Helena1411
Helena1411s Blog
vor 12 Monaten - 05.08.2024
65 32

Was die Nase riechen soll …

P.S.: Das Post Scriptum gehört allein dem Namen nach ans Ende; dennoch möchte ich es vorwegstellen. Also im Grunde ein A.S. - Ante Scriptum, wenn man so will. Und falls es das überhaupt gibt. Naja, jetzt schon, ich verfasse es ja gerade. Wie dem auch sei … ich möchte hiermit eine Entschuldigung an all diejenigen aussprechen, denen ich vor gut zwei Jahren nicht mehr geantwortet habe, bei deren Wanderbriefen ich mich still und ohne Nachricht ausgeklinkt habe, bei denjenigen, die an meinen Wanderbriefen teilgenommen haben und keine Auflösung mehr von mir erhalten habe, schlichtweg allen, denen ich durch mein plötzliches Abtauchen vor den Kopf gestoßen habe(n könnte). Es tut mir leid. Ich will auch nicht mit irgendwelchen weitschweifenden Erklärungen ausholen, denn das ist weder der Ort, an den es hingehört, noch ist es von Interesse. Nur so viel: Manchmal kommt das Leben dazwischen. Manchmal auch mehr. Es gab keinen anderen Weg. Und dennoch bedauere ich es. Und möchte mich bei all denen, die das (definitiv zurecht aus ihrer Sicht) daneben fanden, entschuldigen. Es war nicht meine Absicht, irgendjemandem auf den Schlips zu treten oder, wie man neudeutsch zu sagen pflegt, zu ghosten.

Und nun zum eigentlichen Anliegen.

Meine Nase und mein Gehirn sind ganz schön ausgefuchste Ganoven. Sie kollaborieren. Und zwar gegen mich. Entdeckt habe ich das diese Woche, und zwar um genauer zu werden, beim Test zweier Düfte.
Der erste Duft war das Eau de Cartier EdT (lässt sich leider nicht verlinken). Der zweite Duft war Herbal Aquatica . Beim ersten Duft, der auch in meiner Sammlung beheimatet ist und den ich gerne im Alltag auflege, habe ich gedacht, dass er ein kurzes Statement sehr wohl verdient hätte, vor allem, da ich seinem Bruder, dem EdP, bereits vor langer Zeit diese Ehre habe zuteil werden lassen. Dementsprechend habe ich natürlich erneut den Duft aufgelegt (kein Test ohne Testung, und hat man den Duft noch sooft getragen; das ist man seinen Mit-Parfuma/os schließlich schuldig) und ausführlich gerochen. Und notiert und gerochen und notiert und nochmal gerochen. Und schlussendlich auch ein Statement verfasst.
Und dann habe ich einen Fehler gemacht, bevor ich mein Statement veröffentlicht habe. Ich habe die anderen Statements gelesen. Und war irritiert. Gelinde gesagt. Frisch? Grünfrisch? Zitrischfrisch? Minzfrisch? Vor allem aber, und ich schrieb es bereits, frisch? Wieso roch ich denn Puder? Und ich roch Puder. Und zwar nicht wenig. Definitiv.
Dann kam der nächste Fehler. Ich unternahm einen neuen Test, wobei das nicht der Fehler war. Neu zu testen ist ja nicht verkehrt, vielleicht hat sich meine Nase ja vertan. Kann passieren. Der Fehler war aber, ich studierte vor der zweiten Testung die Pyramide. Und nun setzte das ein, was die Kollaboration meines Gehirns und meiner Nase ausmachte (zumindest unterstelle ich genau das den beiden Angeklagten): Ich roch auf einmal auch etwas Frisches. Zart Zitrisches. Immer noch durch Puder hindurch, der blieb hartnäckig. Aber es war etwas da, was zuvor nicht da war. Welch Wunder! Die Frage, die sich mir jedoch stellte, war nun aber: War es wirklich da oder war es nur da, weil mein Gehirn „Yuzu“ und „Veilchenblatt“ gelesen hatte und meiner Nase nun das „Go“ gab: „Du riechst jetzt Zitrisch-Frisches und Grün-Herbes, steht schließlich in der Duft-Pyramide!“. Und die Nase, folgsam, wie sie ist, nickte und roch das, was das Gehirn ihr befahl, ganz gleich, was sie zuvor nur mit mir allein ohne diese graue Walnuss da oben errochen hatte. Kollaborateurin erster Güte, sage ich da nur!
