26.01.2019 - 09:40 Uhr
Salered
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Salered
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19
Bulgarische Wahrsagerin
Baba Wanga (zu dt. Oma Wanga) war eine berühmte bulgarische Hellseherin und Wahrsagerin. Mehr als ein halbes Jahrhundert hielt sie mit ihren Prophezeiungen die Bürger Bulgariens, des ehemaligen Jugoslawiens und der Sowjetunion in ihren Bann. In den 1980er Jahren war es fast unmöglich ohne besondere Beziehungen einen Termin bei ihr zu bekommen.
In den späten Achtzigern öffnete sich das kommunistische Bulgarien langsam gen Westen und so kamen auch die ersten Parfüms aus Bulgarien nach Jugoslawien, wo ich eine Zeit lang lebte. Auf dem Balkan war schon damals Bulgarien für die Produktion der berühmt berüchtigten bulgarischen Rose bekannt, die heutzutage Bestandteil vieler kostbaren Düfte ist. Die Düfte waren sehr gradlinig: Rose und Moschus, manchmal zur Abwechslung Moschus und Rose, in der Reihenfolge. Die Parfüms wurden in kleinen 10ml Zerstäubern über die streng kontrollierte Grenze geschmuggelt. Manchmal drückten die bulgarischen Zollbeamten ein Auge zu, wenn man ihnen die neueste Kassette der auf dem Balkan mega-populären Folksängerin Lepa Brena zusteckte. Ich glaube, dann hätte man auch einen ganzen LKW durchschmuggeln können, so beliebt war die Sängerin dort.
Nach einiger Zeit waren wir von den Düften aber nicht mehr so beeindruckt. Man spürte die äußerst wertvollen Zutaten in Form von bulgarischer Rose und Moschus (vermutlich artifiziell), aber der Ideenreichtum zum Kombinieren, Mixen, Ausprobieren fehlte einfach. Die Duftnoten marschierten wie die Soldaten der bulgarischen Volksarmee unter Osteuropas zähstem Diktator Todor Schiwkow: Moschus, Rose, Moschus, Rose, Moschus, Rose. Heute, 30 Jahre danach, denke ich sofort an die strikt komponierten Volksparaden in Nordkorea.
So strikt sind auch die Duftnoten im Chopard Musk Malaki. Leider kommen die oben angegebenen Komponenten wie Pfeffer, Zedernholz, Leder nicht zum Vorschein. Der Duft startet sehr frisch, aber auch cremig. Ein Freund von mir sagte beim ersten Schnuppern, es erinnere ihn an eine wundervolle Seife. Danach entfaltet sich das Gemisch von Moschus und (die in der Duftkomposition komischerweise nicht erwähnte) Rose. Auch nach 7 Stunden riecht alles völlig identisch wie am Anfang. Die Moschus-Rose-Kombination überdeckt alles andere.
Der Flakon ist eine reine Augenweide. Er ist der gleiche wie bei Rose Malaki, den ich auch besitze (mehr darüber im Kommentar dort). Die Flüssigkeit ist allerdings nicht so pinkfarben wie hier auf dem Titelfoto dargestellt. Bei künstlichem Licht ist sie durchsichtig, bei Tageslicht schimmern einige Pinknoten hervor, aber weit von dem, was man hier zu sehen bekommt.
Ich frage mich, ob Baba Wanga damals vorausgesehen hätte, dass ein Parfümhersteller namens Chopard im Jahr 2017 einen Duft herausgibt, der so sehr an die Düfte Bulgariens aus dem vorigen Jahrhundert erinnert. Und das der Verkauf so schlecht laufen würde, dass man ihn schon ein Jahr danach vom Markt nehmen würde. Die Restbestände kann man jetzt in den Vereinten Arabischen Emiraten kaufen, wo Moschus anscheinend beliebter ist als bei uns. Diese wundervolle, kurze Erinnerung an eine sozialistisch-kommunistisch geprägte Zeit hat jetzt einen festen Platz in meiner Sammlung.
In den späten Achtzigern öffnete sich das kommunistische Bulgarien langsam gen Westen und so kamen auch die ersten Parfüms aus Bulgarien nach Jugoslawien, wo ich eine Zeit lang lebte. Auf dem Balkan war schon damals Bulgarien für die Produktion der berühmt berüchtigten bulgarischen Rose bekannt, die heutzutage Bestandteil vieler kostbaren Düfte ist. Die Düfte waren sehr gradlinig: Rose und Moschus, manchmal zur Abwechslung Moschus und Rose, in der Reihenfolge. Die Parfüms wurden in kleinen 10ml Zerstäubern über die streng kontrollierte Grenze geschmuggelt. Manchmal drückten die bulgarischen Zollbeamten ein Auge zu, wenn man ihnen die neueste Kassette der auf dem Balkan mega-populären Folksängerin Lepa Brena zusteckte. Ich glaube, dann hätte man auch einen ganzen LKW durchschmuggeln können, so beliebt war die Sängerin dort.
Nach einiger Zeit waren wir von den Düften aber nicht mehr so beeindruckt. Man spürte die äußerst wertvollen Zutaten in Form von bulgarischer Rose und Moschus (vermutlich artifiziell), aber der Ideenreichtum zum Kombinieren, Mixen, Ausprobieren fehlte einfach. Die Duftnoten marschierten wie die Soldaten der bulgarischen Volksarmee unter Osteuropas zähstem Diktator Todor Schiwkow: Moschus, Rose, Moschus, Rose, Moschus, Rose. Heute, 30 Jahre danach, denke ich sofort an die strikt komponierten Volksparaden in Nordkorea.
So strikt sind auch die Duftnoten im Chopard Musk Malaki. Leider kommen die oben angegebenen Komponenten wie Pfeffer, Zedernholz, Leder nicht zum Vorschein. Der Duft startet sehr frisch, aber auch cremig. Ein Freund von mir sagte beim ersten Schnuppern, es erinnere ihn an eine wundervolle Seife. Danach entfaltet sich das Gemisch von Moschus und (die in der Duftkomposition komischerweise nicht erwähnte) Rose. Auch nach 7 Stunden riecht alles völlig identisch wie am Anfang. Die Moschus-Rose-Kombination überdeckt alles andere.
Der Flakon ist eine reine Augenweide. Er ist der gleiche wie bei Rose Malaki, den ich auch besitze (mehr darüber im Kommentar dort). Die Flüssigkeit ist allerdings nicht so pinkfarben wie hier auf dem Titelfoto dargestellt. Bei künstlichem Licht ist sie durchsichtig, bei Tageslicht schimmern einige Pinknoten hervor, aber weit von dem, was man hier zu sehen bekommt.
Ich frage mich, ob Baba Wanga damals vorausgesehen hätte, dass ein Parfümhersteller namens Chopard im Jahr 2017 einen Duft herausgibt, der so sehr an die Düfte Bulgariens aus dem vorigen Jahrhundert erinnert. Und das der Verkauf so schlecht laufen würde, dass man ihn schon ein Jahr danach vom Markt nehmen würde. Die Restbestände kann man jetzt in den Vereinten Arabischen Emiraten kaufen, wo Moschus anscheinend beliebter ist als bei uns. Diese wundervolle, kurze Erinnerung an eine sozialistisch-kommunistisch geprägte Zeit hat jetzt einen festen Platz in meiner Sammlung.
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