09.02.2016 - 09:14 Uhr
Rickthedog
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Rickthedog
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8
Neulich in London
Auf Vermittlung von Burberry (Junior) sollte ich seinen alten Herrn Burberrys in seinem Haus in Belgravia, London aufsuchen. Ich hatte Burberry (Junior) vor einiger Zeit in einem Berliner Nachtclub getroffen (zugegeben, er war schwer angeheft und noch schwerer von Begriff!) und nutzte die Gelegenheit, nach dem Verbleib seines alten Herrn zu fragen. So arrangierte der Junior also eine Audienz beim alten Burberrys in London Belgravia. Ich war aufgeregt. Ich durfte eine Legende treffen. Endlich! Mein Taxi setzte mich vor dem imposanten Eingang ab und nach dem ich die riesige Treppe bis zum Eingang (kommt wohl einem Burgtor näher) bewältigt hatte, reckte ich mich nach dem Türklopfer. Pochchchch, Pochchchch, Pochchchch.
Nach gefühlten Ewigkeiten bat mich ein steinalter, etwas seniler Butler herein (er führte mich zunächst in eine Abstellkammer, bis ihm sein Irrtum auffiel) und drapierte mich in einem gigantischen Salon (aus den Dreißiger Jahren? des 17. Jahrhunderts?).
Und dann kam ER!
Burberrys in voller Lebensgröße! Elegant in einem hellgrauen Zweireiher mit Jacket (leider mit einer allzu leuchtenden grünen Krawatte - Brite eben) und - (ogottogott) - mit braunen Hauspantoffeln! (Ächz, was für ein Abtörner für meine Ehrfurcht). Graue, fast weiße Haare ohne auch nur eine lichte Stelle (Neid!). In seinem scharf gezeichneten Gesicht ein äußerst dominanter melierter Schnäuzer.
Burberrys: Sie, äh, sind?
ich: R. aus DE. Ich freue mich, Sie sehen zu dürfen, Sir.
(Er gibt mir einen festen nuancierten Händedruck - kurz vor der Schmerzgrenze. Jetzt erinnert er mich mehr an einen alten britischen Kolonial-Obersten.)
Burberrys: Äh, ja... Mr. R aus DE. Mein ah Junior hat Sie bereits angekündigt. Setzen Sie - äh - sich.
Möchten Sie einen Drink? Ich habe hier einen ausgezeichneten - äh - Minzlikör?
(Ohne eine Antwort meinerseits zu erwarten, dreht er sich zur Türe) Arthur? Arthur... Bringen Sie diesem - äh - Gentleman ein Glas vom 81er - Sie wissen schon - äh äh -.
Ich: Danke sehr, Sir. Dürfte ich Sie etwas fragen?
Burberrys: Äh, sicher, Mr. N?
Ich: Nein R., Sir! Wie kam es zu dem S am Ende Ihres Namens.
Burberrys: Ah... In der Zeit, als ich noch etwas aktiver war, galt es als -äh- vornehm, mit diesem Buchstaben seinen Familiennamen zu erweitern - äh äh -. Heute steht er im Grunde nur noch für "Senior".
(Oder für Senil, formiert sich in meinem Kopf. Arthur kommt rein und stellt zwei riesige Schwenker hin, in denen eine Pfütze grünes Zeug wabert)
Burberrys: Danke, Arthur.
(zu mir gewandt)
Burberrys: Cheers, Mr. M.
Ich: Cheers, Sir.
(Urgs.. Minze und - nanu, Wacholder?)
Ich: Der ist aber gut, Sir!
(Lüge!)
Burberrys: Ja, nicht wahr? Er wird von einem sehr bekannten Likörhersteller exklusiv für mich hergestellt - äh-. Wußten Sie gelegentlich - äh - dass ich einen - äh - sehr gediegenen Garten habe?
Ich: Nein. Sind sie denn ein Hobbygärtner?
(Wie langweilig. Britenklischee erfüllt!)