Und das Interessante war ja: Der Puder war gleichbleibend da, obwohl die anderen Statement-Verfasser:innen nichts dergleichen schrieben. Also blieb ein Teil meiner vorherigen Wahrnehmung doch bestehen (ein letzter Versuch der Loyalität meiner Nase ihrer Besitzerin gegenüber? Wer weiß das schon …). Es kam eben nur etwas dazu, was ich zuvor nicht so gerochen habe. Dann habe ich in meiner Verwirrung in einem dritten Test noch das EdP und das EdT zum Vergleich aufgesprüht und - siehe da! - das EdT hatte einen helleren, minimal zitrischen Einschlag. Aha!
Aber: Beide Düfte blieben und bleiben gleich pudrig bei mir. Und so frage ich mich: Riecht meine Nase, was mein Gehirn ihr befiehlt zu riechen, vor allem wenn ich vor, während oder auch nach der Testung die Pyramide studiere? Oder ist das, was ich lese, nur eine Unterstützung des Riechvorganges? Beim zweiten Duft, dem Herbal Aquatica, habe ich nämlich auch erst einmal getestet und nicht gelesen. Da jedoch kam meine Voreingenommenheit hinzu, denn die Montale-Düfte und ich … sagen wir, es ist kompliziert. Entsprechend konnotiert war meine Erwartungshaltung, welche sich dann im weiteren Verlauf auch bestätigt sehen durfte. Brackig anstatt frisch-aquatisch, Synthetikbombe anstatt Naturgenuss, eine Zumutung sowie ein „Wie-krieg-ich-das-schnellstmöglich-wieder ab“-Kandidat. Im Grunde wie alle bisherigen Montale-Testungen bei mir auch schon.
Wäre der Test wohl genauso ausgefallen, hätte ich das Pröbchen unbeschriftet, ohne das Wissen um das Dufthaus und somit einhergehend ohne bereits bestehende Vorurteile und negative Erwartungshaltung getestet? Haben auch hier Hirn und Nase kollaboriert?
Oder unterstelle ich meinem Denk- und Riechorgan fälschlicherweise eine Beeinflussung meiner Wahrnehmung, die so gar nicht vorhanden ist? Ist die Veränderung nach dem Lesen der Pyramide nur eine Schärfung der Sinne? Und meine Voreingenommenheit nur eine reine Vorsichtsmaßnahme von Hirn und Nase? (Okay, ersteres klingt noch plausibel, letzteres dagegen doch ein wenig nach Erklärungsnot, um ehrlich zu sein.)


Und nun kommt die entscheidende Frage an Euch:

Sind Euer Hirn und Eure Nase auch Kollaborateure oder sind sie gänzlich unvoreingenommen?

65 Antworten
CoraKirschCoraKirsch vor 10 Monaten
3
Jedenfalls schön, dass Du wieder da bist 🙋🏻‍♀️
Meine Nase ist enervierend desinteressiert an Pyramiden und Wahrnehmungen von Anderen. Sie schafft es nicht, auf eine kollektive Begeisterung einzuschwenken, nur, weil es da steht. Sie kann auch kein ungelistetes Patchouli ignorieren, nur, weil es da nicht steht. Daraufhin fühl ich mich öfters allein mit meinen Impressionen. Aber ich komm damit klar 🫣😇
Helena1411Helena1411 vor 10 Monaten
Deine Nase ist mir sehr sympathisch. Und: Du bist nicht allein damit ☺️
LuwaLuwa vor 12 Monaten
1
Gerne gelesen.
Ich lasse mich mittlerweile viel zu sehr von Duftnoten beeinflussen. Früher habe ich mehr auf die Durchschnittsbewertung sowie auf die Beschreibungen von anderen Usern geachtet. Mein Blick war darauf gerichtet, wie kommt der Duft an und wie könnte der Duft ungefähr riechen.
Heute bin ich sehr offen gegenüber neuen Tests.
