11.04.2019 - 10:19 Uhr

Edda32
22 Rezensionen

Edda32
Top Rezension
18
Madame Bovary trifft Mireille Mathieu
Heute, fest entschlossen eine Legende kennenzulernen, gab ich zwanzig Euro aus, für die 30ml Legende. Wie jeder weiß, verändert sich jede Legende im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte...
Anaïs Anaïs L'Original sei nicht mehr 'das' Original habe ich gelesen. Mir fehlt die Vorbildung und ich kommentiere darum unvoreingenommen den 2014er.
Ich hatte davon schon mal einen Probesprüher mit nach Hause genommen, aber nur auf einem weißen Papierstreifen.
Soviel vorab: dem Papierstreifen stand Anaïs Anaïs wesentlich besser als mir.
Ich war ganz begeistert und bin es auch irgendwie immer noch, von Kopfnote und Herznote. Die Basisnote konnte ich, mangels Körperwärme auf dem Streifen, damals noch nicht kennenlernen.
Aber nochmal zum Anfang: Der schöne, weiße Flakon mit den schleiernden rosa Blüten hatte mir gut gefallen. Edel auf altmodische Weise. Vintage. Sowas würde sich auf einem zierlichen, weißen Frisiertischchen gut machen, nebst einer Vase mit weißen Lilien, dahinter goldroséfarbene Brokattapete. Dame Blanche, in seidig fließende Gewänder gehüllt, betritt den lichtdurchfluteten Raum zur Morgentoilette, streichelt sich das Haar mit der Ziegenhaarbürste, pudert sich das Näschen und tupft sich Anaïs hinters Ohr, hinter die wallenden Haare...
Mein Stimmungsbild bestätigte mich, ganz profan in Jeans, Sneakers, Parka im örtlichen Karstadt als ich den ersten Sprüher Anaïs freilasse..Die erste Blumenwolke weht davon. Keinerlei Zitrus, keine Früchte und was man sonst in der Kopfnote findet.
Ganz zarte, helle, blumige, aber auch etwas pfeffrige Frische, als hielte jemand einem ein Sträußchen gerade aufgeblühte Hyazinthen in frischer Morgenluft unter die Nase 'Hier riech mal!.....aaaaaah!'
Kopfnote gefällt! Check!
Alsbald aber nähert sich diese Person mit weiteren Kostproben aus dem Frühblüherangebot. Sie wird ein wenig aufdringlich. Immer mehr und immer mehr und immer mehr mehr mehr Blüten führt sie vor.....
- Hyazinthen! Nimm das!
- Veilchen! Nimm das!
- Weißdorn! Nimm das!
- Maiglöckchen! Nimm das!
- Rosen! Nimm das! Und das! Und das!
Und als rosa Untermalung noch ein paar plüschige Zierkirschenblüten hinterherschmeißen....Ich stehe bis zum Hals in einem Frühlingspotpourri...
Plötzlich stelle ich fest, dass die Anaïsfee mit dem Frisiertischchen eine Mirelle-Matthieu-Frisur hat. Hippie-esk, aber mit Elegance... Der Tau auf den Blüten trocknet nun ab, ein wenig dumpfer Jasmin kommt durch und einige Trendgewächse der 70er...Ylang-ylang und ist das etwa Patchouli?
Mir wird fast schon etwas groovy....
Bis hierher gefiel es mir. Ich dachte, diese uberdichte Blütenfülle wird schon nachlassen.
Auf dem Weg nach Hause schnupperte ich immer wieder an meinem Papierstreifen....aaaah interessant...eine herrliche Seife. Diese Blumigkeit, dennoch ohne Schwere....Etwas Schärfe nehme ich auch noch wahr...
Erst heute, nach meinem Kauf und dem wirklichen Probetragen am Körper lerne ich die wahre Anaïs kennen. Sie hat ein dunkles, muffiges Geheimnis, eine Leiche im Keller....Moos und Moschus bereiten dem Füllhorn des Frühlings den Garaus.
Auf der Haut verschwindet jede Frische, es riecht ein bisschen, wie die großzügige Babypuderspende meiner Großmutter zur Geburt meines ersten Kindes. Ein üppiges Rosen-und Lilienbouquet dick weiß überpudert....
Wenn ich mir von der Anaïsfee etwas wünschen dürfte, dann wäre es etwas Zitrus bzw Bergamotte in der Kopfnote, etwas mehr Vetiver in der Basis und weniger dunkle Noten.
Das wäre das dann meine persönliche Anaïs-Version.
Ich finde dennoch, dass dies ein in sich schlüssiger Duft ist, jedoch für einen anderen Typ Frau als ich es bin und vielleicht auch aus einer anderen Zeit.
Das vielgepriesene Original kenne ich nicht, aber für mich transportiert diese Version einen Hauch der siebziger Jahre. Gepflegtes Gutbürgertum auf Abwegen. Wenn man es als Zuschauer riechen könnte, dann könnte Isabell Hupert den Duft auch für die Verfilmung von Madame Bovary tragen. Schön ist der Duft, aber für meinen Typ fehlt die Klarheit und die Frische oder eben die vollständige Verruchtheit. Außerdem ist er ist mir zu dicht und ein wenig schrill synthetisch. Ach, schade....
