24.02.2023 - 11:50 Uhr
Axiomatic
101 Rezensionen
Axiomatic
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23
Ach, ich kann den Text nicht mehr...
Ein sehr zurückhaltender Duft, fast ein Hauch.
So präsentiert sich diese frische Nacht von Caron.
Lediglich das Jahr der Markteinführung wird genannt, sonst hält man sich bedeckt, was den Schöpfer dieser Brise betrifft.
Doch warum so schüchtern?
Auf zum nächtlichen Spaziergang!
Zisch!
Um es vorweg zu nehmen, lediglich die Bergamotte wird hier ihren natürlichen Ursprung darbieten.
Und sie eröffnet in gewohnter Weise zitrisch, aber ziemlich verhalten.
Das Zwielicht am Horizont wirft bereits unheimliche Schatten.
Die Hesperide wird sogleich von einer Holznote begleitet, eine leichte Grapefruit-Färbung ummantelt die Kopfnote.
Und hier wäre der zeitgenössische klassische blaue Duft, der Bleu de Caron.
Fast eine Dekade zu spät zum Sprühen gebracht.
Cremig wird das Blau, anschmiegsam und gefällig. Dabei bleibt ein Spannungsverhältnis zwischen leicht bitteren Hesperiden und dem synthetischen Holz, hier als Guajak deklariert. Leicht mit Pfeffer gewürzt, aber ganz leicht.
Eine neblige Atmosphäre wird heraufbeschworen.
Ja, die ist recht gelungen, warm und cremig ist der Körper vor der kühlen, leicht stichelnden Frische der Nacht geschützt, der kuscheligen Kleidung sei dank.
Der Duft wird sich unaufgeregt verhalten, als stiller Begleiter sich nicht aufzwingen.
Eine gelungene Eigenschaft im Vergleich zur lauten Konkurrenz.
Über die Kleiderordnung wird nicht gesprochen, der starre Zwang bleibt aus.
Der Abschied gestaltet sich cremig holzig, das Sandelholz blickt ganz verstohlen aus seiner stillen Ecke, die von flüsterndem Moschus eingerahmt wird. Natürlich darf hier die blaue Seifenfrische nicht unerwähnt bleiben.
Eine äußerst kurze Runde kann man mit diesem Duft nachts drehen. Er wird rasch körpernah und spektral.
Warum also nicht die Mühe scheuen und dem Duft ein paar Zeilen widmen?
Nun, im Grunde liegt es an meiner Affinität zum Haus.
Der Flakon ist wie gehabt perfekt gestaltet, der Name vielversprechend.
Und bei all dem Geschilderten dennoch fair bleiben?
Es ist so, dass der Duft nicht schlecht ist. Sicherlich kein Glanzstück, aber unter den blauen Rivalen eine diskrete und sanftere Empfehlung.
Seine Synthetik wirkt gut verarbeitet und rund, kein lautes Dröhnen oder Geruchsüberforderung.
Fast schon puristisch, aber hier möchte ich nicht zu sehr mit Lorbeerkränzen schmücken. Er ist und bleibt ein ordentlicher Blauer.
Diese kühle Nacht hätte weitaus besser ausfallen können, andere können das Nebel-Thema besser umsetzen. Aber das Publikum soll nicht zu sehr verschreckt werden, nein, es soll eine blassblaue Stimmung nicht allzu kopflastig genießen.
Dass Mittelmäßigkeit sich nicht immer auszahlt, zeigt der kurze Marktauftritt des Duftes. Nicht einmal mehr direkt bei Caron erhältlich.
Gewiss, für Sammler eine Augenweide, der blaue Flakon. Art Deco bleibt unübertrefflich, das weiss Caron auch. Alle Neuzugänge der Herrensparte werden im 1934er Gewand abgefüllt.
Ich könnte hier eigentlich abschließen, wäre nicht meine Sympathie für Herrn Daltroff ungebrochen.
Und so spaziert ein von etlichen Vollmonden müde gewordener Werwolf an einem Strand in der Biskaya entlang.
Kühl ist es, ein paar dunstige Wolken brechen den hellen Antlitz des Erdsatelliten.
Er trifft auf eine nicht minder erschöpfte Combo von Musikanten. Ihr Tag am Pavillon in der Altstadt von San Sebastian war nicht gerade erfolgreich, ihre Einnahmen überschaubar. Aber immerhin wohliger als im kühlen Biarritz, wo man sie verjagt hatte.