Da ich mittlerweile doch eine ganz schöne Menge von Düften getestet habe, meine ich mir manchmal einzureden, bestimmte Düfte wegen einzelnen Duftnoten zu meiden. Je nach Laune, Temperatur, Düfte die im Raum stehen und natürlich wie die einzelnen Noten miteinander harmonieren, riecht sie natürlich immer anders. Leider bin ich da teils sehr voreingenommen. Plötzlich finde ich dann doch einen Duft mit Rose, den ich mag, auch wenn es der Erste von 50 ist. Das sollte ich in der Zukunft mal vermeiden.
Helena1411Helena1411 vor 10 Monaten
Diese Voreingenommenheit kommt mir nicht ganz unbekannt vor. Leider nimmt man sich damit überraschende Positiv-Erfahrungen, und sei es beim 50. der Duftrichtung.
GandixGandix vor 12 Monaten
2
Allein an etwas denken, erhöht ja die Aufmerksamkeit... Es kann einem sogar nen Duft verleihen, wenn man öfters gefragt wird... Riechst du das nicht... Und es ist was, das man nicht leiden kann... Irgendwann, wenn man lang genug danach schnuppert, riecht man es bestimmt...
GandixGandix vor 12 Monaten
1
🤣🫣.... Verleiden sollte es natürlich heißen. Das wäre eine Möglichkeit 🤔
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
2
So könnte ich vielleicht die WL kleiner bekommen… ;-)
SetaSeta vor 12 Monaten
1
P.S. Fragrantica listet 'Eau de Cartier' als hauptsächlich zitrisch-pudrig! Sie geben dir also vollkommen recht.
https://www.fragrantica.com/perfume/Cartier/Eau-de-Cartier-309.html
Vielleicht hast du eine 'angelsächsische' Nase?
SetaSeta vor 12 Monaten
Hihi, auch so bekommt man Verstand und Nase in Einklang :-D Einfach die richtige 'Quelle' suchen...
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
Man muss also nur wissen, wo man schauen muss 😉😁
Ich frage mal bei meiner Nase nach …
SetaSeta vor 12 Monaten
3
Dass ich bei einem Duft manchmal etwas ganz anderes rieche als 'alle anderen', kenne ich auch. Aber wie gesagt, jeder Mensch hat schon rein biologisch individuelle Riechzellen mit speziellen An- und Hyperosmien. Sogar Parfumeure haben keinen absoluten Geruchssinn. Dazu kommt dann noch die unterschiedliche Geschmacksprägung etc. Da können dann auch für kompetent befundene 'Nasen' verschiedene Dinge herausriechen. Duft-Pyramiden beeinflussen sicher auch mein 'Duft-Über-Ich', allerdings nicht mehr die hier auf Parfumo - sind einfach zu unvollständig und unzuverlässig :-D
Aber auch mich irritiert, dass ich oft Düfte beim zweiten, dritten, vierten Tragen ganz anders wahrnehme als beim ersten Mal. Das ist auch für mich rätselhaft und wirft Fragen auf! Vielleicht müsste man da mal einen Philosophen der Hermeneutik, einen Gehirnforscher und Herrn Ellena zusammen diskutieren lassen...
Danke für diese niveauvolle Diskussion! Haben wir nicht mehr so oft...
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
Oh, diesem Gespräch würde ich gerne als Zuhörer beiwohnen. Und selbst diese drei könnten das Rätsel sicherlich nicht in Gänze aufschlüsseln.
P.S.: Mein Partner ist fast anosmisch, bei ihm riecht einfach alles eher in Oberkategorirn, d.h., eher unangenehm, eher gut, eher muffig, etc.
TurandotTurandot vor 12 Monaten
4
Selbst die versammelten Teilnehmer einer Guerlain-Schulung sind auf das Phänomen hereingefallen, das Du beschreibst. Und Guerlain hat uns damals sehr nachdenklich wieder an die duftende Front vor den diversen Parfumregalen in unseren Firmen geschickt. Ich habe das Erlebnis in diesem Blog beschrieben:
https://www.parfumo.de/Benutzer/Turandot/Blog/Eintrag/Riechen_wir_wirklich_was_wir_riechen____
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
1
@Turandot Jetzt musste ich erstmal Deinen Blogbeitrag lesen. Das ist ja überaus spannend und aufschlussreich! Und bestätigt meine Wahrnehmung. Danke fürs Teilen.
