01.07.2024 - 14:05 Uhr
Axiomatic
119 Rezensionen
Axiomatic
Geschichte Top Rezension
33
Die Promenade an und für sich
Voilà l’été!
Alabasterkörper griechischer Massenproduktion bevölkern nur zu gerne angesagte Strände, verwandeln palmengesäumte Promenaden in regelrechte Pilgerfahrten fiesesten Hedonismus'.
Terrassencafés gleichen Schaltzentralen taktischer Kriegsführung, der Feind wird dank des Algorithmus in Windeseile nach Haarpracht, schwarzem Pupillenschutz, Textilauswahl, Goldreinheit, reproduktivem Potential und vor allem signalisierenden Ausdünstungen katalogisiert.
Es erleichtert das strategische Vorgehen.
Klingt nach perfekter Dystopie, oder?
Wer nun in diesem Summer Survival Camp scoren möchte, darf sich bequem auf Carven verlassen.
Eigentlich ist dieses intensive Wässerchen vom Gemüt her ein Sponti- Persönchen. Jene ironische Richtung, die bissig cooler nicht sein könnte.
So eine Art Kai-Hawaii-Destilat.
Die Jungs von Rammstein dürften jetzt schmollen.
Sorry but not sorry.
Schnell noch die Kriegsuniform richten:
a) Schwarze Porschebrille Modell Schwabing-Kampen mit drei Brillis am Rand
b) Nostalgisches Lacöstchen, Weiß-Piqué, Kragen leicht nach oben gedreht
c) Fummelige Bermudas von Paul Smith in Unschuldsweiß - wecke den Anglais à la promenade
d) Passende, sockenlose Stan Smith Adidas erleichtern das Schleichen. Wieso heißen auf der Insel so viele Smith?
e) Analoge Zeitmessung aus Helvetien, darf gerne die schnarchende Gold-Stahl-Datejust von Rolex sein
Und, eklig edel genug?
Kot dasür, ich komme!
Upsi, Duft vergessen!
Zisch!
Boy oh boy, endlich eine knallharte Minze ohne Zucker.
Die konzerntypischen Hesperiden (Groupe Bogart) pfeifen: Monsieur Lapidus versteckt sich hinter weißer Fassade, der Fiesling.
Junge, lass die Vitrinen in der Lobby vom Carlton heile, Kleptomanie hin oder her!
Jau, diese Minze lässt die Lage cool abchecken.
Möchtegern Grace und Möchtegern Cary unauffällig in Richtung Plage privée folgen.
Schade, kein Kamera-Blitzgewitter am Ausgang, dafür deliziöse Meinungsverschiedenheiten auf der Croisette.
Britisches Fahrgestell in Nebelgrau mit komischer Figurine und französischem 75er Kennzeichen kollidierte mit rotem 430 Scuderia, Schweizer Kennzeichen aus ZG.
Gediegene Verbalinjurien sogar in Mundart!
Cannes verbindet und baut Brücken der Verständigung!
Zum Glück wissen Polizisten, was zu tun ist, denn sie haben Funkverkehr.
Zwinkersmiley…
Gut, gut, lassen wir die Streithähne sich noch unter Palmen austoben, genießen wir lieber die perfekte Minze.
Mon vieux, damals gab es diese obergeilen Kaugummis aus den Staaten.
Freshen-Up.
Quadratisch harte Außenhülle, spritziges Minz-Gel im Inneren.
Wenn man drauf biss…
Désolé mal wieder, ich muss hier die Richtlinien des Forums beachten.
Also, etwas verklausuliert, es war der kleine Tod im Munde.
Und entsprechend tantrisch geht es heuer in der Nase zu. Perfekte Minze trifft auf abgeklärtem Lavendel der harten Sorte.
Gut, hier noch ein petit rien an Andenschnee, pardon, ich meine Dihydormyrcenol, um ja das giftige Anwinkeln der Grinslippen bis nach Menton knuddelig überheblich walten zu lassen.
