09.05.2020 - 06:24 Uhr
Yatagan
393 Rezensionen
Yatagan
Top Rezension
79
Antiquität
Unkommentierte Düfte No. 150
ich freue mich, dass mein 150. Kommentar zu unkommentierten Düften einem Parfum von Annette Neuffer gilt. Von Anfang an gefielen mir die Düfte, ich habe die Entwicklung der Marke gespannt verfolgt und bisher ist für mich kein schwacher Duft dabei. Natürlich muss man die DNA der Neuffer-Naturparfums mögen. Hier wurde schon viel darüber geschrieben, aber genau erklären könnte es wahrscheinlich nur Annette selbst. Ein Versuch: Auf mich wirken alle Düfte ein eher dunkel, sehr balsamisch resp. harzig, orientalisch würzig, ohne allerdings in die Richtung arabischer Düfte zu tendieren, vielmehr als Erbe der euroorientalischen Duftkultur (YSL Opium, Lauder Youth-Dew und Cinnabar, Kenzo Jungle) mit starken Gewürzen (ohne animalische Tupfer durch Cumin; überhaupt fehlen m.W. die animaischen Akzente älterer Tradition: Zibet, Bibergeil). Lobenswerterweise enthält keiner ihrer Düfte tierische Inhaltsstoffe wie echtes Zibet (von Zibetkatzen) oder echten Moschus (von Moschustieren). Annette Neuffer hat sich hier klar positioniert, auch hier auf Parfumo nachzulesen, denn der merkwürdige Trend kleiner Nischenmarken und Manufakturen, neuerdings wieder verstärkt auf solche Duftstoffe zurück zu greifen, führt m.E. zu ethisch nicht vertretbaren Auswüchsen. Zudem zeigen die Düfte von Annette Neuffer, dass derartige Inhaltsstoffe schlicht nicht nötig sind, um einen herausragenden Duft zu komponieren.
Auch Havana Plum steht in der oben beschriebenen Tradition, entwickelt sie aber wieder ein Stückchen weiter. Noch ein wenig besser gefällt mir Chyprette, weshalb ich jenen mit 10.0, diesen hier, Havana Plum, mit 9.5 bewertet habe. Bei Chyprette findet man bereits einen ausgezeichneten Kommentar, weshalb eine Ergänzung dort nicht nötig erschien.
Zunächst war ich bei Havana Plum etwas skeptisch, weil ich Düfte mit Pflaumen, Rum, Trockenobst-Charakter, aromatisiertem Tabak u.ä. zwar meist recht gerne mag, nie aber überragend bewerten konnte, weil da für mich zu viel Gourmand-Charakter mitschwingt - und so etwas mag ich eigentlich nicht.
Havana Plum hat mich aber durchweg positiv überrascht, weil die Pflaumennote zwar zunächst sehr stark ist, auch die o.a. Akzente aus Rum oder Cognac meint man gut zu riechen, aber schon bald werden sie in die typischen Merkmale der Neuffer-Düfte eigeordnet: dunkel würzige, sehr dichte, komplexe Textur, die ein wenig an ein verstärktes Opium, ein süßeres Youth-Dew (minus Aldehyde), ein fruchtigeres Jungle, ein präsenteres Cinnabar erinnert. Havana Plum liegt zwischen all diesen Düften in einer Schnittmenge und doch auf neuem Territorium, ergänzt um eine süßliche Trockenobst-Rum-Note.