SetaSeta vor 12 Monaten
1
Das ist ja interessant, wenn es sogar Menschen 'vom Fach' betrifft! Werde ich mal lesen.
AbscheBoAbscheBo vor 12 Monaten
1
Ich habe mir gerne Deinen Blog von vor 13 Jahren angeschaut. Ja, sehr lehrreich. Danke dafür, wenn auch sehr spät... 😊
TurandotTurandot vor 12 Monaten
4
Übrigens der Duft, der uns aufs Glatteis geschickt hat war "Jicky".
SüchtigSüchtig vor 12 Monaten
2
Nasen sind prinzipiell unterschiedlich. Ich habe einen Duft da rieche ich ganz stark die Feigen heraus und meine Tochter sagte zu mir, was ich für einen tollen Kokosduft trage. Da war mir die komplett unterschiedliche Wahrnehmung klar und deshalb kann ich auf Kommentare, gar nichts geben und muss selbst testen. Super geschrieben. Dankeschön dafür 🏆
CoraKirschCoraKirsch vor 10 Monaten
Feige und Kokos sind 2 Noten, die gern miteinander verwechselt werden! Solche Paarungen gibt es öfter 😉
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
Der Selbsttest ist mMn immer unabdingbar. Denn egal, wie sehr ich vielleicht beeinflusst werde von anderen Beschreibungen, meine eigene Dufterfahrung muss dann noch lange nicht dieselbe sein.
Und sei herzlich bedankt für Drin Lob 🙏🏼 Das freut mich sehr!
AlliageAlliage vor 12 Monaten
1
Also mein Rüssel transportiert die Geschichten der Düfte in mein Hirn. Düfte erzählen mir immer Geschichten oder rufen Assoziationen hervor. Die müssen nicht immer mit der Duftpyramide oder dem Eindruck der Gemeinde einhergehen. Meistens ist es nicht so. Oftmals matcht es aber mit dieser. Dann kann ich zuordnen, was in meinem Kopf noch nicht zuzuordnen war und hilft mir dann beim Studium der Duftnoten ...
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
1
Tatsächlich entstehen auch bei mir fast immer Duftbilder, wenn ich Düfte rieche. Entsprechend sind auch meine Statements und Rezensionen. Und dennoch passiert es mir anscheinend, dass ich beeinflusst werde von anderen Dufteindrücken. Scheint ja meine Erfahrung mit besagtem Eau de Cartier und den Montale-Düften zu bestätigen.
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 12 Monaten
5
Hängt die Nase am Hirn oder das Hirn an der Nase? Mal so mal so, würde ich sagen, ist jedenfalls doch schön, wenn die beiden miteinander kommunizieren. Und ich behaupte mal, ohne die Pyramide zu lesen, würden ganz viele Menschen ganz viele Dinge nicht riechen (ich auch nicht). Aber trotzdem bin ich möglichst unvoreingenommen und wenn ich etwas rieche, das 99 andere nicht riechen, dann sage ich es trotzdem...
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
3
Das sollte man, so finde ich, immer schreiben dürfen, wenn man etwas im Duft riecht, egal, ob das jetzt alle anderen auch oder eben nicht riechen.
UnverdünntUnverdünnt vor 12 Monaten
2
Der erste Schnuff ist meist recht unvoreingenommen von mir, erst dann geht das Dilemma los, wenn ich etwas anderes rieche, als in den vielen Bewertungen geschrieben. Dann suche ich nach Bestätigung, dass außer mir das noch jemand so riecht. Da wünsche ich mir für die Zukunft noch etwas mehr Nasenselbstbewusstsein.
SeeroseSeerose vor 12 Monaten
3
Schreibe was Du wahrnimmst und wetten: Dann schreiben andere das auch hin, weil sie nun auch dasselbe wahrnehmen:-) Sie hatten das nur vorher nicht bemerkt und/oder nicht gewußt, was das sein könnte....
