NuiWhakakore
01.12.2022 - 11:47 Uhr
32
Top Rezension
2
Preis
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Ban Zai!

Er lebte in seiner kleinen Erdhöhle unter der großen Zeder. Das war keineswegs kalt, nass oder sonstwie ungemütlich, nein, er hatte es warm und kuschelig und es roch immer schön würzig nach Holz und Erde. Die Lehmwände hatte er hellgrün gestrichen, das war seine Lieblingsfarbe. Er hatte überhaupt ein sehr hellgrünes, fast schon minziges Gemüt. Bei den anderen Waldbewohnern war er beliebt.

Nur einmal hatte er Streit mit den Nachbarn. Rosen waren eingezogen, schrien rum, wucherten alles zu und nahmen ihm die Sicht. Als er um etwas mehr Rücksichtnahme bat, lachten die einfältigen Dinger nur und nannten in Bon Zai. Da wurde er sauer. Von wegen Bon Zai, Ban Zai schrie er, schnappte sich seine Machete und löste das Problem. Seit dem waren die Rosen nur noch ganz klein und auch immer höflich und freundlich. Und er saß wieder in seiner kuscheligen Höhle, atmete die würzige Luft und machte sich cremige Gedanken.

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Bon Zai startet holzig, süß-harzig und warm. Auch blumige Noten sind erkennbar, wenn auch noch keine Rose. Würzig-frische Kräuter erinnern mit etwas an Minze und Anis (wohl vom Shiso). Auch das Eisenkraut kommt schön frisch zur Geltung. Die Zeder ist deutlich und eher auf der holzig-würzigen Seite angesiedelt; frische, limonige Noten fehlten hier. Zitrisch wird es dann aber doch, regelrecht sauer sogar. Das kommt wohl von der Mandarine, wobei die normal nicht so sauer sein sollte. Es spielt auch der Vetiver mit hinein. Diese Säure finde ich recht unpassend und auch unangenehm, sie hält sich für ca. eine Stunde, bevor sie verfliegt.

Zur Basis hin kommt die Rose etwas nach vorne. Sie ist dunkelrot, leicht fruchtig, eher klein und schüchtern – stört also nicht. Getragen wird die Basis allerdings von den erdigen Noten des Patch und den lehmig, süßlich-cremigen Noten des Oud. Eine harzige Komponente meine ich, wie zu Beginn auch schon, wahrzunehmen. Das ist dann wirklich sehr schön. Haltbarkeit und Silage sind im grünen Bereich von Naturdüften, ca. 6 Stunden und eher hautnah. In Summe ein sehr schöner, natürlicher, frisch-erdiger Duft. Ohne die saure Phase hätte er eine noch höhere Wertung bekommen.

Ayala Moriel aus Kanada macht, nach eigener Aussage, exklusive Parfums aus natürlichen Inhaltsstoffen, man kann Workshops und Schulungen machen oder sich auch ein Bespoke-Parfum anfertigen lasse, immer vorausgesetzt, man hat das nötige Kleingeld dazu (ein einwöchiger Kurs für 1.800 $, Bespoke für 1.000$). Auch ihre Parfums sind mit 8,60$ bis 13,80$ je ml alles andere als Schnäppchen. Bei aller Natürlichkeit und Hochwertigkeit ist mir das etwas zu viel Exklusivität, das mag aber jeder selbst entscheiden.
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