In der Basis entwickelt der Duft einen dunklen Holzton, den ich so stark von den o.g. Düften nicht kenne, behält zwar noch eine gewisse Süße, wird aber herber als beim ersten Aufsprühen. Dabei erinnert er mich an der Geruch eines alten Möbelstücks. Bei uns steht ein Schrank von 1780. Wenn ich die Türe offne und hineinrieche, dann weht ein Holzgeruch heraus, der den Atem von zweieinhalb Jahrhunderten angereichert hat: sehr angenehm, sehr melancholisch, ein bisschen wehmütig, weil man an vergangene Zeiten denken muss, - ohne je wirklich alt zu wirken.
ich freue mich, dass mein 150. Kommentar zu unkommentierten Düften einem Parfum von Annette Neuffer gilt. Von Anfang an gefielen mir die Düfte, ich habe die Entwicklung der Marke gespannt verfolgt und bisher ist für mich kein schwacher Duft dabei. Natürlich muss man die DNA der Neuffer-Naturparfums mögen. Hier wurde schon viel darüber geschrieben, aber genau erklären könnte es wahrscheinlich nur Annette selbst. Ein Versuch: Auf mich wirken alle Düfte ein eher dunkel, sehr balsamisch resp. harzig, orientalisch würzig, ohne allerdings in die Richtung arabischer Düfte zu tendieren, vielmehr als Erbe der euroorientalischen Duftkultur (YSL Opium, Lauder Youth-Dew und Cinnabar, Kenzo Jungle) mit starken Gewürzen (ohne animalische Tupfer durch Cumin; überhaupt fehlen m.W. die animaischen Akzente älterer Tradition: Zibet, Bibergeil). Lobenswerterweise enthält keiner ihrer Düfte tierische Inhaltsstoffe wie echtes Zibet (von Zibetkatzen) oder echten Moschus (von Moschustieren). Annette Neuffer hat sich hier klar positioniert, auch hier auf Parfumo nachzulesen, denn der merkwürdige Trend kleiner Nischenmarken und Manufakturen, neuerdings wieder verstärkt auf solche Duftstoffe zurück zu greifen, führt m.E. zu ethisch nicht vertretbaren Auswüchsen. Zudem zeigen die Düfte von Annette Neuffer, dass derartige Inhaltsstoffe schlicht nicht nötig sind, um einen herausragenden Duft zu komponieren.
Auch Havana Plum steht in der oben beschriebenen Tradition, entwickelt sie aber wieder ein Stückchen weiter. Noch ein wenig besser gefällt mir Chyprette, weshalb ich jenen mit 10.0, diesen hier, Havana Plum, mit 9.5 bewertet habe. Bei Chyprette findet man bereits einen ausgezeichneten Kommentar, weshalb eine Ergänzung dort nicht nötig erschien.
Zunächst war ich bei Havana Plum etwas skeptisch, weil ich Düfte mit Pflaumen, Rum, Trockenobst-Charakter, aromatisiertem Tabak u.ä. zwar meist recht gerne mag, nie aber überragend bewerten konnte, weil da für mich zu viel Gourmand-Charakter mitschwingt - und so etwas mag ich eigentlich nicht.
Havana Plum hat mich aber durchweg positiv überrascht, weil die Pflaumennote zwar zunächst sehr stark ist, auch die o.a. Akzente aus Rum oder Cognac meint man gut zu riechen, aber schon bald werden sie in die typischen Merkmale der Neuffer-Düfte eigeordnet: dunkel würzige, sehr dichte, komplexe Textur, die ein wenig an ein verstärktes Opium, ein süßeres Youth-Dew (minus Aldehyde), ein fruchtigeres Jungle, ein präsenteres Cinnabar erinnert. Havana Plum liegt zwischen all diesen Düften in einer Schnittmenge und doch auf neuem Territorium, ergänzt um eine süßliche Trockenobst-Rum-Note.
In der Basis entwickelt der Duft einen dunklen Holzton, den ich so stark von den o.g. Düften nicht kenne, behält zwar noch eine gewisse Süße, wird aber herber als beim ersten Aufsprühen. Dabei erinnert er mich an der Geruch eines alten Möbelstücks. Bei uns steht ein Schrank von 1780. Wenn ich die Türe offne und hineinrieche, dann weht ein Holzgeruch heraus, der den Atem von zweieinhalb Jahrhunderten angereichert hat: sehr angenehm, sehr melancholisch, ein bisschen wehmütig, weil man an vergangene Zeiten denken muss, - ohne je wirklich alt zu wirken.
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