Ach ja, dazwischen liegt ja so eine Art Liechtenstein an kargen Hängen mit Meerblick und extremer Wohnungsnot.
Von Hören Sagen ist es dort möglich, dank beauftragter Schreiberlinge sich als Charmeuse Chanteuse zu versuchen.
Ouragan wehte und weht im Remix so bezeichnend für diese azurblaue Küste.
Adel verpflichtet!
Mit kakophonischem Rhythmus in den Ohren lasse ich vor dem Carlton das Schicksal entscheiden.
Kopf: rechts in Richtung Martinez Hotel an edlen Boutiquen entlang. Doch zu kurz der Müssiggang, zu gesetzt.
Zahl: Das „Birkenblatt“ des Schlingels darf gerne mal nach links in Richtung Majestic Hotel flattern. Mehr Sitzmöglichkeiten, mehr Aufmerksamkeit. Und Boutiquen gibt es auch hier.
Zahl wird's!
Ich muss nur aufpassen, dass sich Birk en Blatt benimmt. Finnische hypermännliche Zeichnungen wurden damit ja schon in der Vergangenheit parfümiert, ELdO sei dank. Der Zensur wegen heißt es nun Clean Suede , harte Zeiten!
Dazu noch dieser flüchtige, menschelnde Kardamom, eher im berüchtigten Marseille als in Cannes daheim. Süßlich derb wie nächtliche Wünsche des Herrn Cocteau.
Und während der Duftverlauf merklich schwarzhumorig trocken wird, wartet auch schon der perfekte Tisch en terrasse am Strand auf mich.
Ätherisch holziger Ingwer, pretty casual uringelb mit einem Hauch Tinten-Vetiver, erleichtert das Runterwürgen des überteuerten Pastis.
Kleine Randbemerkung.
Bloß keine Panik, das Urinöse wird hier nach Art des Herrn Kurkdijan nur schemenhaft angedeutet.
Schließlich war ihm von Carven die Aufgabe gestellt, den Esprit der Côte d’Azur der glorreichen 1920er nachzuempfinden.
Der geschulte Schelm erlaubte sich in der Duftbasis aber einen klitzekleinen ironischen Scherz für den kurzweiligen Schluckauf.
Recht schnell fügt sich alles wieder und der Duft verabschiedet sich gekonnt holzig.
Aber nun weiter am Tisch mit Strandblick.
Intensive Gespräche in hörbarer Nachbarschaft tröpfeln gediegen in meine Ohren.
Destillate hochtrabender Zivilisation füllen den prächtigen weißen Flakon, das sinnbildliche Nichts-Dahinter.
Silikon-Chirurgen bezirzen zukünftige Oberweiten mit verunsicherndem Charme.
Kindliche Freude über das Ausschließen nichtsolventer Klassenkameraden an der artisanalen Eisdiele.
Grundsatzdiskussionen über Dior an sich, recht machtbesessen und die Deutungshoheit pachtend.
Carven lässt mich derweil darüber genüsslich schmunzeln.
Dior an und für sich?
Ich sehe schon, Deutscher Idealismus am Mittelmeer dürfte die Laune verderben.
Den Luftikussen an den anderen Tischen kann ich nur als Denkaufgabe den prächtigen Flakon präsentieren.
Idealismus und Realismus synthetisiert?
Von vorne betrachtet evoziert der Flakon eine alte Phiole.
Dreht man ihn um, ist die technische Realität nicht zu übersehen.
Nackt die Rückfassade, Kanüle aus Kunststoff, die gedachte Form nun entlarvend aus farblosem Glas, darin der Saft, der Ideen verspricht.
Na, dann schaukeln wir uns mal gegenseitig hoch, bis wir die Widersprüche des Seins „aufheben“.
Und dafür benötigt es nicht die Promenade am Mittelmeer.
