12.10.2016 - 07:06 Uhr
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"Du glaubst wohl, dass das Leben ein süßes Zuckerschlecken ist, aber wir zeigen Dir die Kante"
Meine Erwartungen an Amor Amor waren fast gleich null. Ließ das Bild des roten Flakons doch klebrig Süßes erwarten, die Pyramide enthielt mit Jasmin und Moschus gleich zwei schwierige Kandidaten, und nicht zuletzt hatte mir bislang kein einziger Duft von Cacharel jemals so gut gefallen, dass ich ihn hätte tragen wollen.
Und nun bekam ich einen knapp halbgefüllten 30ml-Flakon Amor Amor im Tauschspiel. Auf das Tauschpäckchen hatte ich mich nur gemeldet, weil noch ein anderer Duft dabei war, den ich schon lange einmal testen wollte und von dem ich mir viel versprach, sowie eine Abfüllung von einem Duft, den ich vor langer Zeit einmal hatte.
Vermutlich kennt ihr das: Es kam vollkommen anders als gedacht. Der heiß ersehnte Duft war eine Enttäuschung, die Abfüllung so lala, und Amor Amor zog mich wider Erwarten - nomen est omen - vollkommen in seinen Bann.
Schon beim Auspacken des kleinen roten Flakons war ich erstaunt: So viel schöner und edler als auf dem Foto sah er aus. Ganz zart, mit sehr dünnem Glas, wohlgeformt und fein ausgearbeitet ist er eine optische und haptische Wohltat. Auf den Fotos hatte er flach, eher grob und plakativ gewirkt. Beim ersten Annähern, Riechen am Sprühkopf, die nächste positive Überaschung: Der mutete zwar süß an, aber ganz und gar nicht klebrig.
Ich traute mich also, ihn mir aufzusprühen - und dann:
Wow! Unmittelbar war der Raum von einem unglaublich authentischen Duft nach den rot kandierten Liebesäpfeln am Stiel erfüllt. Sofort fand ich mich in Kindheitserinnerungen an Besuche auf dem Hamburger Dom wieder. Dort bekamen wir immer einen Liebesapfel und, wenn wir wollten, auch Zuckerwatte. Meine Eltern kauften sich gebrannte Mandeln und Salmilollis. Ich mochte die extrem süßen Zuckersachen schon als Kind nicht besonders, aber die Liebesäpfel, die habe ich geliebt. Sie hatten diese dünne Zuckerkruste, die noch mit etwas Wunderbarem, ich denke Vanille, fein gewürzt war und innen war der knackig frische, leicht säuerliche Apfel. Apfel und Kruste zusammen waren schlicht köstlich. Amor Amor lässt mich wieder auf dem Hamburger Dom stehen, in der Hand meinen Liebesapfel, das Riesenrad bestaunend, umweht von einem Hauch Zuckerwatte, einer Spur von Salmiak und der letzten Ahnung des karamelligen Röstaromas der gebrannten Mandeln vom Stand ganz hinten.
Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, dachte ich, dass Amor Amor ja eine wunderbare, unkomplizierte Gute-Laune-Dom-Erinnerungsmöglichkeit sei. Nicht ahnend, was noch passieren sollte, wollte ich mich ja schon zufrieden geben. Er sollte in mein Badschränkchen kommen und ab und zu als Stimmungsaufheller dienen.
Aber nach etwa einer Stunde merkte ich langsam: Da ist noch mehr. Da ist noch viel mehr. Amor Amor hat sein Potential keinesfalls schon ausgeschöpft.
Nun kommen Blumen dazu. Und diese Blumen haben es in sich. So süß, warm, weich, zwar beeindruckend, aber harmlos der Beginn war, so erstaunlich hartnäckig nehmen diese Blumen mich an die Hand und sagen: "Das glaubst du wohl, dass das Leben nur ein süßes Zuckerschlecken ist, aber wir zeigen dir die Kante. Es gibt auch Herbes, leicht Scharfes und das macht das Leben erst interessant!" Diese Blumen überzeugen mich völlig. Ja, natürlich, ihr habt Recht, es gibt noch so viele tiefere Schichten, das Leben ist vielschichtig...