Ein kleiner Zauber läßt Ängste, Dünkel und Vorurteile fallen.
Sie alle eint diese eine Leidenschaft.
Und sie alle wollen es noch einmal wissen und richten ihre Instrumente und der Werwolf räuspert sich wehleidig.
Viel Zeit wird ihnen nicht bleiben, am Horizont leuchtet schemenhaft das Morgengrauen.
Aber ein Liedchen geht immer und der Werwolf singt sich den Gram von der Seele, obwohl er sich an so manche Textpassage nicht mehr erinnert. Nur mit Französisch hat er es eh nicht so drauf und dichtet frech so manche Schönheit auf Deutsch um.
Und wünscht sich insgeheim ein Happy End wie bei Kurt Weil.
Musik Meister!
Bills Ballhaus in Bilbao
Bilbao
Bilbao
War das schönste auf dem ganzen Kontinent
Das gab’s für einen Dollar Krach und Wonne
Krach und Wonne
Krach und Wonne
Und was die Welt ihr eigen nennt
Aber wenn Sie da dabei gewesen wär‘n
Ich weiß nicht, ob Ihnen sowas grad gefällt
Ach!
Schwarzer Narziss lag in Flaschen wo man saß
Auf dem Tanzboden wuchs Lavendelgras
Und die Duftwicke hing durch das Dach
Und ne Musik war da
Da wurde was jeboten für sein Jeld!
Hee Joe, mach die Musik von damals nach!
Alter Bilbao Mond
Wonach die Liebe lohnt
(Schnauft)
Tsss, ist doll mit dem Text
Lang, lang ist es her!
Ich weiß ja nicht,
Ob Ihnen sowas grad gefällt
Doch, es war das Schönste
Es war das Schönste
Es war das Schönste
Auf der Welt!
Bills Ballhaus in Bilbao
Bilbao
Bilbao
An dem Tag gen Ende Mai im Jahre Acht
Da kamen per Flugzeug vier aus Frisko mit 'nem Geldsack
Mit 'nem Geldsack
Mit 'nem Geldsack
Die haben damals mit uns was gemacht.
Aber wenn Sie da dabei gewesen wär'n,
Ich weiß nicht, ob Ihnen so was grad gefällt.
Ach!
Schwarzer Narziss lag in Flaschen wo man saß,
Auf dem Tanzboden wuchs Lavendelgras
Und die Duftwicke hing durch das Dach,
Und vier Herren konnten Sie mit osmanischen Säbeln kämpfen hör'n.
Na, sind Sie 'n Held?
Na, dann machen Sie's mal nach!
hmmm
Alter Bilbao Mond
Und der Tabak so blond
(Schnauft)
Ach, ich kann den Text nicht mehr
hmmm
Ist schon so lange her
Ich weiß ja nicht,
Ob Ihnen sowas grad gefällt
Doch, es war das Schönste
Es war das Schönste
Es war das Schönste
Auf der Welt!
Bills Ballhaus in Bilbao
Bilbao
Bilbao
Heute ist es renoviert so auf dezent,
Mit Ambrox und mit Synthi-Crem'
Ganz gewöhnlich
Ganz gewöhnlich
Wie ein anderes Etablissement.
Aber wenn Sie jetzt herein gesegelt kämen,
Ist ja möglich, daß es Ihnen so gefällt.
Spaß!
Auf dem Tanzboden wächst kein Lavendelgras,
Und der Narziss ist auch nicht mehr das,
Und die Duftwicke ist abbestellt.
'ne Musik machen sie
Da kann man sich nur schämen für sein Geld!
Hey Joe, mach die Musik von damals nach!
Alter Bilbao Mond,
Das hab' ich oft betont,
Ich hab' sie nie geschont…
hmmm
Na, da ist ja der Text…
hmmm, na na na
Verzeihung, es ist schon zu lange her...
Alter Bilbao Mond
Ich weiß ja nicht, ob Ihnen sowas grad gefällt,
Doch es war das Schönste
Es war das SCHÖNste
Es war das SCHÖNSTE
Auf der Welt.
(Träne unterdrückend)
Ach, es ist schon zu lange her…
Und ganz ohne Fell macht er sich mit seinen neuen Freunden auf der Suche nach einer dieser heißen Schokoladen von früher. Jene Sorte in schweren Porzellantassen, dampfend heiß und ziemlich dickflüssig. Solche, die den anbrechenden Tag am schönsten begrüßt.