Auch daheim lässt es sich an gewittrigen Abenden mit dem intensiven Wasser darüber sinnieren, was nun Vorstellungskraft ist.
Allez mes amis!
Alabasterkörper griechischer Massenproduktion bevölkern nur zu gerne angesagte Strände, verwandeln palmengesäumte Promenaden in regelrechte Pilgerfahrten fiesesten Hedonismus'.
Terrassencafés gleichen Schaltzentralen taktischer Kriegsführung, der Feind wird dank des Algorithmus in Windeseile nach Haarpracht, schwarzem Pupillenschutz, Textilauswahl, Goldreinheit, reproduktivem Potential und vor allem signalisierenden Ausdünstungen katalogisiert.
Es erleichtert das strategische Vorgehen.
Klingt nach perfekter Dystopie, oder?
Wer nun in diesem Summer Survival Camp scoren möchte, darf sich bequem auf Carven verlassen.
Eigentlich ist dieses intensive Wässerchen vom Gemüt her ein Sponti- Persönchen. Jene ironische Richtung, die bissig cooler nicht sein könnte.
So eine Art Kai-Hawaii-Destilat.
Die Jungs von Rammstein dürften jetzt schmollen.
Sorry but not sorry.
Schnell noch die Kriegsuniform richten:
a) Schwarze Porschebrille Modell Schwabing-Kampen mit drei Brillis am Rand
b) Nostalgisches Lacöstchen, Weiß-Piqué, Kragen leicht nach oben gedreht
c) Fummelige Bermudas von Paul Smith in Unschuldsweiß - wecke den Anglais à la promenade
d) Passende, sockenlose Stan Smith Adidas erleichtern das Schleichen. Wieso heißen auf der Insel so viele Smith?
e) Analoge Zeitmessung aus Helvetien, darf gerne die schnarchende Gold-Stahl-Datejust von Rolex sein
Und, eklig edel genug?
Kot dasür, ich komme!
Upsi, Duft vergessen!
Zisch!
Boy oh boy, endlich eine knallharte Minze ohne Zucker.
Die konzerntypischen Hesperiden (Groupe Bogart) pfeifen: Monsieur Lapidus versteckt sich hinter weißer Fassade, der Fiesling.
Junge, lass die Vitrinen in der Lobby vom Carlton heile, Kleptomanie hin oder her!
Jau, diese Minze lässt die Lage cool abchecken.
Möchtegern Grace und Möchtegern Cary unauffällig in Richtung Plage privée folgen.
Schade, kein Kamera-Blitzgewitter am Ausgang, dafür deliziöse Meinungsverschiedenheiten auf der Croisette.
Britisches Fahrgestell in Nebelgrau mit komischer Figurine und französischem 75er Kennzeichen kollidierte mit rotem 430 Scuderia, Schweizer Kennzeichen aus ZG.
Gediegene Verbalinjurien sogar in Mundart!
Cannes verbindet und baut Brücken der Verständigung!
Zum Glück wissen Polizisten, was zu tun ist, denn sie haben Funkverkehr.
Zwinkersmiley…
Gut, gut, lassen wir die Streithähne sich noch unter Palmen austoben, genießen wir lieber die perfekte Minze.
Mon vieux, damals gab es diese obergeilen Kaugummis aus den Staaten.
Freshen-Up.
Quadratisch harte Außenhülle, spritziges Minz-Gel im Inneren.
Wenn man drauf biss…
Désolé mal wieder, ich muss hier die Richtlinien des Forums beachten.
Also, etwas verklausuliert, es war der kleine Tod im Munde.
Und entsprechend tantrisch geht es heuer in der Nase zu. Perfekte Minze trifft auf abgeklärtem Lavendel der harten Sorte.
Gut, hier noch ein petit rien an Andenschnee, pardon, ich meine Dihydormyrcenol, um ja das giftige Anwinkeln der Grinslippen bis nach Menton knuddelig überheblich walten zu lassen.
