den Status der originalen Düfte erhöhen. Natürlich werden Dupes vekauft - aber die gleichen Menschen haben früher eben zu Cool Water gegriffen. Das ist doch in der Regel nicht die Zielgruppe, die den großen Parfumhäusern verloren geht.
Das wäre das Ende der Parfümerie.
Schöne neue Welt !!
Praktikabel, sprich das Einhalten des Urheberrechts, so gut wie illusorisch.
Auch bei Düften ;-)
Mit geteiltem Wissen lässt sich Kreativität und Erfindungsgeist fördern und fordern.
Gerade im IT-Bereich bildet Open Source sogar oft eine Grundlage für neue Entwicklungen und Innovationen.
Hier habe ich aber eher den Eindruck, dass man einfach kommentarlos ein paar Bastelanleitungen (woher auch immer sie stammen mögen) hingeklatscht kriegt.
Da geht es weniger um Open Source als um Malen nach Zahlen.
Damit lässt sich vlt. etwas zusammenbrauen, das irgendeinem Vorbild nahe kommt, aber wer sich dem Hobby/Beruf wirklich hingeben mag, wird sich vermutlich nicht mit nachbasteln zufriedengeben.
In der Tat erleichtert das nochmal den Einstieg für Nachahmungen. Ob die Seite selbst nun aber als Einstiegsgelegenheit betrachtet wird, ein Fälschungsunternehmen zu gründen, weiß ich nicht.
Sehe aber nicht, wo der Schaden entsteht, denn Klone gibt es jetzt schon wie Sand am Meer und die Firmen dahinter sind wesentlich größer als alles, was jetzt irgendwo in der Badewanne angerührt wird. Wo da die "gesteigerte Übersättigung" entstehen soll, erschließt sich mir nicht.
Im Augenblick greift noch der Geheimnisschutz bezüglich der Parfümformeln, so habe ich J-C. Elléna verstanden. Wenn das so kommt, dass jeder das nachahmt, wenn auch nur als Vorlage, dann muss das so kommen wie beim Zitieren von Texten und Spielen und Nachproduzieren, Remakes von Musik: Man muss die Originalquelle auf den Flakon schreiben. Und, wie es bei Musik und Geschriebenem ist: Es muss etwas geben wie die GEMA und die Urheberrechtsgesetze die durch entsprechende Institutionen überwacht werden und Genehmigungen erteilen. Und Nachahmer müssen das deklarieren und an die Urheber zahlen. Warum sollen die so billig davon kommen?
Für mich sind Luxusgegenstände dahingehend elitär, als ich mir gönne, sie selber auszuwählen, zu testen und mir von meinem selbstverdienten Geld auch zu gönnen. Ich bevorzuge dabei ein Parfum, welches von einem menschlichen Gehirn erschaffen wurde und zwar aus seinen Lebenserfahrungen heraus. Formeln sind furchtbar langweilig und abstrakt. Daher bin ich auch kein Parfumeur, sondern ein Rezipient seiner Kunst. Ich blättere lieber eine Printzeitung um, als ein e-book zu lesen. Ich mag sinnliche Wahrnehmung eines Produkts entstanden aus sinnlicher Wahrnehmung. Das ist Elite im besten Sinne. Wenn ihr gutes Parfum herstellen wollt,wälzt keine Formelkataloge,
In der Naturwissenschaft sind sie nach meinem Empfinden sehr schön und drücken einfach nur in einer weltweit einheitlichen Sprache Zusammenhänge und Verhaltensweisen aus die mit Worten niemals so einfach zu beschreiben wären.
Bei der langweiligen listenartigen Aufzählung von Zutaten wie in obiger Seite stimme ich dir aber völlig zu. Einfach ein langweiliges Kochrezept.
Rechtliche Probleme könnten aber durch die Verwendung originaler Parfüm-/Markennamen entstehen.
Wenn Dupes wirklich das Problem sein sollten, sind sie es momentan auch schon. Ob und wie viel getan wird, soll da vermutlich nicht so klar werden. Doch wenn ich mir die schon vorhandenen Diskussionen um den perfekten Batch anschaue, will ich mir gar nicht vorstellen, wie viel drastischer dieses Thema noch werden könnte.
In diesem Sinn: große Marken in allen Ehren, aber hat das wirklich noch mit Kunst zu tun oder ist es teils nur noch absurder Umsatz?
Am Ende kommt Kunst eben doch von Können
Genau das ist Parfum für mich nämlich. Kunst. Und Kunst sollte unabhängig von großen oder teuren Marken funktionieren.
Ab jetzt wird es vielleicht ein bisschen paradox und nicht immer konstant, was ich sage. Aber ich versuche mich.
Das Internet ist voll von Schritt für Schritt Anleitungen zu und von verschiedenen Künstler:innen. Wer will kann mit Bob Ross sein nächsten Kunstwerk kreieren. Oder eben den nächsten Keilrahmen für den Müll, was bei mir der Fall wäre. Und auch trotz zigfacher Nachahmung und Drucken, Kopien und was nicht alles, ein echter Monet oder Picasso wird nicht weniger an Wert oder Beachtung.
An der Stelle ein Appell zur Unterstützung kleiner / lokaler Künstler:innen und einer persönlichen Note, wenn man sich selbst an Kunst wagt.
Die Zeiten in denen die Inhaltsstoffe in Parfümen einen Geheimnis waren, sind schon längst vorbei. So lange er das mit einem Open Source Gedanken macht, finde ich das in Ordnung. Wenn er damit Geld machen will nicht.
Viele wird das zufrieden stellen, da sie ein bis dahin unerschwingliche Parfums sich so zulegen könnten.
Ich persönlich finde das schrecklich. Für mich ist das Diebstahl von geistigem Eigentum.
Super spannendes Thema, danke für diesen Beitrag! 👏
Wer sich Sorgen um dupes macht, kann ich verstehen, aber es wurde ja auch trotz Raubkopien weitergesungen.. ;)
Die Ordner "demo formulas" und "accords/bases" mögen zu einem gewissen Grad ja noch Dinge enthalten, die Anfängern hilfreich sein können. Da ist halt die Frage, was die Intention der Nutzer dahinter ist, etwas nachzubauen oder sich Anregungen zu holen.
Unabhängig bleibt ein ungutes Gefühl, spätestens wenn bei den einzelnen Links ausgerechnet auf mega.nz verlinkt wird - nicht gerade der Gipfel der Seriosität...
Wenn die Formeln so "gewonnen" wurden, wird es juristisch natürlich besonders interessant, da landet man dann wohl bei Copyright und Markenrecht.
Die großen Häuser haben genug Cash um die ganz großen Anwaltsfirmen darauf anzusetzen.
"The most important thing about intellectual property vs. creative expression is that copyright law was created not to stifle creativity but to encourage creativity." - S. Fairey