So präsentiert sich diese frische Nacht von Caron.
Lediglich das Jahr der Markteinführung wird genannt, sonst hält man sich bedeckt, was den Schöpfer dieser Brise betrifft.
Doch warum so schüchtern?
Auf zum nächtlichen Spaziergang!
Zisch!
Um es vorweg zu nehmen, lediglich die Bergamotte wird hier ihren natürlichen Ursprung darbieten.
Und sie eröffnet in gewohnter Weise zitrisch, aber ziemlich verhalten.
Das Zwielicht am Horizont wirft bereits unheimliche Schatten.
Die Hesperide wird sogleich von einer Holznote begleitet, eine leichte Grapefruit-Färbung ummantelt die Kopfnote.
Und hier wäre der zeitgenössische klassische blaue Duft, der Bleu de Caron.
Fast eine Dekade zu spät zum Sprühen gebracht.
Cremig wird das Blau, anschmiegsam und gefällig. Dabei bleibt ein Spannungsverhältnis zwischen leicht bitteren Hesperiden und dem synthetischen Holz, hier als Guajak deklariert. Leicht mit Pfeffer gewürzt, aber ganz leicht.
Eine neblige Atmosphäre wird heraufbeschworen.
Ja, die ist recht gelungen, warm und cremig ist der Körper vor der kühlen, leicht stichelnden Frische der Nacht geschützt, der kuscheligen Kleidung sei dank.
Der Duft wird sich unaufgeregt verhalten, als stiller Begleiter sich nicht aufzwingen.
Eine gelungene Eigenschaft im Vergleich zur lauten Konkurrenz.
Über die Kleiderordnung wird nicht gesprochen, der starre Zwang bleibt aus.
Der Abschied gestaltet sich cremig holzig, das Sandelholz blickt ganz verstohlen aus seiner stillen Ecke, die von flüsterndem Moschus eingerahmt wird. Natürlich darf hier die blaue Seifenfrische nicht unerwähnt bleiben.
Eine äußerst kurze Runde kann man mit diesem Duft nachts drehen. Er wird rasch körpernah und spektral.
Warum also nicht die Mühe scheuen und dem Duft ein paar Zeilen widmen?
Nun, im Grunde liegt es an meiner Affinität zum Haus.
Der Flakon ist wie gehabt perfekt gestaltet, der Name vielversprechend.
Und bei all dem Geschilderten dennoch fair bleiben?
Es ist so, dass der Duft nicht schlecht ist. Sicherlich kein Glanzstück, aber unter den blauen Rivalen eine diskrete und sanftere Empfehlung.
Seine Synthetik wirkt gut verarbeitet und rund, kein lautes Dröhnen oder Geruchsüberforderung.
Fast schon puristisch, aber hier möchte ich nicht zu sehr mit Lorbeerkränzen schmücken. Er ist und bleibt ein ordentlicher Blauer.
Diese kühle Nacht hätte weitaus besser ausfallen können, andere können das Nebel-Thema besser umsetzen. Aber das Publikum soll nicht zu sehr verschreckt werden, nein, es soll eine blassblaue Stimmung nicht allzu kopflastig genießen.
Dass Mittelmäßigkeit sich nicht immer auszahlt, zeigt der kurze Marktauftritt des Duftes. Nicht einmal mehr direkt bei Caron erhältlich.
Gewiss, für Sammler eine Augenweide, der blaue Flakon. Art Deco bleibt unübertrefflich, das weiss Caron auch. Alle Neuzugänge der Herrensparte werden im 1934er Gewand abgefüllt.
Ich könnte hier eigentlich abschließen, wäre nicht meine Sympathie für Herrn Daltroff ungebrochen.
Und so spaziert ein von etlichen Vollmonden müde gewordener Werwolf an einem Strand in der Biskaya entlang.
Kühl ist es, ein paar dunstige Wolken brechen den hellen Antlitz des Erdsatelliten.
Er trifft auf eine nicht minder erschöpfte Combo von Musikanten. Ihr Tag am Pavillon in der Altstadt von San Sebastian war nicht gerade erfolgreich, ihre Einnahmen überschaubar. Aber immerhin wohliger als im kühlen Biarritz, wo man sie verjagt hatte.
Ein kleiner Zauber läßt Ängste, Dünkel und Vorurteile fallen.