Ach ja, dazwischen liegt ja so eine Art Liechtenstein an kargen Hängen mit Meerblick und extremer Wohnungsnot.
Von Hören Sagen ist es dort möglich, dank beauftragter Schreiberlinge sich als Charmeuse Chanteuse zu versuchen.
Ouragan wehte und weht im Remix so bezeichnend für diese azurblaue Küste.
Adel verpflichtet!
Mit kakophonischem Rhythmus in den Ohren lasse ich vor dem Carlton das Schicksal entscheiden.
Kopf: rechts in Richtung Martinez Hotel an edlen Boutiquen entlang. Doch zu kurz der Müssiggang, zu gesetzt.
Zahl: Das „Birkenblatt“ des Schlingels darf gerne mal nach links in Richtung Majestic Hotel flattern. Mehr Sitzmöglichkeiten, mehr Aufmerksamkeit. Und Boutiquen gibt es auch hier.
Zahl wird's!
Ich muss nur aufpassen, dass sich Birk en Blatt benimmt. Finnische hypermännliche Zeichnungen wurden damit ja schon in der Vergangenheit parfümiert, ELdO sei dank. Der Zensur wegen heißt es nun Clean Suede , harte Zeiten!
Dazu noch dieser flüchtige, menschelnde Kardamom, eher im berüchtigten Marseille als in Cannes daheim. Süßlich derb wie nächtliche Wünsche des Herrn Cocteau.
Und während der Duftverlauf merklich schwarzhumorig trocken wird, wartet auch schon der perfekte Tisch en terrasse am Strand auf mich.
Ätherisch holziger Ingwer, pretty casual uringelb mit einem Hauch Tinten-Vetiver, erleichtert das Runterwürgen des überteuerten Pastis.
Kleine Randbemerkung.
Bloß keine Panik, das Urinöse wird hier nach Art des Herrn Kurkdijan nur schemenhaft angedeutet.
Schließlich war ihm von Carven die Aufgabe gestellt, den Esprit der Côte d’Azur der glorreichen 1920er nachzuempfinden.
Der geschulte Schelm erlaubte sich in der Duftbasis aber einen klitzekleinen ironischen Scherz für den kurzweiligen Schluckauf.
Recht schnell fügt sich alles wieder und der Duft verabschiedet sich gekonnt holzig.
Aber nun weiter am Tisch mit Strandblick.
Intensive Gespräche in hörbarer Nachbarschaft tröpfeln gediegen in meine Ohren.
Destillate hochtrabender Zivilisation füllen den prächtigen weißen Flakon, das sinnbildliche Nichts-Dahinter.
Silikon-Chirurgen bezirzen zukünftige Oberweiten mit verunsicherndem Charme.
Kindliche Freude über das Ausschließen nichtsolventer Klassenkameraden an der artisanalen Eisdiele.
Grundsatzdiskussionen über Dior an sich, recht machtbesessen und die Deutungshoheit pachtend.
Carven lässt mich derweil darüber genüsslich schmunzeln.
Dior an und für sich?
Ich sehe schon, Deutscher Idealismus am Mittelmeer dürfte die Laune verderben.
Den Luftikussen an den anderen Tischen kann ich nur als Denkaufgabe den prächtigen Flakon präsentieren.
Idealismus und Realismus synthetisiert?
Von vorne betrachtet evoziert der Flakon eine alte Phiole.
Dreht man ihn um, ist die technische Realität nicht zu übersehen.
Nackt die Rückfassade, Kanüle aus Kunststoff, die gedachte Form nun entlarvend aus farblosem Glas, darin der Saft, der Ideen verspricht.
Na, dann schaukeln wir uns mal gegenseitig hoch, bis wir die Widersprüche des Seins „aufheben“.
Und dafür benötigt es nicht die Promenade am Mittelmeer.
Auch daheim lässt es sich an gewittrigen Abenden mit dem intensiven Wasser darüber sinnieren, was nun Vorstellungskraft ist.
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