Anaïs Anaïs L'Original sei nicht mehr 'das' Original habe ich gelesen. Mir fehlt die Vorbildung und ich kommentiere darum unvoreingenommen den 2014er.
Ich hatte davon schon mal einen Probesprüher mit nach Hause genommen, aber nur auf einem weißen Papierstreifen.
Soviel vorab: dem Papierstreifen stand Anaïs Anaïs wesentlich besser als mir.
Ich war ganz begeistert und bin es auch irgendwie immer noch, von Kopfnote und Herznote. Die Basisnote konnte ich, mangels Körperwärme auf dem Streifen, damals noch nicht kennenlernen.
Aber nochmal zum Anfang: Der schöne, weiße Flakon mit den schleiernden rosa Blüten hatte mir gut gefallen. Edel auf altmodische Weise. Vintage. Sowas würde sich auf einem zierlichen, weißen Frisiertischchen gut machen, nebst einer Vase mit weißen Lilien, dahinter goldroséfarbene Brokattapete. Dame Blanche, in seidig fließende Gewänder gehüllt, betritt den lichtdurchfluteten Raum zur Morgentoilette, streichelt sich das Haar mit der Ziegenhaarbürste, pudert sich das Näschen und tupft sich Anaïs hinters Ohr, hinter die wallenden Haare...
Mein Stimmungsbild bestätigte mich, ganz profan in Jeans, Sneakers, Parka im örtlichen Karstadt als ich den ersten Sprüher Anaïs freilasse..Die erste Blumenwolke weht davon. Keinerlei Zitrus, keine Früchte und was man sonst in der Kopfnote findet.
Ganz zarte, helle, blumige, aber auch etwas pfeffrige Frische, als hielte jemand einem ein Sträußchen gerade aufgeblühte Hyazinthen in frischer Morgenluft unter die Nase 'Hier riech mal!.....aaaaaah!'
Kopfnote gefällt! Check!
Alsbald aber nähert sich diese Person mit weiteren Kostproben aus dem Frühblüherangebot. Sie wird ein wenig aufdringlich. Immer mehr und immer mehr und immer mehr mehr mehr Blüten führt sie vor.....
- Hyazinthen! Nimm das!
- Veilchen! Nimm das!
- Weißdorn! Nimm das!
- Maiglöckchen! Nimm das!
- Rosen! Nimm das! Und das! Und das!
Und als rosa Untermalung noch ein paar plüschige Zierkirschenblüten hinterherschmeißen....Ich stehe bis zum Hals in einem Frühlingspotpourri...
Plötzlich stelle ich fest, dass die Anaïsfee mit dem Frisiertischchen eine Mirelle-Matthieu-Frisur hat. Hippie-esk, aber mit Elegance... Der Tau auf den Blüten trocknet nun ab, ein wenig dumpfer Jasmin kommt durch und einige Trendgewächse der 70er...Ylang-ylang und ist das etwa Patchouli?
Mir wird fast schon etwas groovy....
Bis hierher gefiel es mir. Ich dachte, diese uberdichte Blütenfülle wird schon nachlassen.
Auf dem Weg nach Hause schnupperte ich immer wieder an meinem Papierstreifen....aaaah interessant...eine herrliche Seife. Diese Blumigkeit, dennoch ohne Schwere....Etwas Schärfe nehme ich auch noch wahr...
Erst heute, nach meinem Kauf und dem wirklichen Probetragen am Körper lerne ich die wahre Anaïs kennen. Sie hat ein dunkles, muffiges Geheimnis, eine Leiche im Keller....Moos und Moschus bereiten dem Füllhorn des Frühlings den Garaus.
Auf der Haut verschwindet jede Frische, es riecht ein bisschen, wie die großzügige Babypuderspende meiner Großmutter zur Geburt meines ersten Kindes. Ein üppiges Rosen-und Lilienbouquet dick weiß überpudert....
Wenn ich mir von der Anaïsfee etwas wünschen dürfte, dann wäre es etwas Zitrus bzw Bergamotte in der Kopfnote, etwas mehr Vetiver in der Basis und weniger dunkle Noten.
Das wäre das dann meine persönliche Anaïs-Version.
Ich finde dennoch, dass dies ein in sich schlüssiger Duft ist, jedoch für einen anderen Typ Frau als ich es bin und vielleicht auch aus einer anderen Zeit.
Das vielgepriesene Original kenne ich nicht, aber für mich transportiert diese Version einen Hauch der siebziger Jahre. Gepflegtes Gutbürgertum auf Abwegen. Wenn man es als Zuschauer riechen könnte, dann könnte Isabell Hupert den Duft auch für die Verfilmung von Madame Bovary tragen. Schön ist der Duft, aber für meinen Typ fehlt die Klarheit und die Frische oder eben die vollständige Verruchtheit. Außerdem ist er ist mir zu dicht und ein wenig schrill synthetisch. Ach, schade....
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