Sie alle eint diese eine Leidenschaft.
Und sie alle wollen es noch einmal wissen und richten ihre Instrumente und der Werwolf räuspert sich wehleidig.
Viel Zeit wird ihnen nicht bleiben, am Horizont leuchtet schemenhaft das Morgengrauen.
Aber ein Liedchen geht immer und der Werwolf singt sich den Gram von der Seele, obwohl er sich an so manche Textpassage nicht mehr erinnert. Nur mit Französisch hat er es eh nicht so drauf und dichtet frech so manche Schönheit auf Deutsch um.
Und wünscht sich insgeheim ein Happy End wie bei Kurt Weil.
Musik Meister!
Bills Ballhaus in Bilbao
Bilbao
Bilbao
War das schönste auf dem ganzen Kontinent
Das gab’s für einen Dollar Krach und Wonne
Krach und Wonne
Krach und Wonne
Und was die Welt ihr eigen nennt
Aber wenn Sie da dabei gewesen wär‘n
Ich weiß nicht, ob Ihnen sowas grad gefällt
Ach!
Schwarzer Narziss lag in Flaschen wo man saß
Auf dem Tanzboden wuchs Lavendelgras
Und die Duftwicke hing durch das Dach
Und ne Musik war da
Da wurde was jeboten für sein Jeld!
Hee Joe, mach die Musik von damals nach!
Alter Bilbao Mond
Wonach die Liebe lohnt
(Schnauft)
Tsss, ist doll mit dem Text
Lang, lang ist es her!
Ich weiß ja nicht,
Ob Ihnen sowas grad gefällt
Doch, es war das Schönste
Es war das Schönste
Es war das Schönste
Auf der Welt!
Bills Ballhaus in Bilbao
Bilbao
Bilbao
An dem Tag gen Ende Mai im Jahre Acht
Da kamen per Flugzeug vier aus Frisko mit 'nem Geldsack
Mit 'nem Geldsack
Mit 'nem Geldsack
Die haben damals mit uns was gemacht.
Aber wenn Sie da dabei gewesen wär'n,
Ich weiß nicht, ob Ihnen so was grad gefällt.
Ach!
Schwarzer Narziss lag in Flaschen wo man saß,
Auf dem Tanzboden wuchs Lavendelgras
Und die Duftwicke hing durch das Dach,
Und vier Herren konnten Sie mit osmanischen Säbeln kämpfen hör'n.
Na, sind Sie 'n Held?
Na, dann machen Sie's mal nach!
hmmm
Alter Bilbao Mond
Und der Tabak so blond
(Schnauft)
Ach, ich kann den Text nicht mehr
hmmm
Ist schon so lange her
Ich weiß ja nicht,
Ob Ihnen sowas grad gefällt
Doch, es war das Schönste
Es war das Schönste
Es war das Schönste
Auf der Welt!
Bills Ballhaus in Bilbao
Bilbao
Bilbao
Heute ist es renoviert so auf dezent,
Mit Ambrox und mit Synthi-Crem'
Ganz gewöhnlich
Ganz gewöhnlich
Wie ein anderes Etablissement.
Aber wenn Sie jetzt herein gesegelt kämen,
Ist ja möglich, daß es Ihnen so gefällt.
Spaß!
Auf dem Tanzboden wächst kein Lavendelgras,
Und der Narziss ist auch nicht mehr das,
Und die Duftwicke ist abbestellt.
'ne Musik machen sie
Da kann man sich nur schämen für sein Geld!
Hey Joe, mach die Musik von damals nach!
Alter Bilbao Mond,
Das hab' ich oft betont,
Ich hab' sie nie geschont…
hmmm
Na, da ist ja der Text…
hmmm, na na na
Verzeihung, es ist schon zu lange her...
Alter Bilbao Mond
Ich weiß ja nicht, ob Ihnen sowas grad gefällt,
Doch es war das Schönste
Es war das SCHÖNste
Es war das SCHÖNSTE
Auf der Welt.
(Träne unterdrückend)
Ach, es ist schon zu lange her…
Und ganz ohne Fell macht er sich mit seinen neuen Freunden auf der Suche nach einer dieser heißen Schokoladen von früher. Jene Sorte in schweren Porzellantassen, dampfend heiß und ziemlich dickflüssig. Solche, die den anbrechenden Tag am schönsten begrüßt.
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