14.04.2023 - 12:44 Uhr
Medusa00
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Medusa00
Poesie Top Rezension
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Gritzegrün, grundehrlich, garantiert gourmandfeindlich!
Nachdem ich von der Neuauflage von 2013 ziemlich enttäuscht war, habe ich mich auf die Suche gemacht und es ist mir tatsächlich gelungen ein Vintage PdT zu ergattern.
Wer Chypres nicht mag und grüne Chypres erst recht nicht, sollte evtl. andere Kommentare über quietschsüße Düfte lesen, eine Streuselchnecke essen oder ein Bad in Dr. Oetkers Vanillepudding nehmen.
Ma Griffe macht keine Gefangenen und ist von einem Kuschelduft soweit entfernt wie wir hier oben vom Mittelpunkt der Erde. Ich bin auch ganz ehrlich, im Winter habe ich kein Verlangen nach ihm, denn dann wirkt er so, als würde man sich gefrorenes Moos hinter die Ohren kleben. Es gibt aber für alles seine Zeit und für Frühjahr und Sommer eignet sich das grüne „Monster“ ganz gut, besonders wenn man sich Leute vom Hals halten will, die irgendwelche Begehrlichkeiten äußern wie : „Na Mäuseöhrchen gehen wir zu mir oder zu Dir?“
Ich glaube auch, daß es neben Ma Griffe kaum einen Duft gibt, der noch grüner ist. Evtl. könnte Vent Vert noch mithalten.
Sobald ich Ma Griffe aufgetragen habe, packt mich das unstillbare Verlangen mich auf einen Berg zu setzen und das Gras beim Wachsen zu beobachten. Das geht aber nicht, denn wir haben hier keine Berge. Hier ist es so flach, daß wir am Horizont die Erdkrümmung sehen.
Nichtsdestotrotz haben wir hier jede Menge Natur, Wiesen, Wälder, Seen etc., also alles was grünt und blüht. Bei Ma Griffe blüht der Frühlingsmorgen auf taubereiften Wiesen. Die Eisheiligen halten wacker durch und Frau Specht säubert mit aldehydschwangeren Seifenblasen die Spechthöhle und hämmert noch die letzten Sandelholzspäne aus dem Einflugloch.Im Erdgeschoß rennt Herr Fischotter mit einem Riesenstrauß gefrosteter Weißblüher der Otterin hinterher, welche irispudrig und desinteressiert in die Fluten eines mäandernden Flusses flüchtet.
Frau Eichhörnchen kratzt Moos von alten Eichen, um ihren Kobel auszupolstern und immerzu wird man vom grünen Vetiverfrosch geküßt.
Der grüne Faden spannt sich konsequent von den Kopf- bis zu den Basisnoten
Madame de Carven, nur 1,55 m groß, entwarf Mode und Brautkleider für kleine Frauen. Ihre Lieblingsfarben waren grün und weiß, die auch zu ihrem Markenzeichen wurden. Diese Vorliebe inspirierte sie in den 1940ern zu Ma Griffe, welches sie mit Jean Carles kreierte. Als es 1946 auf den Markt kam, hängte man kleine Proben an Schirmchen und lies sie über Paris fliegen. Angeblich soll Paris tagelang nach Ma Griffe geduftet haben.
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