Burberrys: Oh, soweit würde ich nicht gehen. Ich habe sehr fähige Gärtner, die unter meiner Anleitung eine - äh - erlesene Auswahl an Pflanzen -äh-..Aber sehen Sie selbst, Mr. - äh - F.
(Er erhebt sich und geleitet mich zu einer großen Glastür, die nach draußen in einen parkähnlichen Garten führt. Mein Blick fällt auf einen verästelten Baum mit fleischigen Blättern)
Burberrys: Schön, nicht wahr? Dieser Santal-Baum aus - äh - Ceylon. Ist er nicht eine Zierde? Ich habe ihn dort von seiner Excellenz dem König verehrt bekommen. Damals, als - äh - Ceylon noch zu uns gehörte...Die gute alte Zeit eben.
Ich: Wie recht Sie haben, Sir.
(Schleim)
Ich: Sie haben auch eine Kräuterecke, wie ich nicht umhin komme zu bemerken?
(Ecke ist kein Ausdruck: Ein Feld voller Lavendel, Pfefferpflanzen und Wacholderbüschen. Tjaja, wo der Pfeffer wächst...)
Burberrys: Man kann kommt ja heutzutage nicht mehr ohne aus -äh -. Grundsätzlich pflege ich die besten Lavendelpflanzen der Welt zu kultivieren - äh äh -.
Ich: Und dazwischen Wacholder?
(Ein forschender Blick über dem sich kräuselnden Schnäuzer fällt auf mich wie eine Tonne Quecksilber)
Burberry: Wie meinen - äh? Wacholder? Der ist für den Gin... Ich - äh - mag ganz gerne mal einen Gin und lasse hier - äh - meine Ration destilieren. Angewohnheit aus meiner - äh - Militärzeit.
(Also doch: Ein Kolonial-Oberst und Säufer noch dazu! War vermutlich schon zu Queen Viktorias Zeiten in Indien)
Ich: Und dort hinten? Die kleine Ecke mit den Nelken, Rosen, Majoran, Jasmin?
(Ein kritischer Blick streift mich. Die linke Augenbraue wölbt sich nach oben)
Burberrys: Mein Gärtner meinte, das würde farblich ins - äh - Bild passen. Passt es etwa nicht, Mr. - äh - ?
Ich: Doch, doch. Wunderbar. Es rundet den Garten ab.
Burberrys: Lassen Sie uns wieder ins Haus gehen. Ich habe dort eine - äh - Lounge.
(Wir gehen wieder in seinen Palast und durch ein paar Gänge in einen wesentlich kleineren dunklen Raum)
Burberrys: Nehmen Sie - äh - Platz. Die Ledersessel stammen noch aus meiner Zeit in - äh - Indien...
(Also doch: ein Kolonial-Onkel! Andererseits: Nette Möbel, angenehmer Geruch und bequem obendrein.)
Ich: Sie waren in Indien? Wie interessant. War bestimmt warm dort..
(Blöderes hätte ich ihn nicht fragen können. Indien und Warm - Scheißt der Bär im Wald?)
Burberrys: Sie würden nicht - äh - glauben, wie warm! Ich war auch schon in Russland, nach dem - äh - Krimkrieg. Dort hab ich Moschustiere gejagt. Ganze anderes - äh - Klima. Sehen Sie dort am - äh äh - Kamin? Diese kleinen lustigen Köpfe - äh äh -? Die hab alle - äh - ich geschossen.
(Uups, ein Kleintiermörder also auch noch. Ich muss hier raus...)
Ich: Mit Blick auf die Uhr Sir, sagen Sie mir doch bitte, weshalb Sie sich zurückgezogen haben.
(Ein trauriger Blick aus Dackelaugen streift mich, ein Zucken um den Schnäuzer... Nanana, wird der Alte sentimental?)
Burberrys: Äh, ja wissen Sie, die - äh - Zeit ist so rasant geworden. Niemand hat mehr Zeit, sich - äh - den schöneren Seiten des Lebens zu widmen. Sogar - äh - Sie, Mr. D, sehen - äh - schon sehr oft auf ihren - äh -Zeitmesser. Diese - äh - ewige Hetzerei liegt mir - äh - nicht und ist auch nicht mit meiner Würde zu - äh - vereinen.