AbscheBoAbscheBo vor 12 Monaten
2
Nasenselbstbewusstsein … Ich finde man sieht das sehr gut beim Fake-Check Unterforum. Da geht es mehr um das optische an der Verpackung und am Flakon. Der eigentlichen geruchlichen Probe vertraut man an der Stelle nur noch nachgeordnet.
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
2
„Nasenselbstbewusstsein“ - Das finde ich gut. 😆
Aber das, was Du berichtest, kenne ich tatsächlich auch. Wie schon @Seejungfrau zuvor schrieb: „Der eigenen Nase vertrauen.“
YataganYatagan vor 12 Monaten
2
Schließe mich an sich @Fresh21 an. Natürlich ist der Geist machtvoll. Darum sollte man die Gewalt des Subjektiven nie unterschätzen. 🙃
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
2
Deine Aussage könnte ich so im Philosophie-Unterricht aufgreifen 👌🏼👍🏼
Fresh21Fresh21 vor 12 Monaten
3
Interessant zu lesen, wie sehr deine Erwartungshaltung deine Duftwahrnehmung beeinflusst, bin aber eher Team unvoreingenommen. Bestelle ich eine Probe, hoffe ich zwar, dass der Duft möglichst wie die Quersumme seiner Statements, Rezensionen, Duftpyramide und Diagramme riecht, doch meine Tests laufen dann eher im Reset-Mode, gerade um mir nicht selbst etwas vorzumachen, bevor ich wohlmöglich einen ganzen Flakon kaufe 😉
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
2
Tatsächlich ist es mir erst bei dem Cartier-Duft so krass aufgefallen. Zuvor war es mir nicht so bewusst bzw. bin ich in meiner Wahrnehmung wohl nicht so weit von den anderen Statements und der Pyramide abgewichen.
Aber Reset-Mode klingt gut ☺️
InyIny vor 12 Monaten
4
Natürlich sind sie nicht unvoreingenommen. Sobald ein weiterer Reiz (hier: visuell) hinzukommt, kann die Bewertung anders ausfallen und fällt auch häufig anders aus. Wenn du eine rote Limonade siehst, würdest du vermutlich erwarten, sie schmecke nach Erdbeere oder anderen populären roten Früchten. Schmeckt sie, trotz der roten Farbe, hingegen nach grünem Apfel, erfordert das deinem Gehirn durchaus eine gewisse Leistung ab, diesen Geschmack als "grüner Apfel" zu identifizieren, weil mit der roten Farbe eine gewisse Erwartungshaltung einhergeht, ausgehend davon, dass wir rot = Erdbeere, oder rot = Himbeere, oder rot = Tomate gelernt haben. Häufig riechen wir (blind) auch nur das, was wir kennen, was insbesondere bei assoziativen Beschreibungen von Gerüchen/Düften/Aromen zu beobachten ist. Also selbst wenn du blind schnupperst, ist dein Repertoire begrenzt, weil es vom Duftgedächtnis abhängt und damit den Dingen, die du im Laufe deines Lebens (bewusst) riechen gelernt hast.
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
3
Da hast Du sicherlich recht. Das ist ja ähnlich bei dem Gehirntraining, bei dem die Worte wie „grün“, „rot“, etc. geschrieben stehen, allerdings in einer anderen Farbe als die, für die das jeweilige Wort steht. Auch da hat das Gehirn zutun, das richtige Wort zu lesen und nicht auf die Farbe zu reagieren. Entsprechend wird es dann auch mit Düften sein.
TherisTheris vor 12 Monaten
3
Ich mache mir auch erst mein eigenes Bild bzw. Urteil über den Duft, bevor ich die anderen Statements lese.
Weil dann kommen plötzlich Noten zum Vorschein, die die eigene Nase nicht herausgerochen hat 😁
(jedenfalls bei mir so)
Schöner Blog, sympathisch geschrieben🙂
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
4
Ich sollte vielleicht auch so ein Stufenprogramm fahren: Blindverkostung mit Notizen, Statements lesen, nochmal riechen, Pyramide, nochmal riechen.
AbscheBoAbscheBo vor 12 Monaten
4
Blindverkostung ist das, was man für ein wirklich objektives Urteil macht. Meist ist man als normaler, privater Konsument aber garnicht an einem solchen objektiven Urteil interessiert. Dann käme man ja nie an eine „ordentliche“ Sammlung. 😀 Vorauswahl, mit den Erwartungen testen und kaufen oder nicht kaufen, je nach Erfüllung der Erwartungen.