Fasziniert taumele ich mit meinem Kinder-Liebesapfel und der blumig-intellektuellen Herausforderung etwa zwei Stunden am Kantstein entlang. Dann schwindet der Zauber.
Oh, nein, ich glaube, ich muss nachsprühen!
Aber ich habe mich wieder unter Kontrolle. Nein, ich spüre nicht nach. Ich will den Verlauf abwarten.
Und in der Tat, wie in einem guten Finale, kommen die Stars alle noch einmal kurz heraus: die Liebesäpfel kommen zurück und verbeugen sich zu donnerndem Applaus, die Zuckerwatten steppen über die Bühne, ein paar Salmilolli-Statisten stehen noch einmal im Hintergrund und halten Tütchen mit gebrannten Mandeln in die Höhe. Von irgendwoher werden Blumensträuße geworfen, die sich, kaum auf dem Parkett gelandet, aufrichten und Faxen machen. Drei Vorhänge werden gegeben bis nach vielleicht 7 Stunden die Vorstellung mit einem Resthauch Vanille wirklich beendet ist.
Was für eine Vorstellung!
Aber JETZT sprühe ich nach!
Danke, Ninina.
Nachtrag vom 14.10.16: Achtung: Verwechslungsgefahr! In meiner Begeisterung habe ich mir einen neuen kleinen Flakon bestellt und - er duftet völlig anders! Entsetzen! Wo waren meine geliebten Liebesäpfel? Stattdessen tanzen Pampelmusen in der ersten Reihe. Was für eine Enttäuschung! Ich habe inzwischen herausgefunden, dass mein "Amor Amor" aus dem Tauschspiel in Wirklichkeit "Amor Amor Mon Parfum Du Soir" heißt. Aber das steht nicht drauf. Nur die Rosen auf dem Flakon sind etwas anders und der Flakon selbst hat einen kleinen Farbverlauf. Meine Annahme war zunächst, halb leere Flakons sähen eben so aus. Nun verstehe ich auch, warum weder Jasmin noch Moschus auftauchten, um mir den Duft eventuell zu verleiden. Sie sind in "Amor Amor Mon Parfum Du Soir" gar nicht drin! Ich habe Don schon gebeten, diesen Kommentar an die richtige Stelle zu verschieben.
Und nun bekam ich einen knapp halbgefüllten 30ml-Flakon Amor Amor im Tauschspiel. Auf das Tauschpäckchen hatte ich mich nur gemeldet, weil noch ein anderer Duft dabei war, den ich schon lange einmal testen wollte und von dem ich mir viel versprach, sowie eine Abfüllung von einem Duft, den ich vor langer Zeit einmal hatte.
Vermutlich kennt ihr das: Es kam vollkommen anders als gedacht. Der heiß ersehnte Duft war eine Enttäuschung, die Abfüllung so lala, und Amor Amor zog mich wider Erwarten - nomen est omen - vollkommen in seinen Bann.
Schon beim Auspacken des kleinen roten Flakons war ich erstaunt: So viel schöner und edler als auf dem Foto sah er aus. Ganz zart, mit sehr dünnem Glas, wohlgeformt und fein ausgearbeitet ist er eine optische und haptische Wohltat. Auf den Fotos hatte er flach, eher grob und plakativ gewirkt. Beim ersten Annähern, Riechen am Sprühkopf, die nächste positive Überaschung: Der mutete zwar süß an, aber ganz und gar nicht klebrig.