Ich verabschiedete mich vom alten Burberrys, nicht ohne ihn ein wenig zu bemitleiden, den großen Alten. Ein wenig verrückt, exaltiert und aus der Zeit gefallen, doch zu seiner Zeit war er voll auf der Höhe.
Ich mag ihn. Und vielleicht traut er sich auch mal wieder aus seinem Palast - hoffentlich ohne Flinte.
Nach gefühlten Ewigkeiten bat mich ein steinalter, etwas seniler Butler herein (er führte mich zunächst in eine Abstellkammer, bis ihm sein Irrtum auffiel) und drapierte mich in einem gigantischen Salon (aus den Dreißiger Jahren? des 17. Jahrhunderts?).
Und dann kam ER!
Burberrys in voller Lebensgröße! Elegant in einem hellgrauen Zweireiher mit Jacket (leider mit einer allzu leuchtenden grünen Krawatte - Brite eben) und - (ogottogott) - mit braunen Hauspantoffeln! (Ächz, was für ein Abtörner für meine Ehrfurcht). Graue, fast weiße Haare ohne auch nur eine lichte Stelle (Neid!). In seinem scharf gezeichneten Gesicht ein äußerst dominanter melierter Schnäuzer.
Burberrys: Sie, äh, sind?
ich: R. aus DE. Ich freue mich, Sie sehen zu dürfen, Sir.
(Er gibt mir einen festen nuancierten Händedruck - kurz vor der Schmerzgrenze. Jetzt erinnert er mich mehr an einen alten britischen Kolonial-Obersten.)
Burberrys: Äh, ja... Mr. R aus DE. Mein ah Junior hat Sie bereits angekündigt. Setzen Sie - äh - sich.
Möchten Sie einen Drink? Ich habe hier einen ausgezeichneten - äh - Minzlikör?
(Ohne eine Antwort meinerseits zu erwarten, dreht er sich zur Türe) Arthur? Arthur... Bringen Sie diesem - äh - Gentleman ein Glas vom 81er - Sie wissen schon - äh äh -.
Ich: Danke sehr, Sir. Dürfte ich Sie etwas fragen?
Burberrys: Äh, sicher, Mr. N?
Ich: Nein R., Sir! Wie kam es zu dem S am Ende Ihres Namens.
Burberrys: Ah... In der Zeit, als ich noch etwas aktiver war, galt es als -äh- vornehm, mit diesem Buchstaben seinen Familiennamen zu erweitern - äh äh -. Heute steht er im Grunde nur noch für "Senior".
(Oder für Senil, formiert sich in meinem Kopf. Arthur kommt rein und stellt zwei riesige Schwenker hin, in denen eine Pfütze grünes Zeug wabert)
Burberrys: Danke, Arthur.
(zu mir gewandt)
Burberrys: Cheers, Mr. M.
Ich: Cheers, Sir.
(Urgs.. Minze und - nanu, Wacholder?)
Ich: Der ist aber gut, Sir!
(Lüge!)
Burberrys: Ja, nicht wahr? Er wird von einem sehr bekannten Likörhersteller exklusiv für mich hergestellt - äh-. Wußten Sie gelegentlich - äh - dass ich einen - äh - sehr gediegenen Garten habe?
Ich: Nein. Sind sie denn ein Hobbygärtner?
(Wie langweilig. Britenklischee erfüllt!)
Burberrys: Oh, soweit würde ich nicht gehen. Ich habe sehr fähige Gärtner, die unter meiner Anleitung eine - äh - erlesene Auswahl an Pflanzen -äh-..Aber sehen Sie selbst, Mr. - äh - F.
(Er erhebt sich und geleitet mich zu einer großen Glastür, die nach draußen in einen parkähnlichen Garten führt. Mein Blick fällt auf einen verästelten Baum mit fleischigen Blättern)
Burberrys: Schön, nicht wahr? Dieser Santal-Baum aus - äh - Ceylon. Ist er nicht eine Zierde? Ich habe ihn dort von seiner Excellenz dem König verehrt bekommen. Damals, als - äh - Ceylon noch zu uns gehörte...Die gute alte Zeit eben.