AbscheBoAbscheBo vor 12 Monaten
2
Mit Erwartungen meine ich das, was andere Sinne und/oder der Verstand an Vor- oder begleitendem Wissen zur eigentlich geruchlichen Probe einbringt.
ChaiTeeChaiTee vor 12 Monaten
4
Vielleicht blieben dann die Sätze 'riecht nach Nische' oder 'riecht mainstreamig' öfters mal stecken.
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
2
Ich bin gerade am
überlegen, ob ich wohl wirklich Erwartungen erfüllt sehen möchte. Und ja, zum Teil stimme ich Dir da zu.
ErgoproxyErgoproxy vor 12 Monaten
4
Meine Nase hat da ihren eigenen Kopf. Mal stimmt sie der Pyramide zu, Mal rieche ich Noten die nicht in der Pyramide aufgeführt sind. Ich habe entschieden ihr den eigen Kopf zu lassen. 😁
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
2
Die Nase ein Freigeist? Verwegen, aber gut!
Aramis924Aramis924 vor 12 Monaten
3
Bei mir ist das ähnlich: Das Geruchsempfinden wird sehr stark beeinflusst vom "Framing" durch das Großhirn.
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
2
Typisches Beispiel bei Werbung. Funktioniert hier aber auch perfekt.
PistazieneisPistazieneis vor 12 Monaten
....und jährlich grüsst das Murmeltier. Schade.
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
Wer nichts postet … mir soll‘s recht sein.
PistazieneisPistazieneis vor 12 Monaten
Dann leg los, ich freu mich drauf.
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
8
Ach weißt Du, dann kann ich ja auch bei Dir wieder kommentieren (obwohl Du es Dir verbeten hast), wenn Du auch bei mir kommentierst (warum eigentlich?). Gleiches Recht für alle, gell?
P.S.: Ich mag Murmeltiere!
SeeroseSeerose vor 12 Monaten
3
Aber klar, riecht man, was man liest oder sich nur vorstellt. Du kannst Dir doch auch Lebensmittel, Essen, fiese Gerüche vorstellen. Schon bei den Gedanken an etwas sehr Leckeres „läuft einem das Wasser im Mund zusammen“. Also kann man auch davon ausgehen, dass diejenigen, die ohne abzuschreiben die Pyramide sorgfältig studieren vor und beim Testen, diese hingebungsvoll paraphrasieren und das alles „aus dem Kopf“ gerochen haben. Dass in den meisten Düften so ungefähr ab< 30 Ingredienzen enthalten sind, ficht diejenigen nicht an: „Jeder hat eine eigene Wahrnehmung“ bekommt man bei Widerspruch trotzig zurück. Witzig, wenn man bei Floris „Limes“ blind getestet „Linde“ (Kumarin) riecht, alle hatten zuvor Limette geroche. Das Wörterbuch klärt auf, dass Linde auch „Lime“ auch „Lindenbaum“ und als Verb „Mit Kalk düngen“ bedeuten kann. Wie viele rochen bei „Coromandel“ Mandeln. Und ich war sehr enttäuscht, dass ich keine wahrnahm :-). Ich teste deshalb zu weit wie möglich blind.
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
3
Ich glaube, das ist des Rätsels Lösung: Möglichst blind testen.
PollitaPollita vor 12 Monaten
3
Gerade bei Montale hatte ich kürzlich zwei Proben zum blind testen vom lieben Ergo. Ich hab sie beide sehr positiv bewertet. Wer weiß, ob ich das auch getan hätte, wenn ich gewusst hätte, dass sie von Montale sind? 🤷🏻‍♀️
ZionistZionist vor 12 Monaten
2
Danke Dir für dieses Beispiel
Ich zum Beispiel lasse seit Jahren so gut wie alle Móntale Düfte links liegen, weil mir das Blech, die gesamte Optik und das Drumherum des Marketings einfach zuwider ist.Mein Vorurteil, meine Subjektivitaet und meine persönliche Überheblichkeit bezüglich dieser Firma sind mir bewusst, und ich denke, da bin ich auch nicht völlig alleine bei denjenigen, die ähnliche Aversionen, wegen anderen Faktenbei anderen Dufthaeusern haben. Sicher entgeht mir da auch etwas, und vermutlich ist da der eine oder andere tolle Duft dabei, aber Kismet….