Ich traute mich also, ihn mir aufzusprühen - und dann:
Wow! Unmittelbar war der Raum von einem unglaublich authentischen Duft nach den rot kandierten Liebesäpfeln am Stiel erfüllt. Sofort fand ich mich in Kindheitserinnerungen an Besuche auf dem Hamburger Dom wieder. Dort bekamen wir immer einen Liebesapfel und, wenn wir wollten, auch Zuckerwatte. Meine Eltern kauften sich gebrannte Mandeln und Salmilollis. Ich mochte die extrem süßen Zuckersachen schon als Kind nicht besonders, aber die Liebesäpfel, die habe ich geliebt. Sie hatten diese dünne Zuckerkruste, die noch mit etwas Wunderbarem, ich denke Vanille, fein gewürzt war und innen war der knackig frische, leicht säuerliche Apfel. Apfel und Kruste zusammen waren schlicht köstlich. Amor Amor lässt mich wieder auf dem Hamburger Dom stehen, in der Hand meinen Liebesapfel, das Riesenrad bestaunend, umweht von einem Hauch Zuckerwatte, einer Spur von Salmiak und der letzten Ahnung des karamelligen Röstaromas der gebrannten Mandeln vom Stand ganz hinten.
Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, dachte ich, dass Amor Amor ja eine wunderbare, unkomplizierte Gute-Laune-Dom-Erinnerungsmöglichkeit sei. Nicht ahnend, was noch passieren sollte, wollte ich mich ja schon zufrieden geben. Er sollte in mein Badschränkchen kommen und ab und zu als Stimmungsaufheller dienen.
Aber nach etwa einer Stunde merkte ich langsam: Da ist noch mehr. Da ist noch viel mehr. Amor Amor hat sein Potential keinesfalls schon ausgeschöpft.
Nun kommen Blumen dazu. Und diese Blumen haben es in sich. So süß, warm, weich, zwar beeindruckend, aber harmlos der Beginn war, so erstaunlich hartnäckig nehmen diese Blumen mich an die Hand und sagen: "Das glaubst du wohl, dass das Leben nur ein süßes Zuckerschlecken ist, aber wir zeigen dir die Kante. Es gibt auch Herbes, leicht Scharfes und das macht das Leben erst interessant!" Diese Blumen überzeugen mich völlig. Ja, natürlich, ihr habt Recht, es gibt noch so viele tiefere Schichten, das Leben ist vielschichtig...
Fasziniert taumele ich mit meinem Kinder-Liebesapfel und der blumig-intellektuellen Herausforderung etwa zwei Stunden am Kantstein entlang. Dann schwindet der Zauber.
Oh, nein, ich glaube, ich muss nachsprühen!
Aber ich habe mich wieder unter Kontrolle. Nein, ich spüre nicht nach. Ich will den Verlauf abwarten.
Und in der Tat, wie in einem guten Finale, kommen die Stars alle noch einmal kurz heraus: die Liebesäpfel kommen zurück und verbeugen sich zu donnerndem Applaus, die Zuckerwatten steppen über die Bühne, ein paar Salmilolli-Statisten stehen noch einmal im Hintergrund und halten Tütchen mit gebrannten Mandeln in die Höhe. Von irgendwoher werden Blumensträuße geworfen, die sich, kaum auf dem Parkett gelandet, aufrichten und Faxen machen. Drei Vorhänge werden gegeben bis nach vielleicht 7 Stunden die Vorstellung mit einem Resthauch Vanille wirklich beendet ist.
Was für eine Vorstellung!
Aber JETZT sprühe ich nach!
Danke, Ninina.
Nachtrag vom 14.10.16: Achtung: Verwechslungsgefahr! In meiner Begeisterung habe ich mir einen neuen kleinen Flakon bestellt und - er duftet völlig anders! Entsetzen! Wo waren meine geliebten Liebesäpfel? Stattdessen tanzen Pampelmusen in der ersten Reihe. Was für eine Enttäuschung! Ich habe inzwischen herausgefunden, dass mein "Amor Amor" aus dem Tauschspiel in Wirklichkeit "Amor Amor Mon Parfum Du Soir" heißt. Aber das steht nicht drauf. Nur die Rosen auf dem Flakon sind etwas anders und der Flakon selbst hat einen kleinen Farbverlauf. Meine Annahme war zunächst, halb leere Flakons sähen eben so aus. Nun verstehe ich auch, warum weder Jasmin noch Moschus auftauchten, um mir den Duft eventuell zu verleiden. Sie sind in "Amor Amor Mon Parfum Du Soir" gar nicht drin! Ich habe Don schon gebeten, diesen Kommentar an die richtige Stelle zu verschieben.
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