Ich: Wie recht Sie haben, Sir.
(Schleim)
Ich: Sie haben auch eine Kräuterecke, wie ich nicht umhin komme zu bemerken?
(Ecke ist kein Ausdruck: Ein Feld voller Lavendel, Pfefferpflanzen und Wacholderbüschen. Tjaja, wo der Pfeffer wächst...)
Burberrys: Man kann kommt ja heutzutage nicht mehr ohne aus -äh -. Grundsätzlich pflege ich die besten Lavendelpflanzen der Welt zu kultivieren - äh äh -.
Ich: Und dazwischen Wacholder?
(Ein forschender Blick über dem sich kräuselnden Schnäuzer fällt auf mich wie eine Tonne Quecksilber)
Burberry: Wie meinen - äh? Wacholder? Der ist für den Gin... Ich - äh - mag ganz gerne mal einen Gin und lasse hier - äh - meine Ration destilieren. Angewohnheit aus meiner - äh - Militärzeit.
(Also doch: Ein Kolonial-Oberst und Säufer noch dazu! War vermutlich schon zu Queen Viktorias Zeiten in Indien)
Ich: Und dort hinten? Die kleine Ecke mit den Nelken, Rosen, Majoran, Jasmin?
(Ein kritischer Blick streift mich. Die linke Augenbraue wölbt sich nach oben)
Burberrys: Mein Gärtner meinte, das würde farblich ins - äh - Bild passen. Passt es etwa nicht, Mr. - äh - ?
Ich: Doch, doch. Wunderbar. Es rundet den Garten ab.
Burberrys: Lassen Sie uns wieder ins Haus gehen. Ich habe dort eine - äh - Lounge.
(Wir gehen wieder in seinen Palast und durch ein paar Gänge in einen wesentlich kleineren dunklen Raum)
Burberrys: Nehmen Sie - äh - Platz. Die Ledersessel stammen noch aus meiner Zeit in - äh - Indien...
(Also doch: ein Kolonial-Onkel! Andererseits: Nette Möbel, angenehmer Geruch und bequem obendrein.)
Ich: Sie waren in Indien? Wie interessant. War bestimmt warm dort..
(Blöderes hätte ich ihn nicht fragen können. Indien und Warm - Scheißt der Bär im Wald?)
Burberrys: Sie würden nicht - äh - glauben, wie warm! Ich war auch schon in Russland, nach dem - äh - Krimkrieg. Dort hab ich Moschustiere gejagt. Ganze anderes - äh - Klima. Sehen Sie dort am - äh äh - Kamin? Diese kleinen lustigen Köpfe - äh äh -? Die hab alle - äh - ich geschossen.
(Uups, ein Kleintiermörder also auch noch. Ich muss hier raus...)
Ich: Mit Blick auf die Uhr Sir, sagen Sie mir doch bitte, weshalb Sie sich zurückgezogen haben.
(Ein trauriger Blick aus Dackelaugen streift mich, ein Zucken um den Schnäuzer... Nanana, wird der Alte sentimental?)
Burberrys: Äh, ja wissen Sie, die - äh - Zeit ist so rasant geworden. Niemand hat mehr Zeit, sich - äh - den schöneren Seiten des Lebens zu widmen. Sogar - äh - Sie, Mr. D, sehen - äh - schon sehr oft auf ihren - äh -Zeitmesser. Diese - äh - ewige Hetzerei liegt mir - äh - nicht und ist auch nicht mit meiner Würde zu - äh - vereinen.
Ich verabschiedete mich vom alten Burberrys, nicht ohne ihn ein wenig zu bemitleiden, den großen Alten. Ein wenig verrückt, exaltiert und aus der Zeit gefallen, doch zu seiner Zeit war er voll auf der Höhe.
Ich mag ihn. Und vielleicht traut er sich auch mal wieder aus seinem Palast - hoffentlich ohne Flinte.
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