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
2
Vielleicht hätte ich das auch so machen müssen… Merke ich mir fürs nächste Mal!
SeejungfrauSeejungfrau vor 12 Monaten
4
Düfte sind Emotionen.Nase und Hirn gehören zusammen.
Unvoreingenommen testen könnte ich nur blind.
Meist wurde man im Vorfeld schon in irgendeiner Weise getriggert. :-)
Kurz : Sprühen.Warten.Assoziationen eingeben.Diagramm.Notizen.Duftnoten studieren.Parfumeur.Herstellertext...
Rezensionen/Statements lesen.Zuerst alle Negativwertungen.:D
Nach mehreren Tests bewerten.
Der eigenen Nase vertrauen!
Schöner Artikel. 😊 Und JA - es wird abgeschrieben.Was nicht unbemerkt bleibt.
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
3
Stimmt, fällt meist schnell auf. Aber macht mir so gar keinen Spaß. Wo bleibt da der Duftentdeckungsspaß?
SeejungfrauSeejungfrau vor 12 Monaten
7
Pyramide abschreiben passiert hier leider ziemlich häufig.Da kann man nur müde lächelnd den Kopf schütteln. 😅
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
3
Abschreiben ist aber langweilig!
Und meine Nase und ich haben uns wieder versöhnt.
LysdeKerkLysdeKerk vor 12 Monaten
3
A.S. statt P.S. Schön, dass du wieder da bist! 🤍
Zum Thema: Mir geht es häufig ähnlich. Darum bemüh‘ ich mich nach dem Erstsprüh alle Eindrücke + Gedanken sacken zu lassen und dann die Pyramide schnell überscrollend in die Notizen frei von der Nase weg niederzuschreiben. Dann kommentiere ich oft in den Notizen noch, ob die Pyramide und/oder gewisse Noten für meine Nase (nicht) passen. Und wenn ich dem Tenor der Statements so gar nicht beipflichte, gibt es auch noch ein knapp verkürzeltes „hä?“ oder „wtf?“ (neudeutsch für „Niemals im Leben!“ 😉). Statements werden daraus aber (noch) (mittlerweile) selten, was ich aber ändern will. Kennen tu ich das aber sehr gut, aber bleibe in meiner Nasenwahrnehmung unbeeindruckt. Eben vielleicht genau, weil ich es in meinen Notizen unsichtbar und daher unkommentierbar lassen kann. Dann kann niemand sagen „wtf, die riecht aber komisch!“ 👻
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
2
Wow, das ist mal ein komplexes Vorgehen! Chapeau!
ElAttarineElAttarine vor 12 Monaten
3
Danke für Deine Reflektionen! Und ja, es ist so, und zwar wird da nicht bloß abgeschrieben! Alle unsere Sinne bilden die Welt da draußen nicht einfach ab, sondern sie gestalten sie immer mit.... Daher können wir ja auch lernen, etwas wahrzunehmen...
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
2
Das habe ich schon im Philosophie-Studium gelernt, die Welt ist mit unseren Sinnen konstruiert.
StenLaurelStenLaurel vor 12 Monaten
9
Ist so. Wenn einer schreibt "aquatisch", dann schreibt es der nächste ab, und der übernächste bestätigt es , und dann lesen es alle, und dann ist der Duft aquatisch. Auch wenn nicht.
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
3
@StenLaurel : Ich hab das auch gar nicht persönlich genommen. Aber ich bin ein wenig stolz, dass ich puderstandhaft geblieben bin ;-)
StenLaurelStenLaurel vor 12 Monaten
4
@Helena1411 : Damit meinte ich auch nicht Dich. Ich meinte das mehr allgemein, von wegen einer erzählt etwas, und dann ist das so für viele. Weil das Gehirn es einem einredet.
Helena1411Helena1411 vor 12 Monaten
3
Ich bin standhaft bei pudrig geblieben.

Weitere Artikel von Helena1411